Olga

09.-12.04.24,  Australien/WA/Coral Bay, Tag 132-134 Roadtrip,  11.521km total, 247+245 Tages-km

Wir möchten eine Pause von den Fliegen und wissen, dass es weniger Fliegen an der Küste, bei viel Wind und in städtischer Umgebung gibt. Auch große Überdachungen, wie die Küche auf der Schaffarm, halten die lästigen Viecher fern. Städte sind auf weiter Flur nicht in Sicht, also entscheiden wir uns für die Küste.

Es sind noch immer Schulferien, wir versuchen trotzdem unser Glück in der Coral Bay. Eine Bucht für die viel Werbung gemacht wird. Perfekte Vermarktung vom Badestrand und dem Ningaloo Reef vor der Tür. Von der Straße sieht der Campingplatz proppenvoll aus. Aber wir sind erfolgreich. Auf der Wiese ohne Stromanschluss findet sich noch eine Stellfläche für uns.
Das Wetter ist toll, alle sind am Strand. Wir auch. Das Wasser ist herrlich warm.  Außerdem wird dies wohl unsere letzte Gelegenheit zum Baden sein. Weiter nördlich wohnen die großen Salzwasserkrokodile. Dort ist schwimmen nur noch unter Lebensgefahr möglich.

Der Zeltplatz ist fast zu einhundert Prozent belegt. So voll haben wir es noch nirgends erlebt.

Der Strand ist ebenfalls gut besucht.

Ein Plätzchen zum Abkühlen findet sich trotzdem noch im herrlichen Türkis. 38 Grad Luft, 26 Grad Wasser. Passt!

Berühmt ist das Ningaloo Reef für seine Walhai-Population. Einer der besten Plätze auf der Welt, um mit dem größten Fisch der Welt zu schnorcheln. Während unserer aktivsten Tauch-Zeit haben wir uns die Lunge aus dem Leib getaucht, wie Achim immer sagt, um einmal einen Walhai zu sehen. Nur ein einziges Mal. Auf hunderten Tauchgängen ist das nicht gelungen.
Und nun passt alles zusammen. Wir sind zur richtigen Jahreszeit am richtigen Riff. Gegen alle Erwartungen noch einen Campingplatz bekommen und dann sind alle Schnorcheltouren ausgebucht. ;-) Frühester Termin erst in einer Woche.  Solange wollen wir in Coral Bay nicht bleiben. Außer zwei Campingplätzen, einem total überteuerten Laden und zwei Restaurants gibt es nicht viel an Land zu entdecken. Gut, dass man im Alter gelassener wird, somit bleibt der Walhai auf unserer Liste.

Ningaloo Reef direkt vor der Nase. Walhaie zum Greifen nah.

Nach zwei Tagen ist es vorbei mit dem friedlichen Touristenleben am Strand.  Olga ist im Anmarsch. Olga ist wohl einer der letzten Zyklone für diese Saison. Wir hatten Olga schon vor ein paar Tagen auf ‚windy‘ gesehen und beschlossen abzuwarten, wie ihre Zugrichtung verlaufen wird.
Wir haben keine Erfahrungen mit australischem Regen. Die „Floodway“-Warn-Dichte auf Straßenschildern hat nach Norden auf jeden Fall zugenommen. Das gilt auch für den asphaltieren Haupt-Highway. Es heißt, dass es hunderte Kilometer entfernt regnet und sich zerstörerische Überflutungen an ganz anderen Stellen zeigen. Straßen können für Tage gesperrt sein. In Nord-Westaustralien fallen durchschnittlich keine dreißig Zentimeter Regen im Jahr. Aus eigener Kraft schafft es die Landmasse kaum mal einen Schauer zu fabrizieren. Somit kann es sein, dass der gesamte Jahresregen nur während eines einzigen Ereignisses fällt: wenn sich ein Zyklon über dem indischen Ozean bildet und an Australiens Küste abregnet.

Mit dieser unbekannten Größe wollen wir nicht über Land fahren. Steckenbleiben im Schlamm steht nicht auf unserer Agenda.
Also verlängern wir um eine Nacht und warten Olga in Coral Bay ab. Eine gute Entscheidung. Vom Wind bekommen wir nicht viel mit – dank einer großen Hecke um den Campingplatz. Und der Regen hält sich auch in Grenzen. Es beginnt in der Nacht und bereits mittags nieselt es nur noch ganz leicht.
Die Nachrichten sind gut – keine Sperrungen auf unserem weiteren Weg nach Norden. Wir können beruhigt das Zelt zusammen falten und Richtung Norden weiter ziehen.

