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Flug-Show auf Sandy Island

Landung

Landung

 

Sa., 02. Jul.16, Carriacou/Sandy Island, Tag 763, 6.556 sm von HH

Aus geplanten zwei Nächten, sind vier geworden. Zu schön ist es am Anker vor Sandy Island. Die kleine Sandbank liegt schräg gegenüber von Hillsborough und wird nur von Vögeln bewohnt.
Und die liefern uns eine Flug-Show vom Feinsten:

Braune Pelikane, elegante Seeschwalben und Tölpel ( :shock: ) stürzen sich ununterbrochen in die Fluten.
Die Möwen sind doof und können das nicht. Dafür sind sie frech und nutzen die Geschicklichkeit der Pelikane aus.
Sobald ein Peli kopfüber unter Wasser steckt, kommt sofort eine Möwe herbei geschossen.
Die kleinen Biester sind so dreist, dass sie dem Pelikan auf dem Kopf herum tanzen. Oder auf seinem Schnabel balancieren.
Immer in der Hoffnung, dem Fangsack des Pelikans könnte ein Fisch entkommen.

Der Nebensaison sei Dank, liegen wir in zwei Nächte alleine vor Sandy Island, erobern die Insel und spielen Freitag.
Die anderen Nächte ist es mit vier Yachten auch grad nicht überfüllt.

Sandy Island gehört zum Marine-Park und Fischen ist verboten.
Ob die Fischer, die morgens früh ihre Netze auswerfen, das nicht wissen? Köderfische zu angeln ist erlaubt, aber sie holen überwiegend Hornhechte aus dem seichten Wasser.
Es scheint keinen zu interessieren.

Ebenso wenig hat jemand Interesse die 10 USD Gebühren für die Nutzung einer Mooring zu kassieren. Ankern ist vor Sandy Island zwar erlaubt, aber eine Mooring wird empfohlen, um die Seegraswiesen im Marine-Park nicht zu zerstören. Da sind wir dabei.
Allerdings besuchen uns die Ranger an nur einem einzigen Tag.

Es ist schade, wir müssen weiter. Morgen brechen wir endgültig nach Grenada auf.
Nach den kurzen Strecken der letzten Wochen ist es mal wieder „richtig“ weit: 30 sm!
Die Strecke sollte bei normalem Wind gut abzusegeln sein.

Auf halber Strecke liegt jedoch ein unsichtbares Hindernis im Weg: Genannt Kick-‚em-Jenny. Jenny ist ein unterseeischer Vulkan, der regelmäßig aktiv wird. So auch im Augenblick.
Das Teil kommt aus 1.300 Metern Tiefe bis auf 180 Meter hoch und blubbert dort vor sich hin.

Jenny stößt dabei heiße und kalte Gasblasen aus.
Sollten wir mit Atanga in so eine Blase von Jenny fahren, würde es uns Bermuda-Dreieck-gleich von der Wasseroberfläche radieren.

Richtige Ausbrüche von Jenny sind selten; aber wenn, dann heftig.
Eine bis dreihundert Meter hohe Dampf-Wolke steigt in den Himmel und sorgt für Tsunamis an den nahegelegenen Inselküsten. 1939 war die anrollende Welle zwei Meter hoch. Der empfohlene Abstand bei Aktivität von Jenny sind 5 km.
Dieser Empfehlung folgen wir gerne. :-)

Happy Sandy Island mit perfekter Flug-Show.

Sunny Sandy Island mit einem Himmel zum nicht-satt-sehen-können…

Hurrikan Saison

Mi., 29. Jun.16, Carriacou/Tyrrel Bay, Tag 760, 6.552 sm von HH

Die offizielle Hurrikan-Saison beginnt am 01. Juni eines Jahres.
Ab 01. Juli, Übermorgen, beginnt sie nun auch versicherungs-technisch.
Das bedeutet für uns (wie für die allermeisten Yachties), dass wir bei einem Sturm nicht versichert sind. Dieser Sturm braucht nicht unbedingt ein Hurrikan zu sein. Es reicht, wenn er Tropical Storm ist und einen Namen bekommt.

