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Corona-Update in French Polynesia

Mi., 25.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2124, 20.254 sm von HH

Vorgestern, am Montag, kam die Gendarmerie durchs Ankerfeld gefahren und hat die Ausgangsregeln noch etwas verschärft. Wir dürfen nunmehr nur noch alleine an Land gehen. Sie haben Zettel verteilt, die man ausfüllen soll mit Namen usw. und man soll den Grund für einen Landgang ankreuzen (Medizinisches, Familiäres oder Einkauf oder alleine Sport). Ob das an Land kontrolliert wird, wissen wir nicht – wir sind seit dem zu Hause geblieben.

Am Sonntag konnten wir noch Gemüse im Supermarkt kaufen, das mit dem Versorgungs-Schiff am SSamstag geliefert wurde. Es werden nur noch vier Personen gleichzeitig in den Shop gelassen und mittlerweile tragen fast alle, Kunden und Personal, Gesichtsmasken. Mangels medizinischer Masken, benutzen wir unsere Staubmasken. Geht auch. Wir wurden freundlich wie immer bedient und in der Schlange vor dem Supermarkt durften wir uns normal einreihen ohne Gedrängel oder böse Blicke.
seit gestern ist der Verkauf von Alkohol in gesamt Französisch Polynesien bis zum 8. April verboten worden.

Tahiti hat ebenfalls die Regeln verschärft: Das Schiff zu bewegen, ist verboten! Zwei Segelboote, die in Papeete Anker auf gegangen sind, sollen von der Gendarmerie angehalten worden sein. Die Segler sollen folgende Ansprache erhalten haben: „Entweder ihr fahrt auf euren Platz zurück oder ihr verlasst das Land. Ein neue Einreise gibt es dann für euch nicht mehr.“ Bei uns vor Ort haben die Gendarmen ebenfalls ein Verbot ausgesprochen, dass die Schiffe innerhalb des Atolls nicht bewegt werden dürfen. Leider halten sich nicht alle Segler daran. Wir hoffen, dass dies keine Sanktionen für alle nach sich zieht. Das Gebilde an Genehmigungen ist fragil, schnell können sich Bestimmungen ändern.
Wir sind zu Gast. Ihr Land, ihre Regeln!

In den letzten Tagen sind noch vier neue Segler von der Osterinsel und aus Panama in Gambier angekommen. Diese Boote haben eine strikte Quarantäne von 14 Tagen erhalten – dürfen nicht von Bord. Der letzte ankommende Segler wurde von der Gendarmerie per Funk aufgefordert, nicht ins Atoll zu fahren, sondern nach Tahiti weiter zu segeln. Erst nachdem die Crew sagte, dass sie Diesel und Essen benötigt, bekamen sie die Erlaubnis zum Ankern.
Die letzten drei Neuankömmlinge werden im Augenblick hier geduldet. Offiziell einklariert wurden sie noch nicht. Alle warten auf eine Genehmigung aus Tahiti.

Die Stimmung am Ankerplatz ist gekippt. Wurde sich sonst getroffen, hin- und hergedüst, ein Schwätzchen gehalten, hockt jetzt jede Crew allein auf ihrem Boot. Wir sind trotzdem zu unseren Schwedischen Nachbarn gepaddelt, die neu angekommen sind, haben gefragt, ob sie etwas benötigen. Andere Segler haben Pampelmusen vorbei gebracht. Kontakt nur von Bordwand zu Dinghy, mehr ist nicht erlaubt, mehr traut sich keiner. Niemand will eine Quarantäne von zwei Wochen riskieren oder Schlimmeres.
Schwimmen und Wassersport aller Art soll deswegen verboten sein, so eine Erklärung, dass die Einheimischen, die das Haus nur eingeschränkt verlassen dürfen, nicht denken, die Yachties hätten Urlaub und Spaß. Hat Sinn.

