Simón Bolívar – El ‚Libertador‘

Do., 31.Aug.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1188, 11.850 sm von HH

Um uns Ausländer zu verwirren, ist in Südamerika alles nach ihrem großen Nationalhelden benannt: Jedes Dorf hat einen ‚Plaza Bolivar‘, es gibt einen Bolivar-Berg und einen Bolivar-Flughafen, Bolivar-Währung , es gibt unzählige Bolivar-Straßen und ganze Bolivar-Länder, an jeder Ecke steht ein Bolivar-Denkmal, es gibt einen Zoo und sogar einen Bolivar-Asteroiden.
Und zu allem Überfluss ist Santa Marta der Sterbeort von Simón Bolívar.

Bolivar Denkmal in Santa Marta am Plaza Bolivar ;-)

Bolivar Denkmal in Santa Marta am Plaza Bolivar ;-)

Jeder Kolumbianer müsse einmal in seinem Leben zu der Finca pilgern in der Bolívar seinen letzten Atemzug gehaucht hat. Heißt es.
Die Kolumbianer, die so stolz auf ihr Land sind. Per Gesetzt wird um 6:00 und 18:00 Uhr auf jedem Radiosender die National-Hymne gespielt. Leise wird mit gesummt oder gesungen. Und das ohne WM, für uns Deutschen undenkbar.

Simón Bolívar, der ‚Libertador‘, der Befreier, der Unabhängigkeitskämpfer, der einen großen Teil der Südamerikanischen Länder in ihren Unabhängigkeitskriegen gegen die spanische Kolonial-Herrschaft führte.
Am Ende seines Kampfes gegen die Sklaverei und für Unabhängigkeit der Kolonien, nahm sein Ruf schaden und sein Tod wurde vorrübergehend als Befreiung gewertet.

Bereits 1840, nur zehn Jahre nach seinem Tod, begann die Heldenverehrung, die bis heute ungebrochen anhält.

Gestorben ist Bolívar 1830 nur fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Auf einer ehemaligen Zuckerrohr-Plantage. Die Hacienda ist heute Sitz des Museums für Gegenwartskunst.
Die Räume in denen Bolivar lebte, sind renoviert und mit dem Original Mobiliar aus dieser Zeit bestückt. Die Heldenverehrung treibt extreme Blüten: Kleine Phiolen mit der Erde seines Geburtsortes (Caracas) stehen hinter Glas.

Eine hübsche kleine Ausstellung, die eine Idee vermittelt, wie eine Plantage vor 200 Jahren ausgesehen haben könnte. Einen Überblick über das Leben Bolivars erhält man hier allerdings nicht.

Der weitläufige botanische Garten mit Jahrhunderten alten Bäumen ist überflutet, da es gestern wie aus Eimern gegossen hat (dieser Regen hat es in sämtliche Schlagzeilen der ‚Eventos Santa Marta‘ geschafft). Wir bekommen trotzdem ein paar der mächtigen Iguanas zu Gesicht, für die der Garten bekannt geworden ist.

Iguanas - ausgewachsen und ausgefärbt - zwei Meter mächtige Tiere

Iguanas – ausgewachsen und ausgefärbt – zwei Meter mächtige Tiere

 

Die Backen erinnern ein wenig an Jigsaw

Die Backen erinnern ein wenig an Jigsaw

 

Der Eintritt für die Gedenkstätte Bolivars beträgt 6,20 EUR. Für hiesige Verhältnisse und das Gebotene, erscheint uns das zu teuer. Einheimische Pilger, die zur Helden-Anbetung angereist kommen, brauchen nur die Hälfte zahlen.

Frau Holle

Mo., 28.Aug.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1185, 11.850 sm von HH

Es ist heiß. Brutal heiß.
Bereits um 7:00 Uhr sind 32 Grad im Salon. Jeder Handschlag führt zu Schweißausbrüchen. Arme und Beine glänzen feucht, vom Hals laufen die Rinnsale in den Ausschnitt. Zum Sitzen auf dem Sofa muss man sich ein Handtuch unterlegen, damit man nicht alles voll schweißt.

Das muss man wissen für die folgende Geschichte.

