01.-10.11.24, Australien/VIC/Dunkelt+Horsham, Tag 337-347 Roadtrip, 26.637 km total, Tages-km 77+135
Nach dem ‚Rauswurf‘ vom Camp in den Bergen fällt unsere Wahl auf ‚Dunkelt‘, nur gute 70 Kilometer weiter. Ein Durchgangsort zum Eingang in den Grampian Nationalpark.
Für uns die perfekte Wahl, um Zeit zu schinden. Wir müssen zurück nach Horsham, wir haben in fünf Tagen einen Werkstatt-Termin. Der Bundy verliert Kühlwasser, ohne dass eine Pfütze unter dem Auto zu sehen ist. Alle Zeichen stehen auf ‚Zylinderkopf‘ .
Dunkelt wirkt frisch wie aus der Reinigung. Alles ist sauber, grün und getrimmt. Die Rasenflächen der Häuser gehen nahtlos in gemähte Gemeindewiesen über. Ganz Dunkelt ist eine einzige gemähte Wiese. Es schließen sich Schafweiden an, die perfekt in grüne Auen des Dorfbaches wechseln. Kulturlandschaft vom Feinsten. Wir ziehen große Kreise um das kleine Dunkelt.
Aber es ist kalt. Der ungebremste Wind aus der Antarktis sorgt für gefühlte Minustemperaturen in der Nacht. Wir rüsten auf.
Auf unsere Dachzelt-Matratze legen wir die selbstaufblasenden Luftmatratzen vom Erdzelt. Das bringt richtig viel Wärme. Eine ungenutzte Fleecejacke, die ich wegen Ärmelenge unmöglich noch zusätzlich über alle Oberteile anziehen kann, wickel ich mir um die Beine.
Die Abende sind ebenfalls gerettet. Der Campingplatz in Dunkelt hat Feuerschalen und einen Holzverkauf gleich dazu. Wir kaufen eine Schubkarre voll für 15 Dollar. Das wärmt, hat aber auch den Nebeneffekt, dass unsere dauer-getragenen Klamotten jetzt auch noch nach Qualm riechen. Nichts im Leben ist umsonst.
In Victoria ist ganzjährig Feuer machen erlaubt, es sei denn es ist ausdrücklich verboten. Andere States haben ein striktes Verbot ab 1.November. Erst sind wir etwas schüchtern auf dem Campingplatz zu kokeln, aber als zwei Nachbarn uns einqualmen, sind wir auch dabei.
Nach vier Nächten fahren wir zurück nach Horseham. Hier war das Auto bereits vor zwölf Tagen zur Kontrolle vom Kühlwassersystem. Das System wurde abgedrückt und kein Leck entdeckt. Also haben wir einen Termin vereinbart für eine größere Operation.
Aus dem Chaos ruft eine Stimme: „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen.“ Wir lächelten und waren froh, und es kam schlimmer.
Während wir nach dem Aufbau des Dachzeltes noch diskutieren, ob wir uns ab Morgen – dann des Autos beraubt – besser eine Hütte mieten oder das Erdzelt aufbauen, kommt ein Typ über den Platz gelaufen, der mit Farbe die Stellplätze neu nummeriert. Wir kommen ins Gespräch: „Ab Freitag ist hier die Hölle los. In Horsham findet ein Basketball-Tournier statt. Alles ausgebucht. An eine Hütte braucht ihr gar nicht zu denken. Sprecht mit der Chefin, wo ihr bleiben könnt.“
Wir haben Glück und dürfen den Platz behalten, wo wir bereits stehen. Wir bauen das Erdzelt auf. Räumen alles (wirklich alles ?? – hast du eine Schere? Haben wir das Feuerzeug vergessen?), was wir brauchen ins Zelt. Wir setzten wieder auf dreilagig: Matratze Dachzelt, Luftmatratzen und eine Wolldecke. Voila.
… aber es kam schlimmer. Tag 1
Am nächsten Tag fahren wir in die Werkstatt. „Als erstes testen wir, ob Abgase im Kühler landen.“ Nachmittags dann ein Anruf: „Wir konnten nichts messen. Das Kühlsystem ist nicht die Ursache. Bleibt nur der Zylinderkopf. Größere Sache, so ein Zylinderkopf. Und wir haben gut zu tun. Wollt ihr das Auto erstmal wieder abholen?“.
Unsere Alarmglocken schrillen. Blockiert der Wagen keinen Arbeitsplatz mehr, drängelt sich bestimmt ein anderer dazwischen. Der Bundy soll schön da stehen bleiben – zum Druck aufbauen.
Achim, die flinke Socke, ist sofort auf den Beinen und läuft zur Werkstatt. Telefonisch wird das nichts. Er drückt erfolgreich die Tränendrüse, dass wir kein Zuhause haben.
Achim kommt mit der Zusage zurück, dass spätestens Ende nächster Woche (Ersatzteile-Beschaffung, viel zu tun bla bla bla) der Wagen fertig sein soll.
Also ungefähr 10 Tage Erdzelt.
… und es kam schlimmer. Tag 2
Seit drei Wochen kein Regen. Der erste Morgen im Erdzelt und es pladdert auf uns nieder. Haben wir sonst die Markise, bleibt uns jetzt, liegen bleiben oder in die ungemütliche Küche flüchten.
Und es braut sich etwas zusammen: Ich hatte schon ein leichtes Kratzen im Hals in Dunkelt. Achim klagt jetzt ebenfalls über Halsschmerzen.
… und es kam schlimmer. Tag 3 und 4 und 5
Wir sind jetzt beide erkältet. Es hat uns schon schlimmer erwischt – es nervt trotzdem. Ob die kalten Nächte mit Schuld haben, steht nicht im Schnodder-Taschentuch geschrieben. Im Zelt ist es kuschelig warm. Zu unserer Überraschung ist das Erdzelt nachts wärmer als das Dachzelt. Hmm.
Der Campingplatz ist jetzt gut gefüllt. Die Basketball-Kinder sind eingetroffen. Die Bälle sind immer dabei. Dup, dup, dup macht es auf dem Asphalt. Dup.
Erschwerte Bedingungen für ein Genesungs-Nickerchen. Dazu scheint jetzt die Sonne aufs Zelt. 35 Grad, jede Wette. Die Nase verstopft zwangsläufig. Zum Glück gibt es in Australien Nasentropfen ohne Rezept zu kaufen. Es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen.
Heute ist Sonntag. Mal sehen, ob wir Morgen am Abend etwas über einen Werkstatt-Fortschritt hören.
Bis dahin liegen wir im Zelt und lächeln, und sind froh. Schlimmer kann es ja nicht werden.
Ohh , looking tough! But like a squall at sea. Hope the calm returns. Get well quickly ( both Bundy and crew) . Xx
All healed. Tomorrow we’re heading futher east.
xoxo and greetings to Indonesia.