Ihre Namen bekommen die Stürme von der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) einer US-amerikanischen Behörde.
Der Versicherungs-Schutz bleibt erhalten, wenn man sein Schiff an Land auf eine bestimmte Art verankert oder sich während des Sturms auf hoher See befindet. :mrgreen: Geile Option!

Einfach in einer Marina festgetüttelt, gilt nicht.

Kontinuierlich wurde die Versicherungs-Grenze von den Versicherungen weiter nach Süden verlegt. Alles oberhalb von 10 Grad Nord ist nicht versichert.
Geschickter Weise hat man damit die gesamte Karibik ausgeschlossen, außer ein paar Quadratmeter in Panama.

Selbst Trinidad ist damit raus. Das ‚letzte‘ Hurrikan-Hole in der Karibik.
Die meisten Yachten gehen trotzdem nach Trinidad, um dort zu übersommern. Es hat sich auf Trinidad ein großes Business mit mehreren Werften entwickelt, die sich darauf spezialisiert haben, Yachten an Land zu verankern.

Viele Langfahrsegler fliegen dann für mehrere Monate nach Hause und lassen ihr Schiff auf Trinidad zurück. Wer allerdings auf seinem Schiff bleiben möchte, muss erfinderisch werden, wie er die Zeit bis 30. November herum kriegen will.

Unsere Pläne sehen wir folgt aus: Anfang Juli werden wir auf Grenada eintrudeln. Dort wartet dann hoffentlich schon unser Ruder für unsere Windsteueranlage auf uns (wir erinnern uns, da war doch was… ).

Zum Anbauen gehen wir in die Marina in St. George’s, der Hauptstadt von Grenada.
Wir haben vier Wochen Zeit unser Ruder in Ordnung zu bringen und die Insel zu besichtigen, bevor ich Anfang August für drei Wochen nach Hause fliegen werde.
Ich lasse Mann und Schiff auf Grenada zurück.

Grenada gilt als relativ Hurrikan sicher. Seit 1931 gab es dort nur drei Hurrikane. Ivan war 2004 der letzte. Dieser hat allerdings verherrende Verwüstungen auf Grenada hinterlassen. Die Schäden sollen heute noch nicht komplett beseitigt worden sein.

August und September sind die Hurrikan reichsten Monate.
Ausgerechnet dann, wenn Achim allein auf Grenada bleibt. Unser Plan sieht vor, dass er im Fall eines Tropischen Sturms oder Hurrikans zum Einhandsegler wird.
Er wird dann Richtung Süden fliehen, um aus der zugigen Ecke heraus zu kommen.

Vorwarnzeit genug wird er haben. Die NOAA  aktualisiert alle acht Stunden ihre Vorhersage auf ihrer sehenswerten und informativen Seite.
Sobald ein Tropischer Sturm in Anmarsch ist, werden stündlich die Zugbahn, die Stärke und alle relevanten Daten aktualisiert.
Seit sechs Wochen gilt morgens unser erster Blick dieser Seite.

Drei bis fünf Tage Vorwarnzeit gelten als sicher. Das wären für Achim ungefähr 400 sm (knapp 800 km), die er sich Richtung Süden verholen könnte.
Das sollte reichen.
Das muss reichen.

Noch mal Hillsborough

Mo., 27. Jun.16, Carriacou/Tyrrel Bay, Tag 758, 6.552 sm von HH

Alle paar Tage fahr ich entweder alleine oder gemeinsam mit Achim nach Hillsborough.
Zum Nachbunkern von Leckerlies.

Es macht Spaß in diesen kleinen karibischen Orten einkaufen zu gehen.
Die Gemüse-Frauen sprechen einen mit ‚Sweetheart‘ oder ‚Darling‘ an und es gibt keine Touri-Preisaufschläge. Dafür eine philosophische Betrachtung, dass die Schwarzen nur grün-gelbe Tomaten kaufen und die Weißen nur die roten Tomaten wollen.

