Karneval auf Providencia

Mi./Do., 21./22.Jun.17, Kolumbien/Providencia, Tag 1117/8, 11.213 sm von HH

Was wir zum Karneval auf Providencia geboten bekommen ist traumhaft.
Einem Drehbuch-Autoren für eine Slap-Stick-Sitcom-Komödie würde man das Drehbuch allerdings um die Ohren hauen: zu unrealistisch, zu übertrieben.

Noch während der Eröffnungsworte des Bürgermeisters fängt es Tropen-typisch zu gießen an.
Alle flüchten ins Trockene, der Bürgermeister spricht ins Leere.
Die Jury für die Misswahlen, der man ein Platz ohne Überdachung zugeteilt hat, ist ebenfalls verschwunden.

Der Guss ist kurz. Alle strömen wieder herbei.
Eilig besorgte Besen und Mopps aus dem naheliegenden Haushalts-Laden feudeln die Bühne trocken. Rechts und links wird das Wasser vom Laufsteg gefegt. Alles prima in Augenhöhe der Gäste. :lol:

Dann kommt der erste Akt: die Insel eigene Tanztruppe.
Gleich beim ersten Takt fliegen drei Damen die Federbüschel vom Haupt. Macht nichts, ganz Profis wird weiter getanzt.

Leider selten synchron.

Die Kostüme sitzen schlecht. Permanent droht, dass die linke Brust der Tänzerinnen aus der Bluse rutscht. Es wird gezuppelt und gezogen, aber alle Probleme werden weg gelächelt.
Und es wird weiter getanzt. Mit so viel Freude und Inbrunst, als ginge es um ihr Leben. :-)

Dann der Haupt-Akt: er erscheinen die Kandidatinnen für die Wahl zu Miss Providencia.
Die Mädchen werben auf der gesamten Insel mit hinreißenden Plakaten für sich.
Sie konnten sich bereits gegen die Dorf eigene Konkurrenz durchsetzen und kommen mit klangvollen Titeln wie Miss ‚Altes Dorf‘, Miss ‚Süßwasser‘ und Miss ‚Süd-West‘ auf die Bühne.

Sie werden charmant bewacht von den jungen Soldaten, des kleinen Armee-Stützpunktes auf der Insel. Die Ausgeh-Uniform der Jungs hat auch jemand entworfen mit viel Sinn für Humor.
Galant werden die Mädels auf die Bühne begleitet.

Dort dürfen die fünf jungen Mädchen eine Runde auf dem Laufsteg tribbeln unter dem großen Gejohle des jeweils eigenen Fan-Clubs.
So recht will das Laufen auf den hohen Hacken nicht klappen, kein Wunder, sind doch alle Schuhe zwei Nummern zu klein. :mrgreen:

Jetzt sind die Mütter dran.
Ob die Talente der Mütter mit in die Wertung bei der Wahl zu Miss Providencia einbezogen werden, wissen wir nicht. Hoffentlich nicht.

Eine Mutter wagt eine Tanzeinlage. Mit einem Tänzer, halb so groß wie sie, halb so alt und halbes Gewicht. Dafür schafft er doppelt so viele Schritte wie sie. Auf Hebefiguren wird weitestgehend verzichtet. :mrgreen:
Eine ganz, ganz schlimme Vorstellung.

Eine Mutter singt dann noch und schon fertig. Das war er, der Eröffnungsabend.

Am nächsten Nachmittag erfolgt die Parade, wie uns ein Veranstaltungs-Flyer verrät.
Erwartungsvoll stehen wir am Straßenrand.

Es ist eine sehr kurze Parade. In zwei Minuten ist sie vorbei.
Bestehend aus einem geschmückten, menschenleeren Wagen, aus der Tanz-Truppe von gestern Abend und einer süßen Kinder-Gruppe.

Alles weitere gleicht einem großen Kindergeburtstag.
Die Jungs der Insel knattern, mehr oder weniger originell maskiert, mit ihren Mopets im Kreis umher. Tollkühn auf dem Hinterrad, durch die Kurven rutschend. Haarscharf am Publikum vorbei. Mal gekonnt, dann wieder so schlecht, dass man besser hinter eine Mauer flüchtet.

Diese Insel ist ein rechtsfreier Raum für alle Moped-Fahrer.
Der Polizei, die den Zug begleitet, geht das Geschehen am Arsch vorbei. Hier darf wirklich jeder mit seinem Moped machen, was er will. :lol:

Der Verkaufs-Schlager sind Kartuschen mit denen Schaum versprüht werden kann.
Alles, was nicht flüchten kann, wird eingeseift. Ein großer Spaß, bis das Zeug in die Augen gerät. Dann fließen schon mal Tränen.

Zum Schluss kommen die Miss-Anwärterinnen.
Jede auf ihrem eigenen Wagen. Hübsche Dinger, so bei Tageslicht betrachtet. Aufgerüscht mit Federschmuck, der so mächtig ist, dass die Stromleitungen schon mal mit einem Besen hoch gedrückt werden müssen. Unglaublich.

Wenn so Kolumbien ist, dann freuen wir uns auf mehr. Eine großartige Veranstaltung, dieser Karneval auf Providencia. :-)

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