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Das Video unserer Rundreise in Australien

06.10.2025; Neukaledonien/Baie Papaye; Tag 4.146; 29.307 sm von HH

Wir ankern immer noch in der Lagune. Herrlich türkisene Tage.

Aber heute gibt es keine Strandfotos, sondern einen Blick zurück nach Australien.
Das Video über unsere komplette Rundreise ist fertig. Das Abenteuer im Abenteuer – die Simpson-Wüste – wurde ja bereits gewürdigt. ;-)

Vierzehn Monate in einen Film zu bringen, war eine Herausforderung. Neben einigen Video-Schnipseln hatte ich die Auswahl von 9.000 Fotos. Verteilt auf 132 Ordner.
Knapp 2.000 Fotos haben es in die engere Wahl geschafft; 400 davon in die Endfassung.
„Kill your darling“, eine gut gemeinte Video-Schneide-Regel. Aber von welchem liebgewonnenen Foto soll ich mich trennen? Das sind schwierige Entscheidungen.
Hunderte Male habe ich die Fotos verschoben und neu sortiert. Die Standzeiten wieder und wieder verändert. Zwei Sekunden oder besser nur eine?

Ein Panorama unseres großen Abenteuers. Das Ergebnis ist in sechzehn Minuten zusammengefasst. Ich glaube, dass es schöne Minuten geworden sind. Sie zeigen die tollsten Ausblicke und Momente, die wir unterwegs hatten.

Ich wünsche Euch viel Spaß damit.

#32 In 14 Monaten rund um Australien

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Die wundersamen Araukarien

21.Juli 2025, Neukaledonien/Île des Pins; Baie de Kuto , Tag 4.069, 29.184 sm von HH

„Wenn du die Bäume nicht mehr siehst, bist du zu weit draußen.“ Dieser Warnung soll früher den Kanak mitgegeben worden sein. Auf Ausflügen mit ihren Auslegerbooten in die riesige Lagune. Mit ‚die Bäume‘ sind die auffälligen ‚Pins‘ gemeint, die überall in Neukaledonien herum stehen.  James Cook hat sie als erster Europäer entdeckt und fälschlicher Weise für Kiefern gehalten. Die falsche Bezeichnung ‚Pins‘ ist in den Sprachgebrauch übergegangen. Dabei handelt es sich nicht um Kiefern, sondern um eine Araukarien Art, die nur in Neukaledonien heimisch ist. Die ‚Araukaria columnaris‘.

Mit üblichen dreißig Metern – selten sogar bis sechzig Meter – sind die Araukarien tatsächlich schon gut von weitem zu sehen.
Ein seltsamer Baum. Rank und senkrecht reckt er sich in die Höhe. Die Äste sind horizontal ausgerichtet und bilden eine symmetrische Krone. Fast wie Säulen oder Pfeiler.

Gute Landmarken – auch bei Nieselregen und tief hängenden Wolken.

Egal, wo die Säulen-Araukarie außerhalb Neukaledoniens gepflanzt wird, zeigen die Bäume eine auffällige Neigung. Immer Richtung Äquator. Auf der Nordhalbkugel neigen sie sich nach Süden. Auf der Südhalbkugel entsprechend nach Norden. Es sind immerhin Neigungen von 8 bis 10 Grad, während die Araukarien in Neukaledonien wie ein Pfahl senkrecht in den Himmel zeigen.
Das ist umso erstaunlicher als Neukaledonien sich auf 22 Grad Süd befindet. Somit gäbe auch hier allen Grund für die, den scheinbar Äquator liebenden Bäume, in Schieflagen zu stehen. Fehlanzeige.
Der Grund für diese in der Baumwelt einmalige Regelwidrigkeit ist nicht geklärt. Licht- und Schwerkraftwahrnehmung. Geotropische oder heliotrope Reaktionen auf Sonnenverläufe, die genetisch programmiert sein sollen. Das klingt nach ‚in-echt-haben-wir-keinen-blassen-Schimmer‘.

 

Blick auf die schöne Bucht Katu auf der Ile des Pins – wie überall säumen Araukarien die Küstenlinie.

 

Keine Schönheit – erinnert eher an eine Flaschenbürste. In der Masse sind sie imposant.

Kurze Zweige sind dicht mit Schuppenblättern besetzt. Was sich wie raue Katzenzungenanfühlt sind also keine Nadeln.

Für Nachschub wird gesorgt. Nur über Saat möglich. Stecklings-Vermehrung funktioniert nicht.
Ein echter Dinosaurier unter den Pflanzen – geschätzte 150 Millionen Jahre alt sollen diese Araukarien sein.

