Bitte nicht mehr nach Osten, bitte nicht!

14.Mai.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 4.001, 28.212 sm von HH

In diesem kleinen Filmausschnitt aus dem Jahr 2021 sind meine Wünsche eigentlich klar und unmissverständlich. Die Regeln sind bekannt. Blöd nur, wenn man sich nicht an seine eigenen Vorgaben hält. :mrgreen:

 

Atanga auf dem Weg von Tahiti nach Fakarava. Auf einer Strecke von 340 Meilen am Wind und nach einer hässlichen Nacht ist dieser Filmschnipsel entstanden. Diesmal werden es wohl 900 Meilen.

 

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen (zehn Tage) vorher angepeilten Abfahrtstag jemals eingehalten hätten. Diesmal ja, die Zeichen stehen gut. Das vorhergesagte Tiefdrucksystem, was uns südwestliche Winde bringen sollte, ist verschwunden. Pech.
Dafür steht eine Flaute für ein, zwei Tage vor der Tür. Mit viel Glück gibt es sogar leichten Nordwind. Dieses Windloch wollen wir nutzen, um so weit wie möglich nach Süden zu motoren oder motorsegeln. Am liebsten bis Höhe Brisbane – 200 Meilen. Mit jeder Meile Süd wird unser Winkel nach Neukaledonien besser. Denn eins ist sicher, der Süd-Ostpassat wird zurückkehren.

Windloch am Donnerstag – Stand 24 Stunden vor Abfahrt.

Am Freitag um 12:00 Uhr vielleicht sogar etwas nördliche Winde. Wir werden sehen.

Die letzten vier Wochen sind uns etwas lang geworden in der Marina. Um so größer war unsere Freude, dass die Pia und Köbi von der Lupina https://sy-lupina.ch/ eingetroffen sind. Wir kennen uns schon aus Fiji vor knapp zwei Jahren.
Die beiden wollen weiter nach Indonesien, sind gestern bereits aufgebrochen. Somit ist nach zwei Wochen die schöne Zweit mit Sundownern und gemeinsamen Abendessen viel zu schnell vergangen. Wir haben es sehr genossen, mal wieder mit jemandem länger als nur einen Abend zu sprechen. Das war auf den Campingplätzen nicht gegeben. Hoffentlich treffen wir in Neukaledonien auf ebenso nette Crews wie die der Lupina.

Pia und Köbi aus der Schweiz – schade, dass sich unsere Wege schon wieder trennen.

Morgen geht es auch für uns weiter. Wir melden uns wie immer von unterwegs mit Berichten. Vielleicht das erste Mal mit Fotos, dank Weltraum-Internet. Mal sehen, ob das funktionieren wird.
Der Immigration Officer kommt um 8:00 Uhr an Bord. Und dann heißt es

Goodbye Australien

Es fällt uns schwer, dieses tolle Land zu verlassen. Was wir mitnehmen, sind unvergessliche Erlebnisse und Abenteuer. Danke Australien, du warst gut zu uns (die vorwitzige Welle, die mich umgeworfen hat, vergessen wir mal).

Unsere Hommage an Australien. Unter der Hamburg-Flagge weht wichtig unsere Sand-Flag, die wir am Auto in der Wüste fahren mussten. :lol:

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Planänderung!

05.Mai.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.992

Ein letztes Röntgen vergangenen Mittwoch hat ergeben, dass der Bruch meiner Schulter gut verheilt ist. Voll belastbar ist der Arm allerdings noch nicht. Auch die Beweglichkeit zeigt Potential nach oben, obwohl ich brav meine Übungen mache. Vollständige Genesung soll noch weitere drei Monate dauern.
Okay, müssen wir akzeptieren.

Wenn man früher als Kind mit seiner Hand über den Kopf das Ohr erreichen konnte, war man schulreif. Zur Segelreife fehlt da noch ein Stückchen. Und ich mogel auch noch dabei … mein Kopf ist geneigt.

