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Mustique – schön, aber verboten

Do., 12.Mai 16, Mustique/Britannia Bay, Tag 712, 6.511 sm von HH

Mustique ist sauber. Überall wird gefegt und geharkt. Der Strand wird bis in die letzte Bucht zweimal täglich gesäubert.
Der kleine Ort an der Bucht mutet wie Disney-Land an. Quitsch-bunte Boutiquen, klimatisiert bis zur Schmerzgrenze. Es gibt lapprige Pumphosen für USD 100,00.
Und einer originellen Sand-Vermeidungs-Taktik. Das sollten wir bei uns am Dinghi auch einführen.
Dazu ein kleiner Fischmarkt und ein ganz gut sortierter Supermarkt.

Mehr darf Walter-Normalo nicht betreten.
Überall Schilder: Zutritt verboten, privat, no entry, du kommst hier net rein…


Nur Lovelly Village steht uns offen.
Das ist ein kleiner Ort mit Polizei, Postoffice und einer Bar. Hier wohnen die Angestellten der Luxus-Villen. Ganz nett und sicherlich besser als so manche Unterkünfte auf anderen Inseln. Allerding, der Inselgenerator überschallt den gesamten Ort. Elektrosmog inklusive.
Hier dürfen wir noch hin. Wo es nicht schön ist, dürfen wir uns frei bewegen.

Es arbeiten ungefähr 500 Menschen auf der Insel. Sie gehören alle zu den besser Verdienenden der Region. Die Arbeitslosenquote auf den Inseln rings herum beträgt bis zu 30%. Wer hier einmal Arbeit hat, möchte sie behalten.
Die Insel-Company sorgt für eine Schule und unterhält eine Fähre nach St. Vincent. Zur Versorgung und für Heimfahrten der Arbeiter. Verträge mit 7-Tage-Woche sind eher die Regel.

Die Hauptstraße ist bereits nach 300 Metern nur autorisierten Menschen erlaubt.
Es ist ja nicht so, dass wir auf Privatgrundstücken und unsere Nase am Küchenfenster von Mick Jagger platt drücken wollten, aber wenigstens die Hauptstraße sollte für einen kleinen Spaziergang frei sein.
Der Eindruck liegt nahe, dass man als Yachtie nicht sehr erwünscht ist. Maximal als Dekoration für die, sonst leere, Bucht dürfen wir dienen.
Okay, die Insel ist privat. Hausrecht für den Besitzer. Akzeptiert, ist aber nicht meins.

Der Weg zur anderen Seite der Bucht versöhnt.
Eine Bucht schöner als die andere. Beschattete Bänke und Grills laden ein. Uns leider nicht, denn diese sind etwas arg weit vom Liegeplatz entfernt.


Die einzige Sünde ist die Halde mit alten Schneckengehäusen direkt am Strand.
Alles Bio, aber trotzdem Müllhalde. Conch-Muscheln. Tausende und Abertausende von Conch-Muscheln. Die Schalen weg geworfen, nachdem sie leer gegessen wurden.
Diese gigantische Fechter-Schnecke kommt von Florida bis Brasilien und in der gesamten Karibik vor. Sie ist als Nahrungsmittel derart beliebt, dass ihre Bestände gefährdet sind.
Zu lange wurden ohne Rücksicht die Seegras-Wiesen abgesucht. Sogar die noch nicht geschlechtsreifen Jungtiere werden gesammelt.
Der WWF informiert die lokale Bevölkerung über den komplizierten, langjähren Entwicklungsprozess der Schnecken. Glauben doch noch viele, die Schnecken würden aus Gruben aus dem Meeresboden springen.

Die bis zu 30 cm großen Gehäuse werden wie Feldsteine verwendet. Aus ihnen werden Dämme gegen Wellenschlag gebaut oder als Beet-Einfassung genutzt. Das Aufschütten der Schneckenhäuser hat lange Tradition in der Karibik und ist auf den meisten Inseln anzutreffen. Besser kann nicht symbolisiert werden, dass Raubbau mit den Tieren betrieben wird.