Uns geht es gut, wir haben nicht auszustehen. Der Blick in den Vorgarten ist nach wie vor paradiesisch. Mit unserem Ankerplatz haben wir vor drei Wochen das große Los gezogen: Wir haben fast den ganzen Tag Internet an Bord! Nicht immer schnell, aber schnell genug, wir haben ja sonst nichts vor. Davon gibt es im gesamten Ankerfeld nur drei oder vier Plätze. Mit steigender Anzahl an Corona-Meldungen war uns schnell klar, den geben wir so schnell nicht auf. Hamstern auf seemännisch sozusagen. ;-)
Kontakt zur Familie und Freunden und Informationen über das Weltgeschehen und neue Regeln in Französisch Polynesien sind uns zur Zeit schon wichtig. Obwohl man über das Weltgeschehen eigentlich nichts hören möchte. Was wird werden, wenn das Virus Afrika, Indien und Südamerika richtig erreicht hat? Wie viele Opfer wird es geben? Was passiert mit den Gesundheitssystemen, was mit der Weltwirtschaft? Achim als mein persönlicher Schwarzseher an meiner Seite hat fast alle Horror-Szenarien durch. Er ist ein wahrer Quell der Freude. :mrgreen: Ob ich ihn in Quarantäne stecken darf?

P.S. Während ich das schreibe, kommt ein Funkspruch von der Gendarmerie: Da wir in ein paar Stunden stärkeren Wind erwarten, dürfen die Boote, die wollen, sich für eine Nacht einen anderen Ankerplatz suchen.
Die nicht einklarierten Segler dürfen zunächst bleiben bis das nächste Versorgungs-Schiff kommt. Dieses soll extra für Segler bestellten Diesel und Benzin mitbringen. Diesel und Benzin wird im Augenblick nicht an Segler verkauft (wir brauchen nichts, wir sind zum Glück voll). Wie ich schon mal schrieb, wir hängen am Ende der Nahrungskette.

Schlange vorm Supermarkt

Ausgangssperre!

Sa., 21.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2120, 20.254 sm von HH

Bewegungsbeschränkung, Lock down, Ausgangs-Beeinträchtigung oder wie man es auch immer nennen will: wir sitzen fest auf dem Kahn! Gültig seit gestern Mitternacht.
Uns Seglern ist es noch erlaubt zum Einkaufen zu gehen. Spaziergänge sind verboten. Wir sollen nach dem Einkauf zügig zum Schiff zurück kehren, wie uns über Funk von den Gendarmen mitgeteilt wurde. Segeln zwischen den Inseln ist jetzt komplett verboten, auch unbewohnte Inseln dürfen nicht mehr angelaufen werden. Schwimmen und jede Art von Wassersport ist nicht erlaubt.
Die Beschränkung betrifft die Einheimischen ebenso. Gestern Abend ist die Genarmerie die einzige Dorfstraße auf und ab gefahren und hat über Lautsprecher die neuen Regeln bekannt gegeben. Mit Blaulicht. Wahrscheinlich das erste Mal, dass es je eingeschaltet war.
Das ist schon etwas eigenartig und macht ein unangenehmes Gefühl.

Frankreich stülpt seine Entscheidungen bezüglich Corona Vorsorge auf Tahiti. Tahiti nickt, obwohl eigentlich für Innenbelange die Regierung von Französisch Polynesien zuständig ist. Aber hey, Frankreich schickt das Geld. Diese Hand beißt man nicht. Tahiti nickt also und gibt die französischen Anordnungen auf die Inseln weiter. Die Inseln nicken, denn hey, Tahiti schickt das Geld. Somit stehen jetzt hier bei uns im kleinen Mini-Hafen Pylonen und Flatterband wurde gespannt. Drei Gendarmen und mindestens vier Helfer in gelben Warnwesten stehen dicht beieinander. Endlich mal was los.
Die Polynesier erscheinen uns sehr gefügig zu sein. Sie schlagen die Hacken zusammen und befolgen alle Anordnungen. Ziviler Gehorsam scheint ihnen in in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Kinder sind im Haus zu halten – seit Tagen sind keine Kinder mehr im Dorf zu sehen. Mundschutz wird empfohlen – fünfzig Prozent tragen ihn. Man soll zu Hause bleiben – man bleibt daheim. Mir-doch-egal-Treffen wie Corona-Parties werden wir hier wahrscheinlich nicht sehen.

