Ecuador 2018

Revierinformationen Ecuador
Wir haben sechs Monate in Bahía de Caraquez/Ecuador an der Mooring gelegen. Diese Informationen geben unsere persönlichen Eindrücke wieder.

Marina Puerto Amistad
Bitte in Bahía keinen klassischen Marina-Service erwarten. Chandler, Segelmacher und sonstige Gewerke, die mit Segelbooten Erfahrung haben, sucht man hier vergeblich. In Manta (ca. drei Stunden mit dem Bus) sieht die Situation etwas besser aus.
Was man in Puerto Amistad bekommt: gutes Wifi (Empfang auf dem Schiff), (Trink-)Wasser am Steg (wir haben das Wasser in unseren Tank gekippt), Dinghy Dock, Duschen mit schwankender Wassertemperatur. Wäscherei gegen Gebühr.

Gene (Amerikaner), der Inhaber von Puerto Amistad, erteilt gerne Auskünfte und nimmt Segler schon mal im Auto nach Manta mit. Er übernimmt auch die Rolle des ‚Agenten‘ (gegen Gebühr) beim Einklarieren. Die Bedürfnisse von Seglern sind ihm aber weitestgehend fremd.
Juan (spanisch, englisch) arbeitet im Büro. In Gesprächen mit anderen Seglern über seine Job-Fähigkeiten fällt häufig das Wort ’nutzlos‘.
Ariosto (spanisch) ist der gute Geist der Marina und das Mädchen für alles. Er ist der Lotse (35 USD), den man zur Einfahrt über die Barre bestellen kann (siehe puertoamistad).
Er besorgt Gas, Trinkwasser aus Flaschen, Diesel und Benzin. Normalerweise läuft dieser recht preiswerte Service über die Marina. Übernimmt Ariosto die Betreuung wird es noch etwas günstiger.
Natürlich kann man sich seine Flüssigkeiten auch selber besorgen. Allerdings ist die Abgabe von Diesel an Ausländer verboten, da dieser subventioniert ist. Man soll an Tankstellen nur Kleinstmengen bekommen. (Dieselpreis: 0,30 USD/Liter)

Kleines Ankerfeld im Rio ChoneMarina Amistad in Bahía de CaráquezMarina Amistad in Bahía de Caráquez
Dinghy Dock - Tidenhub 2 bis 2,5 Meter

Dinghy Dock – Tidenhub 2 bis 2,5 Meter

Moorings:
Es existieren zwei normale Moorings an denen man sich mit der Tide flussauf-und flussabwärts dreht.
An den anderen Plätzen erhält man eine Bug- und eine Heck-Mooring mit jeweils zwei Leinen. Die Mooringleinen werden zwar von Ariosto kontrolliert, aber wir hatten trotzdem eine gerissene Leine, die sofort getauscht wurde. Wir haben mit gutem Gewissen unser Schiff während der Landreisen alleine gelassen. Die Strömung beträgt bis zu drei Knoten bei einem Tidenhub von mehr als zwei Metern.

Wir würden eine Reservierung der Mooring empfehlen. Die Anzahl ist beschränkt und es lagen mit uns immer sechs bis acht weitere Schiffe im Chone. Durch Vorauskasse haben wir einen Rabatt von 10% als Langzeitlieger erhalten.

Kleines Ankerfeld im Rio Chone

Einfahrt in den Chone:
Eine Einfahrt auf eigene Faust würden wir nicht empfehlen. Ariosto hat uns am Warteplatz abgeholt und als Lotse das Ruder übernommen. Man fährt überraschend eng an der Brandungsmauer vorbei. Laut Info von puertoamistad.com ist eine Durchfahrt mit mehr als zwei Meter Tiefgang nicht angeraten.
Bei unserer Einfahrt (Spring-Tide) war der niedrigste Wasserstand, den wir auf dem Tiefenmesser gesehen haben 2,90 Meter. Wir sind bei hohem Wellengang mit über sieben Knoten Geschwindigkeit in den Chone gesurft.
Eine Yacht mit zwei Meter Tiefgang hatte trotz Lotse Grundberührung. Der Untergrund ist fester Sand, ohne Steine und Felsen, wie man bei Ebbe gut erkennen kann.

