Aborigines Felsenmalerei

12.07.24, Australien/NT/Kakadu NP, Tag 225 Roadtrip, 16.593 km total, Tages km 8

 Die Vorfahren der indigenen Völker Australiens, als Sammelbegriff  Aborigines genannt, besiedelten den Kontinent vor 40.000 bis 60.000 Jahren. Außer Felsenmalerei ist wenig Geschichte überliefert und historische Funde halten sich in Grenzen. Die ältesten, sicher datierten, Felsenmalereien in Australien sollen 17.000 Jahre alt sein.  In verschiedenen Stilen sind sie quer über den Kontinent verteilt.

Ein bedeutender Fundort liegt in Ubirr, an der östlichsten Kante vom Kakadu Nationalpark. Viele Abbildungen sind im sogenannten ‚Röntgen-Stil‘ gemalt. Die Gräten und Innereien von verschiedenen Fischsorten sind klar zu erkennen.

Verschiedene Fischarten – inklusive Gräten.

Zeichnung eines Kriegers in Ubirr – Alter zwischen 2500 und 4000 Jahre.

Langhals-Schildkröte

 

Die Felsen befinden sich in den noch überfluteten Auen vom East Alligator River.

Das Alter der Zeichnungen in Ubirr ist nicht eindeutig. Zwischen viertausend und eintausend fünfhundert Jahren lautet die Vermutung. Alte Zeichnungen wurden immer wieder übermalt. Mit jeder Zeichnung wurde eine Geschichte erzählt. War diese nicht mehr aktuell, konnte der Platz für eine neue Geschichte genutzt werden.
Der Sinn der Malerei war sowohl Lehrkunde, diente aber auch zeremoniellen Zwecken.

Bis zur Ankunft der weißen Siedler wurde hier gemalt – dies ist ein Mann mit den Händen in den Hosentaschen. Die Geschichte über „moderne“ Menschen auf Felsen nieder geschrieben.

Auf den Fotos sieht man nur eine kleine Auswahl der gemalten Geschichten. Die Vielzahl der bemalten Felsen hat uns überrascht. Ebenso die Lokalität. Tolle Felsen mit Überhängen, Stufen und schroffen Wänden. Absolut lohnenswert zu besichtigen. Eine bunt-rote Zeitreise.

 

Die heutigen Aborigines und die weißen Australier leben parallel in ihren Welten. Das Unrecht der Vergangenheit an den Ureinwohnern wird mit großzügiger Zahlung von Sozialhilfe gesühnt. Und mit billigen Tricks übertuscht.
Berge, Regionen und Nationalparks erhalten ihre ursprünglichen Namen zurück. Heilige Stätten der Aborigines werden auf ihren Wunsch zunehmend für Touristen gesperrt. Alle Broschüren der Nationalparks,  jede Erklärung seitens der Regierung oder einer Firma endet mit den Worten: „Wir erkennen und anerkennen die traditionellen Eigentümer und Hüter des Landes […].“
Ein Lippenbekenntnis, wie uns scheint. Das Wort ‚Hüter‘ verrät viel in diesem Zusammenhang. Hüten dürfen die Aborigines das Land. Wird jedoch abbaufähiges Material gefunden, sind die Besitztümer klar geregelt.

 

Graffiti

In unserem (Touristen)-Alltag finden die Aborigines praktisch nicht statt. Wir befinden uns inzwischen im ‚Northern Territory‘. Hier leben über 30 Prozent der ungefähr 600.000 Aborigines. Klar sieht man kleine Gruppen in den Straßen oder beim Einkaufen. Aber sie bleiben unter sich. Meiden Augenkontakt. Ein Kopfnicken oder Lächeln wird nicht erwidert. Interaktionen begrenzen sich leider auf recht aggressive Bettelei.

Trotz Sozialleistungen geht es den Aborigines schlecht. Viele arbeiten nicht. Das Nicht-Miteinander von Weiß und Schwarz scheint uns in einer Spirale gefangen. Kinder werden nicht zur Schule geschickt. Das führt so weit, dass Geschäfte Schilder am Eingang aufhängen ‚Kinder ohne Begleitung von Erwachsenen werden außerhalb der Ferien nicht in den Laden gelassen‘. Ohne Schule keine Bildung, keine Arbeit. Oder höchstens am untersten Ende der Tätigkeiten. Als Einkaufswagen-Schieber oder Laub-Harker.
Die Perspektivlosigkeit ihrer Zukunft und die Traumata der Vergangenheit lassen die Aborigines grimmig und übellaunig erscheinen.

