Eine Art Busfahrt nach San Andrés de Pisimbalá

Do., 05.Okt.17, Kolumbien/San Andrés, Tag 1223, 11.850 sm von HH

Die Wüste ist kleiner als erwartet und da man hier sonst nichts weiter unternehmen kann, beschließen wir bereits einen Tag früher als geplant weiter zu fahren.
Außerdem ist die Pension (Posada Dona Lilia) total uncool.
Neben Hängematten und Zimmern ohne Dusche gibt es noch ‚Privadas‘, Zimmer mit eigener Dusche und WC.

So privat ist es jedoch nicht. Statt Tür zum Bad, gibt es nur einen Vorhang und die Toilettenbrille hat man ebenfalls vergessen einzubauen.

Aus dem Nachbarzimmer hört man jedes Wort.
Der grimmige Wirt ist ein kleiner Gauner und nutzt seine ‚Alleinstellung‘ an Übernachtungs-Möglichkeit schamlos aus. Das Essen ist schlecht, Frühstück nicht inklusive, ich hab die Bettwäsche in Verdacht benutzt zu sein und Getränke kosten mehr als das Doppelte als üblich.

Unser nächstes Ziel liegt in den Anden, ein winziger Ort in ‚Tierradentro‘ – im ‚tief verborgenen Land‘, wie die Spanier es nannten. San Andrés de Pisimbalá.

Zuerst geht es mit einem Moto-Taxi in den nächsten Ort, nach Villaviaje.
Das sind witzige Dreirad-Vehikel, die maximal drei Personen mit wenig Gepäck befördern können.

In Villaviaje lerne ich, warum ich beim Suchen von Busverbindungen häufig über ‚mitfahren auf einem Pick-Up‘ gestoßen bin.
Die Pick-Ups sind die Busse! Richtig als Linien-Fahrzeuge markiert, mit Fahrziel in der Windschutzscheibe. Offizielle Transportmittel.
Wir sitzen komfortabel zu sechst hinten drauf.

Mitten im Ort springt ein Typ hinten auf den Jeep. Grölt dem Fahrer etwas zu, ein kleiner Umweg auf einen rummeligen Hinterhof wird gemacht. Auf dem Dach vom Pick-Up ist schließlich noch Platz. Zwei große Säcke Limetten werden rauf gewuchtet.

Schaukelig geht es in einer Stunde Fahrt nach Neiva.
Der Busbahnhof ist verwirrend. Es gibt unendliche Anbieter, Schalter und Hinweis-Schilder.

Aber die Kolumbianer sind toll, keine fünf Minuten nach unserer Ankunft haben wir ein Ticket für die Weiterfahrt in der Tasche. Wartezeit nur 30 Minuten.
Wir werden zum richtigen Wartesaal gebracht und an die Hand genommen als unser Bus losfährt. Man kümmert sich um seine ausländischen Gäste.

Ein Minibus ist unser nächstes Gefährt, voll gepfercht und klapprige Sitze. Der Fahrer tollkühn oder lebensmüde. In nur zweieinhalb Stunden bringt er uns in die Berge nach La Plata.

Die Orte werden kleiner, die Busbahnhöfe übersichtlicher. Schalter gibt es keine mehr.
„Wo wollt ihr hin? Ah, gut, nach San Andrés. Kein Problem, in fünf Minuten geht es los.“
Der Typ, der uns abfängt zeigt auf einen Jeep. Okay, kennen wir ja nun schon.
Unser Gepäck kommt diesmal aufs Dach. Das hätte uns misstrauisch machen müssen.

Wir sitzen zu fünft hinten auf der Pritsche, das Handgepäck liegt lässig auf den Sitzen. Es wird gescherzt und geschwatzt. Wir machen uns mit einem Kolumbianischen Pärchen bekannt, die wir schon in der Wüste getroffen hatten. Die beiden stammen aus Bogotá und Medellin und unternehmen ebenfalls eine Rundreise.
Zwei Stunden Fahrt liegen vor uns, da ist es ja nett, wenn man weiß, wessen Knie an die eigenen drücken. :mrgreen:

Der Jeep fährt los. Alles cool. Ich kann prima Fotos von hinten raus schießen.
Aber halt, wir stoppen noch einmal an einem Umschlag-Platz mitten in der Stadt.

Noch mehr Gepäck kommt aufs Dach. Zu uns auf die Ladefläche noch drei weitere Frauen. :shock:

Man kann nicht zu viert nebeneinander auf einer Bank sitzen. Für vier Hintern reicht der Platz einfach nicht.
In meiner Reihe geht es nur, weil die junge Frau neben mir mit dem Po ganz vorne auf der Kante hockt. Die Menschen in der anderen Reihe sind in Summe etwas kräftiger gebaut. Die Frau mir gegenüber muss ein Bein draußen lassen. Jeder hat sein Handgepäck auf dem Schoß.
Vorne beim Fahrer sitzen zwei, in der Reihe dahinter ebenfalls vier Personen.

Damit nicht genug, hängen zwei Männer draußen am Jeep und fahren im Stehen mit.

Es ist eng. Sehr eng. Zu eng.
Auch die Einheimischen sind genervt. Keiner spricht mehr ein Wort. Zum Glück ist kein Kuh-Hirte unter den Gästen. :lol:

So sieht 'genervt sein' Nationen-übergreifend aus

So sieht ‚genervt sein‘ Nationen-übergreifend aus

Unser Fahrer hat es eilig und schafft die Strecke, erst Asphalt, dann Schotter in nur anderthalb Stunden.

San André ist auf den ersten Blick wundervoll und man hat, obwohl wir einen Tag zu früh anreisen ein Zimmer für uns (das wäre es ja gewesen, wenn es nach der Anreise kein Bett gegeben hätte).
Alles gut.

Die Strecke betrug zweihundert Kilometer, geschafft in sieben Stunden für zwei Personen keine 25 EUR. Gut angelegtes Geld, wenn man es eng mag. ;-)

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