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Nouméa

Di.,10.Jun. 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.028, 29.095 sm von HH

Nach dreieinhalb Jahren Linksverkehr wird nun wieder auf der rechten Straßenseite gefahren. Das ist mit der Muttermilch gelernt, wir wissen sofort wie das geht. Leider ist mit dem Linksverkehr auch Englisch als Landessprache verschwunden. Einfach jemanden auf Englisch ansprechen, funktioniert nicht mehr. Ungehemmt wird hier Französisch ausgelebt. Himmelfahrt schallte über eine Stunde Edith Piaf über die ganze Marina. :mrgreen:

„Parlez vous anglais?“  Zu unserer Freude können die meisten mehr als nur ein paar Brocken Englisch. Neukaledonien ist keine Touristenhochburg. Dafür kommen die meisten Touristen aber aus Australien und Neuseeland. Das hinterlässt Sprachkenntnisse. Prima für uns.

Als wir uns nach unserer Ankunft im Marina-Büro melden, bekommen wir die Information, dass wir nur drei Tage bleiben dürfen. Achim erwähnt das kaputte Unterwant (muss ja keiner wissen, dass ein Ersatzteil in der Backskiste liegt ;-) ). Wir dürfen eine Woche bleiben.
Statt Stadtbummel, macht sich auf Atanga Geschäftigkeit breit. Proviant aufstocken, einkochen und heraus finden, wo wir ankern können, wenn wir aus der Marina müssen. Das sieht schlecht aus. Vor dem Stadtzentrum im Westen gibt es nur Mooringfelder. Die sind alle privat und belegt. Ankern wird nur für ein, zwei Nächte geduldet.

Marina Port Moselle. Ruhig gelegen. Der Lärm der Stadt kommt hier nicht an.

Achim entdeckt beim Check vom Rigg noch einen Bruch im Baby-Stag. Dafür haben wir keinen Ersatz. Ein Rigger muss gefunden werden. Im Marina-Büro macht sich Verständnis breit. Wir dürfen zwei Wochen bleiben.
In der Zwischenzeit haben wir durch Kontakte weiterer Neuankömmlinge heraus gefunden, dass eigentlich alle so lange bleiben dürfen, wie sie wollen. Wir fragen nach. „Pas de problème“, heißt es jetzt auch für uns, wir dürfen bleiben. Nicht wundern, keine Fragen stellen, sondern nehmen, was man bekommt.

Das gibt uns Zeit, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Nouméa ist eine Großstadt. Im Stadtkern leben 100.000 Menschen, im weiteren Umfeld fast die doppelte Anzahl. Die Halbinsel ist dicht bebaut zu allen Seiten. Die Marina liegt mitten im Zentrum, der Fisch- und Gemüsemarkt ist nur ein paar Gehminuten entfernt.

Auf dem Markt gibt es alles. Sogar Radieschen und Knollensellerie. Beides ewig nicht gesehen.
Das meiste wird auf der Insel angebaut, außer Äpfel, Weintrauben und Birnen. Die Preise bereiten weniger Freude: ein Kilo Tomaten zum Beispiel  kostet 8,50 Euro.

Die Freuden eines Französischen Departments – Baguette und Croissants. In der Pantry hängt Französische Salami.

Im kleinen Stadtpark ‚Place de Cocotiers‘ dominiert dieser sieben Meter hohe Brunnen.

Jeden ersten Sonntag findet dort ein Flohmarkt statt. Gut besucht. Sowohl Stände (hauptsächlich Klamotten und Haushalts-Trödel) als auch mit Kunden.

Flohmarkt-Musik

Das flache Zentrum ist von Hügeln in alle Richtungen gesäumt. Die bieten immer wieder schöne Ausblicke auf die verwinkelte Küstenlinie. Die aber nicht so viel Lust darauf, die Fahrräder auszupacken.
Mal sehen, wie wir uns unsere Umgebung in einem größeren Radius erarbeiten.

Beim X liegen wir.
Die Wege zum Supermarkt sind kurz. Aber zur Ostseite rüber muss man dann schon gute vier Kilometer laufen.

Die Nachbar-Marina hinter dem nächsten Hügel.

Die Ostseite von Nouméa. Alles dicht bebaut.

Im Augenblick sind wir froh in der Marina bleiben zu können. Ich habe mir eine hässliche Erkältung eingefangen. Wir warten gerade gespannt, ob Achim davon verschont bleiben wird.

Der Blick geht in die Lagune. Sobald wir in der Stadt ‚fertig‘ sind, segeln wir raus. Es ist die größte Lagune der Welt und Neukaledonien hat tatsächlich das zweitgrößte Barriere-Riff nach Australien.