Was uns etwas nervös macht, sind die dauernd wechselnden Regeln für Segelschiffe vor Ort. Zunächst hieß es, die lange Anreise sei für Neuankömmlinge Quarantäne genug. Dann verlangte man Tage 14 Quarantäne oben drauf. Jetzt will man neue Segler gar nicht mehr haben. Ihnen bietet man zwei Optionen: 1. Such dir einen Platz für Dein Schiff und flieg dann nach Hause (neue Flüge aus dem Land sind in Planung) oder 2. Kauf dir Proviant und segel weiter. :shock:
Jede neue Regel hat eine Gültigkeit von wenigen Tagen oder nur Stunden. Segler, die länger als 30 Tage im Land sind, werden nach wie vor akzeptiert. Auf den Marquesas war allerdings kurz im Gespräch, dass auch diese ‚long stay‘-Segler ausgeflogen werden, während das Schiff zurück bleiben soll. Die Wogen haben sich wieder geglättet, man darf bleiben.
Die Nerven liegen blank bei den Polynesiern und als Segler kann man sich auf nichts verlassen. Im Augenblick gibt es keine Rechtssicherheit.

Wir glauben, so lange hier in Gambier kein Corona-Fall auftaucht, werden wir wohl bleiben dürfen. Wo sollen wir auch hin? Andere Länder Richtung Westen wollen uns ebenfalls nicht. Außerdem haben wir noch zwei Monate Zyklonsaison. Für die USA haben wir kein Visum, die würden uns sofort an die Kette nehmen. Und jahrelang auf dem Ozean zu segeln ist für die Crew, die lieber ankert auch keine Option. :mrgreen:
Die Menschen auf der Straße sind nach wie vor ausgesprochen freundlich zu uns. Taucht hier allerdings ein Corona-Fall auf (wie auf den Marquesas) könnte sich das ändern. Heute ist noch einmal ein Flugzeug aus Tahiti gekommen und das Versorgungsschiff. Hoffentlich beides ohne Viren.

Corona in French Polynesia

Mi., 18.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2117, 20.254 sm von HH

Vor ein paar Tagen dachten wir noch: „Hier sind wir gut aufgehoben!“
So wie Bundes-Spahn, Millionen anderer Menschen auf der ganzen Welt, so haben auch wir uns geirrt. Heute wurden zwei weitere Corona-Fälle auf Moorea gemeldet. Die Regierung von Französisch Polynesien erlässt seit Tagen neue Anweisungen im Stundentakt. Die Schulen sind ab heute geschlossen – zunächst bis Ostern. Auch auf den kleinen, abgelegenen Inseln wie bei uns in Gambier. Heute werden die Kinder, die in Tahiti zur Schule gehen hier eingeflogen. Ob es das letzte Flugzeug hierher sein wird? Das ist noch offen. Es gibt Diskussionen darüber den Flugverkehr zwischen den Inseln einzustellen. Mit den Flugzeugen kommen dringende Artikel aus Tahiti, wie Medikamente und Post. Lebensmittel, Diesel, Gas zum Kochen und Benzin liefern die Versorgungsschiffe. Hier sind keine Einschränkungen im Gespräch.

