So., 16.Mai 16, Charlestown/Canouan, Tag 716, 6.525 sm von HH
Von Mustique nach Canouan sind es nur 14 sm. Und doch finden wir uns in einer anderen Welt wieder: Charlestown, mit weniger als 2.000 Einwohnern, kommt wieder karibisch daher. Das aufgeräumte, etwas sterile Ambiente von Mustique ist verschwunden.
Hier wohnen echte Menschen und diese echten Menschen feiern Pfingsten. Lautstark.
Bereits morgens um 9:00 Uhr wird die Bucht beschallt.
Ein Plakat weist auf die Höhepunkte der Feierlichkeiten hin. Die sind seit Jahren identisch und praktischerweise braucht nur die Jahreszahl überschrieben zu werden. Hat man in diesem Jahr leider vergessen…
Cool, dass ‚beer drinking‘ am Montag eine extra Erwähnung findet.
Die Leute schleppen Eiskisten, provisorische Tribünen, Bühnen, Grills und Bierstände sind aufgebaut.
Alle sind übermäßig freundlich, grüßen und grinsen uns an. Im Vorbeigehen gibt’s ‚high five‘ oder Händeschütteln.
Petra erzählen sie, dass sie nach dem Vorfall auf St. Vincent auf ‚ihre‘ Touris aufpassen. Uns soll nichts passieren.
Mustique ist schöner, aber es gefällt uns hier besser. Nicht, dass wir Müll und Schutt mögen, aber die Atmosphäre ist angenehmer.
Beim Rundgang durch Charlestown (Dauer eine knappe Stunde) finden wir drei Friedhöfe.
Es scheint, dass Baulücken dafür verwendet wurden und wenn voll, dann wird eben eine neue Baulücke gesucht.
Großer Totenkult wird in der Karibik wahrlich nicht betrieben. Die Friedhöfe sehen abgerissen und verwahrlost aus. Es liegt viel Schutt und Unrat zwischen den Gräbern.
So wie der eigene Vorgarten aussieht, so auch die Friedhöfe. Wie man zu Lebzeiten wohnt, so ruht man auch am Ende.
Die Menschen kümmern sich nicht sehr um ihre Umgebung. Müll wird überall hin gekippt. Schutt und Baustellen-„Abfälle“ bleiben ein Leben lang vor dem eigenen Haus-Eingang liegen. Mit viel Herzblut wird alles bunt angepinselt und dann, direkt daneben Müll.
Das ist nichts, was mein Herz erfreut und so mancher Anblick stimmt traurig.
Der örtliche Telefonanbieter versucht mit Plakaten dagegen zu steuern.
Hoffentlich trägt das bald Früchte und alle begreifen, dass sie ihr größtes Kapital zerstören. Es wäre sehr zu wünschen, wenn wenigstens Plastik-Müll vernünftig entsorgt würde.
Auf der anderen Seite sieht man zauberhafte Eigenwerbung vom örtlichen Laden: „Wir haben alles was Du brauchst, haben wir es nicht, können wir es besorgen, können wir es nicht besorgen, existiert es nicht“.