Di., 11.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2782, 24.688 sm von HH
Wir hätten gleich stutzig werden sollen, dass dies keine Ponyhof-Arbeit sein könnte. Alle Werftjungs, die für diese Arbeit eingesetzt werden könnten, reagieren so: „Arbeitet ruhig so viel selber, wie ihr wollt. Alles, was ihr macht, spart euch ordentlich Geld.“ Hallo?
Achim holt sich bei Terry, dem Holzexperten in Norsand, ein paar Ratschläge – welches Werkzeug ist am besten, wie geht ihr normalerweise vor? Diese Tipps gibt er an mich weiter und wir kaufen das empfohlene Brecheisen. Ich beginne zunächst alleine mit den Arbeiten (der Skipper hat leichte Arbeit im kühlen Schiff – der Thermostat vom Kühlschrank macht Ärger).
Ich fange mit dem Deckel vom Ankerkasten an. Den kann ich abschrauben. Vielleicht hilft diese Möglichkeit ihn drehen zu können, um eine Idee zu bekommen, wie das Holz am besten runter kommt. Auf dem Deckel sind die Holzleisten nur geklebt, nicht geschraubt. Das macht es einfacher. Dass der Deckel schwingt, macht es schwieriger. Nach vier Stunden bin ich fix und fertig, aber der Deckel ist sauber. Am Nachmittag noch die Scharniere und den Deckelheber polieren. Abgearbeitet.
Am nächsten Morgen kloppe ich irgendwo an Deck ein Loch ins Holz. Dort wo man mit dem Hammer gut ausholen kann. Die Teakleisten sind geklebt und geschraubt. Allerdings sitzen die Schrauben in den alten Fugen, nicht im Holz. Häufig schon ohne Kopf und unsichtbar. Einmal mit dem Stecheisen dagegen gedongelt, sofort ist der Hobel stumpf. Sie stehen auch nicht in einer geraden Reihe, so dass man sich ausrechnen könnte, wo die nächste kommt.
Ich klopfe und hämmere, hämmere und klopfe. Es ist schwer zwischen Gummikleber und Holz zu kommen. In Streichholzgröße fällt mir das Teak entgegen.
Terry kommt an Atanga vorbei und fragt freundlich, ob er mal schauen darf, was ich so mache. „Klar gerne, komm hoch!“ Er schaut auf mein schmales Stecheisen und das unbenutzte Brecheisen. Terry möchte mir zeigen, wie ich es besser machen kann. Aber er hat die Rechnung ohne unsere Schrauben gemacht. Das Brecheisen bleibt stecken, damit kommt auch er nicht voran. Er greift zu meinem Stecheisen. „Wenn das so blöd bei euch ist, musst du das Holz brechen. Vielleicht auch mal quer zur Maserung schlagen.“ Er macht ein paar Probeschläge. In Streichholzgröße fällt ihm das Teak entgegen.
Terry lässt mich wieder allein und macht seitdem einen großen Bogen um Atanga. Er duckt sich weg, nicht, dass wir doch noch auf die Idee kämen, die Arbeit an die Werft zu vergeben.
Ich klopfe und hämmere, hämmere und klopfe. Nach vier Stunden bin ich erneut fix und fertig. Jeder Körperteil tut mir weh. Ich spüre Muskelstränge, die ich an meinem Körper gar nicht kenne. Ein Viertelquadratmeter ist geschafft. Vierundzwanzig Quadratmeter haben wir. Bedeutet in 48 Tagen hätte ich das Teakdeck runter geklopft. Aber nur bei einem 8-Stunden-Tag. ![]()
Hilfe naht an Tag drei in Form von Achim heran. Nun klopfen und hämmern wir Seite an Seite. Achim schafft eine größere Fläche als ich. War ja zu erwarten. Außerdem haut er sich auch nicht auf den Daumen, während meiner bereits zwei, drei Schläge abbekommen hat. Warum passiert ihm das nicht? Das muss was genetisches sein. Der Schmerz ist groß, aber für einen gelben Zettel reicht es nicht.
Unsere Techniken werden besser an Tag vier. Das Stecheisen ist etwas schmaler als die Teakleisten. Wenn man es mittig an der Leiste anlegt mit der flachen (!) Seite nach unten, kommt man sowohl an den albernen Schrauben vorbei und wenn man Glück hat, schafft man auch mal ein Stück Leiste, die länger als zehn Zentimeter ist. Ab sofort wird das ‚piece of the day‘ – das längste Stück des Tages gekürt.