Olga fegt den Strand leer. Unser erster Regen seit drei Monaten …

… mit einer Ausnahme: 30 Minuten Schauer in Denham vor vier Wochen. Die Emus haben sich den nächsten Vormittag noch über die Pfützen gefreut.

47

Wir geben uns geschlagen …

04.-06.04.24,  Australien/WA/Kennedy Ranges NP, Tag 126-128 Roadtrip,11.029 km total, 136+233 Tages-km

Nach der Schaffarm legen wir einen erneuten Stopp in Carnarvon ein. Ein Scheidepunkt, ob man Richtung Norden an der Küste bleibt, oder durch die Hinterhöfe im Inland weiter fährt. Die Temperatur-Vorhersagen fürs Outback sind weiterhin hoch: 37 bis 40 Grad. Zu heiß für die Jahreszeit hört man überall. Wir entscheiden uns trotzdem für die Wüste, eine wenig gefahrene Route.

Die ersten 180 Kilometer sind asphaltiert und führen durch plattes Land. Drei Pkw und zwei Lkw kommen uns entgegen. Rechts und links nur Unendlichkeit an Buschland. Plötzlich geht Achim in die Eisen. „Ich bin sicher, da sitzt ein Thorny Devil – ein Dornteufel auf der Straße. Wir drehen um. Und tatsächlich. Das unscheinbare Stöckchen entpuppt sich als die schönste Echse Australiens. Wie auch immer Achim Adlerauge das erkannt hat?

Dornteufel – keine 20 cm lang. Er hat Kapillare auf der Haut durch die Wasser bis zu seinem Maul geleitet wird. Stehendes Wasser trinkt er nicht. Er frisst nur Ameisen und ist eigentlich nicht zu sehen, wenn es zu heiß wird.

Auf Sand ist er gar nicht mehr auszumachen. Achim hat ihn mit dem Kochlappen-Handschuh vom Asphalt gehoben, damit er nicht überfahren wird. Fand er doof und hat direkt seinen Schwanz aufgestellt und gedroht. Guten Weg, kleiner Schönling.

Wedge-tailed Eagle. Keilschwanzadler. Er hat bis 2,5 Meter Spannweite. Häufig haben wir sie schon auf Aas an der Straße gesehen. Meistens auf  überfahrenen Kängurus.

Immer wieder Rindvieher neben der Straße. Wovon die sich ernähren??

Ein Zwischenstopp im 150-Seelen-Dorf Gascoyne Junction bestätigt unsere Internet-Informationen. Alle Schotterpisten, die wir fahren wollen, haben geöffnet. „Tanke, wenn du die Möglichkeit hast, wer weiß, ob es an der nächsten Tankstelle möglich ist “, lautet eine eiserne Regel im Outback. Das scheint ein guter Rat zu sein: die Zapfsäule in Gascoyne Junction ist defekt. Nächste Tankstelle weitere 260 Kilometer entfernt.

Gasconye River in Gascoyne Junction. Der Fluss ist Richtung Meer total trocken. Aber 180 Kilometer von der Küste entfernt führt er Wasser.

Ein Nebenfluss auf dem Weg zum Campingplatz – vor ein paar Tagen war die Straße noch gesperrt, weil es vor drei Wochen geregnet hat. Die Messlatte zeigt gut, wie hoch das Wasser hier stehen kann.

Wir biegen auf eine gut gewartete Schotterpiste ab, die 60 Kilometer zum Kennedy Ranges Nationalpark führt. Eine Stunde später erreichen wir die Tafelberge. Was für eine Szenerie. Einfach großartig. Außer uns sind bereits zwei weitere Camper anwesend.
Wanderwege starten direkt am Campingplatz und die sind spektakulär. Führen tief in die engen Schluchten hinein. Durch ausgetrocknete Bachläufe.  Es ist viel Kletterei über vom Wasser mitgerissene und liegen gebliebene Felsen. Häufig muss ich die Hände zur Hilfe nehmen. Nicht ganz unanstrengend. Die Empfehlung lautet, vier Liter Wasser mitzunehmen. Und ja, es ist heiß. Ziemlich heiß. Aber inzwischen sind wir tatsächlich so gut an viel Hitze gewöhnt, dass wir gut damit klar kommen.

Frühstück vor Traumkulisse

In der Temple Gorge sind die Farben nicht von dieser Welt.

Steinformationen im Farbentaumel

bizarr

wie rosa Nasenlöcher

 

 

Wanderung mit Aussicht an Tag zwei

Wasserlose Wasserfälle führen zum Kopf der Tafelberge und bieten ein cooles Panorama. Recht heftige Kletterei zum Teil.

Endloses Land

Unten auf der Ebene liegt der Campingplatz – unser Bundy ist knapp von der Bergnase verborgen.

