12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137
„Du kannst doch die Sydney Oper nicht mit der Elphi vergleichen!“ Achim, der Sydney bereits kennt, bekommt regelmäßig Schnappatmung, wenn ich den zwei Gebäuden einen ähnlichen Status zuschreibe.
„Und unmöglich beide Gebäude in einem Atemzug nennen. Das eine ist ein Wahrzeichen, eine Landmarke, ein Traumgebäude. Das andere war einfach viel zu teuer“. Achims Meinung steht da klar und der absurd hohe Preis ist sein Totschlag-Argument, die Elbphilharmonie nicht zu mögen.
Es stimmt, die Elbphilharmonie in Hamburg ist mit 866 Millionen Euro Baukosten kein echter Schnapper gewesen. Sie ist 11 Mal teurer geworden als geplant. Jedoch, ein Blick nach Sydney bläst Achims stärkstes Argument in die Luft: Die ‚Landmarke‘, das ‚Traumgebäude‘ überstieg 15 Mal die ursprüngliche Kalkulation. Inflationsbereinigt landet die Oper fast (!) bei den gleichen Ausgaben wie die Elphi. Na bitte.
In Sydney war es das Dach, was die Kosten in die Höhe trieb. Die Konstruktion der muschel- oder segelartigen Dachflächen war statisch aufwendig. Immer wieder wurden neue Berechnungen angestellt, die Gestaltung verändert. Zum ersten Mal kamen „Computer“ zur Berechnung einer Gebäudestatik zum Einsatz – 18 Monate soll ein Lochstreifen-Rechner benötigt haben.
Extravagante, künstlerische „Kleinigkeiten“ kosteten ein Vermögen. Die von weiten einheitlich weiß schimmernden Dächer bestehen tatsächlich aus kleinen Kacheln. In zwei verschiedene Farben: Cremefarben matt und weiß hochglanz lasiert. Diese Kacheln – rund eine Millionen Stück – wurden in Schweden angefertigt. Die Lasur machte eine Reinigung des Daches bisher überflüssig.
In Hamburg waren die außergewöhnlichen Fenster ein Kostentreiber. 72.000 Euro pro Stück! Über eintausend speziell angefertigte Scheiben der Fassade zieren den oberen Teil der Elphi. Die gewölbten Scheiben sind so exklusiv, dass eine Spezialfirma dreimal im Jahr andrücken muss zur Säuberung. Kostenpunkt 50.000 Euro pro Reinigung.
Am Ende der Bauzeit (tatsächlich hat auch hier Hamburg die Nase vorne: 10 Jahre zu 14 Jahre in Australien) ging Sydney das Geld für ihre Oper aus, dass nur eine Lotterie – die Australier sind wettverrückt – das Projekt noch retten konnte.
Der dänische Architekt hatte längst das Weite gesucht über öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten und war so sauer, dass er weder die Eröffnung seines Jahrhundertbauwerkes erlebte, noch jemals australischen Boden betrat.
In Hamburg pulverte der Senat (klar hat ein kleiner Stadtstaat genug Geld) die fehlenden Millionen in die Elphi.
Längst ist in Hamburg Gras über die Kosten gewachsen. Die Elphi ist zum neuen Sinnbild für Hamburg geworden. Touristen und Einheimische mögen den Backsteinklotz. Ich auch. Er zieht inzwischen mehr Touristen als das Wahrzeichen-Urgestein, der ‚Michel‘. Die Sydney-Oper legt einen drauf und hat es zum UNESCO Erbe geschafft und ist eines der bekanntesten Bauwerke der Welt.
Und zu Recht. Steht man unvermittelt vor dem Gebäude, wenn man die Hafenpromenade entlang schlendert, klappt die Kinnlade runter. Die Oper ist, zwar kleiner als erwartet, aber absolut einmalig.
Hafen Hamburg vs. Hafen Sydney
Die Häfen von Sydney und Hamburg haben also ihr Wahrzeichen und sind sich auch sonst nicht ganz unähnlich. Die Wasserstraßen in der verwinkelten Bucht von Sydney sind schmal, was zu einem flussartigen Eindruck führt. Fähren und Ausflugsboote wuseln hüben wie drüben umher. In Sydney fehlen nur die dicken Pötte und die ikonischen Schreier, die Tickets für eine Hafenrundfahrt anpreisen. Am ‚Circular Quay‘ kauft man sein Ticket elektronisch. Kreditkarte an den Scanner halten, fertig. Und Fischbrötchen gibt es ebenfalls nicht. Aber Klau-Möwen. Bei McDonald wird vor geflügelten Burger-Dieben gewarnt.
Schaut man in die Umfragen von Kreuzfahrtschiff-Reisenden landet Hamburg in der Bewertung auf Platz neun, hinter Sydney auf Platz sechs. Befragt man die KI liegt Hamburg vorne. Und hätte Hamburg das Wetter von Sydney, würden wahrscheinlich auch die Kreuzfahrer Hamburg wählen.
Was für ein toller Beitrag. Vielen Dank und bitte weiter so!
Herzliche Grüße aus dem „Weihnachtsurlaub“ in Deutschland. Auch Hamburg stand schon auf dem Törnplan. Es war nass, kalt, diesig, windig, voll und doch schön. Die Elphi war von der Fähre aus auch durch den Regen hindurch schön anzusehen.
Danke, danke!
Schade, dass Ihr das berüchtigte Hamburger Schmuddelwetter erwischt habt. Ist dann ja aber ein Grund noch einmal zurück zu kommen.
Viel Freude im Weihnachtsurlaub und eine gute Rückkehr zur Inti.
LG Sabine