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Atlantik-Überquerung – ein Segel-Video

Fr., 14..Jul.16, St. Georges/Grenada, Tag 775, 6.590 sm von HH

Mit so viel positivem Feedback zu meinem Erstlings-Werk von Sandy Island habe ich ehrlich nicht gerechnet. :-)

Danke für Eure netten Mails oder what’s app, für Eure Kommentare und die vielen Likes. Ich freu mich sehr darüber.

Nun, Ihr habt es heraufbeschworen ;-) : Ermutigt durch das Lob, habe ich endlich die Szenen unserer Atlantik-Überquerung zusammen gegrabbelt.
Und seht: das ist daraus geworden.

Atlantiküberquerung

Sa., 23.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 602, 3.765 sm von HH

Irgendwann musste es ja so kommen. Und nun ist es soweit!
Montag Vormittag geht es los: Wir überqueren den Atlantik.

Das ist bereits 10.000-fach gemacht worden. Nix besonderes also.
Doch, für uns ist es was besonderes!
Für uns ist es das erste Mal. Und die anderen Überquerungen wurden von anderen gemacht und eben nicht von uns.
Somit sind wir doch gebührend aufgeregt.

Frisches Obst und Gemüse ist gebunkert, Gas aufgefüllt und die Wassertanks sind voll. Verhungern und verdursten müssen wir schon mal nicht.
Achim hat noch einen Ölwechsel gemacht und das Rigg kontrolliert.
Alles ist verstaut, verzurrt und geprüft.

Die Gastlandflagge liegt fertig genäht bereit.
Ein neues Spaghetti-Auffang-Netz ist gebastelt und angebracht.

Es gibt keine Ausreden mehr, nun kann es losgehen.

Wir haben uns mit dem Ziel Französisch Guyana eine der kürzesten Atlantik-Querungen ausgesucht, die es gibt.

Vor uns liegen „nur“ 1.800 sm (3.333 km).

Karte

 

Durch unseren kleinen Umweg über Kap Verde haben wir schon fast ein Drittel der Strecke über den Atlantik hinter uns gebracht.
Wer direkt von den Kanaren rüber fährt, kommt an Kap Verde sowieso knapp vorbei. Das ist der logische Weg.

Wir werden wohl 12 bis 16 Tagen brauchen.
Also zwischen dem 06. und 10. Februar in Kourou ankommen.
Wer Lust hat, kann unseren genauen Ankunft-Zeitpunkt hier im Kommentar oder per Mail tippen.
Einsendeschluss: am Montag um 12:00 Uhr, deutsche Zeit.
Wir freuen uns über Eure Tipps. :-)

Achim meint: Sonntag, 07.Febraur 2016 – 15:35 Uhr (Ortszeit, minus 4 Stunden deutsche Zeit)
Mein Tipp lautet: Montag, 08.Februar 2016 – 10:15 Uhr (Ortszeit, minus 4 Stunden deutsche Zeit)

Von unterwegs werden wir wieder versuchen den Blog täglich mit Neuigkeiten zu pflegen.
Dies erfolgt übrigens per Funk.
Über Kurzwelle können wir mit Hilfe eines ‚Pactor-Modems‘ e-Mails versenden. Diese e-Mail wird dann direkt in den Blog weitergeleitet.
Leider sind keine Umlaute und Zeilenumbrüche möglich.

Also, bis dann, habt eine schöne Zeit. Und solltet ihr nichts von uns hören, müsst ihr Euch keine Gedanken machen. Vielleicht irgendwann nach vier Wochen. ;-)

Adeus Cabo Verde

Fr., 22.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 601, 3.765 sm von HH

Am Montag soll es für uns weiter gehen.
Eigentlich wollten wir bereits Morgen weiter fahren. Aber wir befinden uns in Afrika und da kommt schon mal was dazwischen.
Dass heute ein Feiertag ist, das wussten wir. Policia Maritim und Imigration sollen davon aber unberührt sein und geöffnet haben.
Das stimmt auch, beide Büros sind besetzt.
Allerdings der Typ, der den Schlüssel für den Safe hat in dem unsere Schiffspapiere lagern, der hat frei. Und er ist auch nicht aufzutreiben. :shock:

Ohne Schiffspapiere bekommen wir von der Imigration keinen Ausreisestempel.
Und ohne Ausreisestempel gibt es unter Umständen bei der Einreise in Französisch Guyana Diskussionen. Somit müssen wir bis Montag warten.