Kennedy Ranges – die weiße Fläche rechts ist kein Wasser, sondern ein Salzsee.

Billabong – dass sich die Wasserlöcher überhaupt halten können bei der Hitze, wundert uns. Viele Känguru-Spuren und etwas völlig Unerwartetes:

Die Kaulquappe muss sich beeilen. Jeden Tag wird der Tümpel kleiner.

 

Nachts sinkt die Temperatur auf 24 Grad. Kein Windhauch regt sich. Alles ist ruhig. Selbst die letzten Grillen schweigen. Die Luft liegt wie Seide auf der Haut. Wir löschen alle Lampen. Die Milchstraße glitzert als weißes Band am Himmel. Die Sterne scheinen zum Greifen nah. Die Welt bleibt stehen. Alles wird klein und unwichtig. Eine Nacht zum Niederknien.

 

Die Aufgabe, die Kapitulation. Wir beugen uns …

Diese himmlisch ruhigen Stunden haben wir uns hart erkauft. Zu hart. Nennt uns gerne Weicheier. Kein Problem. :mrgreen:

Diese Schönheit ist gepaart mit der garstigen Seite der Natur.

– Gleich beim Aussteigen am Campingplatz ist klar, hier gibt es Fliegen. Unfassbar viele Fliegen. Milliarden. Sofort ziehen wir uns die Fliegennetze über den Kopf. Aushaltbar!

Netzt vorm Kopf – 12 Stunden am Tag. Ohne Netz vorm Gesicht und beide Hände mit etwas beschäftigt, geht nicht. Die Viecher kriechen in die Augenwinkel, Ohren und Mundwinkel. Eine Hand muss zum Wedeln immer zur Verfügung stehen.

Fliegen! Alles, was nur ein klein wenig feucht ist, wird sofort besetzt.
Frisch ausgezogene Wandersocken zum Beispiel … yuck.

– Nur fünf Minuten später habe ich drei Bremsenstiche kassiert. Mit ihren Stacheln dick wie Stopfnadeln hinterlassen sie schmerzhafte Stiche. Dagegen hilft Mückenspray. Aushaltbar!

– Lebensmittel auszubreiten, kann man wegen der Fliegen vergessen. Wir wissen aber inzwischen, dass zehn Minuten nach Sonnenuntergang alle Fliegen verschwunden sind. Unser Abendessen ist entsprechend durchorganisiert. Während der kurzen Dämmerung von zwanzig Minuten schneide ich einen Krautsalat. Ein Rest Kartoffelsalat vom Vortag wartet im Kühlschrank. Dazu gibt es fertige marinierte Hühnchen-Spieße vom Grill.
Als alles bereit steht, ist es dunkel geworden. Wir schalten zwei Lampen an. Während die Spieße brutzeln, kann der Krautsalat durchziehen.
Gegen die Mücken, die nun auftauchen, hilft eine zweite Lage Spray. Alles aushaltbar!

– Noch während die Spieße brutzeln, erreicht uns eine Invasion kleiner Käfer. Auf dem heißen Herd machen sie beim Verbrennen Geräusche wie Popcorn. Im Krautsalat sind sie nicht mehr vom Kümmel zu unterscheiden. Wir haben jetzt schon mehrfach im Dunkeln, sowohl auf Campingplätzen als auch im Outback gekocht. So etwas kennen wir bislang nicht. Vor lauter Käfer aus dem Essen puhlen, vergeht uns der Appetit. Nicht aushaltbar!
Spontan ist Ruhe, als wir die Lampen löschen und die Sterne ihre Arbeit machen lassen. Das ist aber zu wenig Licht zum Essen.

Käfer-Invasion. Es sieht auf dem Foto nicht sooo beeindruckend aus. Es waren Tausende.

– Am nächsten Morgen erscheinen uns die Fliegen noch mehr geworden zu sein. Unter dem Netz ist es warm, man kann schlecht sehen. Und immer wieder schaffen es welche darunter zu kriechen. Sie krabbeln auf den Armen und Beinen. Das Gesumme hört nicht auf.
Wir können ihnen nicht entkommen. Ein Wohnwagen wäre schön. Wir gehen sogar in der schlimmsten Nachmittagshitze noch einmal in die Schlucht. Beim Laufen ist es erträglich. Uns ins Zelt zu verziehen, vermeiden wir aus zwei Gründen: viel zu heiß und es ist unmöglich durch die Gaze-Tür zu kommen ohne Fliegen mitzunehmen.

Tiefer Schatten in der Schlucht. Und man kann sich einbilden, dass es hier weniger Fliegen gibt. So schön hier.