 

Für die Kanak ist die Säulen-Araukarie kein Nutzbaum im klassischen Sinne. Für die Schnitzerei ihrer Pfeiler oder Totems, die man überall in Neukaledonien als schmückende Elemente sehen kann, ist die Araukarie nicht geeignet. Sie ist zu weich und harzhaltig.
In vielen Stämmen der Kanak symbolisiert der aufrechte Wuchs ‚den rechten Weg‘ und die Würde des Clans. Oft steht eine einzelne Araukarie vor der Hütte des Stammes-Chefs und ist tabu. Wer sie beschädigt, begeht eine schwere Respektlosigkeit. In manchen Regionen dürfen nur bestimmte Stammes-Linien Araukarien pflanzen. Für die Kanak sind diese Bäume häufig spiritueller Richtungsgeber  –  die Achse zwischen Himmel und Erde.
Oder eben auch Wegweiser, wenn man zu weit in die Lagune hinaus gefahren ist.

Allgegenwärtige Totems

Meistens aus einem Baumstamm geschnitzt.

Auch in Nouméa im Park und an den Promenaden zu finden – hier tanzende Wale.

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Quer durch die Wüste – ein Video aus Australien

05.Juli 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.053, 29.095 sm von HH

Das Wetter hat von suboptimal auf räudig gewechselt.
Entsprechend verbringen wir viel Zeit auf Atanga. Die beste Gelegenheit einen Film über unsere Zeit in Australien zu schneiden. Unser verrücktestes Abenteuer unserer Rundreise, die Fahrt durch die Simpson-Wüste mitten im roten Zentrum.

Vor 5.000 Jahren sind die Aborigines durch die Simpson-Wüste gelaufen.
1936 hat der erste Weiße die Simpson zu Fuß durchquert.
1962 ist das erste 4WD Auto durch die Simpson gefahren.
2024 haben die Willners erfolgreich das ‚Simpson Crossing‘ geschafft – jetzt auch als Film. :mrgreen:

#31 Simpson Desert Crossing in Australien – fünf Tage durch die Wüste mit 4×4

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Bitte nicht mehr nach Osten, bitte nicht!

14.Mai.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 4.001, 28.212 sm von HH

In diesem kleinen Filmausschnitt aus dem Jahr 2021 sind meine Wünsche eigentlich klar und unmissverständlich. Die Regeln sind bekannt. Blöd nur, wenn man sich nicht an seine eigenen Vorgaben hält. :mrgreen:

 

Atanga auf dem Weg von Tahiti nach Fakarava. Auf einer Strecke von 340 Meilen am Wind und nach einer hässlichen Nacht ist dieser Filmschnipsel entstanden. Diesmal werden es wohl 900 Meilen.

 

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen (zehn Tage) vorher angepeilten Abfahrtstag jemals eingehalten hätten. Diesmal ja, die Zeichen stehen gut. Das vorhergesagte Tiefdrucksystem, was uns südwestliche Winde bringen sollte, ist verschwunden. Pech.
Dafür steht eine Flaute für ein, zwei Tage vor der Tür. Mit viel Glück gibt es sogar leichten Nordwind. Dieses Windloch wollen wir nutzen, um so weit wie möglich nach Süden zu motoren oder motorsegeln. Am liebsten bis Höhe Brisbane – 200 Meilen. Mit jeder Meile Süd wird unser Winkel nach Neukaledonien besser. Denn eins ist sicher, der Süd-Ostpassat wird zurückkehren.

Windloch am Donnerstag – Stand 24 Stunden vor Abfahrt.

Am Freitag um 12:00 Uhr vielleicht sogar etwas nördliche Winde. Wir werden sehen.

Die letzten vier Wochen sind uns etwas lang geworden in der Marina. Um so größer war unsere Freude, dass die Pia und Köbi von der Lupina https://sy-lupina.ch/ eingetroffen sind. Wir kennen uns schon aus Fiji vor knapp zwei Jahren.
Die beiden wollen weiter nach Indonesien, sind gestern bereits aufgebrochen. Somit ist nach zwei Wochen die schöne Zweit mit Sundownern und gemeinsamen Abendessen viel zu schnell vergangen. Wir haben es sehr genossen, mal wieder mit jemandem länger als nur einen Abend zu sprechen. Das war auf den Campingplätzen nicht gegeben. Hoffentlich treffen wir in Neukaledonien auf ebenso nette Crews wie die der Lupina.

Pia und Köbi aus der Schweiz – schade, dass sich unsere Wege schon wieder trennen.

Morgen geht es auch für uns weiter. Wir melden uns wie immer von unterwegs mit Berichten. Vielleicht das erste Mal mit Fotos, dank Weltraum-Internet. Mal sehen, ob das funktionieren wird.
Der Immigration Officer kommt um 8:00 Uhr an Bord. Und dann heißt es

Goodbye Australien

Es fällt uns schwer, dieses tolle Land zu verlassen. Was wir mitnehmen, sind unvergessliche Erlebnisse und Abenteuer. Danke Australien, du warst gut zu uns (die vorwitzige Welle, die mich umgeworfen hat, vergessen wir mal).

Unsere Hommage an Australien. Unter der Hamburg-Flagge weht wichtig unsere Sand-Flag, die wir am Auto in der Wüste fahren mussten. :lol:

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Planänderung!