Einklarierung
Man bekommt zunächst eine Aufenthalts-Genehmigung von 90 Tagen. Diese kann in Porto Viejo um weitere 90 Tage verlängert werden. Wenn man innerhalb der ersten 90 Tage das Land verlässt, unterbricht für diesen Zeitraum der Ablauf der 90 Tage. Achtung!: das gilt nur für die ersten 90 Tage.
Kosten: Die ersten 90 Tage kosten inklusive Agentengebühren ca. 180 USD für 2 Personen, die Verlängerung des Visums kostet ca. 130 USD pro Person. Ausklarieren inklusive Agentengebühren beträgt ca. 150 USD für zwei Personen.
Zarpe (Inland) für Galapagos: Diese erhält man vom Port Captain nur, wenn man ein gültiges Autografo für Galapagos besitzt.
Zoll und Immigration: Bis zu sechs Personen kommen an Bord. Manchmal alle gleichzeitig, manchmal in zwei Etappen. Die Offiziellen sind ausgesprochen höflich. Eine Menge Fragen sind zu beantworten und eine Menge Papier wird ausgefüllt. Das einzig Kritische sind abgelaufene Vorräte, Rettungswesten, Feuerlöscher und Rettungsinseln. Dies wird mehr oder weniger intensiv kontrolliert.
Konserven mit überschrittenem MHD besser verstecken, diese werden sonst konfisziert. Bei unserer Rettungsinsel haben wir den abgelaufenen Wartungsstempel selber auf ‚aktuellen Stand‘ gebracht.

Wetter (von Juni bis November)
Temperaturen: Wasser 26 Grad, Luft tagsüber 24 bis 28 Grad, nachts 20 bis 22 Grad. Wenn nachmittags und abends der ablandige Wind bläst, benötigt man tatsächlich eine Jacke und gar eine lange Hose.
Sonne: Es ist die meiste Zeit bewölkt. Zum Teil so stark, dass von grauen Tagen gesprochen werden muss. Das kann auf das Gemüt schlagen. Sonnige Tage gibt es im Schnitt vielleicht ein- zweimal in der Woche, dann auch nur stundenweise. Wer Strom über Solar gewinnt, bekommt ein Problem.
Wind: Ab 11:00 Uhr vormittags bis ca. 18:00/19:00 Uhr weht ein kräftiger ablandiger Wind. Den Rest des Tages ist nahezu windstill.
Regen: In sechs Monaten hatten wir dreimal Nieselregen. Ansonsten war es niederschlagsfrei!
Klima: Nicht sehr schwül, angenehme Temperaturen zum Arbeiten, Kochen und Schlafen.

Schmutz und Bewuchs
Der anfallende Staub ist nicht zu unterschätzen. Durch den fehlenden Regen und den Wind aus dem Ort wird das komplette Schiff mit einer Staubschicht überzogen. Leinen, Bimini, Deck, einfach alles benötigt nach längerem Aufenthalt eine gründliche Reinigung. Der Staub wäscht sich mit klarem Wasser problemlos ab.

Der Bewuchs im Rio Chone ist enorm. Die Shrimp-Farmen weiter flussaufwärts scheinen für großartigen Dünger zu sorgen. Ariosto umwickelt auf Wunsch die Schraube mit einem Sack, damit diese nicht so stark bewächst. Gegen Gebühr (ca. 40 USD) reinigt er vor der Weiterfahrt gerne den Rumpf. Natürlich kann man auch selber tauchen gehen. Die Sicht ist allerdings mit Null bis 20 cm sehr schlecht. Eine Tauchbasis zum Füllen von Flaschen existiert in Bahía nicht.

Einkaufen
Es gibt einen wunderbaren Markt zehn Minuten zu Fuß entfernt und ein paar lokale Supermärkte. Obst und Gemüse, Shrimps und Fisch sind extrem preiswert und von hoher Qualität. In einem einzigen Geschäft -direkt neben dem Eingang zur Markthalle- sind Weizen-Körner erhältlich.