Nur mit dem linken Arm bekomme ich den rechten Arm überhaupt auf den Kopf gelegt. Die Fotos sind eine Woche alt, es sieht heute nicht viel besser aus. ;-)

Links vor 12 Wochen – rechts die Heilkräfte der Natur haben den Arm prima gekittet.

Vor unserem geistige Auge taucht die geplante Strecke für die nächsten Monate auf: das ‚Great Barriere Reef‘ und Indonesien. Beides steht für viel Ankerei. Häfen und Marinas wird es wenige geben. Besonders Indonesien gilt als Traum-Tauchrevier. Beides bedeutet einen häufigen Schlauchboot-Einsatz. Wer schon einmal an einem Strand in ein Schlauchboot springen wollte, weiß, dass selbst eine kaum sichtbare Welle den vollen Körpereinsatz verlangt. Elegante Einstiege wie in der Bacardi-Werbung liegen nur selten drin. Das Schlauchboot ist schwer zu bändigen. Hält man es nicht anständig fest, wird man überrollt. Schwimmend ins Schlauchboot zu gelangen, verlangt vollen Armeinsatz.
Das wird nichts mit mir. :cry:

Nicht schnorcheln und tauchen können auf der Strecke, die vor uns liegt, da muss ich schon mal heimlich eine Träne ins Kissen drücken. Wir diskutieren uns die Köpfe heiß, wie wir eine Lösung finden können. Ich trainiere härter – mit dem Erfolg, dass der Arm schlechter wird. Überanstrengung wird bestraft. So ein Oberarmkopf-Bruch braucht einfach seine Zeit. Fertig.

Am 30. Mai läuft unser Visum aus. Einer Erneuerung würde wohl nichts im Wege stehen. Der Arzt im Krankenhaus hat mir eine schöne Bescheinigung geschrieben, dass ich nicht anständig segel-tauglich bin. Achim bereitet die Anträge vor, dann der Schock. Ein neues Visum kostet 980 Dollar (knapp 600 Euro). Modernes Raubrittertum. Ärgerliche Kosten – der Arm war sowieso schon nicht umsonst.

Wir diskutieren, bis die Köpfe glühen. Und dann wird uns die Lösung beim freitäglichen BBQ  (einmal in der Woche spendiert die Marina Fleisch und Würstchen, alle Segler bringen Salate mit) präsentiert.
„Segelt doch einfach zurück. Nach Neu Kaledonien. Ist ganz einfach.“
Wie „einfach“ es ist, nach Osten zu segeln, haben wir schon feststellen dürfen. Meistens liegt man hart auf der Backe und Freude am Segeln kommt wenig auf. Unsere letzte große Idee – von Neuseeland nach Tahiti zurück – ist sogar komplett gescheitert. Kein Wetterfenster wollte sich zeigen.

Von Australien nach Neu Kaledonien. Rot neue Strecke, weiß ursprünglich geplante Strecke. Zur Zyklonsaison (ab November) wollen wir uns nach Neuseeland verholen und im nächsten Jahr einen neuen Anlauf nach Indonesien nehmen.

Trotzdem sind wir Feuer und Flamme. Wir bräuchten weder das Visum erneuern, noch länger in dieser Marina ausharren, noch aufs Tauchen zu verzichten. Die eierlegende Superidee. Dass Achim eigentlich erwünscht hat, dass ich alleine die Badeleiter hoch klettern können muss, das übergehen wir. Mut zur Lücke. Achim wird einfach zehn Tage zum Einhandsegler. Davon gibt es viele.
Ich bin schmückendes Beiwerk. Wache gehen kann ich. Und mich durchs Schiff hangeln ebenfalls. Und vielleicht wird es ja gar nicht so ruppig. Un et hätt noch immer joot jejange. Und …

Die Entscheidung ist gefallen. Der Antrag auf Visum-Erneuerung ruht unabgeschickt in seiner Datei. Das Schiff ist Auslauf bereit. Ich habe vorgekocht.
Ein Wetterfenster ist auch in Sicht. Ein Wirbel im Süden baut sich auf, der uns südwestliche Winde bringen könnte/sollte. Bereits am 15. Mai könnte es los gehen.
Drückt uns bitte alle Daumen, die Ihr habt.