Der Flugverkehr aus Französisch Polynesien raus, nach Europa, ist bis auf weiteres eingestellt worden. Bis gestern kam man noch nach Frankreich – die Tür ist geschlossen. Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr ins Land, nur noch Frachtschiffe. Unter den Langfahrtseglern herrscht gerade Haupteinreisezeit vom Südamerikanischen Kontinent nach Französisch Polynesien. Bedingt durch die lange Anreisezeit von drei, vier Wochen hat die Regierung beschlossen, dass ankommende Yachten keine zusätzliche Quarantäne benötigen. Durch die neuen Corona-Fälle auf Moorea ist dies wieder aufgehoben worden: Einreiseverbot für Ausländer, heißt es nun. Außerdem wurde beschlossen, dass der Verkehr zwischen den Inseln für Segelboote untersagt ist. Ob das bedeutet, dass wir auch in Gambier nicht mehr die Inseln wechseln dürfen? Wir wissen es nicht. Das erste Mal sehen wir heute die Gendarmerie mit einem Boot durch den Ankerplatz ziehen.

An Corona zu erkranken, ist keine Sorge von uns. Wir haben sowieso wenig Sozialkontakte, mal ein Abendessen beim Segelnachbarn oder mal ein Einkauf im Dorf. Das war’s.
Die Nebengeräusche stimmen uns bedenklicher. Bleibt die Versorgung so bestehen wie bisher? Die Polynesier neigen nicht zum Hamstern. Ihnen ist eine Denkweise weit in die Zukunft zu planen fremd. In ihrer Muttersprache gibt es nicht mal ‚Futur‘, hat Vanessa uns erzählt. Sie sparen nicht, sie haben kein Bier auf Vorrat zu Hause und eine Cola wird direkt beim Bezahlen getrunken. Vor ein paar Tagen haben wir noch fünfzig Kilo Mehl im Shop gesehen. Einen Tag später war es verschwunden. Wenn es die Polynesier nicht waren, kommen nur Segler als Käufer in Frage.

Spätestens auf den Kap Verdischen Inseln lernt man als Weltumsegler: ‚Du musst Dinge dann kaufen, wenn du sie siehst, nicht wenn du sie brauchst. Am nächsten Tag kann der Artikel für Monate aus den Läden verschwunden sein.‘ Diese Regel haben wir uns in den letzten Jahren angeeignet. Außerdem haben wir häufig schon für Monate gebunkert, weil wir wissen, dass im neuen Land die Preise deutlich höher sind. Zur Planung, wenn man Tahiti verlässt, gehören volle Schränke dazu. Auf Gambier gibt es zwar vieles, aber Haferflocken, Nüsse oder Vollkornmehl bekommt man einfach nicht. Wir haben immer für bestimmt vier Wochen Nahrungsmittel an Bord, weil man auf einem Boot nie weiß, ob man nicht für etliche Tage an Bord bleiben muss oder schnell einen Ort verlassen muss. Hamstern, wie es jetzt ja heißt, ist uns also nicht mehr fremd. Aber fünfzig Kilo Mehl ist schon eine Hausnummer. Wer braucht so viel Mehl?

Wir als Ausländer stehen in Polynesien am Ende der Nahrungskette. Wir sprechen (trotz aller Bemühungen :lol: ) die Sprache nicht. Wir kennen keinen, der im Notfall noch den Keller voll Kartoffeln hat. Auf einer Insel in den Tuamotu soll es Schilder gegeben haben, die Segler auffordern auf dem Boot zu bleiben. Ein gewisser Vorrat an Bord bekommt eine neue Bedeutung.
Hier bei uns im Dorf wurden Schilder aufgehängt, die die Symptome von Corona erklären und zeigen, wie man sich verhalten soll (der in den Ellenbogen-niesen-Katalog). Phillipe, bei dem man neben Internet auch noch Brioche (feines Brot) kaufen kann, erzählte uns, dass die Dorfkrankenschwester ihn aufforderte, dass er einen Mundschutz und Handschuhe tragen soll, wenn er sein Brot verkauft. Segler haben ihm jetzt beides geschenkt. Die junge Frau an der Kasse im Supermarkt trägt seit gestern ebenfalls Gummi-Putz-Handschuhe und es ist uns ein Chinese von einer Perlenfarm mit Mundschutz begegnet. „Haben die Polynesier Angst?“, haben wir Philippe gefragt. „Nein, noch nicht, aber sie stellen Fragen.“

