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Der Weihnachtsmann, kein Essen an Heiligabend und die Versöhnung in der Lagune

Heiligabend 2025; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.225

Laut Infoblatt wird die Ankunft des Weihnachtsmannes um 19:00 Uhr erwartet. Wir wollen vorher noch etwas essen und sind bereits um 18:00 Uhr auf dem Festplatz. Bei der Eröffnungsfeier des Lichterfestes hatten wir schon gesehen, dass genau zwei (!) Fressbuden für Hunderte von Besuchern bereitstehen. Eine Bude verkauft Pommes, die andere asiatisches Fingerfood. Lange Schlangen und ein schneller Abverkauf sind die logische Konsequenz. In den letzten Tagen haben wir uns vergewissert, dass wirklich jeden Abend diese Buden auf dem Festplatz aufgebaut sind. Es geht nichts über gewissenhafte Planung – Nouméa hat uns schon einmal geleimt.

 

Fingerfood-Köstlichkeiten – eine gute Idee vor der Parade, so unsere Idee.

Als wir uns an Heiligabend dem Platz nähern, ist die Stadt wie ausgestorben. Am Brunnen sind Gitter aufgebaut, die einen Parcours markieren. Dutzende ‚Sécurité-privée-Wachleute laufen herum. Sonst würden wir vermuten, wir haben uns im Tag geirrt. Außer den Besuchern fehlen zu unserem Entsetzen auch die Fressstände. „Das-darf-doch-wohl-nicht-wahr-sein“, wir schauen uns an und müssen lachen.

Hunger ist vorhanden. In einer Nebenstraße hat noch ein Imbiss geöffnet. Über den Anblick der Auslage schießen uns Tränen in die Augen: hartgekochte Eier, ein Salat in einer Plastikbox und drei Frühlingsrollen. Wir wählen die Rollen. Der asiatische Chef ist so nett und haut uns die Dinger in die Mikrowelle. Dass er die Rollen von heute Morgen noch los wird, scheint selbst ihn zu überraschen. Ein Weihnachtswunder der wenig schmackhaften Art. Trockene Biester, mit nichts gefüllt außer Glasnudeln.
Zum Nachtisch holen wir uns ein Eis am Stiel. Man gönnt sich ja sonst nichts. ;-)

Unsere Rettung. Heiligabend das erste Haus am Platz.

Kurz vor Ladenschluss ist das Angebot dünn.

Kulinarisches Highlight zu Weihnachten. :-)

Die Neukaledonier haben die Ruhe weg. Erst eine Viertelstunde vor dem Beginn der Veranstaltung füllt sich der Platz. Ein Animateur peitscht die Besucher ein, den Weihnachtsmann zu rufen. Im Chor sollen sie „Père Noël, Père Noël“ rufen. Dieser Aufforderung wird hundertfach gefolgt.

Alle Kinder sind weihnachtlich geschmückt …

… und warten gespannt.

Aufregung macht sich breit. Von wo wird der Weihnachtsmann kommen? Da plötzlich, an einer Seite, tauchen Lichter in einer Straße auf. Weiße Gestalten auf Stelzen und verkleidete Schneeflocken hüpfen umher. Dahinter eine mit Lichtern, Laternen und Leuchtern überladene Kutsche. Gezogen von einer nostalgischen Lokomotive. Alles blinkt und funkelt.

Die Lokomotive zieht den Schlitten

Zwei Glitzer-Rentiere ganz vorne.

Alles, was jemals für Weihnachten erfunden wurde, egal ob Märchen, Werbung oder Zeichentrick, findet auf dem überladenen Schlitten sein Plätzchen.

Die Sicherheitsleute haben alle Hände voll zu tun. Kinderarme sind zu kurz, aber Erwachsene reichen bis an die Deko heran. Inzwischen tummeln sich auch schon viele Leute auf der falschen Seite der Gitter.

Weiß-rote Figuren vorweg auf Stelzen: das ist aus französischen Paraden übernommen.

Der Baum schneit aus allen Rohren.

Der Weihnachtsmann steigt von seiner Kutsche. Folgt seinem Tross durch den abgegitterten Parcours. Eigene Sicherheitsleute sind bei ihm. Zwei Beleuchter setzten in in Szene. Arme recken sich ihm entgegen, nicht nur von Kindern. Er schüttelt Hände. Mütter halten ihm kleine Kinder zur Umarmung hin.
Dagegen verblasst jeder Superstar zu einem sinkenden Stern. Unglaubliche Szenen spielen sich ab. Über allem dröhnt der Animateur zusammen mit den Kindern: „Père Noël, Père Noël“. Es schneit aus allen Rohren Schaum-Schnee.

Wie sehr kann man übertreiben? Nouméa: Ja!

Wir sind stark beeindruckt. Das hatten wir nicht erwartet. Es ist eine Mischung aus Disney World und Slapstick-Komödie. Mehr Kitsch geht nicht!

Der Weihnachtsmann, wie Coca Cola ihn erfunden hat. Besser geht nicht.
Er hat seine eigenen Beleuchter dabei, die vor ihm herlaufen.

Frau Bürgermeisterin übergibt dem Weihnachtsmann den Schlüssel der Stadt. Symbolisch, dass er nun die Geschenke in den Häusern verteilen darf. Viele Häuser haben keinen Schornstein in Nouméa – da hat man sich diese Lösung für die Kinder überlegt.

Mit halb leerem Magen hat man kein Bauchdrücken. Entsprechend schlafen wir gut und fahren am ersten Weihnachtstag bereits um 7:00 Uhr morgens in die windlose Lagune.
Nichts schaukelt, wir liegen ruhig an der Mooring. Gute Bedingungen zum Kochen. Ohne Blinken und Glitzer schalten wir abends unseren persönlichen Weihnachts-Turbo an: Den Sauerbraten und die Klöße.

Warten aufs Essen. Jetzt schon seit 24 Stunden :mrgreen:

Entschädigung

Am zweiten Weihnachtstag wird beim Paddeln verdaut.

Ein schönes Weihnachtsfest 2025. Mehr Kontrast geht nicht.

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