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Das Internet – eine vorübergehende Erscheinung

28.April.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.985

Wem diese Aussage zuzuschreiben ist, ist nicht überliefert. Klar ist, nie war eine Aussage falscher. Internet ist auch für uns wichtig und deshalb begrüßen wir an Bord eine neue technische Spielerei: Starlink!

Unsere Internet-Karriere an Bord begann mit einer Fahrradtour. Die Marina in Ijmuiden, unserem ersten nicht deutschen Hafen, hatte kein W-Lan. Wir mussten fünf Kilometer zur Bibliothek strampeln, um ins Internet zu kommen. Es folgten erste Versuche mit einer ausländischen SIM-Karte (Kap Verden) für wenig Geld. Gefolgt vom Verzicht auf eine 200 Euro Karte in Französisch Guyana.
Wir sind durch Tränentäler des Empfangs gelaufen. Tiden abhängiges Internet hinter einer Hafenmauer – Empfang nur bei Hochwasser. Richt-Antennen-Internet – Achim musste auf die Kneipe an Land zielen in der wir uns das Passwort durch einen Besuch am Vortag erkauft hatten. Schnell haben wir gelernt, Mac Donald hat ‚Big Mac‘ als Passwort, man brauchte nicht mal den Laden zu betreten.
Irgendwann wurde der Einsatz von SIM-Karten zum Standard. Kein Empfang nur noch in einsamen Ankerbuchten. Inzwischen ist die Handy-Mast-Dichte so hoch, dass selbst das kaum noch vorkommt.

Und jetzt der neue heiße Scheiß: Starlink. Internet über Satellit. Empfang überall möglich. Egal, wie weit wir uns vom Land entfernt befindet. Ich wollte erst nicht. Fand die Überfahrten frei von einer Verbindung zur Außenwelt sehr reizvoll. Freiheit pur. Losgelöst vom Weltlichen.
Unsere Wettervorhersagen gab es kostenlos per Amateurfunk und Pactor-Modem. Damit konnte ich ja sogar den Blog füttern. Zwar ohne Fotos, mir hat das gereicht. Die technische Lösung des Funks einzurichten, hat Achim viel Spaß bereitet. Die Ära Satelliten-Telefon haben wir dadurch komplett überspringen können.

Nun also Internet auf See auf Atanga. Achim war der Antreiber, der alte Internet-Junkie. :mrgreen: Sein stärkstes Argument sind die zunehmenden Anforderungen der Immigration-Behörden der verschiedenen Länder. „Bitte melden Sie ihre Ankunft vier Tage vor Ankunft“. Am liebsten per E-Mail. Mehrseitige Formulare sind gewünscht. Diese Unsitte breitet sich immer weiter aus.

Ein erster Geschwindigkeitstest: 240 Mbit download! 2014 hatten wir im Süden von Hamburg in unserem Haus an guten Tagen 3 Mbit. :lol:

Ohne Internet geht fast gar nichts mehr. Um in Darwin mit dem Auto parken zu können, mussten wir uns eine App herunterladen.  Alles geht online. Steuererklärung, Navigation und Terminvergaben.
Durchschnittliche 6,5 Stunden täglich (!) verbringen Menschen weltweit im Internet. Mit Arbeit, Streaming, Gaming, Smartphone-Zeit, Shopping und Navigation. 2014 benötigte man für den weltweiten Internet-Stromverbrauch 100 mittlere Kohlekraftwerke, 2024 waren das bereits 300.
Den zusätzlichen Strom, den wir für unsere ‚Starlink Mini‘ benötigen werden, kommt aus Solar. Puh, Glück gehabt. Einmal im Leben keine Umweltsau.

