13.-15.04.24, Australien/WA/Karratha und Millstream NP, Tag 135-137 Roadtrip, 12.201 km total, 560 + 120 Tages-km
Unser nächster Stepp ist mit 560 Kilometern der bisher längste. Vom Regen nach Zyklon Olga ist auf der Strecke nichts zu merken. Nur ein paar Wasserlachen in der Wüste sind zu sehen. Wir queren die westliche Pilbara. Das ist eine Provinz in Australien – knapp 50 Prozent größer als Deutschland. Mit einer lächerlichen Einwohnerdichte von 0,1 Person auf den Quadratkilometer. Entsprechend kommen wir auf 560 Kilometer durch keinen Ort. Zwei Roadhouses mit Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke und eine unbemannte Tankstelle, das war’s. Rechts und links nur endlose Ebene. Der Highway ist in einem ausgezeichneten Zustand, nicht ein einziges Schlagloch zu entdecken.
Australien muss richtig viel Geld haben. Der Grund für den Reichtum ist gut auf dem Satellitenfoto zu erkennen: Minen. Dank der Minen haben wir fast durchgehend Internet in der Abgeschiedenheit und wissen gleich, wer da nach was, wie erfolgreich buddelt. Alles Minen der Superlative: Magnetit-Mine oder normales Eisenerz.
Karratha ist unser Tagesziel. In der kleinen Stadt können wir gut unsere Vorräte aufstocken und uns für die weitere Strecke vorbereiten. Der teuerste Campingplatz unserer Roadtour: 60 Dollar! (Zur Erinnerung – in New South Wales haben wir mal mit 20 Dollar angefangen). Und dabei ist er gar nicht mal der beste Platz.
Viel Zeltplatt-Auswahl gibt es in dieser Region nicht und wir wollen in den Millstream Nationalpark und dann ins Herz der Pilbara. Der kürzeste Weg dahin führt 150 Kilometer über eine Privatstrecke von Rio Tinto, dem Betreiber einer der größten Eisenerzminen in Australien. Diese Straße darf man nur mit Genehmigung befahren. Und die bekommt man in Karratha.
Jetzt wird es lustig. Alle verfügbaren Hinweise sagen, dass wir die Erlaubnis im Informationszentrum erhalten. Die sympathischen Damen haben zwar eine Detailzeichnung von der Strecke, aber keine Genehmigung für uns. Die bekämen wir in der Bibliothek.
In der Bibliothek erkennt die fröhliche Mitarbeiterin unseren Wunsch sofort am Streckenzettel in unserer Hand. „Glückwunsch! Ihr seid die ersten in der Saison, die sich die Rio Tinto Road – Genehmigung holen.“
Wir gewinnen nichts, wundern uns aber über den Freudentaumel.
Sie gibt uns einen Gutschein über kostenlosen Internet-Zugang in der phantastisch modern ausgestatteten Bibliothek (da war er wieder, der Reichtum Australiens). Ein Link führt uns zu einem Film der Rio Tinto Gesellschaft.
Haarklein werden wir über die Straße aufgeklärt: Schotterpiste. Führt parallel zur Eisenbahnlinie, die natürlich auch Rio Tinto gehört. Wir lernen das Verhalten bei Feuer. Bei Staub. Beim Überholen. Wie man die Bahngleise mit Schranken und ohne Schranken überquert. Und dass wir herzlich eingeladen seien, so viele Fotos (Abstand zehn Meter von den Gleisen) von den Zügen zu machen, wie wir möchten. Aber bitte kein rotes T-Shirt tragen beim Aussteigen. Das sei für die Lokführer das Signal von Gefahr und sie würden den Zug dann sofort abbremsen. Dass die Züge unbemannt fahren, die Info kommt ein paar Sätze später.
Gute zwanzig Minuten Film – mehr oder weniger unterhaltsam gemacht. Dann das Finale: Jeder Fahrer muss einen Test ablegen, ob er die Regeln nun auch wirklich verstanden hat.
Man hat drei Versuche. Wer versagt, muss wieder von vorne anfangen. Achim besteht. Puh, Glück gehabt. Ich verzichte auf den Test – noch mal den ganzen Kram zu hören… nee, danke.
Die Genehmigung ist kostenlos, eine Bescheinigung drucken die netten Damen in der Bibliothek und wollen nur 20 Cent dafür haben. Der Vormittag ist zwar rum, aber Achim hat die offizielle Rio Tinto Genehmigung. Gültig für drei Monate.
Neben dem Streckenzettel wissen die Damen in der Karratha Information zu berichten, dass es mit den lästigen Fliegen ja schon so viel besser sei als letzte Woche. Der Zyklon habe die Viecher wohl (?) weggeblasen.
Wir riskieren es und fahren am nächsten Tag 150 Kilometer in den Millstream Nationalpark. Schon vor dem Mittag sind wir da. Außer uns nur ein Wohnwagengespann und tatsächlich nur mittelmäßig wenig Fliegen. Aber doch zu viele, um ohne Netz am Kopf zu sitzen.
Ein acht Kilometer langer Wanderweg führt am dauerhaft Wasser führenden Fluss entlang. Seit Wochen das erste Mal, dass wir frisches Grün zu sehen bekommen. Schilf und Binsen sogar. Leider hat es im November neben dem Campingplatz gebrannt. Das bedeutet viel freie Fläche ohne Schatten beim Laufen. Aber inzwischen merkt man, dass es Herbst geworden ist, die Sonne brennt nicht mehr ganz so gnadenlos. Es ist wieder möglich auch am Nachmittag durch die Pampa zu wandern.
Wegen der Fliegen bleiben wir nur eine Nacht. Nach ein paar asphaltierten Kilometern erreichen wir die Rio Tinto Road. Ob sich die Prüfung gelohnt hat, berichte ich dann im nächsten Blog.