Archiv der Kategorie: Kap Verde

Schon besser

Mi., 23.Dez.15, Atlantik, Tag 571, 3.197 sm von HH, etmal 141 sm Es laeuft schon besser. In der Pantry zieht wieder etwas Kultur ein. Mittags fruehstuecken wir gemeinsam. So richtig. Ich mache uns Schnittchen, sogar mit Paprika-Dekoration. Abends schaffe ich einen Tomaten-Salat mit Mozzarella. Bin dann aber doch froh, dass wir fuer heute Fertig-Pizza haben und ich nicht richtig koche muss. Die Gewoehnung an die schaukligen Bedingungen geht schneller als erwartet. Ich bin mit einer Reisetablette ausgekommen. Wir kommen flott voran, da wir ueber Stunden konstant sechs Windstaerken haben. Mehr Wind gleich hoehere Welle stoert hierbei nicht. Im Gegenteil, der Druck im Segel laesst uns eher ruhiger liegen. Trotzdem rollen wir noch kraeftig. Aber das ist jammern auf hohem Niveau. Wie es den Ruderern geht, von denen wir tatsaechlich eine Handvoll ueberholen, da mag ich gar nicht dran denken. Obwohl wir nur in drei Meilen Abstand an ihnen vorbei segeln, sind sie in den Wellen nicht zu entdecken. Selbst nachts sieht man keine Positionsleuchte funkeln. An ihren AIS Dreiecken auf dem Plotter koennen wir sie orten. Schoen zu sehen, wenn dort Ruderpause herrscht, dann steht das Dreieck im rechten Winkel zum vorherigen Kurs und die Geschwindigkeit sinkt von drei auf 0,9 Knoten. So wackeln wir friedlich vor uns hin. Ein kleiner Schreck beim Wachwechsel um, natuerlich, 2:00 Uhr morgens: unser Kuehlschrank hat einen kurzen Aussetzer. Das Aggregat ist heiss und geht nicht mehr aus. Zweimaliges Ausschalten und wieder hoch fahren hat eine Selbstreparatur zur Folge. Achims Vermutung, dass sich ein „Teilchen“ in einer Kapillare festgesetzt hat und durch die Schaukelei wieder los gejackelt ist. Nichts ist eben so schlecht, dass es nicht noch fuer etwas gut ist. :-) Versoehnliche Gruesse, Sabine

Auf dem Atlantik segeln

Di., 22.Dez.15, Atlantik, Tag 570, 3.079 sm von HH, etmal 118 sm

Die ersten 24 Stunden sind echt fuer die Tonne. Nach den Delphinen nur noch Kappes.
Gleich hinter der Abdeckung von La Gomera geht es los: Wir rollen. Wir rollen 20 Grad zur einen, 20 Grad zur anderen Seite.

Seit ich Reisetabletten vor dem Start nehme, kann ich mich von Anfang an unter Deck aufhalten und sogar lesen. Sie haben nur einen Nachteil, die Dinger, sie machen unglaublich muede. Somit ist die Wacheinteilung schnell geklaert, ich darf doesen bis 22:00 Uhr.
Schlafen ist bei dem Gerolle fast nicht moeglich.
Danach erfolgt ein Wechsel alle vier Stunden.

Vorgekochtes Chili steht auf dem Herd und jeder nimmt sich aus dem grossen Topf und macht es in einem kleineren Topf heiss. Es passiert, was ich nie wollte: es wird direkt aus dem Topf geloeffelt. Beide nehmen wir den gleichen Topf und den gleichen Loeffel.
Statt abzuwaschen kommt ein Deckel drauf, so kann man den Topf in der zweiten Runde wieder verwenden. :shock:
Zu mehr haben wir nicht die Energie. Dieses Gerolle erfordert zu viel Kraft und Aufmerksamkeit. Normale Handgriffe stellen einen vor eine unloesbare Aufgabe. Dazu kommt Muedigkeit.

Die langgezogene, angenehme Atlantik-Duenung. Wo ist sie?
Mit einer Wellenfrequenz von acht Sekunden?
Diese Atlantik-Duenung, die Poeten als das Atmen der See bezeichnen?
Unsere See atmet nicht, unsere See hechelt.
Im Sekunden-Takt wird gehechelt. Eine fiese, zwei Meter hohe Hack-See wird gehechelt.

Die drei grossen Lebensluegen: „ich liebe dich“, „der Scheck ist in der Post“ und „ich zieh‘ ihn raus, wenn ich komme“ muessen erweitert werden um „es gibt eine angenehme Atlantik-Duenung“.
Entnervte Gruesse, Sabine