Es war eine sehr gute Idee, dass wir den Umweg über Kap Verde gemacht haben.
Viele negative Geschichten hatten wir vorher gehört. Aus unserer Sicht sind sie widerlegt.

Mindelo ist keine Schönheit und São Vicente ein trauriger Schotterhaufen.
Die Stadt hat jedoch ihren Reiz durch das Fremde, das Afrikanische.
Dauerhaft leben möchten wir hier nicht, aber für eine gewisse Zeit ist es gut auszuhalten hier.

Mindelo hat viele Gesichter.
Gestern Abend waren wir bei Milan und Ils zu Hause zum Essen eingeladen. Ein befreundetes Paar der beiden war ebenfalls dabei, dazu die drei Kinder von Milan und Ils und der kleine Mike. Dreisprachiges Durcheinander, kunterbuntes Gemisch, dazwischen die beiden Vierjährigen, die für Trubel sorgen.

Von Ils erfahre ich intime Details schwarzer Frauen: dass auch sie unter Cellulitis leiden können und die starke Bildung von Hornhaut an den Füssen hassen.
Und dass die Lebenslinien in den Handflächen schwarz sind. Das habe ich nicht gewusst, finde es aber wunderschön.

Ils und ihre Freundin sind privilegiert, können es sich leisten können, fünf Stunden beim Friseur zur Haarglättung und für Exentions zu sitzen, sie gehen zur Pediküre und Fitness.
Und sie lieben es brasilianische Soaps im Fernsehen zu schauen.
Mitten am Abend gehen die beiden einfach in einen Nebenraum, um eine wichtige Folge nicht zu verpassen. So cool muss man erst mal sein. ;-)

Milan kocht uns eine großartige Paella und wir haben einen tollen Abend.
Lieben Dank Euch beiden. Für alle Erklärungen, Erzählungen und Eure Einladung.

Die reiche Seite Mindelos:

So ein Abend kann leicht darüber hinweg täuschen, dass Kap Verde ein sehr, sehr armes Land ist.
Die Straßenverkäufer, die außerhalb vom Fischmarkt ein paar armselige Makrelen verkaufen, bekommen diese für kleine Handreichungen von den Fischern geschenkt.
Die müssen sie nun an den Mann bringen, um sich ein wenig Reis zum verbliebenen Fisch zu kaufen.

Gebettelt wird relativ wenig. Selten werden wir angesprochen.
Es kommt aber schon mal vor, dass der Wachmann am Geldautomaten, um einen Euro bittet, damit er sich ein Mittagessen kaufen kann. Nur von seinem Gehalt kann er nicht überleben. Wie die meisten ist er auf die Hilfe, im Ausland lebender, Verwandter angewiesen.

 

Drogen spielen leider auch eine Rolle in Mindelo.
Einen Abend in der Stadt werden wir von einem jungen Mann angesprochen. Seine knallroten Augen sprechen für sich. Außerdem kann er vor Zucken und Arme schlackern kaum auf der Stelle stehen.
Das Zeug, was er genommen hat, gehört mit Sicherheit zum Schlimmsten, was man sich einwerfen kann.

Wir werden auf dem Markt freundlich behandelt und bedient.
Manchmal wird beim Preis ein wenig aufgeschlagen. Da es mit dem Kopfrechnen bei vielen nicht so schnell klappt (noch langsamer als bei mir) kann man es förmlich sehen, dass der Preis mit einem Aufschlag genannt wird.
Mir macht das nichts. Es handelt sich nur im kleine Beträge, die kann ich verschmerzen.
Es ist eher eine Schummelei als „Betrug“.
Soll ich allerdings total überhöht einen Euro für Petersilie bezahlen, dann lehne ich ab.

Dann wieder, wenn ein Kohlkopf knapp unter einem Kilo wiegt, wird noch eine Möhre dazu gelegt, damit es passt. Freiwillig. Hätte ich ja gar nicht gemerkt.

Auffällig ist die überdurchschnittlich hohe Quote an schönen Menschen. Richtig schöne Menschen.
Tolle Haut, feine Züge, eindeutig afrikanisch, aber mit dem Richtigen Schuss Europa im Blut.
Und sie sehen nicht nur gut aus, sondern haben auch noch eine tolle Figur.
Fettleibige, junge Menschen, wie zuletzt auf den Kanaren, wo die meisten jungen Menschen sehr dick sind, sieht man kaum.

Und Santo Antão ist meine neue Lieblingsinsel. Hatte ich das bereits erwähnt?
Kann ich aber gar nicht oft genug sagen. Wer gerne wandert, sollte dort unbedingt mal hinfahren.