– Am nächsten Morgen zum Frühstück sind sie noch etwas träge. Das ist grade noch genießbar. Viel Wedelei und schnell, schnell fertig werden.
Unser Mittagessen ist der Rest vom Vorabend und fällt eklig aus. Der Krautsalat ist gut durchsetzt mit Käfern. Achim isst während er läuft und schaufelt sich ungeprüft alles unter sein Fliegennetz in den Mund. Ich esse ohne Netz, nur mit der Gabel. Eine Hand zum Wedeln, um die Fliegen vom Essen und aus dem Gesicht fern zu halten. Ein unmögliches Unterfangen. Zumal ich die falschen Kümmel-Käfer aussortieren möchte. „Ich hatte keine Käfer“, Achim ist sich sicher. Ich mir auch, er hatte reichlich. :mrgreen:

– Ich hoffe am ersten Abend bei den Käfern noch auf eine Art Ereignis – nur einmal im Jahr zum ersten Neumond im April oder so was. Wir warten am zweiten Abend ab,  bis es richtig dunkel ist, machen dann Licht an und da fliegen sie auch schon herbei. Somit kochen wir nicht, sondern es gibt nur Brot mit Dosenfisch. Schnell runter geschlungen. Grade aushaltbar! Aber auf Dauer wertlos, wenn wir nicht mal kochen und richtig essen können.

– Wir löschen alle Lampen. Und da ist sie wieder, diese unbegreifliche Milchstraße. Es ist unbeschreiblich schön und wir sind insektenfrei.
Uns knurrt der Magen. Das Essen ist sparsam ausgefallen über den Tag. ;-)

Wir hatten den absoluten Willen durchs Inland zu fahren. Aber wir geben auf – nach zwei Tagen haben wir genug. Wir fahren zur Küste zurück. Das Outback muss warten. Wir geben diese Schlacht geschlagen, aber nicht den Krieg. Angeblich soll es im Winter keine, viel weniger oder wenige Fliegen geben. Je nachdem, wen man fragt.

Wir kommen wieder! Es ist einfach zu schön da draußen.

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Camping auf einer Schaffarm

29.-31.03.24,  Australien/WA/Quobba, Tag 120-122 Roadtrip,  10.589 km total, 85 Tages-km

Unser Ausweich-Zeltplatz wegen der Osterfeiertage zeigt sich als Glücksgriff. Übernachten auf einer aktiven Schaffarm ist spannend. Das Einzige, was wir nicht zu sehen bekommen, sind Schafe. :mrgreen:

Beim Einchecken in der Quobba Station bietet uns Betty einen Standplatz direkt gegenüber der Camp Kitchen an, statt in den baumlosen Dünen zu campieren. Wir schlagen ein. Ab und an kommt jemand zum Abwaschen vorbei, ansonsten haben wir die Küche mit ihrem tiefen Schatten für uns alleine. Bei 41 Grad nicht das Schlechteste. Die meisten Camper reisen mit klimatisierten Wohnwagen an. Die brauchen unseren Schatten nicht.

Die perfekte Camp Kitchen. Nur der Herd im Hintergrund braucht 40 Minuten, um Kartoffeln gar zu kochen. Der Grill ist aber super. Alles zu haben für üppige 44 Dollar die Nacht.

Tagsüber Schatten und abends kann man wunderbar drin kochen

Schaffarm seit 1898

Guten Morgen Quobba – Blick auf die Farm vom Dachzelt. Leider keine Schafe da.

Die Quobba Station wurde bereits 1898 gegründet. Anfänglich hielt man hier Merino-Schafe. Aber für diese Woll-Schafrasse ist die Region zu trocken. Die Farmer stellten sich darauf ein und wechselten in den 70er Jahren zur Damara Rasse, ein reines Fleischschaf.
Aktuell hält die Quobba Farm nur zweitausend Schafe. 2015 waren es noch zehntausend. Die letzten Jahre waren zu trocken. Zu wenig Futter und zu wenig Wasser, um so viele Schafe zu ernähren. In guten Jahren gebären die Muttertiere fast ausnahmslos Zwillinge. In mageren Jahren bleibt Trächtigkeit auch mal ganz aus. Die Herde schrumpfte.

Die Farm ist für australische Verhältnisse klein. Nur zweitausend Quadratkilometer (die größte Farm Australiens ist fünf Mal so groß). Das ist trotzdem größer als kleine Bundesländer in Deutschland. Deswegen bekommen wir auch nur ein einziges Schaf zu Gesicht. Das gehört Betty und wird nicht geschlachtet, weil sie es mit der Flasche groß gezogen hat.
Die Herde grast im Outback. 180 Kilometer führt die Farm an der Küstenlinie entlang. Wenn Schlachtzeit ist, werden die Schafe mit Hubschrauber (!) und Cross-Motorrädern zusammen getrieben und im Homestead verladen.