Direkt hinter dem Strand gibt es eine Mangroven-Lagune mit Brackwasser.
Ein Naturwanderfahrt führt einmal um das Biotop herum. Einige Schilder geben Erklärungen und machen auf Besonderheiten aufmerksam. Ein netter Spaziergang mit Stolperfallen durch „Fuchsbau-große“ Löcher von Krebsen. Wer hier nicht reinfällt, muss die Fallstricke der Luftwurzeln der Mangroven überwinden.

Promi-Insel Mustique

Mi., 11.Mai 16, Mustique/Britannia Bay, Tag 711, 6.511 sm von HH

Mustique ist in Privatbesitz und normal Sterbliche, wie wir Yachties, dürfen nur drei Nächte vor Ort bleiben.
Gut ist, dass es Moorings für uns gibt, das schont die Seegras-Wiesen, die sonst von den Ankern ganz schön durchgepflügt werden.
Schlecht ist, dass es für drei Nächte fast 70 EUR kostet.

Knapp einhundert Villen und ein Hotel stehen auf der winzigen Insel. Viele der Häuser kann man mieten. Theoretisch zumindest.
Allein der Wochen-Preis von 17.000 EUR könnte ein Hindernisgrund sein.
Das Haus von David Bowie steht grade zum Verkauf. Schlappe 20 Millionen…

Kriminalität gleich Null.
Der schlimmste Fall ereignete sich vor drei Jahren. Da hat ein Typ aus der Nachbarvilla von der schwangeren Prinzessin Kate, ein Foto geschossen. Strafe: Lebenslanges Inselverbot!

Wo Promis sich wohlfühlen, kann es nicht ganz hässlich sein, also laufen wir nach nur 3,5 Stunden Überfahrt von Bequia in der Britanna Bucht ein.
Gleißend weiße Sandstrände zwingen schon aus der Ferne zum Griff zur Sonnenbrille.
Türkis schimmert davor die Bucht. Dezent in die Landschaft gesetzte Anwesen runden einen noblen Eindruck ab.
Allerdings fehlt das fröhlich Bunte von Bequia.

 

 

Der Marinero beim Kassieren der Gebühr verbreitet Enttäuschung: Die berühmte, in keinen Reiseführer unerwähnte, Basil’s Bar hat geschlossen.
Wegen Eignerwechsel vorübergehend kein Barbetrieb. Aus der Traum!

Hatten wir uns doch im Vorwege ausgemahlen, wie es sein könnte, sich in der schlichten Bretterbude, Schulter an Schulter, mit Jonny Depp mal so richtig einen auf die Lampe zu gießen.
Wahlweise wären auch DiCaprio oder Orlando Bloom in Frage gekommen. ;-)

In dieser Bar sollen schon David Bowie und Mick Jagger ein Ständchen gehalten haben und unwissende Touris hätten sich über den Krach beschwert.

Basil war ein Barkeeper im ersten Hotel der Insel.
Vom Besitzer, sowohl von Insel als auch Hotel, wurde er gefragt, ob er einen guten Cuba Libre mixen kann. Seine Antwort war: „Wenn Du mir sagst, wie Du ihn magst, sag ich Dir, ob ich es kann.“
Eine Legende war geboren. Eine Intuition geschaffen.
In dieser Bar sollen alle gleich sein: reich, arm, berühmt, Lieschen Müller und schwarz oder weiß.

Seit über 30 Jahren wurde diese Bar von Basil betrieben. Die Schließung kann noch nicht sehr lange her sein. Gründe sind keine zu finden. Die Musikinstrument einer Band stehen noch herum und die Klimaanlage in der Küche läuft noch…

Was nicht ist, soll nicht sein, somit treffen wir uns ohne Promis an dem Strand direkt neben Basil’s Bar. Michael bringt seine Petromax mit.
Eine tolle Lampe, die ein Lagerfeuer ersetzt. Auf dem Teil kann man Würstchen braten.
Nur der Krebs, der sein Loch direkt daneben hat, dem ist es deutlich zu warm, der bleibt im Dunklen und fächert sich kühle Luft zu.