Adeus Cabo Verde.

Auch das ist Mindelo:

 

Testfahrt zum Schiffsfriedhof

Do., 21.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 600, 3.765 sm von HH

Unser neues Dinghi ist der Hammer! Ein hoch zufriedener Skipper bringt das Teil zum Gleiten. Kaum, dass man 1.500 EUR ausgibt, fangen die Augen an zu leuchten. Geht doch.
Schnell fallen die Worte: „Jetzt brauch nur noch ein paar PS mehr…“ :shock:

Jetzt bastelt Achim gerade eine Stütze aus einer Dachlatte, die im Vorschiff (ganz unten) auf ihren Einsatz gewartet hat.

Unsere Probefahrt führt uns zum Schiffsfriedhof in der Bucht von Mindelo.
Besonders cool ist das Teil, was einfach auf der Seite mitten im Ankerfeld liegt. Das soll erst vor ungefähr acht Wochen passiert sein. Der Bewuchs bestätigt diese Information. Wenn man sich die Aufbauten so anschaut, dann versteh man sofort, warum das Teil einfach umgekippt ist.

Ein Stück weiter stützen sich zwei Wracks gegenseitig. Von innen scheinen sie schon komplett ausgeschlachtet zu sein.
Nachtrag 1: AWN hat sich noch nicht geäußert zu ihrem Skandal-Schlauchboot

Nachtrag 2: Der Schwede ist abgesprungen und kauft das alte Dinghi nicht. :-(

Nachtrag3: Das Alte ist noch immer nicht 100%ig dicht. Ein klein wenig entweicht noch Luft.
Dies hat aber nichts mit Nachtrag 2 zu tun. Der Schwede war noch gestern Abend da und hat kalte Füße bekommen. Vielleicht will er auch in eine Kroko-Gegend. :mrgreen:

Gesucht und gefunden

Di., 19.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 598, 3.765 sm von HH

Mindelo ist alles andere als ein Shopping-Paradies. Supermärkte auf dem Land sehen so aus:


Hier ein Dinghi zu finden, erscheint uns aussichtslos.
Für unsere Weiterfahrt brauchen wir aber ein verlässliches Dinghi.
In Mindelo sind die Wege kurz, da macht es nichts, wenn wir ein wenig Luft verlieren. Es gibt aber auch Ankerplätze, da muss man schon mal zwei Kilometer bis zum Stand düsen.
In Französisch Guyana wird im Fluss geankert.
Von uns beiden hat keiner Lust im Dinghi zu sitzen und ein ‚pffft‘ zu hören als Signal für die Krokodile, sich schon mal die Lätzchen umzubinden. :mrgreen:

Ein gebrauchtes, unter Umständen geklautes, wollen wir nicht. Läuft man doch Gefahr dem ursprünglichen Besitzer des Dinghis in der Karibik zu begegnen. :shock:

Achim begibt sich trotz Milans (der TO-Mann vor Ort), wenig Hoffnung machender, Miene auf die Suche.
Und er wird fündig!
Im ersten und einzigen in Frage kommenden Geschäft. Unglaublich.

Das Dinghi hat einen Festboden aus Alu und passt, wie der berühmte Arsch auf den Eimer, ganz vorne aufs Vorschiff. Die Maße sind perfekt für uns.
Wenn die Luft raus ist, ganz elegant an den Dorade-Lüfter-Schutzbügeln vorbei und auf der Ankerwinsch abgestützt.
Man kann sogar noch bis ganz nach vorne laufen, ohne ins Dinghi treten zu müssen.

Ob wir es auf dem Kopf oder richtig rum verzurren, wird die Zukunft zeigen.

Die Schläuche sind nicht aus Hypalon, sondern aus normalem PVC. Normaler PVC soll sich in der Tropensonne schneller als ein Eiswürfel auflösen.
Dann nähen wir eben ein Cover für die Schläuche. Das ist zwar nicht so einfach, aber irgendwie werden wir das schon hingebastelt bekommen.

Das alte Dinghi hat Achim noch mal nachgeklebt und es macht den Anschein als sei es nun dicht (natürlich, jetzt wo wir ein neues Dinghi haben).
Wir haben das Vertrauen in das Teil verloren. Nicht so ein Schwede, der sich vorhin dafür interessiert hat. Wenn es Morgen früh noch Luft hat, dann kauft er uns das Dinghi ab.

Der Flur-Funk hier im Hafen klappt ausgezeichnet. Danke Milan. :-)