German Engineering

So., 15.Jan.17, Curaçao, Spanish Water, Tag 960, 8.752 sm von HH

Pünktlich zum Ende der Regensaison haben auch wir eine Regenwasser-Auffang-Anlage. Zumindest theoretisch. Während andere Schiffe so etwas schon seit Monaten installiert haben, hat es auf Atanga etwas gedauert.

Das liegt zum einen daran, dass unser Wassermacher zuverlässig arbeitet (auf Holz klopf).
Zum anderen daran, dass unser Bimini zum Wasser fangen wenig geeignet scheint.

Der Wassermacher läuft täglich eine Stunde und bringt lecker 20 Liter Wasser. Danach wird der Motor so heiß (normal), dass wir ihn ausschalten. Außerdem reicht der Strom an bewölkten Tagen kaum für eine längere Laufzeit.

20 Liter sind weniger als wir verbrauchen, aber so viel, dass es unser Überleben auf Monate streckt. Trotzdem wollen wir Regenwasser. Damit wir verschwenderisch (Gelächter) duschen können und größere Mengen Wasser für Ereignisse wie das Spülen der Tauchausrüstung übrig haben.

Die meisten Schiffe, die wir kennen, nehmen ihr Bimini zum Wasser fangen. Das macht Sinn. Die großen, graden Fläche der Sonnenabdeckungen eignen sich hervorragend dafür. Bei uns leider nicht. Das Bimini ist schon etwas älter und der Stoff ausgeleiert. Somit befindet sich der tiefste Punkt an einer unglücklichen Stelle: Schlauch und Abfluss würden die Sprayhood kaputt scheuern.

Also muss eine andere Lösung her.
Der Platz an Deck ist begrenzt. Zumal die meisten Flächen schon genutzt werden.
Aber halt, auf dem Vorschiff kann man sich noch frei bewegen.
Dort gibt es bislang keine Stolperfallen durch Schnüre und Bänder. Dort steht doch noch nichts rum, dort ist freier Raum.

Dank Deutscher Ingenieurs-Kunst ist das nun vorbei.

Ich hasse es.
Ein weiteres Tuch. Eine weitere Abdeckung. Als ob wir mit dem Segelkleid, den Hüttchen für die Winschen, der Regenabdeckung hinten und Mittschiffs nicht schon genug Planen hätten.
Eine weitere Plane, die beim Segeln unter Deck verstaut werden muss. Unnötig zu erwähnen, dass die Teile grundsätzlich nass sind, wenn wir los wollen. Vor dem Stauen kommt das Trocknen. In Zukunft werden wir vier Teile im Cockpit liegen haben, die Viertel-Quadratmeterweise auf der Bank gedreht, gewendet und getrocknet werden müssen.
Dabei kurz gepennt, ein Schauer, und der Spaß geht von vorne los.
Ich hasse es.

Alle Planen zusammen ergeben einen guten Stapel Tuch.
„Und wohin damit unter Deck?“
„Keine Ahnung, schlag Du was vor.“
Also wird der ganze Haufen seit 2,5 Jahren einfach „oben drauf“ gelegt. In unserer kleinen Abstellbutze, wo sich der Wassermacher, Ersatzteile, Tauchflaschen und sonstiges Zeug befinden. Wieder unnötig zu sagen, dass der Stapel beim Segeln verrutscht und sich selbständig macht. Die beim Zusammenlegen sorgfältig mit eingepackten Befestigungsbänder sind dann schon längst alle raus gerutscht und hängen herum.
Es sieht immer rummelig aus. Alles wirkt irgendwie messi-artig.
Wie ich das hasse.

Der Prototyp zum Wasser-Sammeln ist eine billige Gewebeplane, die normaler Weise zum Abdecken von Komposthaufen verwendet wird (Packungsfoto). Soviel zum Thema ‚Optik‘.
Ich konnte grade noch verhindern, dass Achim die grell kobaltblaue Alternative
gewählt hat. :mrgreen:

Jetzt wartet Bob, der Baumeister, auf Regen.
Die extremen Güsse der letzten Wochen sind vorbei, so dass die Optimierung der Anlage nur in Etappen voran schreitet.
– durch Gewichte muss das Abheben der Plane bei viel Wind verhindert werden
Schnell ist hier Tauchblei als ideales Gewicht gefunden. Nach Beaufort regulierbar…bis Windstärke 6 braucht man vier Kilo Blei. Die Modifizierung der Gewichte zog sich über
Tage hin ;-)
Einfach nur in die Plane legen, wäre zu einfach gewesen und hätte mit dem Gewicht dauerhaft die Ösen belastet. Diese ‚optisch ausgefeilte‘ Lösung der schwebenden Gewichte funktioniert nun zur Zufriedenheit des Konstrukteurs.


– Installation eines Grobfilters durch den das Wasser auch ohne Druck läuft (ungefiltert soll es nicht in den Tank)
– So viel Gefälle auf Atanga finden, dass überhaupt getestet werden kann

Wenn die Anlage sich bewährt, wollen wir die Gewebeplane durch Lkw-Plane ersetzten (ich hab Angst, nichts hält länger als ein Provisorium :shock: ). Die lassen wir uns auf die richtige Größe zuschneiden, verschweißen und mit Ösen bestücken.
Auf Persennig-Tuch (aus dem unsere anderen Abdeckungen sind), wollen wir verzichten, weil wir glauben, dass sich dort Schmutz leichter festsetzen kann. Dann soll das Wasser durch den Filter direkt in den Tank eingeleitet werden.

Wasser im Überfluss, ich liebe es.

2 Gedanken zu „German Engineering

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