Montag, 27.10.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.167
Freunde einer schnellen Antwort, ob wir nun nach Neuseeland segeln oder nicht, brauchen nur nach unten zu scrollen auf das Foto.
Freunde von Behörden-Chaos-Geschichten mögen weiterlesen. ![]()
Nachdem Achim ein zweites Mal an die Eskalations-Mail-Adresse geschrieben hat, dass unser Antrag liegen geblieben ist und Nummern vertauscht wurden, beginnt der eigentliche Spaß.
Eskalations-Mail-Adresse Numero 1
- Innerhalb von 24 Stunden erhalten wir erneut eine Antwort.
- In der steht das Gleiche, wie in der ersten Mail: Man hat unsere Beschwerde bereits an den Mitarbeiter bei Immigration weiter geleitet. Mehr könne man nicht für uns tun.
- Damit es auch Doofe verstehen, ist der Text nun mit gelben Textmarker markiert.
Eskalations-Mail-Adresse Numero 2
- Achim findet eine zweite Beschwerde-Adresse.
- Er schickt den gleichen Text wie zu Numero 1.
- Wir erhalten nun Antwort von einer dritten E-Mail-Adresse.
- Auf die kann man sogar antworten!
- Der Schreiberling gibt sich als Mitarbeiter 50.496 von Immigration Neuseeland zu erkennen.
- Die Anforderung eines Führungszeugnisses sei angebracht, da Achim mit dem jetzigen Antrag von sechs Monaten plus der bereits verbrachten 19 Monate die Summe von 24 Monaten Aufenthalt in Neuseeland übersteige.
- Die medizinische Untersuchung sei angebracht, da Achims damaliges Visum (aus dem Jahr 2022) den Vermerk ASH (Approved Subject to Health – Zulassung vorbehaltlich der Gesundheit) trug. Sprich, ein neues Visum wird nur erteilt nach Gesundheits-Check.
- Von mir ist nach wie vor nicht die Rede, obwohl wir über den gleichen Antrag laufen und bearbeitet wurden.
Fehler von NZ
- Der Vermerk von ASH ist eine Erfindung von Employee 50.496.
- In unserem gesamten realMe-Account findet sich kein einziger Hinweis darauf.
Unser Fehler
- Wir haben dem Punkt ‚mehr als 24 Monate Gesamtaufenthalt‘ nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Dass tatsächlich der Aufenthalt in Neuseeland ein „Leben lang“ kumuliert wird.
- Wir kennen drei deutsche Crews, die über mehrere Jahre Pingpong zwischen Neuseeland und Fiji gespielt haben. Deren Zeit-Konten sind übergelaufen, niemanden hat es gekümmert. Es galt nur die ungeschriebene Regel: „Bleib 181 Tage außer Landes“.
- Während und nach Corona wurde die Nutzung des realMe-Systems ausgeweitet. Unabhängig von realMe wurden nach der Pandemie Visumsanträge generell strenger betrachtet.
- Plötzlich mussten auch die Pingpong-Crews Führungszeugnisse erbringen.
- Das wussten wir nicht.
Die zweite Mail an 50.496
- Achim erklärt, dass weder in alten, noch in neuen Anträgen jemals ASH erwähnt wurde, dass er bei einem neuen Visum einen Medi-Check vornehmen lassen müsste.
- Unser jetziger Antrag im August sei auch schlank durchgegangen. Überall ‚grüne Häkchen‘, keine Anforderungen erforderlich.
- Achim zieht dann noch die Zyklonsaison-Karte. Dass wir nur durch die Nichtbearbeitung unseres Antrages jetzt in eine zeitliche Notlage geraten sind. Und wir in der Kürze der Zeit beide Bedingungen nicht erfüllen könnten.
- Und er fragt, was denn eigentlich mit seiner Frau los sei.
Die Antwort von 50.496
- 50.496 bleibt bei seinen Ausführungen.
- Mit dem Antrag aus dem Jahr 2022 wurde Achim als gesundheitlich geeignet eingestuft – unter der Bedingung, dass mit dem nächsten Antrag ein ärztliches Zeugnis vorgelegt wird.
- Das polizeiliche Führungszeugnis des Heimatlandes (Character Requirement) sei erforderlich.
