Fr., 24.Nov.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1273, 11.850 sm von HH
Kolumbien ist ganz weit vorne:
-Die Nummer zwei der Welt als Schnittblumen-Exporteur
-bei der Nelken-Produktion gar auf Platz 1
-Nirgends auf der Welt gibt es mehr Smaragde
-Bei Kaffee an vierter Stelle
-Bei Kokain macht Kolumbien niemand etwas vor: Platz 1
-Bei Bananen ist Kolumbien Nummer fünf
-im Vordrängeln und im „Weg stehen“ ist Kolumbien Weltmeister
In einer Warteschlange einen Diskretions-Abstand zum Vormann halten: Ein dummer deutscher Anfängerfehler. Der Kolumbianer weiß geschickt die Lücke zu schließen. Unschuldig lächelnd reiht er sich vor einem ein.
An der Supermarktkasse eben mal von der Seite der Kassiererin ein paar Artikel unterjubeln, für einen Kolumbianer kein Problem. Wieder dieses Lächeln.
Vor Ausgängen, auf dem Fußweg, in Supermarkt-Gängen. Jeder Ort erscheint dem Kolumbianer geeignet, um ein Schwätzchen zu halten. Er weicht einige Zentimeter zu viel zur Seite, falls er überhaupt Platz macht. Mit Einkaufswagen oder Rucksack muss man sich vorbei drängeln. Der dadurch entstehende Körperkontakt juckt den Kolumbianer nicht, er lächelt.
Es ist keine unfreundliche Art uns Gringos gegenüber, sondern untereinander sozial anerkanntes Verhalten.
Und der Kolumbianer ist Nummer eins in ‚Daumen hoch‘ zeigen. Er könnte der Erfinder des facebook-Daumens sein.
Ein Geschäft auf dem Markt erfolgreich abgewickelt? Daumen hoch. Sich erfolgreich vor einem Moped-Fahrer an den Straßenrand gerettet? Daumen hoch. Bei der Bitte nach einem Foto: beide Daumen hoch.
Hoch, hoch, hoch.
Die Kolumbianer lieben es, sich fotografieren zu lassen. „Si, claro“. Brust raus, Lächeln angeknipst, Daumen hoch.
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Berittene Polizei – Daumen hoch
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Kolumbianische Selfies
Seit Juli kosten Plastikbeutel im Supermarkt Geld, Mülltrennung wird zaghaft eingeführt. Die Orte in denen wir waren, sind auffallend sauber. Wenig Müll in den Straßen im Vergleich zu den Kleinen Antillen und den Guyanas.
Es hängen keine jungen Männer auf der Straße rum, die vor langer Weile nicht wissen, was sie machen sollen. Fast jeder geht einem Geschäft nach, und sei es nur, dass er kaltes Wasser aus einer Styropor-Box verkauft.
Es gibt auch Dreck-Ecken, wie die Strecke nach Cartagena. Dort wohnen die Menschen knietief in Plastik-Müll, Bau-Schutt und alten Kühlschränken.
Die Straße quer durch die Mangroven hat ihnen ihre Existenz als Fischer genommen und gilt als eine der schlimmsten Umweltsünden Kolumbiens.
Wer keine Perspektive hat, dem ist die Umwelt egal.
Diese Straße soll zurück gebaut werden. Ein Lichtstreifen für die armen Menschen an dieser schlimmen Überlandstraße.
Fast ein halbes Jahr waren wir in Kolumbien und haben viele schöne Erlebnisse gehabt und tolle Landschaften bereist. Die Menschen sind herzlich freundlich und lächeln nicht nur, wenn sie vordrängeln wollen. ;-)W
Wer seinen Besuch auf Santa Marta und Cartagena begrenzt, verpasst das Beste.
Ein aufstrebendes Land, was sich herrlich unperfekt zeigt.
Ein Land, dem man nur wünschen kann, dass es politisch so stabil bleibt. Ein Land, das wir uneingeschränkt zum Reisen und zum Übersommern (Hurrikan-Saison) empfehlen können.
Und am Essen kann ja noch gearbeitet werden.
Typische Vorsuppe
Das sieht schlimmer aus als es ist- echte, gute, alte Hausmannkost.