Unser 5 EUR Fenster nach Lanzarote

Fr., 05.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 188, 2.293 sm von HH

Bei strahlend blauem Himmel gibt es am Steg viele Umarmungen und Wünsche, „gute Reise“, „macht es gut“, „schön, dass wir uns getroffen haben“…  Einige werden uns nachfolgen (Hexe, Aquaria und Namastee) :-) , andere gehen ins Mittelmeer (Max) und die Dritten haben Bergfest (Maje) und müssen wieder nach Hause.

Thomas&Elke und Uwe&Dorothea winken uns an der Tankstelle und an der Hafenausfahrt noch lange nach und entlassen uns auf den, wie einen Ententeich (Zitat Aida-Kreuzfahrt-Kapitän) daliegenden Atlantik.

 

Unsere Fahrt beginnt also bei schwachen Winden sehr ruhig. Das ändert sich nach ein paar Stunden, als wir aus der Abdeckung von Cabo Sao Vicente segeln und uns die, erwartete, Dünung von der Seite trifft. Sie ist mit gut 2 Metern schwächer als gedacht, reicht aber allemal für eine kräftige Partie des lustigen Schaukelspiels: 15 Grad nach rechts, 15 Grad nach links… und so soll es dann auch die gesamte Überfahrt bleiben. Zeitweise ist es etwas ruhiger, dann wieder etwas schlimmer.

Die vielen Gespräche mit den Salzbuckeln Uwe und Thomas führen zu einer Premiere auf Atanga: da wir den Wind die gesamte Strecke von achtern erwarten, baumen wir unsere große Genua (Vorsegel) aus.  Auf der Elbe und Ostsee kam diese unhandliche Stange nie zum Einsatz. Und Jungs, was sollen wir sagen, hat prima geklappt) :-)

 

Und als weitere Premiere auf unserer Reise überlassen wir unserer Wind-Herta das Ruder. Bei dieser Dame handelt es sich um unsere Windsteuer-Anlage, einer Pacific Plus. Diese hatten wir natürlich schon ausprobiert, aber auf der Ostsee sind die Schläge einfach zu kurz, so dass Herta bislang noch nicht zeigen konnte, was in ihr steckt. Auf der Biskaya waren wir noch so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass wir nur den elektrischen Autopiloten verwendet haben. Dieser macht einen prima Job und ist sehr leise, aber wir haben nicht mehr genug Strom für das Teil. Denn bei mittlerweile 13 Stunden Dunkelheit können die Solarpanele nicht lange genug arbeiten und der Windgenerator alleine schafft es nachts meistens nicht alle Systeme zu versorgen. Aber, um es kurz zu machen, diese Fahrt hat Wind-Herta bravourös gemeistert.

 

Dieses Rollen in der Dünung ist nicht meins, aber mir geht es prima, wenn ich oben an Deck sitze und auf‘s Wasser schaue oder schlafe, dann wird mir nicht komisch, alles gut. Nach ungefähr 24 Stunden Eingewöhnung, kann ich auch wieder unter Deck sein, wieder lesen, mich an- und ausziehen, kann wieder abwaschen und bin im Prinzip einsatzfähig.

Aber mir macht das fürchterliche Gerolle deutlich mehr zu schaffen als Achim. Es lähmt mich ungemein, da jeder Handgriff und kleine Verrichtung zum Kraftakt wird. Ich koche mir noch nicht einmal einen Tee, da mir das zu anstrengend ist. Ja, sogar ein von Achim gekochter Becher ist nervig, da es mir als unmögliche Leistung erscheint, den Teebeutel außen Bords zu werfen und gleichzeitig Balance im Becher zu halten.

Achim geht da anders mit um, er macht uns zum Frühstück belegte Brote, mit Mettwurst bei der man sogar noch die Pelle abziehen und Scheiben schneiden muss und legt auch noch Gurkenscheiben dazu :shock:

Ich schaffe das nicht, hole mir maximal einen Joghurt und bin überanstrengt, den leeren Becher nach unten zu tragen. Ich bin froh, dass ich ein Chili con Carne vorgekocht und für den zweiten Tag fertige Ofen-Lasagne gekauft zu haben und quäle mich mit schlechtem Schlaf und Unlust noch weitere 24 Stunden durch.