Im Ort gibt es immer was zu entdecken.

Wie in allen Ländern, die zum Commonwelth gehören, gibt es auch auf Carriacou Schuluniform. Ich finde in Deutschland müsste es auch mindestens bis zur 10. Klasse Schuluniform geben, aber doch bitte nicht so.
Die besonderen Verlierer sind die Mädchen: mausgraue Faltenröcke, die bis unter die Achseln reichen. Dazu weiße Kniestrümpfe und weißes Hemd. Unter dem Hemd muss ein ärmelloses Unterhemd getragen werden.
Besonders fies ist eine rot karierte Krawatte, die von Jungs und Mädchen getragen werden muss. Irgendwie geht das schöner.

Auf dem Bau wird Sicherheit ganz groß geschrieben: Sicherheits-FlipFlops beim Beton mischen.
Mit Adiletten wird auf dem Gerüst geturnt.
Natürlich hat das Gerüst weder Leiter, noch Geländer. Konsequenter Weise ist es dann aber auch nicht mit der Hauswand verbunden.
Einem versicherungs-närrischen West-Europäer dreht es dabei den Magen um.

 

Heute war leider unser letzter Besuch in Hillsborough.
Mittwoch ziehen wir weiter. Wir wollen zwei Nächte auf einer der vielen kleinen vorgelagerten Inseln von Carriacou verbringen und dann geht es ab nach Grenada.

Tyrrel Bay

Fr., 24. Jun.16, Carriacou/Tyrrel Bay, Tag 755, 6.552 sm von HH

Um so länger wir auf Carriacou verweilen, desto besser gefällt es uns hier.
Die Bucht ist nicht schwellig, es kommen keine Fallböen von irgendwelchen Bergen geschossen und im Ort bekommt man fürs tägliche Leben das Nötigste.
Ein tiefenentspannter Ort an dem einem die Kühe beim Strandspaziergang begleiten.

An der Nordseite der Bucht gibt es eine Mangroven-Lagune.
Im Revier-Führer steht, dass diese bei Hurrikan als Schlupf-Loch von Fischerbooten und Yachten genutzt werden kann.

Eine übliche Methode, um Sturm abzuwettern.
Dafür fährt man möglichst tief in die Mangroven-Verwurzelung hinein und vertäut sein Schiff mit Ankern und Landleinen so gut es geht. Alle losen Teile werden von Deck abgebaut oder so gesichert, dass der Sturm sie nicht losreißen kann.
Eine dringende Empfehlung lautet, unbedingt das Schiff zu verlassen und an Land den Sturm abzuwettern.

Mangroven verankern ihre Wurzeln im Salzwasser und bilden ein dichtes Geflecht, welches weltweit Tropen-Küsten wirksam vor Sturm-Schäden schützt. Nachweislich gibt es in Gegenden mit breitem Mangroven-Saum weniger Tote zu beklagen als in Regionen ohne Mangroven.

Als wir mit dem Dinghy durch die Lagune fahren, können wir sehen, dass nicht alle hier vertäuten Schiffe die letzten Stürme überlebt haben. Uns wäre sehr unbehaglich bei der Vorstellung Atanga in dem niedrigen Gestrüpp zurück lassen zu müssen. :shock:

Um einen gebrochenen Mast zu haben, ist allerdings kein Sturm nötig, wie uns unser englischer Nachbar zeigt.
Alle paar Tage geht er Anker auf, fährt wahrscheinlich zum Angeln, und kommt ein paar Stunden später wieder.

Am Mittwoch kommt er allerdings mit gebrochenem Mast zurück. :cry:
Er hat Glück und braucht sich nicht von Wanten, Segeln und Beschlägen trennen, sondern kann ohne Gefahr zu laufen, dass ihm der Mast sein Schiff zerschlägt, in die Bucht kommen.