05.Mai.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.992

Ein letztes Röntgen vergangenen Mittwoch hat ergeben, dass der Bruch meiner Schulter gut verheilt ist. Voll belastbar ist der Arm allerdings noch nicht. Auch die Beweglichkeit zeigt Potential nach oben, obwohl ich brav meine Übungen mache. Vollständige Genesung soll noch weitere drei Monate dauern.
Okay, müssen wir akzeptieren.

Wenn man früher als Kind mit seiner Hand über den Kopf das Ohr erreichen konnte, war man schulreif. Zur Segelreife fehlt da noch ein Stückchen. Und ich mogel auch noch dabei … mein Kopf ist geneigt.

Nur mit dem linken Arm bekomme ich den rechten Arm überhaupt auf den Kopf gelegt. Die Fotos sind eine Woche alt, es sieht heute nicht viel besser aus. ;-)

Links vor 12 Wochen – rechts die Heilkräfte der Natur haben den Arm prima gekittet.

Vor unserem geistige Auge taucht die geplante Strecke für die nächsten Monate auf: das ‚Great Barriere Reef‘ und Indonesien. Beides steht für viel Ankerei. Häfen und Marinas wird es wenige geben. Besonders Indonesien gilt als Traum-Tauchrevier. Beides bedeutet einen häufigen Schlauchboot-Einsatz. Wer schon einmal an einem Strand in ein Schlauchboot springen wollte, weiß, dass selbst eine kaum sichtbare Welle den vollen Körpereinsatz verlangt. Elegante Einstiege wie in der Bacardi-Werbung liegen nur selten drin. Das Schlauchboot ist schwer zu bändigen. Hält man es nicht anständig fest, wird man überrollt. Schwimmend ins Schlauchboot zu gelangen, verlangt vollen Armeinsatz.
Das wird nichts mit mir. :cry:

Nicht schnorcheln und tauchen können auf der Strecke, die vor uns liegt, da muss ich schon mal heimlich eine Träne ins Kissen drücken. Wir diskutieren uns die Köpfe heiß, wie wir eine Lösung finden können. Ich trainiere härter – mit dem Erfolg, dass der Arm schlechter wird. Überanstrengung wird bestraft. So ein Oberarmkopf-Bruch braucht einfach seine Zeit. Fertig.

Am 30. Mai läuft unser Visum aus. Einer Erneuerung würde wohl nichts im Wege stehen. Der Arzt im Krankenhaus hat mir eine schöne Bescheinigung geschrieben, dass ich nicht anständig segel-tauglich bin. Achim bereitet die Anträge vor, dann der Schock. Ein neues Visum kostet 980 Dollar (knapp 600 Euro). Modernes Raubrittertum. Ärgerliche Kosten – der Arm war sowieso schon nicht umsonst.

Wir diskutieren, bis die Köpfe glühen. Und dann wird uns die Lösung beim freitäglichen BBQ  (einmal in der Woche spendiert die Marina Fleisch und Würstchen, alle Segler bringen Salate mit) präsentiert.
„Segelt doch einfach zurück. Nach Neu Kaledonien. Ist ganz einfach.“
Wie „einfach“ es ist, nach Osten zu segeln, haben wir schon feststellen dürfen. Meistens liegt man hart auf der Backe und Freude am Segeln kommt wenig auf. Unsere letzte große Idee – von Neuseeland nach Tahiti zurück – ist sogar komplett gescheitert. Kein Wetterfenster wollte sich zeigen.

Von Australien nach Neu Kaledonien. Rot neue Strecke, weiß ursprünglich geplante Strecke. Zur Zyklonsaison (ab November) wollen wir uns nach Neuseeland verholen und im nächsten Jahr einen neuen Anlauf nach Indonesien nehmen.

Trotzdem sind wir Feuer und Flamme. Wir bräuchten weder das Visum erneuern, noch länger in dieser Marina ausharren, noch aufs Tauchen zu verzichten. Die eierlegende Superidee. Dass Achim eigentlich erwünscht hat, dass ich alleine die Badeleiter hoch klettern können muss, das übergehen wir. Mut zur Lücke. Achim wird einfach zehn Tage zum Einhandsegler. Davon gibt es viele.
Ich bin schmückendes Beiwerk. Wache gehen kann ich. Und mich durchs Schiff hangeln ebenfalls. Und vielleicht wird es ja gar nicht so ruppig. Un et hätt noch immer joot jejange. Und …

Die Entscheidung ist gefallen. Der Antrag auf Visum-Erneuerung ruht unabgeschickt in seiner Datei. Das Schiff ist Auslauf bereit. Ich habe vorgekocht.
Ein Wetterfenster ist auch in Sicht. Ein Wirbel im Süden baut sich auf, der uns südwestliche Winde bringen könnte/sollte. Bereits am 15. Mai könnte es los gehen.
Drückt uns bitte alle Daumen, die Ihr habt.

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