Einen großen Anteil vom Strom verschlingt der zweite heiße Scheiß: Die ‚Künstlichen Intelligenzen‘. Die Nutzung von ChatGPT und Artverwandten verbraucht bereits 10 – 15 Prozent. Googlen war gestern, die KI’s wissen es schneller und besser.
Wenn man die KI über ihre eigene Zukunft befragt, sieht es finster aus. Der Energiebedarf für die KI wächst schneller als Strom nachwächst. Sie denkt, nur wenn weltweit jetzt investiert wird, in Fusionskraftwerke, Megabatterien und weltweite Stromnetzte, kann die KI-Revolution weiter wachsen. Sonst könnte es 2040 finster fürs Internet werden. Gegebenenfalls muss man dann zum Surfen wieder mit dem Rad in die nächste Stadt. :mrgreen:
Mit der KI höflich zu sprechen – bitte, danke, guten Tag – verbraucht geschätzte drei Millionen kWh pro Tag. Etwa zehnmal mehr als eine Google-Anfrage. Trotzdem könnte die Höflichkeit gut investierter Strom sein. Plötzlich steht der Terminator vor der Tür und er weiß, dass du unfreundlich zur KI gewesen bist.

In den letzen sechs Jahren hat Space X über 7.000 Satelliten in den Orbit geschossen. Sehr zum Leidwesen von Astronomen, deren Fotos mit langer Belichtung verschmieren und die Beobachtung  von fernen Galaxien wird erschwert. Eine Erweiterung auf 12.000 bis 45.000 Satelliten ist geplant. Bestimmte astronomische Projekte sollen dann kaum noch möglich sein. ‚DarkSat‘ Versionen wurden von Space X entwickelt, um dem entgegen zu wirken.

Elon Musk – Visionär der frühen 2010er Jahre. Spätestens seit er ins Weiße Haus eingezogen ist, wurde er zum Antihelden. Seine Tesla-Werke werden mit Parolen und Hakenkreuzen besprüht. Man muss den Mann nicht mögen, aber SpaceX hat neue Maßstäbe für schnelle und kostengünstige Raumfahrt gesetzt. Der Einsatz von Starlink hält Kommunikation in Krisengebieten und nach Naturkatastrophen aufrecht. Im Ouback von Australien verbindet er kleinste Dörfer mit der Welt.
Und jetzt auch Atanga auf See.

Starlink MIni. WIr haben uns für die kleine Version entschieden. Günstiger im Stromverbrauch (25 Watt statt 50), da der Router im Gerät eingebaut ist. Die Aktivierung war Kinderkram. Einen Platz zu finden schon schwieriger.
Unter Deck kann sie leider nicht installiert werden, da das Internet nicht durch unser Deck durch kommt. Die Starlink- Antennen wollen freien Himmel sehen. Da muss Elon noch mal ran.

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Wie wir 45.000 Euro sparten

21.April.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.978

Das Auto muss weg. Besonders Achim blutet das Herz. Er hat es tatsächlich geschafft, die 31.000 Kilometer komplett alleine zu fahren. Der Bundy war sein Allzeit-Lieblingsauto, sagt er. Sein erstes Auto mit einem Namen.

Den Staub aus dem Outback saugen wir in einer fünfstündigen Gemeinschaftsleistung aus allen Ritzen. Der Kunststoff glänzt dank Silikonspray. Wir geben eine Anzeige auf. Ein paar Anfragen „was ist letzte Preis“, ein echter Interessent aus Melbourne, der Fotos von den Spaltmaßen der Türen haben möchte, und dann meldet sich Dave aus Bundaberg.
Schon eine Stunde später liegt sein Sohn unter dem Auto. Auf eine Probefahrt verzichten die beiden. Einmal Motor an und ein Bremsentest reicht ihnen aus. Die Campingausstattung würdigen sie keines Blickes. Dass der Wagen blitzsauber ist, verpufft.
Dave zahlt 500 Dollar an. Am nächsten Tag tauschen Auto und Geld den Besitzer. Die Ummeldung erfolgt online. Das Nummernschild gehört ein Leben lang zum Auto. Papiere gibt es keine.

