Willkommen auf Bonaire

Sa. 03.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 917, 8.715 sm von HH

Bonaire ist eine ‚besondere‘ Gemeinde der Niederlande.
Das merkt man gleich, wenn man sich Bonaire von See annähert. Wenn bei anderen Inseln Stunden vorher ‚Land in Sicht“ gebrüllt wird, so herrscht bei der Anfahrt auf Bonaire betretenes Schweigen…nichts zu sehen. :shock:

Also, wenn der Holländer eins kann, dann Siedlungen unterhalb der Grasnarbe bauen.
So auch auf Bonaire. Keine andere Nation käme auf die Idee so einen Pfannkuchen zu besiedeln.

 

Als wir vom offenen Meer in die Abdeckung der Insel kommen, haben wir göttliche Segelbedingungen. Die zwei-Meter-Dünung fällt spontan in sich zusammen. Der Wind pfeifft weiterhin mit 25 Knoten über die Südspitze. Salzberge, die die höchsten Erhebungen der Insel zu sein scheinen, halten den Wind nicht auf.

Wir müssen das Vorsegel auf die andere Seite bringen und nehmen die Fock dafür.
Das kleine Tuch zieht uns mit 7,5 Knoten dem Ziel entgegen.

Rick von der ‚Duplicat‘ kommt uns schon mit dem Dinghy entgegen, um uns eine freie Mooring zu zeigen und zu helfen. Somit liegt jetzt ein Viertel der Teilnehmer der Nereid’s Rally in Reunion beieinander. Die Segler-Welt ist klein und man trifft sich immer wieder.
Zum Einklarieren muss ich mit.
Üblicherweise übernimmt Achim den undankbaren Job alleine. Häufig sind endlose Formulare auszufüllen. Geduld und eine ‚Jawoll-Herr-König-Haltung‘ an den Tag zu legen, sind dort gut investierte Fähigkeiten. Ich rolle viel zu schnell mit den Augen und ‚darf‘ sonst nicht mit.
Hier will man mich aber persönlich sehen. Also kommt Achim zum Schiff zurück, um mich zu holen.

Das Prozedere fängt gut an. Der zuständige Beamte kommt uns 100 Meter vor dem Gebäude im Auto entgegen. Zum Glück erkennt er Achim und signalisiert ihm: „Bin gleich wieder da“.
Wir meinen fünf Minuten verstanden zu haben. Nach einer halben Stunde kommt er dann tatsächlich zurück.
Mit einer provokanten Langsamkeit steigt er aus dem Auto und kommt auf uns zu. Mein Lächeln und Gruß ignoriert er ohne die Miene zu verziehen.
Okay, mein Gehirn formuliert das erste Mal „Idiot“.
Kurz bevor er uns erreicht, biegt er ab und geht auf die andere Straßenseite, weil er von dort einen Ruf erhält. Er geht zu einem Imbiss-Stand und nimmt zwei Styropor-Kästen mit seinem späten Mittag in Empfang.
Er kommt zu uns zurück, schließt auf, wir bleiben im Vorraum und sehen ihn mit seinem Essen im Hinterzimmer hinter einer Glasscheibe wieder auftauchen.
Dort begutachtet er sein Essen und wählt als erstes einen Sate-Spieß von dem er herzhalft abbeißt.
Kauend geht er in ein weiteres Hinterzimmer. „Großer Idiot“ formuliert mein Großhirn.

Mit Papiertüchern in der Hand kommt er zurück und greift sich nun zwei kleine Mini-Frühlingsrollen. Ich rutsche schon auf meinem Stuhl hin und her und finde den Halbgott sekündlich unausstehlicher.
Da kommt er mit zwei der eingewickelten Rollen auf uns zu und reicht sie uns mit den Worten: „Herzlich willkommen auf Bonaire und guten Appetit.“

Peinlich. Ich hoffe, er kann keine Gedanken lesen und leiste im Geiste ganz doll Abbitte. :oops:

Bonaire ist cool. Nicht nur, dass das Einklarieren nichts kostet, hier gibt es sogar noch einen Snack oben drauf.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.