Dann, ganz plötzlich, ist sie dann aber doch da, die Wandlung vom Landei zur Seemannsbraut. Ganz erstaunlich, alles, was eben noch unvorstellbar schwierig und unlösbar schien, geht plötzlich leicht von der  Hand. Selbst richtig Kochen funktioniert wieder, dauert zwar länger und jeder Handschlag will überlegt sein, damit weder geschälte Zwiebeln durch die Pantry sausen noch man sich das Messer in den Bauch rammt. :-)

 

Die Temperaturen liegen während der gesamten Fahrt Tag und Nacht zwischen 18 und 20 Grad. Da es aber kräftig weht, ist der Wind-Chill beträchtlich, so dass nachts lange Unterhosen  und Doppel-Fluschi (Fleece) angesagt sind.

Das machte eine Dusche im Cockpit unmöglich und somit herrschen katastrophale, hygienische Verhältnisse an Bord. Duschen unter Deck mit dem 20 Grad kalten Wasser aus dem Tank mag von uns auch so recht keiner.  Somit machen wir Wasser auf dem Herd heiß und füllen in eine 2,5 Liter Flasche einen angenehmen Mix.

Da man auf Grund des Wellengangs nicht freihändig stehen kann, bleibt nur, sich im Bad auf den Boden zu knien. Wichtig ist, eine Antirutsch-Matte auszulegen, da sonst Shampoo und Duschgel durch den Raum schleudern. Die Wasserflasche bleibt, auch vollständig gefüllt, nicht stehen, somit ergießt sich das schöne, warme Wasser in die Gräting (Gitterost aus Holz) und vergurgelt irgendwo in der Bilge. Der Verlust wird mit kaltem Wasser ausgeglichen. :evil:

Jetzt ist es hilfreich, wenn der jeweils andere einem das Wasser über den Kopf gießt…kaum, dass ein halber Vormittag rum ist, sind zwei Menschen wieder sauber.

Fazit: Es war eine sportliche, nicht immer nur angenehme Fahrt, die streckenweise Spaß gemacht und endgültig den Schrecken vor längeren Passagen genommen hat. Jetzt wissen wir, dass nicht nur unsere Atanga das kann, sondern wir können das auch und nach zwei Tagen wachsen einem Seglerbeine (dieser Begriff hat auch unglaublich Potential zum Unwort)

 

Für die Statistiker:

-an Tag 3 bestes etmal von 134 sm (etmal = zurück gelegte Strecke von Schiffsmittag zu Schiffsmittag)

-Fahrzeit: 4 Tage und 20 Stunden

-579 sm, davon 576 sm unter Segel

-Durchschnittsgeschwindigkeit: 5 kn

-Windstärke 3 bis 6 (in Boen 7), überwiegend 5

-Wellenhöhe bis 4 Meter

-drei Sonnentage, zwei trübe Tage, ein paar Mal etwas Sprühregen

-einmal Delphine und für zwei Minuten landet ein winziger Piepmatz im Cockpit

-Höchstgeschwindigkeit 10,6 kn im Wellensurf (Jürgen, das war’s) :mrgreen:

Zu den Kanaren – Tag 5

Wir sind jetzt seit 102 Stundn auf See und so langsam faengt die Sache an Spass zu machen… Heute war es heiter bis wolkig, recht frisch und seit ein paar Stunden werden wir von einer 4 Meter Duenung verfolgt. Das sieht schon cool aus und ist total h harmlos. :-) Morgen um ca. 11:00 werden wir auf Lanzarote ankommen Marina Rubicon / Playa Blanca), La Gaciosa lassen wir aus, da wir diese Insel im Dunkeln erreichen wuerden.

Tag 3 – Grauwassersegler

Seit ueber 48 Stunden fahren wir nun mit ausgebaumter Genua unter Selbsteueranlage. Unsere Herta (Pacific Plus) macht einen tollen Job und benoetigt nur wenig Zuwendung. Der Himmel war den ganzen Tag grau in grau und der Wind hat von 5-6Bft auf 4 abgenommen, jedoch kommen wir noch gut voran (neue Position unter Route). Mal sehen was die Nacht und der naechste Tag bringen werden.

Tag 2

=1.Dez.14, auf dem Atlantik, Tag 184, 1.809 sm von HH Die ersten 95 sm liegen hinter uns. Im Augenblick machen wir mit ueber 6 kn gute Fahrt und liegen etwas ruhiger. Die ersten 24 Stunden waren, nun, gewoehnungsbeduerfig, da wir nur wenig Wind (zwischen 8 und 12 kn) hatten, konnte die alte Duenung prima mit uns spielen. Sonne scheint, Temperatur 20 Grad, Launenpegel zeigt nach oben.