Wir brauchten neue Kopfkissen. Die alten müffeln.
Trotz Wäsche verströmen sie einen leichten Mix aus Käse und feuchtem Getreide. Kopfkissen mit Daunen sollten es sein. In Santa Marta ist sowas nicht aufzutreiben, also haben wir uns Kissen aus Deutschland mitgebracht.

Unsere alten Kopfkissen haben ein Maß von 60 x 60 cm. Erstaunlich, aber solche Kissen gibt es in ganz Hamburg nicht zu kaufen. Das sei kein Deutsches Maß, höre ich überall.
Nun sind unsere Kissenbezüge ebenfalls so klein, dass ich mit 80 x 80 Deutsch-Standard-Kissen nichts anfangen kann.

Kurzerhand überlege ich mir, die zu großen Kissen einfach kleiner zu nähen.
Kann ja nicht so schwer sein. Zwei grade Nähte, überschüssiges Material abschneiden, Arbeit fertig. :mrgreen:

Liebe Leute, nicht Nachmachen! Niemals und zu keiner Zeit.
Kauft neue Kissenbezüge, es ist einfacher.

Zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass es keine (!) warnenden Hinweise in Deutschland gab.
Mehreren Personen (jawohl, ihr wisst, wen ich meine) habe ich von meinem Vorhaben berichtet und zwischen beipflichtendem Nicken und stummer Zustimmung keinen Wink der Warnung erhalten.

Zwanzig Zentimeter des Bezuges feder-frei zu schütteln erweist sich als unmöglich. Die zusammengepressten Feder richten sich sofort wieder auf. Neu und flauschig wandern sie zurück in den verbotenen Bereich.
Schließlich gebe ich auf und nähe einfach drüber. :roll:

Den zweiten Streifen federfrei zu schütteln, geht noch schlechter, weil sich nun viel zu viele Federn in einem engen Korsett befinden. Ich nähe wieder einfach drüber.

Auf dem Steg schneide ich die ‚leeren‘ Streifen ab.
Sofort fängt es an zu schneien. Durch ein kleines Loch in der Naht puhle ich überschüssige Daunen aus dem nun viel kleineren Kissen. Es ist unglaublich, wie viele Daunen in so einem Kissen stecken. Millionen.

 

Ein großer, unendlicher Schweinkram. Die feinen Daunen kleben überall fest. Am Schweiß, am feuchten T-Shirt, an der Mülltüte, am Bezug, an den Armen, überall.

Die eingenähten Daunen sind kaum aus ihrer Naht zu rupfen. Ich hab Angst, dass der noch einfache Saum aufreißt und sich eine Federwolke über mich ergießt. Nur mühsam bekomme ich die Federn raus gefummelt.

Anschließend sichere ich die neue Naht mit der Nähmaschine nochmal dreifach. Nicht, dass eines Nachts noch ein Malheur passiert.

Im Salon sieht es mittlerweile aus wie im Hühnerstall. Überall kleben Daunen dran. Auf der Haut krabbel, juckt und kribbelt es. Man macht sich keinen Begriff, wie viele Federn in so einem Kissen stecken.

Schließlich ist es geschafft, die Biester lassen sich zum Glück leicht einsaugen. Aber hätte ich man einfach neue Kissenbezüge gekauft.

Zwei Blocks weiter

Fr., 25.Aug.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1182, 11.850 sm von HH

Hören wir jetzt bereits das dritte Mal.
Egal wo wir fragen: „Zwei Blocks weiter“, lautet die Antwort. Mal werden wir nach rechts geschickt, mal nach links. Wir laufen im Kreis.

Wir sind mitten im Geschäftsviertel der Einheimischen. Die Calles mit den chromglänzenden Supermärkten und aufgeräumten Geschäften haben wir hinter uns. Hinterm Markt glänzt es nicht.

 

Unterhaltung während der Wartezeit beim Herren-Friseur

Unterhaltung während der Wartezeit beim Herren-Friseur

Wir sind auf der Suche nach einem Laden für Bäckerei Zubehör. Eine Internet-Info sagt, dort soll es ganz hinten, unterm Tresen Roggenmehl geben.
Ich wollte Roggenmehl im Koffer nach Kolumbien schmuggeln, wurde aber von Achim rein gelegt. Täglich schmolzen die zur Verfügung stehenden Kilos dahin. Mal kam er mit Edelstahl-Ersatzteilen für unser Rigg, mal mit Kabeln oder Revierführern an. Außer für ein paar Sonnenblumenkörner war für kulinarische Produkte kein Platz mehr.