Die Wind-Verhältnisse sind an dem Tag Passat-üblich normal: 17 bis 21 kn Wind, Windstärke 5. Eigentlich kein Wetter, dass einem den Mast herunter holt.
Vielleicht hat es ihn an einem der Kaps erwischt. Dort muss man mal mit zwei Windstärken mehr rechnen.
Armer Kerl. Sein kleines hübsches Schiff sieht jetzt total amputiert aus.

Auf St. Lucia haben wir mit Engländern gesprochen, die auf einem ähnlich großen Schiff ihr komplettes Rick verloren haben: Schaden 40.000 USD!

Karibik Feeling

Mo., 20. Jun.16, Carriacou/Tyrrel Bay, Tag 751, 6.552 sm von HH

Die Tage schmelzen dahin wie Eiswürfel im Rum-Punsch.
Entweder wir schwimmen und schnorcheln, erforschen die nähere Umgebung zu Fuß oder widmen uns dem täglichen Wahnsinn auf so einem Kahn.

Ehrlich, fast kein Tag an dem nicht irgendwas klemmt.
Meistens sind es nur Kleinigkeiten, die zu reparieren sind. Zum Glück.
Gastlandflagge nach nur drei Wochen Passat-Wind: kaputt
Lampe (nicht Birne) im Flur: kaputt
Lichtschalter im Salon: kaputt
diverse Tampen, Bänder, Schnüre, Fallen, Schoten: nicht kaputt, aber ausgefranst

Einen Tampenschneider haben wir nicht, also muss es der Lötkolben richten, die Enden zu verschmelzen. Ist ein ganz brauchbarer Ersatz.
Der Bunsenbrenner zum Karamellisieren von Zucker wird zu heiß, der fackelt den Tampen eher ab als dass er sie schmilzt.

Dann hauche ich unseren Frühstücksbrettern das Leben aus.
Unser Brot bewahren wir, in Geschirrhandtücher gewickelt, im Kühlschrank auf. Um sich ansammelnde Schimmel-Sporen zu vernichten, koche ich diese Tücher hin und wieder ab.
Im Schnellkochtopf. Der erreicht 120 Grad und die Tücher sind wieder ’steril‘.

Da fallen mir unsere Brettchen ins Auge. Bevor die wieder anfangen zu muffeln, denke ich, dass ihnen so ein Kochbad gut stehen könnte.
Falsch. Ihnen ist das Bad eindeutig zu warm. Kochendes Wasser vertragen sie, den Schnelldampfer nicht.
Ich bin ja nur froh, dass der Kunststoff nicht den ganzen Topf versaut. :shock:

Und dann, es war nur eine Frage der Zeit, musste es ja soweit kommen.
Unser manuelles Pumpklo pumpt nicht mehr. Wasser zum Spülen wird noch angesaugt, nur abpumpen geht nicht. :roll:

Da dies eindeutig eine hellblaue Arbeit ist, verschwindet der Skipper im Bad.
Wir haben einen Wartungssatz für unsere Jabsco-Pump-Toilette. Zuvor muss jedoch die alte Pumpe ab- und auseinander gebaut werden.
Ich höre unflätige Worte aus dem Bad: Mist, Dreck, Scheiss, Kack!

Inhaltlich ist das Gefluche so nicht korrekt! :mrgreen:
Das traue ich mich zur Aufheiterung aber nicht zu kommentieren.
Handelt es sich doch „lediglich“ um Urinstein, der in den Leitungen, Dichtungen und sonst wo zu einem Pump-Stopp geführt hat.

Bis hierhin alles nicht so schlimm, kann prima gewartet und repariert werden.

Bis zum Super-Gau. Unser Wassermacher macht kein Wasser mehr.
Das Problem hat Achim lokalisiert. Es ist die MCU, die dem hohen Druck von 60 bar nicht Stand gehalten hat, aus ihrem Gehäuse gedrückt wurde und nun für um sich spritzendes Wasser sorgt.
Diverse Reparatur-Versuche sind bereits gelaufen und Achim ist auf einem guten Weg.
Heute konnte er bereits wieder 50 bar Druck erzeugen.

Reparatur-Bericht von Achim folgt, sobald alles wieder heil ist. :-)