Archiv der Kategorie: Neuseeland

Video Nummer II über Neuseeland mit Zelt und Auto

Di.,18.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3335, 26.191 sm von HH

Wir sind noch immer in Savusavu. :roll: Das Wetter darf als grauenhaft bezeichnet werden. Viel Regen, immer wieder Starkwind. Eigentlich wollten wir schon weiter gesegelt sein. Aber was sollen wir bei dem Wetter auf den kleinen Außeninseln? Hier gehen wir ja schon kaum von Bord.

Das gab aber die Gelegenheit, den zweiten Film über unseren Road Trip mit Zelt und Auto auf der Nordinsel fertig zu stellen. Viel Spaß mit etlichen Schafen, kleinen Unfällen, tollen Bergen und fotogenen Seebären. Und dem „Fossil Canyon“ am unvergessenen „Forgotten Highway“, einem der schönsten Orte, die wir in Neuseeland gefunden haben.

P.S. Für die Freunde der Segel-Filme mit Atanga: ist schon in Arbeit. ;-)

#28 Neuseeland mit Zelt und Pkw – Nordinsel Teil II

 

Der alte Bahnhof von Tangarakau

39

Das wird nix – wir geben auf!

Fr.,09.Jun.23, Neuseeland/Marsden Cove, Tag 3296, 24.696 sm von HH

Wir geben unseren Plan nach Französisch Polynesien zurück zu segeln auf. Letzten Montag sah es so aus, als ob es ginge. Dann vielleicht Donnerstag. Nein, wieder nicht. Stürmische Süd-Ostwinde verhindern aktuell jede Meile nach Osten. Auf der Rückseite dieses Tiefs segeln wir Morgen nach Norden, nach Fiji.

Neue Route nach Fiji – Richtung Norden

Dreimal hatten wir uns bereits  beim Zoll zur Abfahrt angemeldet. Dreimal mussten wir absagen. Unsere Mitstreiter der Idee „Ost“, die Crew von der Zoomax, haben bereits vor knapp zwei Wochen aufgegeben. Denen dürfte inzwischen die Fiji-Sonne auf den Bauch scheinen.
Leicht ist uns die Entscheidung nicht gefallen. Zerschlägt sie doch alle Ideen und Pläne für die nächsten zwei Jahre. Und was wird aus dem Deutschland Flug im September? Wir haben diskutiert, überlegt und alles wieder verworfen. Auch der Stachel des Aufgebens, des Scheiterns bohrt im Ego. Sind wir zu weich? Haben wir zu wenig Geduld? Oder hat es dieses Jahr einfach keinen Sinn? Liegt es an uns oder dürfen wir El Niño die Schuld geben? Tatsache ist, dass Hochdruckgebiete diese Saison viel zu tief über Neuseeland hinweg ziehen.

Unser Abfahrts-Wind – aus Osten strömt schon wieder kräftiger Wind nach

Der Winter ist nah – in klaren Nächten fallen die Temperaturen bereits unter zehn Grad. Morgens läuft das Wasser an den Luken runter. Alles in den Schränken ist klamm. Im Bad zeigt sich Schimmel trotz Heizung und Heizlüfter.
Dazu räudiges Wetter. Tageweise fegt Regen waagerecht durch die Marina. Der Südwind schneidet kalt im Gesicht. Überwiegend hocken wir unter Deck. Alle Luken zu. Der klare Nachteil unseres Schiffes: unter Deck ist es wie im Kellerloch. Dunkel, nur ein paar mikro Seitenfenster. Raus gucken liegt nicht drin. Wir hocken beieinander ohne Auslauf. Mir fallen Beziehungsberater ein: suchen sie sich Freiräume in ihrer Partnerschaft. Einen Rückzugsort. Hahaha. Kurz gesagt, wir fangen an uns auf den Sack zu gehen.

