Nach dem Blitz

Sa., 06.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1316, 12.404 sm von HH

Unser Trip nach Colon klappt gut. Es ist ein wenig ungewohnt, keine Navigation zu haben. Durch den Regen der vergangenen Tage ist das Wasser schlammig, Augapfel-Navigation ausgeschlossen. Ich stehe am Ruder, Achim steht unter Deck und leitet mich aus der Riff gespickten Ausfahrt: „weiter links, mehr rechts.“
Die weitere Fahrt ist stressfrei. Vor dem Kanal ist wohl Verkehr, aber auf der Elbe war häufig mehr los. Somit erreichen wir wohlbehalten die Shelter Bay Marina.

Der Schock von gestern klingt ab. Uns ist nichts passiert, das ist das wichtigste.
Als der Einschlag kam, hatte ich erst einen anderen Eindruck: Wir befanden uns beide in unserer Achter-Kabine. Ich wollte eine der Luken komplett verschließen und hatte Achim um Hilfe gebeten, da er die Fliegen-Netze leichter zur Seite gefummelt bekommt.
Er steht mit langen Armen an der Luke als es knallt. Wie vom Blitz getroffen (har har), sackt er in sich zusammen. Ich brülle ihn an: „Bist Du getroffen worden?“ „Nein, alles okay, ich hab mich nur erschrocken.“ Später erzählt er mir, dass er ein Kribbeln in den Händen gespürt hat.
Das Schiff ist komplett nass durch den Regen, da wird wohl etwas Strom geflossen sein.
Aber Mann muss doch deshalb nicht so zusammen brechen und mir den Schock meines Lebens verpassen. Mädchen!

Wenn ein Blitz in den Mast einschlägt, sucht sich der Strom wieder einen Weg nach draußen. Steht man auf Holz oder dem GFK , was nicht leitet, ist Personen-Schaden sehr unwahrscheinlich. Bei Gewitter fasst man somit besser nichts aus Metall an.

Der Strom entweicht üblicherweise durch den Rumpf. Bei GFK-Yachten kann es daher passieren, dass der Blitz kleine Löcher im Rumpf hinterlässt. Wie mit dem Schrott-Gewähr drauf geschossen, sieht das aus.
Wir haben eine Blitzschutzanlage, die dies verhindern soll. Alle Metall-Teile an Deck sind durch einen Metall-Strang miteinander verbunden und dieser endet an einem Erdungs-‚Schwamm‘, der am Rupf unter Wasser angeschraubt ist. Hier soll die gesamte Energie zielgerichtet entweichen.
Das scheint bei uns funktioniert zu haben. Sicher können wir aber erst sein, wenn das Schiff aus dem Wasser zur Begutachtung kommt.
Der Strom nutzt auch gerne Bordventile aus Metall, den Motor, die Welle oder das Ruder, um zu entkommen. Es gibt daher auch Blitz-Fälle, die einen Ausfall des Motors zur Folge haben.

Die unangenehme Nebenerscheinung bei einem Blitz-Einschlag ist der EMP. Der Elektromagnetische Puls. Der kann Geräte, die mit dem Blitz gar nichts zu tun haben, zerstören. Sogar über einige Entfernungen hinweg. Schlägt auf dem Nachbar-Dampfer der Blitz ein, gehen auf dem eigenen Schiff die Lichter aus, wenn’s mal so richtig doof laufen soll.

In der Marina sind wir schnell Dorf-Gespräch: „Ohje, ihr seid die Blitzopfer“. Eine warme Welle der Hilfsbereitschaft rollt uns entgegen. Wir werden durchgefüttert (danke Rebell, danke Seven Seas), erhalten gute Tipps, wer uns helfen könnte, bekommen eMail-Adressen, Visitenkarten und von der Alrisha einen Camping-Kühlschrank, damit wir den Frust wenigstens mit kaltem Bier herunter spülen können. Danke Alrisha.

Und ebenfalls ein fettes Dankeschön an alle Whats-App Schreiber, die vielen netten Kommentare und an alle, die getröstet haben. Das hilft sehr.

2 Gedanken zu „Nach dem Blitz

  1. Birte

    Hallo Sabine,
    wir haben u s das letzte Mal auf LA Gomera gesehen, lang lang ist es her.
    Mit Eurem blitzeinschlag ist es schon echt Sch…… Aber wie Du schon sagst, Ihr und auch das Schiff seid heil. Das ist die Hauptsache. I h drück Eich die Daumen, dass Ihr schnell Ersatzteile ranbekommt und die Versicherung keine Probleme macht.
    LG Birte Birte und Wolfgang
    SY Tanamera

    Antworten
  2. Sabine

    Hallo Birte,
    klar können wir uns noch erinnern. Mensch, das ist schon über zwei Jahre her.
    Wo treibt ihr Euch herum? Richtung USA für die kommende Saison?
    LG aus Panama,
    Sabine

    Antworten

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