Betty (rechts) mit ihrem Schaf

Quobba Station

Betty kümmert sich um den touristischen Teil der Farm, der zwanzig Prozent der Einnahmen der Farm generiert. Während ihr Mann Farmarbeit erledigt. Mehr Angestellte gibt es im Augenblick nicht. Wanderarbeiter reisen durch Australien, die Schafe scheren und das Zusammentreiben von Herden übernehmen.
Zur Farmarbeit gehört die Kontrolle der acht Wasserpumpen, die im Outback verteilt stehen. Mindestens zweimal in der Woche muss diese Tour unternommen werden, denn auch Schafe können nur zwei Tage ohne Wasser überleben.
Die Pumpen fördern leicht salziges Wasser. Schafe kommen aber gut damit klar. Für die Gäste im Camp gibt es das gleiche Wasser zum Duschen und in der Küche zum Abwaschen. Trinkwasser muss man selber mitbringen.

Altmodische Windmühlen treiben die Wasserpumpen auf der Quobba Farm an. 3 bis 8 Meter hoch wird das Wasser mit einer Kolbenpumpe gepumpt. Die Hübe sind kurz. Vielleicht 30 cm.

Der Strand von Quobba Station. Wir hatten gedacht, dass wir hier auch eine Badewanne vorfinden wie im Peron Nationalpark, nur 150 Kilometer Luftlinie entfernt. Aber hier ist das Baden fast nicht möglich wegen der Wellen und Felsen.

 

Im Augenblick finden die Schafe überwiegend australischen Salzbusch zu fressen. Bei dieser wasserarmen Nahrung benötigen sie vier bis zwölf Liter Wasser am Tag.  Je nach Tagestemperatur und Trächtigkeit.
Die regenärmste und heißeste Zeit in West Australien neigt sich dem Ende entgegen. Sobald Regen fällt, keimen Wildgräser und andere Kräuter. Ein Regenschauer reicht, um die Saat zum Keimen anzuregen. Aber es sollte unbedingt nachregnen, damit die Gräser sich voll entwickeln können und nicht gleich wieder verdorren. Die Schafe wird es freuen, eine Abwechslung zum Fressen zu finden. Ihr Wasserbedarf sinkt dann auf zwei bis vier Liter. Bleibt der Regen aus, wie in den letzten Jahren wird sich die Herde in Quobba wohl weiter reduzieren.

Die Kängurus finden natürlich auch nur Salzbusch. Aber die sind noch besser als Schafe angepasst an dieses heiße und trockene Klima. Suchbild: in der Mitte sitzt eins. ;-)

Vormittags, wenn es noch nicht so heiß ist, erkunden wir den wilden Strand. Dieser wird von einer doppelten Dünenreihe von der Farm getrennt. Eine staubige Straße trennt die Farm vom „Weideland“. Dies besteht zunächst auch nur aus Dünen. Nach drei Dünenreihen geben wir auf, zumal es dahinter ohne Abwechslung so weiter geht. Tierspuren finden wir ohne Ende und in vielfältiger Weise, aber außer zwei Kängurus bekommen wir keine Tiere zu sehen. Halt! Stimmt nicht. Eine Million Fliegen leisten uns Gesellschaft. „Es ist nicht mehr so schlimm, wie die letzte Woche“, versichert Betty. Ob es jemals eine Zeit ohne Fliegen gibt, die Antwort bleibt sie uns schuldig.

Am Strand lassen die Fliegen uns in Ruhe. Es ist zu windig.

Blow Holes machen Spaß, wenn man auf der richtigen Windseite steht.

An Tag zwei haben wir ungefähr 2 Meter Welle. Bei richtigem Wellengang geht hier die Post ab.

Traumküste für Angler

Tausende Seeschwalben fressen sich hier ebenfalls satt

Surfer, Angler und andere Frlsen-Kletterer werden vor großen Wellen in Quobba gewarnt

 

Die Piste führt noch 110 Kilometer weiter bis zum Nationalpark Ningaloo Reef.

Geheimnisvolle Spuren. Und sehr viele Hasenköttel. Wir sind demnach dem Osterhasen nahe auf den Fersen gewesen.

Fliegen sind leider auch da

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Kaputtes Auto und geänderte Pläne

23.-28.03.24,  Australien/WA/Carnarvon, Tag 114-119 Roadtrip,  10.504 km total, 357 Tages-km

Carnarvon ist auf hunderte Kilometer der einzige Ort, der als Stadt bezeichnet werden kann. Deshalb haben wir dort einen Termin zum turnusmäßigen Motor-Ölwechsel vereinbart. Unser Bundy ist Scheckheft gepflegt und dieses böse Buch mahnt, dass auch der Zahnriemen überfällig sei. Also gut, das ist nicht ganz preiswert, aber er soll gewechselt werden.