Also Aufbruch. Ein Vorteil von Fiji liegt klar auf der Hand, der Weg ist mit 1200 Meilen deutlich kürzer – knapp halbe Strecke Franz-Poly. Und es wird auf dem Weg kontinuierlich wärmer werden. Die ersten Tage stellen wir uns aber auf übles Ostsee-Wetter ein. Achim hat schon einen Berg Decken im Bett liegen, dazu lange Unterhosen, Fleecehose und Stiefel bereit gestellt. Mein Vorschlag Hühnersuppe vorzukochen wurde mit leuchtenden Augen angenommen. Ich hoffe, dass mich ein paar Schübe Alte-Frauen-Hitze bei Laune halten. :mrgreen:

Morgen geht es also los. Wir rechnen mit zehn bis zwölf Tagen. Ohne Stopp, denn vielleicht finden wir unterwegs noch einen Parkplatz zum Anhalten. Auf unserem Weg liegt ein Ankerplatz mitten im Nichts. Von unterwegs werden wir versuchen zu posten und unsere Position durchgeben.

Unser Bimini haben wir abgenommen. Für Schutz vor Wind und Regen von hinten haben wir zwei vorhandene Sonnenschutzteile aus Persenning -Material hergekramt. Das ist vielleicht nicht optimal, das wird sicherlich etwas flattern und es gibt nach oben einen nicht zu verhindernden Schlitz. Aber besser als nichts. Man kann sich so etwas auch professionell vom Segelmacher an die Sprayhood anpassen lassen, aber wir hoffen, dass wir es nur ein paar Tage benötigen werden.

Flexibel und leicht zu entfernen

Aufbau-Varianten werden ausprobiert

Das sind unsere neuen Segelstiefel. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere, dass wir auf dem Weg hierher unsere total zerbröselten Stiefel aus dem Schrank gezogen haben. Der Schaum zwischen Sohle und Schaft hatte sich ohne Benutzung einfach zerlegt. Dies haben wir bei Dubarry reklamiert und die waren so nett und haben uns aus Australien neue Stiefel zu geschickt. Toll, nette Leute da. Manchmal haben Reklamationen also tatsächlich Erfolg.

Unsere neuen Stiefel

 

67

9 Jahre – 2 Fazits

Do.,01.Jun. 23, Marsden Cove, Tag 3287, 24.696 sm von HH

Wie immer getrennt von einander geschrieben.

Achim:
Wieder ein Jahr weg. Eines, das so ganz anders war, als die vorangegangen acht Jahre.
Gefühlt war es ein Leben mit und auf einer Baustelle. Air BnB wechselte sich mit House Sitting und dem Wohnen auf dem aufgebockten Schiff ab. Dazu kam unser Fiddel, unser geliebter 2004er Corolla. Es war ein Leben wie  „Rentners“  es führen. Rumtüddeln, einkaufen, essen, schlafen.

Wir haben es dennoch genossen. Neuseeland ist unser Land. Die Einfachheit, die fehlende Eitelkeit, das Tempo, die Freundlichkeit, die wenigen Menschen. Wir wären wohl geblieben, wenn es einen realistischen Weg gegeben hätte. So schlimm, wie es sich oben anhört, kann das Rentner-Leben dann wohl nicht gewesen sein.
Das einzig Problematische ist, dass die Behörden das nicht so sehen. Immigration funktioniert hier nur, wenn es zum Nutzen des Landes ist. Zumindest, wenn es sich um so alte Menschen wie mich handelt. Somit ist es nicht der Ort, an dem wir den Anker endgültig eingraben werden. Eigentlich schade, aber vielleicht auch ganz gut. Wir sind ja auch noch zu jung.

Jetzt stehen wir nach 18 Monaten ohne Segeln kurz vor dem wohl anspruchsvollsten Törns unserer Reise. Das macht schon etwas Bauchgrummeln. Jetzt heißt es wieder, den Stier bei den Hörnern zu greifen und weiterzufahren. Raus aus der Komfort-Zone, wie das so schön heißt.

Also los, Jahr zehn kann kommen und Französisch Polynesien lockt.

Sabine:

Wir sind träge geworden in dem Jahr auf dem Yard. Zu bequem war das Leben mit einem Auto unter dem Schiff. Zu bequem das Leben in Häusern an Land -beim House Sitting und im Air B&B. Zum Glück haben wir die Landreisen im Zelt unternommen, sonst wären wir total verweichlicht. ;-)
Mir fällt der Start deshalb schwer wie nie. Entwöhnt vom Segeln und dann auch noch unsere wohl anspruchsvollste Segel-Etappe. Zu gerne hätte ich es weiterhin bequem. Der Abschied fällt schwer, die Reiseknochen sind müde.

