19.Jan.24, Australien/SA/Blinman, Tag 49 Roadtrip, 4.089 km total, 44 Tages-km
Nach drei Tagen im Busch soll es eine heiße Dusche geben. Wir stoppen in Blinman und landen auf dem hässlichsten Campingplatz der Reise. Abgestellt auf Schotter (28 Dollar) hinter dem „Hotel“, was dazu gehört. Der Dorf eigene Generator wummert im Hintergrund.
In der Küche hängt ein Warnhinweis, bitte kein Leitungswasser in den Wasserkocher geben. Dieser ginge davon kaputt. Na, das lesen meine Haare ja ganz besonders gerne.
Im Duschraum riecht es nach Schwefel und sämtliches Porzellan hat schwarze Verfärbungen. Die Armaturen sind übelst angelaufen. Dass Australien voll mit Metallen, Mineralien und Bodenschätzen ist, war klar. Aber in dieser Heftigkeit?
Alles andere im Dorf hat geschlossen. Der Dorfladen. Das Café. Und die Information, die auch Touren durch die Mine anbietet. Saure Gurken Zeit. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Staubige Straßen führen durch den Ort. Eine Hauptstraße und eine Nebenstraße. Wikipedia verrät, dass in Blinman noch 43 Menschen leben.
Das war einmal anders, wie wir auf einem Rundweg rund um die alte Kupfermine erfahren. In die Mine kommen wir zwar nicht, aber der oberirdische Teil ist kostenlos zugänglich und vom Feinsten mit Schautafeln bestückt. Da hat Australien echt was drauf. Klasse.
1859 entdeckte ein Schäfer, Robert Blinman, Kupfer auf seiner Weide. Schnell wurde dieser Fund ausgeschlachtet. Mit einigen Unterbrechungen arbeitete die Mine von 1862 bis 1918 und die Bevölkerung wuchs in der Hochzeit der Förderung auf zweitausend Personen an.
Allerdings kann Blinman kein Wohnort der Freude gewesen sein. Der Schmelzofen lief 365 Tage rund um die Uhr. Häcksler, die das Gestein zermalmten, müssen einen furchtbaren Lärm gemacht haben. Der Abraum der noch glühenden Schlacke leuchtete in den Nachthimmel. Lungenkrankheiten und eine hohe Kindersterblichkeit waren zu beklagen. Nach der Aufgabe der Förderung verließen die Arbeiter diesen abgeschiedenen Ort. Zudrück blieben ein riesiger Berg erkalteter Schlacke, ein großes Loch in den Felsen und ein paar Bauruinen. Und 43 Menschen, die heute von der Schafzucht und Tourismus leben.
Insekten Talk
Spinnen: Es ist nicht so schlimm, wie erwartet. Darüber bin ich sehr glücklich (Achim im Geheimen auch – hehe ). Zumal die ein oder andere Spinne ja auch giftig ist. Wir hatten zwar schon ein fettes Exemplar im Türinneren vom Auto hängen. Das konnte mit Hilfe von zwei Stöckern an die Luft gesetzt werden.
Meine Anfangsidee immer alle Autotüren geschlossen zu halten, entpuppte sich als Witz. Nicht umsetzbar. Zeitweise stehen alle fünf Klappen offen.
Ab und an huscht ein mausgroßer Widerling um die sanitären Einrichtungen. Das ist aber alles erträglich.
Ameisen: Wir wussten nicht, dass Australien von Ameisen bevölkert, ja wahrscheinlich zusammen gehalten wird. Kein Quadratmeter, der ohne Ameisen ist.
Winzlinge, die sofort zur Stelle sind, fällt auch nur ein Stück Apfel auf den Boden. Super Staubsauger. Am nächsten Morgen ist alles aufgeräumt und verputzt. Leider kriechen sie auch in jeder Mülltüte. Da kann man sie dann gut weg transportieren, wenn wir den Müll nicht auf dem Campingplatz lassen können (Nationalparks).
Etwas größere Ameisen, die über alles krabbeln, was in ihrem Weg liegt. Tische, Hände, Zelt. Die sind ebenfalls harmlos. Wohnen jetzt allerdings auch im Auto und reisen mit uns weiter. Das muss man im Auge behalten, ob Vermehrung ansteht.
Daneben gibt es noch große Krieger-Ameisen, die ganze Autobahnen in den Waldboden latschen und Ameisenhügel aus Steinen errichten. Die lassen uns Menschen ebenfalls in Ruhe.
Im letzten Camp gab es Killer-Ameisen. Auch sehr kleine Exemplare. Bleibt man nur fünf Sekunden an der falschen Stelle stehen, wird man überfallen. Oder sie belagern sofort die entsprechenden Stuhlbeine. Die Biester krabbeln hoch bis zum Knie, zunächst unbemerkt, um dann zig-fach mit ihren winzigen Zangen zuzukneifen. Da bleibt einem nur noch zu springen und die Flucht zu ergreifen. Die Macht des Kleinen über den Großen – wird viel zu wenig angewendet Komischer Weise kann man zwei Meter weiter stehen ohne, dass etwas passiert. Dort patroulieren sie an den Füßen einfach vorbei.
Fliegen Im Grunde die gemeine Stubenfliege, wie man sie kennt. Etwas kleiner vielleicht. Das sind die wahren Plagegeister denen wir bisher begegnet sind. Sie fallen über uns Menschen her, um sich an unseren Körperflüssigkeiten satt zu trinken. Gezielt fliegen sie in Nasenlöcher oder setzten sich in den Augenwinkeln fest. Versuchen in die Ohren zu kriechen. Beim Wandern bitte nicht sprechen – schnell ist eine verschluckt (Achim )
Hartnäckig verteidigen sie ihre frisch gefundene Quelle. Wenn man sie verscheucht, setzten sie sich sofort zurück an die gleiche Stelle.
Es sind hunderte Fliegen, die uns um den Kopf kreisen. Super nervig. Da man das nicht länger aushält als ein paar Stunden, hat die Australische Camping-Industrie Kopfnetzte erfunden. Achim versucht es als erster. „Dein Leben wird ein Wunderbares sein“, verspricht er mir. Ich bleibe vorerst beim Wedeln, aber dann stülpe ich mir auch ein Netz über. Und siehe – mein Leben ist ein wunderbares. Die Netze sind zwar auch etwas lästig, aber kein Vergleich zu den Fliegen.