11.-12.Feb.24, Australien/WA/Kalgoorlie, Tag 73+74 Roadtrip, 7.020 km total, 214 Tages-km
– Ein Loch: 600 Meter tief
– Sprengstoff: 1.000 Tonnen – im Monat
– Wasser: 1 Milliarde Liter – im Monat
– Diesel: 6 Millionen Liter – im Monat
– Bagger: 4000 PS
– Baggerschaufeln: 68 Tonnen Kapazität
– Trucks: 245 Tonnen Zuladung
– Bewegte Steine: 15 Millionen Tonnen – jedes Jahr
Dass etwas Großes im Busch ist, stellen wir bereits in Norseman fest. Nach dem langen Trip durch den Nullarbor legen wir dort eine Pause ein. Durch die schmalen Straßen des kleinen Ortes kommen uns zwei Trucks entgegen. Wer kann, rettet sich mit einem Sprung in den Straßengraben.
Wir sind in Western Australia angekommen – dem State mit den meisten Minen Australiens.
Nach zwei Tagen folgen wir den Spuren der Monster-Trucks nach Kalgoorlie und enden vor dem Loch. Dem sogenannten Super Pit.
In Kalgoorlie ist alles XXL. Nicht nur das Loch, sondern auch die Goldmenge, die in einer der größten Goldminen Australiens eingefahren wird – ungefähr 14.000 Kilo im Jahr. Das entspricht einem Wert von 840 Millionen Euro.
Aber der Aufwand ist hoch. Es muss dafür unfassbar viel Stein bewegt werden. Am Ende beträgt die Quote 20 Tonnen Stein für einen stinknormalen Ehering. Da darf man sich fragen, ob Heiraten überhaupt annehmbar ist?
In Bohrlöchern wird das Gestein mit Sprengstoff zertrümmert und von den gigantischen Baggern auf die gigantischen Trucks geladen. Um den Einwohner in Kalgoorlie ein erträgliches Leben zu bieten, werden die Straßen im Super Pit mit Salzwasser bewässert, damit es nicht so staubt. Und zusätzlich fahren die beladenen Trucks in eine siebzehn Kilometer entfernte Zertrümmerungs-Anlage ins Outback. Danach wird das gemahlene Gestein in einer weiteren Anlage chemisch vom Gold getrennt. Heutzutage mit Zyanid. Das Zyanid wird mehrfach wieder aufbereitet, aber zurück bleibt giftiger Schlamm.
Die Firma, die den Super Pit betreibt, hat allerlei Informationstafeln aufgestellt, wie sorgsam sie mit Mitarbeitern, den Anwohnern und den Aboriginalen umgehen, denen mal das Land mit der Goldmine gehörte. Über das Zyanid schweigen die Tafeln – „es wird in speziellen Lagern aufbewahrt“.
Gold. Gold. Gold. Wofür wird bloß so viel Gold benötigt? Tatsächlich wird das meiste Gold für Schmuck verwendet. Im Jahr 2022 unfassbare 2.200 Tonnen. Die andere Hälfte teilen sich Zentralbanken und Privatinvestoren als Inflations-Sicherungsmittel. Acht Prozent verbraucht die Industrie. Zum Beispiel steckten 40 Kilogramm im Spaceshuttle Columbia. Wer hat das gewusst?
Nur der Welt-Goldwürfel hat XS-Format. Würde man alles jemals gefundene Gold zu einem Würfel gießen, hätte der grade mal eine Kantenlänge von guten 20 Metern. Überraschend klein.
Das Gold, was in Kalgoorlie jedes Jahr gefunden wird, bildet einen Würfel mit nicht mal 90 Zentimeter Kantenlänge. Steht man vor dem Loch, bekommt man die Dimensionen nicht zusammen gesetzt.
Der Blick in den Super Pit ist phantastisch. Faszinierend und abstoßend zugleich. Ein gutes Beispiel, was der Mensch leisten kann. XXL-Projekte, kein Problem. Erfinden wir einfach Maschinen und graben ein Loch.
Bis 2035 ist ein weiterer Abbau von Gold in Kalgoorlie gesichert. Was wird eines Tages mit dem Loch passieren? Wahrscheinlich nichts. Die Tafeln schweigen darüber.
Wir haben im Nachbarort eine aufgegebene Mine gesehen. Viel, viel kleiner, aber dort hat man einfach einen Zaun um das Loch gezogen, das war’s. Der Zaun ist inzwischen niedergetrampelt und die Mine ein Abenteuerspielplatz für die Kinder aus der Umgebung geworden. Bestimmt verboten, aber das waren Kieskuhlen für uns früher auch.