Zum Glück lauern dann Fotos im Internet. Blogs anderer Segler schwärmen von exotischen Zielen. Wenn wir uns gegenseitig die Geschichten vorlesen, fängt sofort das Reisefieber an zu lodern: „Sollen wir das auch wagen, dahin zu segeln? Würde uns das gefallen?“
Gefallen ja, aber wir haben faulen Speck angesetzt. Es fallen Sätze wie: „Das kann man auch ganz bequem per Flieger erreichen.“
Zum Glück wurde uns die  Entscheidung von den Einreisebestimmungen Neuseelands abgenommen. Wir müssen raus.

Wir gehen zurück nach Osten, um noch eine große Runde im Pazifik drehen zu können. Wunderschöne Orte warten auf uns. Abenteuer. Kletterpartien. Tolle Menschen und tolle Begegnungen. Aufregung, Spaß und Begeisterung. Sonnenuntergänge zum Niederknien. Spektakuläre Tauchgänge.
Meine Aufregung steigt, während ich das schreibe.

Aber es warten auch Anstrengungen auf uns. Üble Tage auf See und nächtliche Ankerwachen in angeblich sichern Buchten. Wäsche waschen mit der Hand und zu Fuß die Einkäufe schleppen. Dinghy Ritte bei denen wir nass bis auf die Knochen werden. Vielleicht auch mal leere Supermärkte und wenig Komfort. Plage, schlechte Laune und Mühsal. Tagelangen Regen. Wind aus der falschen Richtung.

„Siehst du“, ruft mir mein fauler Schweinehund zu, „und dafür willst du dich quälen?“ „Ja genau, leg dich wieder schlafen, du Hund. Genug gefaulenzt. So lange das Positive überwiegt, macht mir die Quälerei nichts aus. Auf zu neuen Abenteuern – möge das zehnte Jahr so wundervoll werden, wie es die letzten neun gewesen sind.“

Willner gegen den Rest der Welt – Navigation für Fortgeschrittene. Unser kleiner Weltatlas ist total abgegriffen und weckt immer Sehnsüchte.

PS: Noch ein kleines Wetter- und Abreise-Update: Mittwoch sollte es los gehen (wir hatten sogar schon einen Termin beim Zoll vereinbart). Dann haben die Wetterheinis plötzlich einen Wirbel in die Karte gezeichnet, der uns nach ein paar Tagen überholt hätte. Der war so heftig, dass wir unsere Abfahrt abgesagt haben:
Dieser Wirbel ist drei Tage später komplett verschwunden. :evil:
Die Warterei, die Anspannung, die Enttäuschung helfen ausreichend dabei, dass uns mehr und mehr der Mut für unseren Plan verlässt.
Aber noch bleiben wir dran: Montag ist nun im Visier.

64

Video vom Campingurlaub in NZ

Fr.,26.Mai. 23, Neuseeland/Marsden Cove, Tag 3278, 24.696 sm von HH

Damit keine Langeweile aufkommt während der Wartezeit aufs Wetter, habe ich ein neues Video fertig geschnitten.
Viel Spaß auf unserem Roadtrip mit Zelt und Pkw: Der Norden, Osten und die Mitte.

PS: Es könnte sein, mit viel Glück, dass Mitte nächster Woche der Wind für uns passt. Daumen drücken – sonst gibt es noch ein Video. ;-)

Camping-Romantik

52

Abfahrt verschoben

So.,21.Mai. 23, Neuseeland/Marsden Cove, Tag 3273, 24.696 sm von HH

Nein, wir sind nicht los. :roll:
Wie geplant, haben wir Donnerstag das Auto gemietet und wie geplant, die Vorräte aufgestockt. Planmäßig ist sogar meine Strick-Mütze fertig geworden.
Ungeplant erscheint dann am Freitag eine Wetteränderung. Was soll das? Ein Tief, was nur bis zur Südinsel reichen sollte, wird plötzlich viel weiter nördlich vorhergesagt. Für die nächsten acht Tage ist keine Abfahrt in Sicht. Also futtern wir uns erneut durch die Vorräte.