Unser Zeltplatz ist drei Kilometer von der Werkstatt entfernt. Achim bringt morgens den Wagen weg und kommt zu Fuß zurück. Alles, was wir für den Tag benötigen, haben wir in der Camp-Küche gelagert.
Grade als wir Mittag essen, klingelt das Telefon: „Der Kühler, der zum Wechseln vom Zahnriemen ausgebaut werden musste, hat zwei Löcher und sieht auch sonst miserabel aus. Irreparabel! Den bauen wir nicht wieder ein. Morgen kann aus Perth ein neuer Kühler angeliefert werden und am Nachmittag bekommt ihr euer Auto wieder.“

Haben wir eine Wahl? Nein!

Blöd nur, dass unser Zelt nun auch in der Werkstatt übernachtet. Wir überlegen kurz unsere Optionen, ob wir vielleicht eine Hütte mieten sollten auf dem Campingplatz. Aber wir müssen sowieso zum Auto, um Zahnbürsten und ähnliches Zeug zu holen. Somit fällt die Entscheidung, das Erdzelt aufzubauen. Das muss jetzt nur noch zum Campingplatz kommen.
Wir brauchen zusätzlich noch die Matratzen, Kissen und Schlafsäcke. Unmöglich können wir das alles schleppen. Ein Anruf in der Werkstatt bringt Erleichterung. Gerne fährt man uns mit unserem Bündel zum Zeltplatz zurück.
Wir machen eine Liste. Kaffee und Tee fürs Frühstück nicht vergessen! Und frische Unterwäsche! Achim übernimmt wieder den Marsch alleine, während ich überlege, was wir abends essen könnten. Unser Kochgeschirr auch noch einzupacken, erscheint uns zu aufwendig. Also gibt es ein Mikrowellengericht aus dem Supermarkt.

Wie versprochen, ist Bundy am nächsten Nachmittag fertig und wir um 1.600 Euro ärmer. Auto fängt halt mit ‚au‘ an.

Wie gut, dass wir das Zelt mitgenommen haben!

Wir gut, dass wir das Zelt mitgenommen haben. :-)

Auch unsere Reiseplanung läuft nicht so geschmeidig. Schuld ist Ostern. Und die dazu gehörenden zweiwöchigen Schulferien. Seit Wochen werden wir gewarnt, dass dann an der schönen Küste nördlich von uns alles ausgebucht sein soll.
Also haben wir uns überlegt, die Küste zu meiden und uns in Carnarvon östlich ins Landesinnere verziehen. In die Kennedy Ranges und in den Mount Augustus Nationalpark. Spannende Plätze, die wenig angefahren werden. Anfragen auf  den entsprechenden  Campingplätzen geben grünes Licht: viele Plätze frei! Allerdings gibt seit gestern ein Blick in den Wetterbericht eine Heatwave-Warnung: 42 Grad wwrden erwartet – bis mindestens Oster-Dienstag.

Mist. Das ist uns zu viel. Auf so viel Schwitzerei haben wir keine Lust. Also schauen wir doch nach freien Plätzen an der Küste. An den berühmtesten (Ningaloo Reef) und schönsten Orten ist tatsächlich alles belegt. Aber in der zweiten Reihe können wir unterkommen. Morgen geht es also an’s Meer. Schön.

Alkohol Talk

Der Anteil an Aborigines der Bevölkerung in Australien beträgt grade mal 3,8 Prozent. Sie wohnen jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern haben ihre Ballungs-Orte, die sich überwiegend im Zentrum und im nördlichen Australien befinden. Es gibt Orte in denen hundert Prozent Aborigines wohnen. Hier benötigen Weiße tatsächlich eine Zutritts-Genehmigung.
In Carnarvon, wo wir uns gerade befinden,  beträgt der Aborigine Anteil 22 Prozent.

Die Geschichte zwischen den weißen Siedlern und der Aborigines ist eine Finstere. Unfassbar viel Unheil wurde den ersten Bewohnern Australiens angetan. Grausame Geschichten kann man im Internet finden. Über die Vergangenheit weiß man im Allgemeinen als Europäer nicht viel. Über die Gegenwart tauchen Bilder im Kopf von sturzbetrunkenen Aborigines in staubigen Wüstenstraßen auf.
Dass sie Alkohol genetisch bedingt schlechter vertragen, darüber gibt es wohl keine wissenschaftlichen Beweise. Sie sind ärmer als andere Australier und stärker von Problemen im Zusammenhang mit Kriminalität und Alkoholmissbrauch betroffen.

