Altstadt und Kastell von Cartagena

Mi., 06.Sep.17, Kolumbien/Cartagena, Tag 1194, 11.850 sm von HH

Die Altstadt von Cartagena ist klein. Wenn man von der gewaltigen Stadtmauer und Festung liest, ist die Erwartung, sie muss riesig sein. Aber zwei Kilometer Durchmesser, mehr mag es gar nicht sein.

Es gibt einen perfekt restaurierten Teil. El Centro und San Diego.
Hier ist schon fast steril. Alles ist für die Touristen hergerichtet. Teure Boutiquen und edle Souvenir-Shops. Dazwischen eine Armee an Hutverkäufern, Touren-Anbietern und Schmuck-Händlern.
Man wünscht sich ein T-Shirt mit der Aufschrift. ’no quiero nada‘. Man wird sie nicht wieder los.

Im Hinterland von Cartagena gibt es einen Ort, San Basilio de Palenque.
Hier wohnen die Nachfahren entflohener Sklaven, die cimarrónes, wie die Spanier sie nannten.
Die
schwarzen Frauen kommen in die Stadt, um auch eine Scheibe vom Touristen-Kuchen zu ernten.
Verkleidet in „Sklaventracht“, wie ein Tourist sich eine Sklaventracht so vorstellt, geben sie vor, Obst zu verkaufen. Anmutig tragen sie Schalen auf dem Kopf. Hübsch dekorierte Obst Stillleben. Aber es geht nicht um Obstverkauf. Wer ein Foto von ihnen machen will, soll zahlen.

Glücksjäger, Wasserverkäufer, Bettler und Trickbetrüger. Sie alle lockt es in das Unesco Kulturerbe.

Von weit her kommen die fliegenden Händler. Ein Schmuckverkäufer erzählt uns, dass er 25 Stunden mit dem Bus nach Hause fahren muss.
Er hat eine Handvoll Ketten über dem Arm. Billigst-Ware ‚made in einem Land‘, in dem das Lohn-Niveau noch niedriger ist als in Kolumbien.
Er findet Deutschland gut. Vor allem wegen der Bundesliga. Er kennt alle Vereine, erzählt uns die Tabellenstände und grinst über den HSV. :shock:

Schön ist es in El Centro und San Diego. Aber zum Wohlfühlen ist das nicht.

Unser Hostel liegt in Getsemani, dem abgewohnteren Teil der Altstadt. Er ist nicht so perfekt renoviert, die Touristen-Dichte nimmt ab. Restaurants haben keine Klima-Anlage mehr, ein Bier kostet nur noch 3000 statt 5000 Pesos.

Abends kommen die Selbstdarsteller und Musiker auf die Straße. Die Plaza Trinidad ist der Treffpunkt für Künstler und solche, die es werden wollen: Breakdancer Battle, Folkloregruppen, Beatboxer, schlechte Gitarrenspieler und gute Sänger. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Vor ein paar Jahren galt das Viertel noch als gefährlich, heute ist es ein lebendiger Mix aus echtem Leben und Tourismus.
Ein hohes Polizei-Aufgebot sorgt für Ruhe. Bier bekommt man auf der Plaza nur im Plastikbecher, Glas ist verboten. Trotzdem, unter den Augen der Polizei werden uns ‚Happy Brownies‘ angeboten. Frech in der Tupperdose präsentiert.

Außerhalb der Altstadt liegt das mächtige ‚Castillo de San Felipe de Barajas‘.
Es ist die größte Festung, die Spanien in einer ihrer Kolonien errichtete. Uneinnehmbar, so lautete der Auftrag, sollte das Bollwerk sein. Und es hielt Stand.

Sogar den stärksten Angriff in der Geschichte der Stadt. Den Überfall durch Admiral Vernon 1740. Der englische Admiral war sich seines Sieges gewiss, lies er doch schon vor dem Angriff Gedenkmünzen prägen: „Der Stolz Spaniens gedemütigt durch Vernon“.
Sein Gegenspieler war ein alter Kriegsveteran, Don Blas de Lezo. Bereits einbeinig, einarmig und einäugig, verlor er in der Schlacht gegen Vernon noch sein zweites Bein, konnte aber den Sieg davon tragen. Vernon war nun der Gedemütigte.

Heute kann man das Kastell besichtigen.
Ein besonderes Vergnügen ist das ausgeklügelte Tunnel- und Wegesystem. Mehrere Hundert Meter Gänge mit Pulverkammern, Kasematten und Vorratslagern. Das Fort erstreckt sich über mehrere Etagen, die durch Treppen verbunden sind.

 

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