Tag 2 – Richtung Bonaire

Do. 01.Dez.16, Karibische See, Tag 915, 8.449 sm von HH

Der Tag endet grau, ab und an Nieselregen oder kleine Schauer. Nach Sonnenuntergang ist es stockdunkel, kein Mond, keine Sterne. Wir haben das Gross stark gerefft, aber die Genua ist voll draussen und ausgebaumt. 15 Knoten Wind treiben uns mit Halbwind (direkt von der Seite) harmlos voran.
Ich bin unten im Salon und lese und hoere schon die Veraenderung der Geraeusche im Schiff. Da ruft Achim auch schon nach mir: „komm schnell, Du musst ans Ruder.“
Es reicht grad noch die Regenjacke ( die selbsterverstaendlich griffbreit am Niedergang haengt ;-) ) ueberzuwerfen und die Rettungsweste anzulegen. Da geht es los. Der Wind heult wie ein D-Zug uebers Schiff. 25 Knoten, 30 Knoten, 35 Knoten. Wir muessen uns anschreien. Kommandos, in die falsche Richtung gesprochen, gehen im Laerm unter. Dazu Regen, der waagerecht durchs Cockpit peitscht. Die Sicht betraegt vielleicht noch zehn Meter. Ich aendere den Kurs auf achterlichen Wind, sofort ist mehr Ruhe im Schiff. Wir muessen trotzdem schreien. Es regnet in so unvorstellbaren Mengen, dass die Wellen platt geregnet werden.
Es ist total spooky. Viel Wind macht sofort Windwellen, die unangenehm in solchen Situationen dazu kommen. Heute nicht, das Wasser ist wie ein Brett. Wir donnern mit 8,5 Knoten voran. Von eben auf sofort hat jemand den Turbo angeworfen. Ich halte am Ruder den Kurs, waehrend Achim unser Vorsegel stark verkleinert. Wir koennen zurueck auf halben Wind. Das hat den Vorteil, dass es etwas weniger auf uns herab prasselt. Nach 30 Minuten ist alles vorbei. Abgeknipst. Unvorstellbar.
Wir sind einfach nur froh, ueber unsere Dauer-Entscheidung in die Nacht grundsaetzlich (naja, fast grundsaetzlich) gerefft zu gehen. Zurueck bleiben signifikante Wassermengen im Bad. Durch unser Mikrofenster, was sich im Cockpit am Boden befindet mit Fliegengitter davor. Da kann es eigentlich gar nicht rein regnen. Wir funken mit der ‚Nautilus‘. Die hat es haerter erwischt. Sie hatten beide Segel komplett oben und mussten ganz schoen kaempfen, um ihren Laden in den Griff zu bekommen. Auch fuer die ‚Nautilus‘ kam der Squall unvorhergesehen aus dem Nichts. Der Rest der Nacht und der gesamte zweite Tag sind friedlich. Zeitweise scheint sogar die Sonne.
Wir kommen mit unseren 80 Stunden wohl nicht hin. 34 sind schon aufgebraucht und die Plotter-Hochrechnung verlangt noch weitere 55 Stunden. Das stinkt nach einer Punktlandung mitten in der Nacht.

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