Wie lange wir hier gefangen sein werden, wir wissen es nicht. Großraum-Quarantäne würde ich es nennen. Gefangen im Paradies, trifft es auch. Und ganz plötzlich bekommt das Paradies einen Beigeschmack. Im Ausland gefangen zu sein und nicht jederzeit nach Hause zu können, macht ein merkwürdiges Gefühl.
Bleibt gesund in eurer Quarantäne.

Großraum-Quarantäne

„Außer Sie leben auf einer Insel“

Fr., 13.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2112, 20.254 sm von HH

So kann man sich irren – auch als Minister: „Es kommt! Außer Sie leben auf einer Insel“, hat Bundes-Spahn noch vor zwei Tagen verkündet. Am gleichen Tag wurde Corona auf Tahiti bestätigt. Eine Regierungsmitarbeiterin hat das Virus aus Frankreich mit auf die Insel gebracht. Heute hören wir von einem Verdachtsfall auf den Tuamotu (Fakarava) fünfhundert Kilometer von Tahiti entfernt. Bis zu uns sind es weitere tausendfünfhundert Kilometer, aber es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit bis Corona auf „unserer“ Insel angekommen sein wird. Es gibt mehrmals wöchentlich eine Flugverbindung nach Tahiti, das Versorgungs-Schiff wird bald erwartet und Segelschiffe trudeln von der Osterinsel hier ein.

„Ich kauf mir ein Boot“, habe ich im Internet einen Kommentar in Deutschland gelesen. Dem jungen Mann muss ich sagen, das ist im Augenblick auch keine Lösung. Wir als Deutsche, als Europäer, dürfen in Französisch Polynesien so lange bleiben wie wir wollen. Da haben wir Glück. Amerikanern (als Beispiel) rennt unter Umständen die Zeit davon. Sobald ihr Visum ausläuft, müssen sie (eigentlich) das Land verlassen. Aber wohin? Inselstaaten auf dem weiteren Weg nach Neuseeland, haben bereits ‚dicht‘ gemacht und lassen keine Ausländer mehr rein. Diese Maßnahmen sind nachvollziehbar, soll doch die Spanische Grippe überdurchschnittlich Todesopfer unter den Polynesiern gefordert haben.
Ein befreundetes Segelboot hängt in Indien fest. Es gibt kein vor und kein zurück. Einige Nachbarländer lassen sie nicht rein, andere sind wegen widriger Winde nicht erreichbar. Da bereiten die Begleiterscheinungen von Corona mehr Bestürzung als das Virus selber.
Es gibt Crews, die wurden durch die sich überschlagenden Ereignisse getrennt. Einer weilt jetzt auf dem Schiff, der andere kommt von einem Heimbesuch in Deutschland nicht zum Partner zurück. Wieder anderen ist gemeinsam die Rückkehr zum Schiff versperrt. Wohl dem, der dann in Deutschland noch ein Dach über dem Kopf besitzt. Meinen geplanten Heimflug im Mai sehe ich stark gefährdet.

Weiter als wir kann man vom ‚Geschehen‘ fast nicht entfernt sein. So weit entfernt hat man mit dem Thema doch keine Sorgen sollte man denken. Und doch, durch die Globalisierung sind auch Langfahrtsegler betroffen. Anders und nicht mit dieser Wucht, wie im Epizentrum. Das kommt unerwartet, zeigt aber die Schleifen, die so ein Ereignis nach sich zieht. Über die Probleme im Gesundheitswesen und wirtschaftlichen Langzeitfolgen oder Lieferengpässe und die dadurch möglichen ‚Panikkäufe‘, mag man gar nicht nachdenken.
Ich lese viel ‚in 14 Tagen ist es vorbei‘, ‚kann ja nicht ewig dauern‘, ‚im April spricht keiner mehr darüber‘. Ich kann diese Ansicht leider nicht teilen, hoffe aber inständig, dass die Optimisten Recht behalten.
Bleibt gesund da draußen und passt auf euch auf!