Nach der Simpson Wüste zeigte die Beifahrertür auf einmal einen lustigen Spalt. Der Wagen zieht aber nicht aus der Spur und der „TÜV“ hat das auch nicht beanstandet. Bevor man einen Wagen in Australien verkauft muss der Verkäufer eine ‚Roadworthy‘ vornehmen lassen. Die darf nicht älter als vier Wochen oder 2.000 Kilometer alt sein und ist nicht (!) mit dem deutschen TÜV zu vergleichen. Da hätte der Bundy niemals bestanden.

Der Verkauf ging schneller als erwartet. Und wir hatten gedacht, dass wir den Bundy an Backpacker verkaufen würden, allerdings ist Bundaberg nicht gerade der Touristen-Nabel Australiens. Vielleicht waren wir zu preiswert? Vielleicht aber auch nicht! Besser so, als wenn uns die Zeit wegrennt, ein Gebrauchtwagenhändler unsere Not wittert und frech 2.000 Dollar bietet.

Wie ich schon schrieb, eine Rundreise um Australien bekommt man nicht geschenkt. Und diesmal meine ich die Kosten. :mrgreen:
Wahrscheinlich haben wir das Auto zu teuer gekauft (1.000 Euro über Wert). Aber er wurde direkt um die Ecke angeboten, der Verkäufer ist zu uns gekommen. Das hat uns eine Zugfahrt ins dreihundert Kilometer entferne Brisbane mit Übernachtung, Taxi und allem Neben-Schnick-Schnack erspart. Und wir sind beide nicht die größten Feilscher. Schwamm drüber.

Uns wurde der Wagen als ‚Off-Road-Jungfrau‘ verkauft. Das können wir nun beim aller besten Willen nicht mehr behaupten. 3.500 Kilometer auf Wellblechpisten und Schlagloch-Wegen haben dem Bundy sehr zugesetzt. Inzwischen hat er über 400.000 Kilometer runter, ist 24 Jahre alt. Das macht sich auch nicht sooo gut in der Anzeige.

Das killt vor allem Reifen und die Stabilisierung-Stangen fürs Fahrwerk – da haben wir einige tauschen müssen.

Übles Wellblech – was dem Auto am meisten zusetzt.

500 Kilometer Wüste haben den Wert ebenfalls nicht gesteigert.

Flussquerungen sind noch das Harmloseste.

Von der Campingausrüstung, für die wir 2.700 Euro ausgegeben haben, ist nicht mehr viel Gutes übrig geblieben. Über ein Jahr Intensivnutzung unter australischer Sonne haben der Ausrüstung massiv zugesetzt. Mit Glück wäre der Haufen noch 500 Euro wert.

So sieht die Rechnung aus (alles in Euro).

– Kauf Auto                              8.500 (etwas über Marktpreis in Bundaberg)
– Campingausrüstung             2.700
– abzügl. Verkauf                  – 4.900 (genau auf den Punkt gem. Liste)

– Versicherung/Steuern          1.700
– Reparaturen/Reifen/
Inspektion                            8.000

Ergibt einen Aufwand fürs Auto von 16.000 Euro. Schluck.

