Was bedeutet Langfahrtsegeln?

Do., 28.12.17, Panama/Olosicuidup, Tag 1307, 12.302 sm von HH

Es gibt einen doofen Spruch: „Langfahrtsegeln bedeutet an den schönsten Ankerplätzen sein Schiff zu reparieren.“ Wir möchten auch zu dieser Familie gehören. Am wahrscheinlich schönsten Ankerplatz der westlichen Karibik nähen wir das alte Dinghy Cover passend für das neue Dinghy zurecht. Es ist unnötig zu betonen, dass nicht ein einziges Loch für die Griffe an der richtigen Stelle sitzt. Alle Griff-Löcher müssen neu. Und die hinteren Schwänze müssen komplett neu gestaltet werden. Es ist fast so viel Arbeit wie ein neues Dinghy-Cover zu nähen. Aber nach 2,5 Tagen haben wir es geschafft.

Flickenteppich-Dinghy-Cover

Flickenteppich-Dinghy-Cover

Unsere Kuna Familie feiert ebenfalls Weihnachten. Allerdings ohne Vater und Onkel. Die setzten sich Heiligabend in ein Kanu und segeln dem Sonnenuntergang entgegen. Erst nach zwei Tagen tauchen sie wieder auf. Die Mutter, die sonst nur in halber Kuna Tracht ihrer Arbeit nachgeht (ab und an spähen wir etwas indiskret mit dem Fernglas rüber), schmeißt sich in ihr volles Outfit: Pluderbluse mit Mola, Rock und Arme und Beine mit Ketten umwickelt. Die Kinder rufen uns vom Strand ein ‚Feliz Navidad‘ zu, dann wird ein Feuer entzündet. Das Teenager-Mädchen stellt die Geschwister in Reih und Glied, schießt mit dem Handy ein Foto. Ganz normale Weihnachten irgendwie. Und dann schalt auch noch die Melodie „Stille Nacht, Heilige Nacht“ laut gesungen zu uns rüber.

Weihnachtsinsel

Weihnachtsinsel

Die Familie ist auch weniger einsam als man denken mag. Fast täglich kommen ein, zwei Kanus vorbei, mal gepaddelt, mal mit Außenborder. Auf ein Schwätzchen oder zum Warentausch. Bier, Rum und Zigaretten werden gehandelt. Auch uns bietet man etwas zum Kauf.
Wie wir auf einer anderen Insel gelernt haben, gehört so eine Insel bis zu fünfzig Familien. Im Wechsel darf die Insel bewohnt und bewirtschaftet werden. Ein einfaches Leben. Strom gibt es keinen. Das Familien-Handy wird zum Aufladen zu uns gebracht. Nach Sonnenuntergang sieht man noch mal eine LED-Taschenlampe blinken, aber ziemlich schnell ist Ruhe bei unseren Nachbarn.

Wie ein Traum

Wie ein Traum

Atanga in den Coco Bandero Cays

Atanga in den Coco Bandero Cays

Traumstrand

Traumstrand

Die Kinder spielen den ganzen Tag am Strand. Lesen und Schreiben zur Bedienung der App ‚Weihnachts-Fotos-für-Anfänger‘ lernt man hier freilich nicht. Aber auf den dicht besiedelten Inseln nahe dem Festland gibt es Schulen für die Kuna Kinder. Die großen Kinder gehen nach Panama City, wenn die Familie es sich leisten kann.

Der Kitsch reisst nicht ab

Der Kitsch reisst nicht ab

Bevor wir noch von unseren Kuna eingebürgert werden, ziehen wir Morgen weiter. Eine wunderschöne Woche liegt hinter uns. Stundenweise haben wir den Ankerplatz für uns ganz alleine. Das Wasser ist klar, die Korallen am Riff sind in tadellosem Zustand. Nur Fisch sucht man vergeblich. Der ist bereits vor langer Zeit harpuniert worden. Die Kuna müssen ans Außenriff, um noch fündig zu werden.
Unsere frischen Sachen sind bis auf ein paar Zwiebeln und Kartoffeln verbraucht. Nachschub ist hier nicht zu bekommen und uns interessiert eine der ‚richtig‘ bewohnten Inseln.

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