Achim möchte „Strecke“ machen. „Damit man erstmal was sieht“. Das heißt, wir klopfen zunächst die bequemen, großen Flächen frei. Die Umrandungen an den Fenstern und die Kanten bleiben stehen. Ich würde es anders machen. Einfach und schwierig mixen, freue mich aber, dass man an Tag fünf schon „richtig“ was sehen kann.
Und was macht der Rumpf? Der trocknet vor sich hin. Dank des warmen, trockenen Wetters mit gutem Fortschritt. Peter, unser Rumpf-Schäler, kommt vorbei und misst die Feuchte. Hohe Werte sind zwar auch noch dabei, aber die 30er Alarmausschläge im roten Bereich sind verschwunden. Die gemessenen Werte werden mit Kreide am Rumpf notiert und ab sofort regelmäßig überprüft. Von 12 bis 27 Prozent Feuchte ist alles dabei. Das Ziel heißt 14 Prozent – Peter meint, dass es Ende Februar, vielleicht Mitte März soweit sein könnte. Bis dahin muss auch das Deck fertig sein
, weil Rumpf und Deckaufbau zeitgleich in der Halle erfolgen sollen.









OhGottOhGott, ihr findet immer den Spass in der Aufgabe! Glúck, das Atanga etwas kleiner ist als der Titanic, das macht weniger glühende Finger…
Da ich momentan -nennen wir es so – Urlaub mache, sende ich euch alle meine Kräfte durch den Ether…
LG von den tiroler Alpen: Peter
Hallo Petee, beim Polieren und den Hafengebühren wünscht man sich immer 33 Fuss.
LG und schönen Urlaub.
Hi! Das war meine „schwarzes Loch nach Aufgabe der Erwerbstätigkeit“-Therapie.
Ich habe 2800 Proppen rausgehebelt, 2800 Schrauben herausgedreht (mit Akku), danach hat ein findiger Geist die Teakleisten quer eingeschnitten, danach war das Hammerschwingen etwas erleichtert.
Verstehst Du, was ich meine? Große Arbeitserleichterung.
Ich habe ein Bild in meine Dropbox gestellt. Frau Fuchs aufm Besanddeck. Sehr befreiende Tätigkeit, und „humbling“.
https://www.dropbox.com/s/gfn639m1ssozhjq/Akka%20Deck.jpg?dl=0
Humpling … das sagst Du was, ich muss mein Kreuz ganz schön grade biegen, wenn ich aufstehe.
Ja, ich verstehe!

Schrauben mit Proppen haben wir nur an der Scheuerleisten-Kante und an den Rahmen um die Luken zum Beispiel. Lass das 300 Stück sein.
Unser Hauptproblem sind die wohl 2000 kopflosen Schrauben … ich bin gewillt sie zu zählen.
Könnt ihr nicht mit einer Oberfräse Rillen (z.B quer) ins Teak schneiden?
Oberfräse, das Wort habe ich gesucht.
Aber mittlerweile habe ich verstanden, dass die Schrauben nicht sichtbar und unregelmäßig (?!) in den Fugen unter der Dichtmasse sitzen. Schwierig.
Ja, das ginge sicher. Leider haben wir keine und keine in verfügbarer Reichweite.
Ob es unser Problem signifikant verbessern würde, ich glaube nicht … aber danke für den Hinweis.
Möglicherweise kann es helfen, den Kleber mit einer Heißluftpistole so warm (40-60 Grad) zu bekommen, dass er flexibel wird, somit muss das Holz nicht zerspant werden und lässt sich vielleicht abziehen? Good Luck
Kann aber auch sein, dass der Kleber zu alt und durchgehärtet ist, dass er auf Wärme nicht reagiert.
Beste Grüße aus dem Winter
Der Kleber ist noch sehr elastisch. Klebt wie die Hölle am Holz und am Untergrund. Er macht leider perfekt das, was er machen soll: kleben!
Ihr habt so vieles geschafft, dass schaft Ihr auch noch !
Gruß vom Bodensee
Grüße in die Heimat.
Wir sind auch ganz optimistisch, dass wir es schaffen. Dauert halt nur seine Zeit.