Bei den Reparaturen haben wir etwas Pech gehabt, dass der Zylinderkopf kaputt gegangen ist (3.200 Euro). Der Rest ist normaler Verschleiß auf den Holperpisten.
Der Wagen inklusive Ausrüstung hat uns also knapp 40 Euro am Tag gekostet.
Jetzt ist auch klar, warum Verleih-Firmen dafür zwischen 150 und 180 Euro am Tag berechnen. Fix ist an dieser Stelle die Aktion schön gerechnet, dass wir mindestens 45.000 Euro gespart haben. :mrgreen:

Neben dem ganzen gesparten Geld haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass ‚Off-Roaden‘ unser Hobby sein könnte. Hier in Australien. Unsere Begeisterung hallt nach. Das ging so weit, dass Achim auf die Idee kam, den Bundy ‚irgendwo‘ unter zustellen. Wir für ein Jahr das Land verlassen, wieder kommen, um noch eine Runde zu drehen. Auf unserer Karte gibt es noch so viele Straßen zu entdecken.

Wir würden unseren eigenen 4×4 Club gründen. ;-)

Die roten Linien wären noch eine weitere Reise wert.

Überhaupt Australien. Wenn man uns ließe, würden wir bleiben. Wir haben alle Visa-Varianten durch und es gibt keine Chance für uns. Wir sind zu alt. Australien sucht sich genau aus, wen sie rein lassen. Alte Leute haben sie selber schon genug. Eine Investition von 2,5 Millionen AUS-Dollar wäre die einzige Option.

Schon gut, wir haben verstanden.
Wir sind am Packen und der Bundy ist verkauft. Danke, du treue Karre. Hast uns nicht einmal im Nirgendwo im Stich gelassen. Der Spruch der ersten Stunde bei der Wagensuche fällt uns wieder ein: „Man kann mit jedem Auto ins Outback fahren, willst du zurück kommen, muss es ein Toyota sein.“

In solchen Gegenden braucht man ein zuverlässiges Auto … Toyoootaaaa!

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Einmal rund Australien – ein Fazit

14.April.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.971

Zuerst etwas Statistik:

  • 31.388 Kilometer gefahren
    davon 3.500 auf unbefestigten Straßen
    Verbrauch 3.997 Liter/12,73 Schnitt auf 100 Kilometer
  • 13,5 Monate (413 Tage)
    ergibt einen Tages-Durchschnitt von 76 Kilometern, die längste Strecke betrug 568 km, die kürzeste 8 km
  • 148 verschiedene Campingplätze
    ergibt eine durchschnittliche Standdauer von knapp drei Tagen
  • 1.083 Kilometer sind wir immerhin gewandert (Achims Schuhe sind hin), plus mindestens tausend Kilometer Campingplatz Wege zur Toilette
  • dreimal haben wir unsere eigene Kurslinie gekreuzt
  • Verluste: drei Kaffeebecher, zwei Abwaschschüsseln, zwei geplatzte Reifen, diverse Reparaturen, eine gebrochene Schulter (die zum Glück auf den letzten zweihundert Kilometern)

Gewinn: Eine unvergessene Erfahrung.

Rund Australien – Im Osten sind wir gestartet und zunächst im Uhrzeigersinn gefahren. Als wir wieder an der Ostküste angekommen sind (nach 8 Monaten), begann das wahre Abenteuer. Über die coolsten Strecken ins Zentrum und über die Simpson zurück in den Süden. Der verrückteste Abschnitt. Von dort ging es an der Küste entlang gegen den Uhrzeigersinn zurück nach Bundaberg.

Geschenkt bekommt man so eine Rundreise nicht. Und damit meine ich nicht die Kosten. :mrgreen:
Um in einem Geländewagen mit Dachzelt 31.000 rund Australien zu fahren, braucht man eine gute Portion Abenteuerlust. Ein Hang zum Anspruchslosen hilft. Mit Klapptisch und zwei Stühlen hängt man am unteren Ende der Camper-Nahrungskette. Spartanischer geht nicht.
Das führt zum einzigen Nachteil unserer Reise: Null Privatsphäre!
Kein Raum zum Zurückziehen. Das Dachzelt kann man tagsüber vergessen. Es ist einfach zu heiß. Sich nach einer Wanderung mal für eine halbe Stunde lang machen können, haben wir vermisst. Da wirft man neidische Blicke auf die kleinsten Wohnwagen.