Der Kolumbianer ist einfach freundlich. Aber kann er nicht zugeben, dass er keinen Plan hat, wo der Laden zu finden ist? Nein, er schickt uns fröhlich zwei Blocks weiter.
Nach einer Stunde im Kreis werden wir fündig. Endlich landen wir in der Bäckerei-Zubehör-Straße. Gleich mehrere Läden liegen neben einander.
Ich finde den beschriebenen Tresen.
Roggenmehl? Nein, das gibt es nicht.
Wann es wieder rein kommt, weiß man nicht.

Ein Geschäft weiter gibt es tonnenweise Sonnenblumenkerne. Na prima, ausgerechnet davon hatte ich zwei Kilo im Gepäck. Zum Preis in Deutschland gekauft, was sie hier kosten.
„Habt ihr vielleicht Roggenkörner?“, frage ich. „Was ist das?“, fragen die beiden verdutzen Herren. Ähnlich wie der Weizen in dem Sack da drüben, nur eine andere Pflanze.
„Ah si, si. Jawohl haben wir.“

Freundlich ist er ja der Kolumbianer. Aber einfach mal zugeben, dass er keinen Plan hat…Sesamsaat will er mir als Roggen unterjubeln. :lol:

Ich bemühe jetzt noch mal das Internet. Irgendwo wird schon Roggen in Santa Marta aufzutreiben sein. Vielleicht zwei Blocks weiter.

Kinder Überraschung, Rocher und Atanga

Mi., 23.Aug.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1180, 11.850 sm von HH


Was haben wir gemeinsam? Ende der Sommerpause. ;-)

Gestern mitten in der Nacht sind wir planmäßig in Santa Marta angekommen.
Atanga sieht, abgesehen von einer mega Staubschicht, gut aus. Keine besonderen Vorkommnisse, alles am rechten Platz.

Wir durften insgesamt vier Gebäckstücke á 23 Kilogramm mitbringen.
Eine Zollkontrolle, die uns Sonnenblumenkerne, Mehl und Kürbiskerne hätte abnehmen dürfen, gab es nicht. So ist jetzt unsere Aufgabe 90 Kilo Zeug gleichmäßig im Schiff zu verteilen. :roll:
Zwei Kilo Schokolade liegen bereits ganz unten im Kühlschrank. Geplant ist, dass das bis Jahresende halten soll.

Der Taxifahrer am Flughafen in seinem Mini-Auto war ganz cool.
Alle Gepäckstücke aufs Dach, ein Tüttelband drum, fertig. Da bin ich gleich wieder verliebt in Südamerika. Nichts ist kompliziert, keine Über-Reglementierung, wie in Deutschland.

Wir hatten trotzdem eine tolle Zeit in Good Old Germany.

Lieben Dank an alle, die wir getroffen haben oder auch nur telefoniert haben.
Die uns Unterschlupf gewährten, danke fürs Grillen und Auto leihen. Danke für Eure Überraschungen, Eure Geschichten und dass wir uns gesehen haben.
Cool auch von einem Stammleser im Restaurant erkannt und angesprochen zu werden (nächstes Mal gibt es ein Autogramm :lol: )
Und besondere Grüße an Jay Jay – nächstes Mal muss das mit einem Treffen aber klappen, damit Du Deine Fragen persönlich los werden kannst.

 

Atanga macht Ferien

So., 29.Jul.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1155, 11.850 sm von HH

Wir machen Urlaub und fliegen Morgen für drei Wochen nach Deutschland.

Sobald wir zurück sind, geht es hier in gewohnter Weise weiter.
Ich habe nach wie vor viel Vergnügen unsere „Abenteuer“ mit Euch zu teilen.

Es warten der Panama-Kanal und der riesige Pazifik auf uns.
Also, ich würde mich freuen, Euch alle hier wieder zu treffen.

Bis dahin, Ahoi.

Damit die Wartezeit nicht zu lang wird, hier noch das neueste Video über unsere Mexiko-Rundreise.