It’s only a dance

Mo., 17.Mai 16, Charlestown/Canouan, Tag 717, 6.525 sm von HH

„It’s only a dance“ beruhigt Demonick mich.
Für mich sieht es nach mehr aus, was der junge Bursche da mit seiner karibischen Kollegin treibt. Die zwei tanzen zu Soca.
Hauptelement beim Soca Tanzen ist, recht breitbeinig, in rasender Geschwindigkeit den Popo zu schwingen. Dabei wird der Oberkörper weit nach vorne gebeugt und das Gesäß deutlich ausgestellt. Schmiegt sich nun ein Junge von hinten an das Mädel, sieht es für mich eindeutig nach mehr als Tanzen aus. :mrgreen:

Demonick will mir zeigen wie das geht. :shock:
Ich kann ihn überzeugen, dass ich als weiße, ältliche Mitteleuropäerin weder in der Lage noch Willens bin, dies zu tun. Und das nicht nur, weil ich seine Mutter sein könnte.
Er sieht das ein, zieht ab und sucht sich ein neues ‚Opfer‘.

Wir befinden uns auf der Pfingstfeier mitten im Tagespunkt ‚beer drinking‘.
Dort treffen wir auf Olaf von der SY Renos, der als Einhandsegler schon vor Tagen Demonick und Ezra kennen gelernt hat.
Die zwei Jungs sind sympathisch und nehmen uns gerne in ihrem Kreis mit auf.

Schnell wird gefragt, ob Achim und ich verheiratet sind. Okay, alles klar. Fronten geklärt, sie lassen mich in Ruhe.
Ihre Distanzzone liegt allerdings deutlich unter den üblich deutschen 50 cm. Alle fünf Minuten bekommt man eine Ghetto-Faust hingehalten oder hat eine Pranke auf der Schulter.
Sie rücken nah ran, verhalten sich aber total korrekt.

Ezra hat eine Strandbar, die wegen der Feierlichkeiten im Ort den zweiten Tag in Folge geschlossen ist. Er stammt hier von der Insel, ist 27 und hat drei Kinder von drei verschiedenen Frauen.
Demonick stammt aus Guyana, hat dort studiert und was er macht, bleibt nebulös.

Die Feierlichkeiten beinhalten Kindergeburtstags-Spiele. Unter viel Gejohle und Applaus werden ‚die Reise nach Jerusalem‘ und Tauziehen gespielt.
Und über allem schallt der Soca.

Mit Bob Marley ist auch der Reggae gestorben.
Nur selten hören wir die, mit der Karibik zum Klischee verbackenen, Klänge.
Und Steelbands treten nur in Hotels auf, wo die Gruppen für Touristen spielen.
Die Einheimischen stehen auf Soca. Eine etwas eintönige Musik, die aus dem Calypso entstanden ist (Soul of Calypso).

Heute gemischt mit Rap oder indischen Elementen.
Häufig feuert der DJ mit Sprecheinlagen zu waves, wines und jumps an. Dann werden die Popo-Schwingungen noch abenteuerlicher.

Die Jungs sind Poser, lassen sich mit Wonne fotografieren. Den Oberkörper frei, das Shirt in die hintere Tasche von der Jeans gesteckt, stellen sie ihre Muskeln zur Schau.
Die Mädchen im Vergleich, fallen schwer ab. Häufig übergewichtig, finden sich nur selten karibische Schönheiten unter ihnen. Was waren die Frauen auf den Kap Verden für Augenweiden dagegen. Rausgeputzt, zurecht gemacht, durchgestylt.

Es wird Nacht, es wird dunkel. Die Feier geht friedlich weiter. Kinder hüpfen auf der Bühne.
Es wird gelacht, getanzt, geflirtet. Natürlich wird Bier getrunken, aber ohne sichtbare Ausfälle. Die Stimmung ist freundlich, wir fühlen uns weiterhin wohl.

Ezra tanzt nun ebenfalls Soca. Mit der Tanzpartnerin von Demonick.
Es ist Zeit, dass wir gehen. Der Tanz macht den Eindruck, ein weiteres Kind könnte heute Nacht gezeugt werden.
„It’s only a dance“, …ja, nee, is klar, und die Erde ist ’ne Scheibe. ;-)

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