Leben auf kleinstem Raum – Sparta pur. Nicht nur einfach, besonders wenn es regnet oder extrem heiß ist.

Der Rest war größer, besser, anders als wir es erwartet haben. Anstrengend zuweilen, klar. 47 Grad Hitze ist kein Pappenstiel. Fliegen-Invasionen sind mit steigender Tagestemperatur zunehmend schwerer zu ertragen. Rüttelpisten bringen Mensch und Maschine nahe an die Leistungsgrenzen. In Australien tendiert alles extrem zu sein. Extrem heiß, extrem einsam, extreme Straßenbedingungen. Extrem phantastisch!
Am besten hat uns das Outback gefallen. Endlose Steppen und Halbwüsten. Unwirtlich. Schwer zu begreifen. Menschenleer. Und ein bisschen gefährlich. Zwischen endlosen Kilometer Schotterpisten liegen Gebirge mit Schluchten nicht von dieser Welt. Der Mars muss als Vergleich herhalten. Die Schönheit der Schluchten nimmt einem den Atem. Perfekte Harmonie – alles passt zusammen. Farben, Formen und die schwirrende Hitze, die Spiegelungen an den Horizont zaubert.

Das größte Abenteuer war die Simpson Wüste – 1000 Dünen in fünf Tagen.

Der verrückteste Campingplatz mitten in der Wüste. Hunderte Kilometer von jeder Behausung entfernt.

Am Ende der Simpson die ‚Big Red‘. Die höchste Sanddüne.

 

Freiheit im Outback.

Immer wieder diese Weite. Davon konnten wir nicht genug bekommen.

Farbenrausch im Kennedy Ranges Nationalpark

Zum Staunen im Purnululu Nationalpark

 

Das zweite Highlight sind die Tierbegegnungen. Kein Tag ohne Tiere. Nicht jeder liebt Schlangen. Wir finden sie großartig. Spannende Viecher, aber schwierig zu finden. Die meisten hauen ab, bevor man näher kommt.
Kängurus und die anderen Beuteltiere machen gute Laune. Echte Touristen-Lieblinge. Wir sind nicht müde geworden sie zu beobachten.

 

Jeder liebt Kängurus

Harmloses Freshi – Süßwasser Krokodil

Salty – Salzwasser Krokodil. Mit den Kameraden ist nicht zu spaßen.

Seltene Begegnung – ein Dornenteufel – die hübscheste Echse Australiens

Unsere ungewöhnlichste Begegnung – eine rotbäuchige Schwarzotter verschlingt eine Eidechse.

Australiens Knuddel-Bären. Zweimal hatten wir das Glück in freier Wildbahn auf Koalas zu treffen.

Australien hat über 60.000 Kilometer Küstenlinie, alle Buchten und Inseln einberechnet. Wir haben uns von den Küsten etwas fern gehalten – ungefähr nur 7.500 Kilometer sind wir am Wasser entlang gefahren. Es scheint, dass alle Küsten in Konkurrenz zu einander stehen, welcher Kilometer der schönste sei.

Küste im Süden

Küste im Westen

Küste im Norden

Küste im Osten

Wir hatten schon ein paar verrückte Ideen die letzten Jahre: mit dem Bus durch Südamerika gondeln, zu Fuß eine viertägige Wanderung durch den Dschungel zur Ciudad Perdida unternehmen. Und auf die Osterinsel segeln.
Der Roadtrip rund Australien ist die Krönung. Einer der besten Einfälle, den wir je hatten. Erst hatten wir acht Monate geplant, um schnell auf vierzehn Monate zu verlängert. Der Trip war genau unser Ding. Freiheit pur.
Jetzt hängt die Karte im Salon. Wir staunen noch immer über die Strecke. Sind glücklich und ein wenig stolz, das geschafft zu haben.

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