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Tag 10 nach Osten – Die Ankunft

25.Mai.25, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.012, 29.095 sm von HH

Die letzten Meilen werden mühsam. Von wegen, wir lassen uns über Nacht gemütlich treiben. Auf einmal setzt der, seit Tagen für Samstagnachmittag angedrohte, kräftige Wind tatsächlich ein. Wir sind viel zu schnell. Wollen nicht mit fünf Knoten die ganze Nacht auf und absegeln.
Als es dunkel wird, reffen wir auf Sturmbesegelung. Atanga wird ausgebremst auf unter zwei Knoten. Somit beschränkt sich unsere Nachtaktivität auf zwei Kreuzschläge. Prima. Nicht so prima sind Böen von bis zu 30 Knoten. Die Gischt fliegt übers Deck. Wir nehmen noch mal richtig Salz auf.

Als es hell wird, motoren wir durch den Pass. Die drei Freunde, Wind, Sonne und Strömung haben sich gegen uns verschworen. 23 Knoten Wind genau auf die Nase. Tiefstehende Sonne von vorn. Und ausgehende Strömung von zwei Knoten. Zwei Meilen holpern wir über eine hässliche Buckelpiste.

Schlechte Sicht gegen die aufgehende Sonne

Kabbeliges Wasser in der Lagune

Die Einfahrt zieht sich. 15 Meilen bis zur Marina. Der Wind Fetch ist ordentlich. In unserer Vorstellung lag eine türkisene, glattgezogene Lagune vor uns. Die Wahrheit sind weiße Schaumkronen und Hacksee.

Kurz vor Mittag erreichen Nuoméa. Den Hauptort und einzigen Einklarierungshafen Neukaledoniens. Wir rufen über Funk die Marina. Ein netter Mitarbeiter meldet sich und spricht mit Achim auf Englisch. „Ihr bekommt Liegeplatz i15.“ Er sagt i. Achim fragt i wie ‚echo‘? „No, no i wie india‘“. :mrgreen:
Okay, Missverständnis ausgeräumt. Steg india soll es sein

Kurz vor der Einfahrt meldet sich der Marinero zurück. „Sorry, neuer Liegeplatz b17, bravo. Anlegen auf Steuerbordseite.“ Achim bereitet Fender und Leinen für Steuerbord vor. Wir fahren in die Marina. Der Marinero meldet sich erneut: „Neuer Liegeplatz c15, auch Steuerbord.“
Uns ist es egal, wo wir festmachen. Achim fährt in die Boxengasse. Wir können die Nummern für die Liegeplätze nicht entdecken. Da sehen wir jemanden winken. Das ist aber nicht Steg C. Doch, doch, dort wo gewunken wird, sollen wir rein. Festmachen mit Backbord. Bis auf einen Fender sind alle auf der falschen Seite. Eine Brustleine haben wir auf Backbord ebenfalls nicht vorbereitet. Der Wind von hinten treibt uns in unsere Lücke. Achim entscheidet mit Backbord anzulegen. Ich bekomme die Vorleine prima zum Marinero rüber. Die legt er als Spring. Sehr gut. Bei der Achterleine träumt er und holt sie nicht dicht genug. Wir drohen den Katamaran neben uns zu versenken. Ich kann uns grade noch abdrücken. Puh, Glück gehabt.
Der freundliche junge Mann entschuldigt sich tausend Mal und ist einfach nur reizend. Man kann nicht böse sein und er ist nicht der vom Funkgerät.

Wir klaren das Schiff auf. Salz aus dem Cockpit wischen, Bimini installieren und warten auf den Mann von der Biokontrolle. Es werden ein paar Opfer-Kartoffeln, Zwiebeln und Eier konfisziert. Unsere Sonnenblumenkerne habe ich hinter dem Mehr versteckt. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Er wirft nur einen Blick in den Kühlschrank. „Butter und Käse sind aus Australien?“
„Oui!“ Ich darf alles behalten. Merci, nette Leute hier in Neukaledonien.

Fazit über das Segeln nach Osten
Die Überfahrt war überraschend von wenigen Kreuzschlägen begleitet. Genau sechs Mal mussten wir wenden. Alle Meilen hoch am Wind. Von 33 Knoten bis 5 war alles dabei. Eine leichte Fahrt Richtung Osten, kann man nicht anders sagen.
Ein Unterwand hat ein gebrochenes Kardel. Zum Glück ist ein Ersatzdraht ist an Bord. Das erspart uns Lauferei.
Die Regel sagt, alles, was kaputt gehen kann, geht kaputt. Aber doch bitte nicht ein Kompass. Bei unserem Kompass am Steuerstand ist ein Haltering im Inneren gebrochen. Nicht, dass man noch häufig drauf schauen würde, Plotter und Autopilot zeigen die Kurse viel präziser. Aber ein Kompass ist schon schön auf See.

Alles geht kaputt auf Langfahrt. Aber doch nicht ein Kompass. Made in Germany. Ein Cassens & Plath.
Unser hat nun Schieflage. Ob man das reparieren kann?

 

Tag 10: Meilen total: 883 (davon 224 unter Maschine); direkte Strecke 788, somit nur (!) 95 Meilen beim Kreuzen draufgelegt

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