Erdbeeren, Bohnen, Melonen, Brokkoli, der Markt gibt alles her

Erdbeeren, Bohnen, Melonen, Brokkoli, der Markt gibt alles her

Richtung Ortsausgang, ebenfalls zehn Minuten zu Fuß, gibt es einen großen Supermarkt ‚mi commisariato. Am besten holt man sich vor dem ersten Einkauf eine ‚mi comisariato‘-Karte (ein fünf-Minuten-Prozedere), dann gibt es auf viele Artikel Sonderpreise. Neben Nahrungsmitteln gibt es auch eine große Non-Food-Abteilung mit preiswerter Kleidung, Spielzeug, Farben, Plastik-Kram usw.
Der Supermarkt ist recht gut sortiert. Aber für deutsche Geschmäcker und für die große Proviantierung Richtung Südsee fehlen einige Artikel und Konserven: Spargel, rote Bete, Corned Beef, Speck, Käse (Parmesan steht drauf, enthält aber ein Käseprodukt aus Ecuador), Joghurt, Milchreis, schwarzer Tee, grüne Bohnen in Dosen und gute Gewürzgurken. Vollkornmehl gibt es nur manchmal.
Das Fleischangebot ist recht eintönig: Rindfleisch (Gulaschqualität) und Huhn in allen Variationen. Es gibt manchmal Rinderhack, manchmal Schweinefilet, manchmal eine Art geräucherten Kasseler. Auf dem Markt sieht das Fleisch-Angebot nicht viel besser aus.

In Leonidas Plaza, dem Nachbarort von Bahía (zu Fuß in 30 Minuten zu erreichen, Bus 0,35 USD pro Fahrt, Taxi 1,50 USD) gibt es montags einen ‚Flickenmarkt‘ mit Nonfood Händlern. Kleidung, Haushaltsgeräte, Kurzwaren, Stoffe, Nähnadeln, Plastikgeschirr und Pütt und Pann.

Preise
Salami und Schinken gibt es in kleinen Paketen zu hohen Preisen.
Bier und Wein sind teurer als in Panama. Importierte Artikel sind im Verhältnis zu lokaler Ware ebenfalls recht teuer. Reis, Bohnen, alle Grundnahrungsmittel, Obst und Gemüse sind sehr preiswert.

Preisindex für Ecuador

Der Vergleich, dass Ecuador ein Bunker-Niveau von 99 % erhält, hinkt etwas, da viele Artikel in unserem Warenkorb hier nicht erhältlich sind.

Reisen in Ecuador
Das Fortbewegungsmittel der ersten Wahl ist der Bus. Aus jedem Dorf, jeder Stadt kommt man mehrmals täglich weiter. Manchmal im 15 Minuten-Takt. Die Busse sind in unterschiedlichen Zuständen, die Fahrer fahren meistens anständig und weniger Kamikaze als in Kolumbien. Eine Stunde Busfahrt kostet in etwa 1,50 USD. In den abgelegenen Regionen gibt es private ‚Camisetas‘, die einen für wenig Geld mitnehmen. Manchmal nur auf der Ladefläche zwischen Kohlköpfen, aber man bleibt nicht am Straßenrand stehen.

Busverbindungen haben wir über horariodebuses und latinbus gefunden

Tipp: Die Busbahnhöfe heißen überall in Ecuador ‚Terrestre‘. Bei google einfach ‚Terrestre‘ plus Wunschort eingeben. In den meisten Fällen wird man eine Homepage des Busbahnhofs finden. Dort sind alle Buslinien und häufig auch die Abfahrtszeiten aufgeführt.
Die Anzahl der Buslinien ist verwirrend. Bei der Suche nach Bussen sind die Einheimischen überaus behilflich, einfach in der Unterkunft oder am ‚Terrestre‘ fragen. Klappt immer!

Ecuador ist ein wunderschönes, sicheres Land und wir empfehlen unbedingt, sich das Inland anzuschauen. Viele Mitsegler besuchen von hier aus Peru. Die Flüge sind relativ teuer, recht zeitaufwändig und umständlich, da Bahía keinen Flughafen hat und man erst nach Quito oder Guayaquil fahren muss. Und es wird dem kleinen Bruder Ecuador nicht gerecht. Wer sich dieses Land nicht anschaut, der verpasst eine Menge.

Unser  Rundreise Video Ecuador

 

Cuicotcha-Lagune mit den zwei Inseln

Cuicotcha-Lagune mit den zwei Inseln

Kälbchen-Wache

Kälbchen-Wache

Weiterführende Links:
Wir haben zeitgleich mit der ‚Taitonga‘ in Bahìa gelegen. Christian hat umfangreiche Informationen und seine Eindrücke zusammen gestellt (englisch): Tipps und Tricks und Infos der SY Taitonga

2017 hat die SY Gegenwind einige Infos gesammelt (deutsch):Kühle Tropen