Häusliche Gewalt ist ein großes Thema bei den Aborigines. In Städten mit hohem Aborigines-Anteil finden sich viele solcher Schilder, Beratungsstellen und ähnliches.

Alkohol kann man in Australien nur in Liquor Stores kaufen. Die findet man in jedem Ort, denn auch der weiße Australier ist bekannt dafür, dass er nicht ins Bier spuckt. Ab 18 Jahre kann jeder Alkohol kaufen so viel wie er bezahlen kann.

Außer in Städten mit hoher Aborigine-Dichte. Die Regeln sind unterschiedlich. In Carnarvon darf jede Person pro Tag einen Karton Bier oder 2 Flaschen Wein kaufen. An der Kasse wird der Ausweis vom Kunden gescannt und an ein System übermittelt, damit man nicht im Nachbargeschäft oder Nachbarort einen zweiten Einkauf tätigen kann. Ist man in bestimmten, namentlich aufgeführten Orten (Aborigine-Dörfern) gemeldet, darf man gar keinen Alkohol kaufen.

Viele bezeichnen diese Beschränkungen als Rassismus. „Ja, aber es sei positiver Rassismus“, entgegnen die Befürworter, „er dient dem Schutz der Urbevölkerung.“
Ein Studie in Alice Springs (50 Prozent Aborigines) hat ergeben, dass dort ein totales Alkohol-Verbot nicht zu einer Verminderung sexueller Übergriffe, häuslicher Gewalt und anderer Delikte geführt hat. Es wird noch genau so viel gesoffen, wie zuvor. Dem Schwarzmarkt sei Dank.

Als wir in Carnarvon im Liquor Store unseren Einkauf machen wollen, spricht uns ein Aufpasser an. „Ihr seid internationale Touristen? Okay, dann füllt dieses Formular aus, zeigt an der Kasse eure ID und ihr dürft so viel Alkohol kaufen, wie ihr wollt.“ Ein weißer Herr vor uns in der Schlange, Australier, darf das nicht.
Na, wenn das kein Rassismus ist? Hätte der Aufpasser uns auch angesprochen, wenn wir schwarz wären?

Die Meinung der weißen Australier ist eindeutig: wer nur sein Wochenendbier trinken will für den sind die Beschränkungen eine Nervensäge!
Eine teure dazu. Denn Wein kostet in Orten mit Kaufbeschränkung locker doppelt so viel.

Der Gasconye Fluss führt durch Carnarvon – staubtrocken. Nur zwei, dreimal im Jahr führt er überhaupt Wasser. Dann aber häufig mit großen Überschwemmungen. Achim mitten drin.

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Vier platte Reifen

16.-22.03.24,  Australien/WA/Francois Peron NP, Tag 107-113 Roadtrip,  10.147 km total, 385+65+48 Tages-km

Vier Plattfüße gleichzeitig klingen nach richtig viel Pech. Es ist aber unsere volle Absicht. Um in den Francois Peron Nationalpark zu kommen, muss man Luft ablassen. Die Wege bestehen aus knöcheltiefem Zuckersand. Nur mit halbem Luftdruck – wir lassen ab auf 20 psi (1,3 bar) – kommt man da durch, ohne sich festzufahren. Und selbst dann ist nicht sicher, dass man nicht stecken bleibt.

In den Eintrittsgebühren (17 Dollar pro Fahrzeug/10 Euro) ist der Service einer Reifenstation enthalten. Messgerät zum Luftdruck messen beim Ablassen (leider ist die Anzeige defekt) und Kompressor zum wieder aufpumpen.

Anweisung auf zig verschiedenen Sprachen – trotzdem freut sich der örtliche Abschleppdienst über guten Umsatz, weil sich noch genug Kandidaten festfahren.

Kollektives Druckablassen an der Station

Die Anzeige am öffentlichen Gerät ist defekt. Wir haben einen eigenen Druckmesser dabei.

Vierfach Plattfuß

Achim hat nach der ersten nervösen Viertelstunde mal richtig Spaß. „Es fährt sich wie auf Schnee“,  freut er sich. Manchmal schlingern wir etwas. Dann fängt die Elektronik vom Vierrad-Antrieb an zu piepen: keine Kontrolle mehr. Noch mehr Spaß für Achim.
Wir kommen an zwei jungen Franzosen vorbei. Hilfe benötigen sie keine, aber sie hätten sich grade festgefahren und lassen jetzt noch etwas Luft aus den Reifen.
An der Spitze der Landzunge erreichen wir die schwierigste, sprich sandigste Stelle. Ab hier soll man in die kleinste Übersetzung schalten. Viel Drehzahl  – wenig Vortrieb. Mit zehn bis fünfzehn km/h zieht sich unser Toyota selber aus dem Sand. Dabei verbraucht er, wie wir später beim Tanken feststellen 21 Liter statt der üblichen 12. Schluckspecht!
Man soll möglichst nicht bremsen und anhalten, wo der Sand besonders tief ist, sonst kann es passieren, dass man nicht wieder anfahren kann. Einmal bleiben wir trotzdem fast stecken, aber Fahrer und Auto machen einen guten Job. Die Sandbretter bleiben ungenutzt.