Alkoholmissbrauch ist ein großes Thema. In Zusammenarbeit versuchen die Regierung und die Chiefs der ‚Communities‘  das Problem in den Griff zu bekommen. Restriktionen beim Kauf von Alkohol sollen die Lösung bringen. Dort wo man Verbote wieder aufgehoben hat, schnellte die Kriminalitätsrate sofort unter die Decke. Autodiebstahl, Einbrüche und häusliche Gewalt. Städte mit hoher Aboriginal-Dichte haben die höchste Kriminal-Statistik.

Diese Kriminalität stößt die weißen Australier ab. Je nach Erziehung warnen weiße Australier uns neutral vor Brennpunkten oder kommunizieren unverhohlen Ablehnung.
Man lebt aneinander vorbei.
Verstärkt wird die Trennung durch sogenannte ‚Communities‘. Das sind Gebiete, die als Aboriginal-Land zurück deklariert wurden. Hier sind die Aborigines nicht nur die Hüter, hier sind sie die Eigentümer. Weiße dürfen dieses Land nur mit Genehmigungen betreten. Auf uns – als Besucher – wirkt das befremdlich und scheint uns nicht dienlich, die Kluft zu überwinden. Aber eine Lösung, wie man beide Ethnien näher zueinander bringt, liegt nicht auf der Hand.

Typisches Eintritt-Verboten-Schild an einer Community.
Man kann die Abschottung aus verschiedenen Gründen nachvollziehen, aber natürlich wirkt das nicht einladend.

Der Fluss, an dem wir die Salzwasser-Krokodile gesehen haben, trennt den Nationalpark von Arnhem. Arnhem ist ein riesiges Gebiet, das den Aboriginalen gehört. Genehmigungen für eine Einreise können bis zu einem Jahr dauern (bis auf drei Spots, die von Touristenbussen angefahren werden dürfen). Der Tankzug bringt Sprit in diese abgelegene Region. Angeblich von der Regierung bezahlt, wie uns ein Campingnachbar erzählte.

Somit angeln die Weißen auf der Nationalparkseite und die Aboriginalen auf der anderen. Trennung symbolträchtig.

 

Aborigines Kunst-Galerien Talk

Mein gesamtes Reiseleben bringe ich mir ein Bild als Souvenir aus dem besuchten Land mit nach Hause. Fündig werde ich bei Straßenmalern, in Touristen-Centern oder kleinen Galerien. Dabei suche ich mir ein typisches Motiv des Landes oder eine besondere Technik aus. In Costa Rica zum Beispiel werden Federn bemalt. Mal ist mein Mitbring auf Leinen gemalt, mal auf Papier. Mit Öl, Aquarell oder Kreide.
Die gesammelten Werke unserer Reise liegen auf Atanga. Schön flach und sicher aufbewahrt zwischen alten Seekarten.

Die Bilder kaufe ich ungerahmt und die meisten haben eine Größe von DIN A5. Die Welt der Maler ist sich einig: ein Bild eines unbekannten Künstlers kostet zwischen zwanzig und fünfzig Euro – je nach Preisniveau des Gastlandes.

Nicht so in Australien. Die Preise hier sind nicht zu verstehen. Es gibt recht viele Aboriginal-Galerien. Bis zu 400 Künstler der jeweiligen Region werden in einer Galerie vertreten. Wunderschöne Bilder, viele in der bekannten Pünktchen-Malerei. Ein heiß begehrtes Sammelobjekt für mich.
Aber die Preise! Für ein kleinformatiges Bild werden vierhundert bis tausend Dollar (250 bis 600 Euro) verlangt. :shock: Wer etwas Großes haben möchte, muss mehr als 2.000 Euro hinblättern.
Mal ehrlich, was soll das? Wer kauft das? Niemand kennt die Künstler. Man kann ihnen nicht bei der Arbeit zusehen, sie stehen nicht mal hinter dem Verkaufstresen. Oder will man nicht verkaufen? Ein noch ungelöstes Rätsel unserer Tour.

Mein Fund – ein Schwirrholz. Diese Geräte gehören zu den ältesten Klangerzeugern der Menschengeschichte. Bis 80 Dezibel können damit erzeugt werden. Sogar Crocodile Dundee hat im Film mit einem Schwirrholz ‚telefoniert‘.            Der Künstler heißt ‚Murrupp‘ vom Stamm der Djirrbal/Ngadjonji, wie ein mitgeliefertes Zertifikat bescheinigt. Das hübsche Schwirrholz hat 35 Dollar gekostet. Ein überraschendes Schnäppchen.

 

 

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