Lanzarote

Fr./Sa., 05./06.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 188/189, 2.293 sm von HH

Das erste was man befürchtet, wenn man nach fünf Tagen auf See, Lanzarote erblickt, ist, dass es einem unterwegs alle Farbrezeptoren, außer blau, verblitzt hat. In dem Augenblick des ‚Land in Sichts‘ sehen wir nur noch schwarz/weiß. Berge und Landschaft sind schwarz, Häuser weiß. Kein grün von Bäumen oder Sträuchern, von Pflanzen, welcher niederen Art auch immer, schmeichelt dem Auge. Es ist wie in einem alten Edgar Wallace Film… Zum Glück ist das Blau vom Meer und Himmel noch da.

Den Tag unseres Landfalls beschicken wir nicht mehr all zu viel. Nach einer etwas langwierigen Anmeldung in der Marina gibt es eine endlose, heiße Dusche, ein spätes Frühstück und wir entsalzen unser Cockpit. Der Rest  des Tages ist süßes Nichtstun.

Abends stoßen wir dann noch mit einem Champagner (dafür habe ich sie gebunkert, für die big bang moments) auf unseren, bis dato längsten, Segeltörn miteinander an. Dieser schmeckt besonders gut, da wir die gesamte Reise über keinen Alkohol getrunken haben. Wir hatten vor Antritt unserer Reise nie darüber gesprochen, waren uns aber bereits bei der ersten Nachtfahrt einig: Keinen Alkohol auf hoher See, keinen Sundowner, kein Feierabendbier.

Am nächsten Tag sind wir gut ausgeschlafen und fit genug, das ganze Schiff zu entsalzen. Wir hatten im Vorwege gelesen, dass auf den Kanaren für Frischwasser mit 4,00 EUR/cbm zu rechnen sei. Aber wir haben Glück, hier in der Marina Rubicon ist es umsonst und wir können alles gründlich spülen. Obwohl Atanga ja so unglaublich hochbordig ist, passiert es trotzdem, dass ab und an eine vorwitzige Welle an die Bordwand klatscht und die Gischt, Salz auf alles legt. Dieses Salz trägt man natürlich auch ins Innere des Schiffes. Und da muss es wieder weg, damit man sich nicht noch mehr Feuchtigkeit in die Hütte holt.

Also die klassische Aufteilung, er außen, ich innen.

Außerdem muss alles, was klappersicher verstaut war, wieder losgebunden, von umwickelten Geschirrhandtüchern befreit werden und Socken (saubere) oder Papiertücher, die während der Fahrt vor lauter Verzweiflung wegen des Gescheppers zwischen Töpfe und Vorräte gestopft wurden, können entfernt werden.

Bei diesen Aufräumarbeiten stoße ich in einem Bad-Schapp auf etwas klebriges, :shock: Geschirrspülmittel (da war doch schon mal was). Die volle Flasche muss im Geschaukel umgekippt sein und der Klippverschluß an irgend etwas hängen geblieben und sich geöffnet haben.

Wie ich sowas hasse!

Nur ein kleiner Teil von dem Zeug befindet sich noch im Schrank, das meiste hat seinen Weg in die Dämmung vom Motorraum oder tiefer gefunden. Da muss es nun für immer bleiben und darf eintrocknen, denn es ist unmöglich diese Stellen zu erreichen ohne das Schiff auseinander zu bauen. Man mag sich nicht vorstellen, wenn es etwas Verderbliches gewesen wäre…

Wieder was gelernt, alle Klippverschlüsse von Vorratsflaschen werden in Zukunft mit Tesa zugeklebt. Warum sagt einem das denn keiner? :cry:

Nachdem Atanga nun so gut vesorgt ist, haben wir noch Zeit, die nähere Umgebung der Marina zu  erkunden. Was wir sehen, gefällt uns, aber es ist ein absolut künstlicher Ort, der nur für die Touri-Maschinerie erbaut wurde. Außer einer trutzigen Burg, die Colorado heißt, was farbig oder rötlich bedeutet ;-) , ist alles neu. Aber solche Orte haben üblicher Weise, die besten Plätze für einen Sundowner. Und den können wir nach dem ungemütlichem Wetter in Portugal nun wieder in T-Shirt, in der Sonne, genießen.