Die Netze sind voll -Fleisch ist mein Gemüse

Könnte kalt werden in den hohen Breiten – planmäßig noch vorgesorgt mit neuer Mütze

Wir möchten gerne zurück nach Französisch Polynesien. Die Frage ist, geht das überhaupt? Oder ist das nur eine atangarische Schnapsidee?
Whangarei liegt auf knapp 36 Grad Süd. Längst raus aus dem gemütlichen Passatgürtel, wo milder Wind fast immer aus Osten weht.  Über die Nordspitze Neuseelands zieht alle paar Tage ein Tief. Diese Wirbel bringen erst Ost- dann Westwind. Meistens mit Windstärke sechs bis sieben. Und sie sind so schnell, dass wir vor ihnen nicht weg segeln können. Somit ist es fast nicht zu verhindern, dass einem dieser Wind entgegen bläst.
Was wir brauchen, ist ein Hochdruckgebiet auf dessen Unterseite wir lossegeln könnten. Die Hochs sind langsamer und weniger stürmisch. Aber sie bilden sich dieses Jahr einfach nicht aus oder bleiben zu tief im Süden

Der Trick wäre also, so weit nach Süden zu segeln, dass man konstante Westwinde fängt. Die beginnen bei 40 Grad. Sollen beginnen – auf Wetterregeln ist ja kein Verlass. Manchmal muss man noch südlicher. Das ist an Bord von Atanga unerwünscht. Die 40er Breiten haben den Beinahmen „Brüllende Vierziger“. Die 50er sogar „Rasende Fünfziger“. Das klingt abscheulich. Diese Winde bringen viel Regen und hohen Seegang und puschen sich häufig zur Sturmstärke auf. Und mit jedem Grad nach Süden wird es kälter.
Die alten Fracht-Segler im 19. Jahrhundert sind in den „Brüllenden Vierzigern“ gesegelt und bedienten einen regen Handel insbesondere zwischen Australien und Europa. Auch moderne Regatten, wie Volvo Ocean Race und Vendée Globe, brettern hier entlang. Man kann dort also segeln. Unser Boot kann das auch, aber wir wollen das nicht. Blinder Eifer schadet nur. :mrgreen:

Ein willkürlicher Tag – das spielt sich unterhalb von 40 Grad tagtäglich ab

Unser Plan lautet, dass wir maximal auf 40 Grad runter gehen. Hält man sich daran, weiß  Jimmy Cornell, Segelrouten-Guru und Spaßbremse in einer Person, folgendes zu schreiben: „Alle Berichte aus den letzten Jahren weisen darauf hin, dass auf dem Weg nach Französisch Polynesien mindestens mit einem Sturm zu rechnen ist. Dann dreht man am besten bei und wartet, bis er vorbei ist.“ Ja schau, so einfach ist das. Dieser Jimmy.

Besonders viele Boote segeln diese Strecke nicht. Ob es am Jimmy liegt? Zwei Dutzend im Jahr – vielleicht. Wir haben trotzdem eine holländische Crew gefunden, die es bereits zweimal hinter sich hat (Zitat): „Einmal war okay, das andere Mal war Kacke.“

Wir würden es trotzdem wagen. Noch haben wir unsere Pläne nicht aufgegeben. Das meistgesprochene Wort dieser Tage: Geduld!
Zeitdruck haben wir keinen. Der einzige Druck, der uns belastet hat, war das Ablaufdatum unseres Visums – am 19. Mai. Illegal wollten wir nicht hier bleiben, also hat Achim rechtzeitig eine Verlängerung beantragt. Die Meinungen, ob das nötig sei, gehen unter den Seglern stark auseinander. Der Hafenmeister vor Ort sagt, ohne gültiges Visum wird man vom Zoll nicht ausklariert.
Uns ist es nun wurscht. Wir haben zunächst ein vorläufiges Visum erhalten. Solange dies nicht endgültig bearbeitet wird, sollen wir sogar unser Geld wieder bekommen (immerhin 180 Euro).
Geht uns beim Warten die Geduld aus, so basteln wir uns Plan B zu Recht – wir segeln dann nach Norden. Entweder erreichen wir dann Tonga, Fiji oder Neukaledonien.
Von den „Brüllenden Vierzigern“ halten wir uns fern.

61