- Und jetzt wird es lustig: „Bezüglich Ihrer Ehefrau Sabine: Sie ist weiterhin Teil Ihres Antrages und erfüllt sowohl die Gesundheits- als auch Charakteranforderungen.“

- Dass ich mich zeitweise in einem Wurmloch befunden haben muss, kommt für uns beide überraschend. Wir haben exakt die gleichen Tage in Neuseeland verbracht. Und trotzdem: Meine 19 plus 6 Monate ergeben weniger als Achims.
Unsere Entscheidung
- Wir ziehen unseren Antrag zurück im realMe-System.
- Gleichzeitig bittet Achim um Korrektur bzw. Löschung der falschen Angaben bezüglich des ASH Vermerks (man weiß ja nie – plötzlich und unerwartet muss man nach Neuseeland reisen).
- Wir werden auch kein NZeTa (für einen Kurzaufenthalt von 90 Tagen) stellen.
- Das NZeTa ist nämlich kein Visum, sondern nur die Genehmigung, nach Neuseeland einreisen zu dürfen, ohne vorheriges Visum. Die eigentliche Einreiseerlaubnis (das sogenannte Visitor Visa on Arrival) wird erst bei der Ankunft durch die Einwanderungsbehörde erteilt.
- Der Beamte an der Grenze kann die Einreise verweigern. Unter anderem mit der Begründung, dass man die „Good-Character“- Eigenschaften nicht erfüllt.

- Im schlimmsten Fall würde das die sofortige Ausreise-Aufforderung von Achim zur Folge haben.
- Und selbst, wenn die ersten 90 Tage gut gehen sollten, so fällt uns spätestens bei der Verlängerung um weitere 90 Tage der üble Charakter von Achim vor die Füße.
- Und vielleicht merkt dann irgendeine Blitzbirne sogar, dass ich genauso lange in Neuseeland war wie er und werde zum Arzt genötigt.
Unsere Gefühle
- Natürlich sind wir sauer.
- Und enttäuscht.
- Aber auf den Mist haben wir keine Lust. Da muss man dann auch mal an der richtigen Stelle stur sein. Natürlich könnte Achim hier zum Arzt gehen (500 Euro ungefähr beim von Neuseeland autorisierten Privatarzt) und auch ein Führungszeugnis beantragen. Wann das käme, da schwanken die Informationen. Von ‚geht relativ schnell‘ bis zu 10 Wochen habe ich alles gefunden. Zu viele unbekannte Fallen lauern auf uns.
- Wir verzichten auf Neuseeland. Eines unserer Lieblingsländer. Dort, wo wir leben könnten.
- Die Entscheidung wird uns leicht gemacht durch die Zusage hier in der Marina, dass wir einen Zyklon „sichern“ (was ist schon sicher im Leben?) Liegeplatz bekommen können.
Der Zoll in Nouméa arbeitet blitzschnell. Nicht mal 24 Stunden braucht der, um uns eine Zollbefreiung für weitere sechs Monate für Atanga zu erteilen. Immigration ist kein Problem, Europäer dürfen in Neukaledonien bleiben, so lange sie wollen. - Können nur vermuten, was passiert ist. Die heißeste Theorie, dass unser Antrag hängen geblieben ist. Nach der Erinnerung und der Vermixung alter und neuer Visa-Nummern hat Employee 50.496 sich die Geschichte mit dem ASH-Vermerk „ausgedacht“. Um zu vertuschen? Um Zeit zu schinden? Wir wissen es nicht und werden es nie erfahren.
- Wir werden die Rückerstattung der 280 Euro für den Antrag einfordern. Machen uns aber wenig Hoffnung.
- Also, wir sind sauer. Fühlen uns unfair behandelt.
- Nichts ist so schlecht als dass es nicht auch für irgendetwas gut ist. Das ist ein beruhigendes Motto. Wir machen uns einfach eine schöne Zeit in Neukaledonien und ärgern uns nicht.
- Außerdem haben wir einen heimlichen, fiesen Wunsch. Neuseeländer müssen in Zukunft, wenn sie nach Deutschland einreisen wollen, nur eine einzige Frage zur charakterlichen Eignung für einen Aufenthalt im CO2 befreiten Deutschland beantworten: Sind sie im Besitz eines 4×4 angetriebenen Geländewagens mit 3 Litern Hubraum, bei einem Verbrauch von 20 Liter auf 100 Kilometer und fahren damit an den Strand?
„Du kommst hier nicht rein!“