Aufregende Strecke

Der Ranger zieht mit drei LKW-Reifen die Piste glatt – scheint allerdings nicht lange zu halten.

 

Der Nationalpark liegt auf einer schmalen Halbinsel und verdient das Prädikat ‚pastellfarbener Tuschkasten‘.  „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand“, wie die Farben von Helgoland. Nur dass im Peron Park noch tausend Töne Türkis dazu kommen. Ein echtes Feuerwerk. Die harte Trennung zwischen weißem Strand und dem roten Sand der Wege ist beeindruckend.

Cap Peron

Knöcheltiefer roter Sand auf allen Pisten.

Super Parkplatz – die Poller sind vom Winde verweht

Die erste Nacht verbringen wir an der Nordspitze der Landzunge an einer halbmondförmigen Bucht. Wir parken so, dass wir Meerblick vom Dachzelt aus haben. Ein romantischer Traum. Außer uns ist nur noch eine andere Familie vor Ort.

Bottle Bay

Bottle Bay: Blick aus dem Zelt durchs Fliegengitter.

Dann ziehen wir um an die ‚Big Lagoon‘, eine verschlungene Bucht mit Aussichtspunkt und einem Rundweg an der verwinkelten Küste entlang. Das Wasser ist glasklar und hat 27 Grad. Der Strand schimmert pastell. Der fast volle Mond steht am wolkenlosen Himmel. Schöner geht es nicht mehr.

Big Lagoon im Francois Peron Nationalpark

Ein Tuschkasten-Wunder

Blaue Stunde – herrlich – alle Fliegen weg

Für alle, die so viel Romantik und Schönheit nicht aushalten, hier die Entwarnung:
1.) Fliegen, Fliegen, Fliegen! Sie nerven unendlich. Ohne Netz auf dem Kopf ist es nicht auszuhalten.  Noch nie habe er so viele Fliegen erlebt, versichert uns ein Typ, der professionell Vierrad-Touren mit Gästen organisiert.
Zum Frühstück geht es noch, da sind die Viecher noch träge. Mit zunehmender Wärme kommen sie aus dem Buschwerk. Unseren Mittags-Snack verschlingen wir im Wasser stehend. Da hat man zehn Meter vom Strand entfernt Ruhe. Die Vorbereitungen fürs Abendessen funktionieren erst nach Sonnenuntergang, dann verschwinden die Fliegen. Und plötzlich ist Ruhe, kein Gesumme mehr im Ohr. Kein Gekrabbel auf den Beinen oder am Hals. Man kann endlich das Gitter vom Kopf nehmen. Das langsame Verschwinden der Fliegen fühlt sich an wie eine erlösende Schmerztablette, die zu wirken beginnt.

Endlich sind wir weit genug im Norden: Badewannen-Wasser. Keine Fliegen. Und Dusche außerdem. Herrlich.

Den ganzen Tag das Netz auf dem Kopf. Kordeln vom Hut und Netz festziehen. Die Viecher quetschen sich überall zwischen.

Hunderte Kormorane – sie stehen in einer Reihe direkt am Wasser. Vielleicht weil dort weniger Fliegen sind? Oder weil sie sich hier im heißen Sand nicht die Füße verbrennen?

2.) Natürlich ist es nicht windstill. Im Gegenteil, es bläst ganz ordentlich. Der Wind soll auch die Fliegen aus dem Landesinneren an die Küste treiben. Wieder so eine Theorie.
Im Windschatten vom Auto geht es. Trotzdem legt sich auf alles eine rote Schicht. Und wusstest du, dass Sand durch die Fliegengitter am Zelt auch in zwei Meter Höhe seinen Weg auf die Matratze findet? Wir jetzt auch. :mrgreen:

Am nächsten Morgen sieht alles so aus

 

Dieser Strand befindet sich außerhalb vom Nationalpark. Shell Beach. Er besteht nur aus winzig kleinen, schneeweißen  Muscheln. Bis zu zehn Meter dick ist die Muschelschicht. Früher hat man die Muscheln zu Ziegeln zusammen gepresst und Häuser damit gebaut.
Heute ist es Influencer Paradies. ;-)

Dieser Strand besteht nur aus Muscheln

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