Mi., 14.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1383, 12.404 sm von HH
Wir stehen an Land.
Eigentlich wäre gestern unser Krantag gewesen, aber in Colón wird gestreikt für eine bessere Infrastruktur der Stadt. Kann ich verstehen, Colón sieht aus wie das New York aus der ‚Klapperschlange‘. Die Werft-Jungs wohnen zwar nicht in Colón, erscheinen aber ebenfalls nicht zur Arbeit.
Der Shoppingbus streikt auch. Na, macht nichts, ein paar frische Vorräte habe ich noch und sonst gehen wir einfach im Marina-Restaurant essen.
Heute hat es geklappt. Atanga steht sicher an Land.
Unser weiches Antifouling, keine vier Monate alt, ist für ein Schiff in Bewegung konzipiert.
Drei Monate Stillstand in der Marina haben da nicht gut getan. Wir verzichten trotzdem auf eine Reinigung mit Hochdruckreiniger. Zuviel von unserem neuen Antifouling würde dabei abgespült werden. Viel wirtschaftlicher ist es, das die Frau machen zu lassen.
Noch ist der Rumpf feucht und der Bewuchs kommt leicht herunter. Nur ein wenig mit dem Spachtel kratzen, fällt das Harte sofort ab. Der Schleim, der grün-grau eintrocknet, den werden wir uns sicher abfahren.
Viel schlimmer ist der ölverkustete Belag, der sich über der Wasserlinie gebildet hat. Die großen Schiffe, die draußen an uns vorbei ziehen, hinterlassen eine riesige Sauerei. Die kleinen Wellen, die Tag und Nacht an den Rumpf klatschen, bilden diese Ekel-Schicht. Außerdem hat der Gurt vom Kran das Antifouling auf dem Rumpf verteilt. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich das je abbekommen soll. Auf der Laune-Skala von 1 bis 10, steht meine Laune spontan auf ‚Null‘.
Für den Einbau des Tiefenmessers holt Achim sich von Thorsten Hilfe. Die beiden haben Glück, der alte Tiefenmesser kommt fast freiwillig aus seiner Fassung. Der neue wird mit Sika, viel Sika, eingeklebt. Noch so eine Sauerei. Bislang konnte ich Fingerspuren davon im Cockpit, am Salontisch und Mülleimer finden. Ob sie von Thorsten oder Achim stammen, wird eine kriminaltechnische Untersuchung ergeben. Achtung! Laune-Skala!
Es wird sich bei der Wasserung zeigen, wie erfolgreich der Einbau war. Wir geben dem Zeug noch einen Tag, um abzubinden.
Dann wackelt Achim an unserer Welle. Warum macht der Mann so etwas? Natürlich, möchte man sagen, wackelt sie. Nicht gut, gar nicht gut. Achim hat es geahnt, gut verdrängt und deshalb vor vier Monaten nicht dran gewackelt.
Aber nun ist es zu spät. Jetzt wissen wir, dass die Welle erneut Spiel hat. Das Wellenlager ist ausgeschlagen. Nach nur 300 Motorstunden viel zu früh. Auch das hat Achim geahnt und vor zweieinhalb Jahren in Tazacorte gleich ein Ersatzteil mehr bestellt.
Auf der Werft ist Hilfe aufzutreiben. Morgen kommen zwei Jungs mit einem Abzieher und das Wellenlager wird getauscht.
In der Zwischenzeit ist das Antifouling getrocknet. Antifouling mag nicht gerne an Land stehen und zeigt uns dies mit großflächigen Abblätterungen. Ja, ist denn die Welt total bekloppt geworden? Ich glaube es nicht. Ich lasse es so. Mir ist grad alles egal.
Entweder es legt sich im Wasser wieder an oder fällt im Wasser ab. Da geht er hin, der Anstrich, der zwei Jahre halten sollte. Da hätten auch die Jungs mit dem Hochdruckreiniger kommen können. Meine Laune-Skala ist deutlich im negativen Bereich.
Zum Abschluss des Tages nur noch einen Happen Essen gehen. Das Marina-Restaurant hat Burger, Fritten und Pizza. Und eiskaltes Bier. Nach so einem Tag genau das richtige und zum Kochen hat an Land stehend sowieso keiner Lust.
Man hätte es ahnen können: das Restaurant ist ab 15:00 Uhr wegen Streik geschlossen!
Hallo Sabine,
wußtest du nicht, daß Launeskalen nach unten hin offen sind, genauso wie die Richterskala nach oben hin offen offen ist? Da gibt es kein Minimum und es geht immer noch tiefer.
Trotzdem hoffe ich, daß ihr bald wieder unterwegs sein könnt.
nein, ich dachte bei Null sei an negativer Stimmung das Ende erreicht. Wieder was gelernt….
Viele Grüsse vom Hard…ein Ende ist nicht in Sicht.
Ach ja, und Frau denkt hier, das passiert nur in diesem schwimmenden Haushalt…
Herzliche Grüße aus Kapstadt!
Nein, Joana, du bist nicht allein.