Ein Gag – erst vor vier Tagen fotografiert, ist heute nicht mehr lustig

Nach der Insel ist vor dem Alltag

Di., 03.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2102, 20.254 sm von HH

Und in diesem Alltag regnet es. Mal stundenweise feiner Landregen ohne Wind, dann sintflutartige Güsse, wie wir es selten gesehen haben – gefolgt von trockenen Abschnitten bis zum nächsten Regen. An anderen Tagen fegen Böen den Wind waagerecht über die Bucht. In einer trockenen halben Stunde gehen wir kurz zum Einkaufen und kommen bis auf die Unterwäsche durchweicht zurück. Gesamt betrachtet würde ich sagen: Schietwetter! Schluss mit stundenlangen Ausflügen und Urlaubs-Feeling.

Jawohl, auch das ist Südsee

Wenn es schon regnet, dann sollen bitte auch die Tanks gefüllt werden. Leider löst sich die Gewebeplane von der ‚German-Engineering-Regenauffang-Konstruktion‘ auf dem Vorschiff in ihre Fasern auf. Die ist reif für die Mülltonne. Also schneidet Achim beherzt ein Loch in unser Bimini. Etwas, was wir nie wollten, aber das ganze Teil ist sowieso Schrott. Es hält die Sonne ab, lässt jedoch Wasser durch wie ein Sieb. Und nun, wo es von mir Flicken verpasst bekommen hat, ist es auch optisch schon egal.

Schon ein Zentimeter Wassersäule auf dem super Stoff unseres Biminis und es tropft wie aus einem Wasserhahn

Neues German Engineering ohne große Ingenieurs-Kunst

Den Rest des Tages verbringen wir mit dem ‚Luke auf – Luke zu – Spiel‘. Das ist auf Dauer etwas öde. Gegen aufkommende Langeweile hat die Frau des Skippers die Idee, dass der Skipper doch mal seine Schränke aus denen es nach Meinung der Frau des Skippers staubig riecht, aufräumen könnte. Viele Ausflüchte bleiben dem Skipper nicht. :mrgreen: Die reichen für einen Tag Aufschub. Aber die Frau des Skippers hat ein gutes Gedächtnis und ihr fällt die Idee auch am nächsten Tag wieder ein. Dem Skipper gehen die Argumente aus – man kann draußen nichts unternehmen. Manchmal wünscht der Skipper sich wahrscheinlich eine andere Frau. Ich helfe gerne mit, damit es auch ordentlich wird. Manchmal wünscht der Skipper sich wahrscheinlich, er hätte gar keine Frau.

Wir fangen vorne an. Die Bug-Koje ist unser Rumpelraum. Ein schlimmer Abstellkammer-Albtraum, den wohl jeder Haushalt hat. Aus historischen Gründen steht dieser Schrecken unter Achims Obhut. Gerne fliegt alles durcheinander, es ist schwer dort Ordnung zu halten. Rucksäcke, Regenschirme, Rettungswesten und Angelzeug – brauchen wir alles regelmäßig – das liegt oben drauf. Die Arbeit besteht darin, sich zu den unteren Schichten vorzuarbeiten.
Wir stellen das Inneres des Schiffes auf den Kopf. Putzwasser fällt ja genug vom Himmel. Der Skipper reißt Bodenbretter hoch und hängt Türen aus. Kisten und deren Inhalt werden kontrolliert, inspiziert und aussortiert. Ein Hoch auf das schlechte Wetter – möge es halten bis der Skipper seine Schränke im Achterschiff erreicht hat.

Gute Laune beim Wischen