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Von Tahiti nach Neuseeland – das Video

So.,16.Okt. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 3060, 24.696 sm von HH

Heute vor genau einem Jahr sind wir in Tahiti gestartet, um nach Neuseeland zu segeln.
Ein Jahr, um ein Video zu erstellen :roll: unglaublich lange – aber gute Dinge wollen eben Weile haben.
Und ich glaube, das Warten hat sich gelohnt. Deswegen ist er auch etwas länger geworden.

Mit dem Video schneiden, kam die die Erinnerung zurück, wie heftig der Törn wirklich gewesen ist. Das Vergessen hatte schon Sand darüber gestreut. Wir hatten „hochhaushohe“ Wellen und die Hälfte der Tage sechs Windstärken oder mehr.
Wir haben auf dem Törn ein wenig den Hintern versohlt bekommen, würde ich sagen.

Viel Spaß beim Schauen und bitte nicht seekrank werden. ;-)

#26 Rauer Törn von Tahiti nach Neuseeland – 2423 Meilen mit bis 39 Knoten Wind

 

Für alle, die damals nicht dabei gewesen sind, hier exemplarisch der Text von Tag 16 der Überfahrt:

Chronik einer Reise:
20:00 Uhr – Wind NNO, 16 Knoten, Kurs 270°, Zielkurs 229°, blöd, aber wir müssen erst noch eine Insel umfahren. Seit 500 Meilen liegt sie immer wieder auf unserer Kurslinie, egal wie der Wind auch weht. Mit dem letzten Büchsenlicht hat der Skipper eine Eingebung und besteht auf das dritte Reff im Groß zur Nacht. Ich haue mich aufs Ohr.

22:00 Uhr – Wind NNO, 14 Knoten – meine Nachtwache beginnt. Durch das eine Reff zu viel im Großsegel kommen wir nur langsam voran.

24:00 Uhr – Wind NNO, 22 bis 25 Knoten – der Skipper steht auf und fragt, ob alles okay sei, er könne nicht schlafen, es wackelt zu sehr. Er kriecht zurück in die Koje.

03:00 Uhr – Wind NNO, 24 bis 27 Knoten – Achims Nachtwache beginnt. Ich habe ihm eine Extra-Stunde Schlaf gegönnt – mein Buch ist gerade so spannend.

04:00 Uhr – Wind NNO 26 bis 30 Knoten – Ich stehe wieder auf. Es wackelt unglaublich hinten in der Koje. Ich kann nicht einschlafen. Das, final doch nicht weg geklappte, Bimini (wird schon nicht so schlimm werden) flattert Nerv tötend im Wind. Wir machen es uns gemeinsam „gemütlich“ im Salon.

4:15 Uhr – das Bimini wird provisorisch mit einem Tampen „ruhig gestellt“.

4:30 Uhr – Wind NNO 28 bis 32 Knoten, Kurs 270° – Achim geht raus. Atanga luvt jetzt häufig stark an. Wir wollen aber an der Insel vorbei. Jemand muss die Windsteueranlage händisch unterstützen. Ich halte ihn mit dollen Geschichten bei Laune.

5:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – es ist schwärzeste Nacht. Gnädig bleibt die Wellenhöhe verborgen. Ab und an sieht man eine Schaumkrone in Augenhöhe vorbei rauschen. Schön, dass wir das überflüssige Reff im Groß haben.

5:30 Uhr – ich löse Achim im Cockpit ab. Er hält mich mit dollen Geschichten bei Laune. „Wir können von Glück reden, dass es nicht auch noch regnet“, posaune ich in die Nacht.

6:05 Uhr – es fängt an zu nieseln 6:15 Uhr – Regen 6:25 Uhr – es gallert, prasselt, pisst aus allen Rohren. Segelstiefel wären jetzt schön. Mangels wasserdichter Schuhe sitze ich mit nassen Socken im Cockpit

6:30 Uhr – Wind NNO Böen bis 37 Knoten, wir sind an der Insel vorbei und können abfallen so weit es geht – Das Schott zum Niedergang ist zugezogen. Achim hockt im Trockenen. ab und an bekomme ich ein ‚tapfer‘ durchs Seitenfenster zugerufen. Es ist nicht mein Lieblingswetter :mrgreen: und sehr viiiiel Wind. Die Systeme sind beherrschbar, was mich freut. Angst, nein, aber es ist gruselig. Ich passe einen Augenblick nicht auf, wir luven hart an. Dann ein Fahrfehler, statt abzufallen, luve ich noch weiter an, eklig, aber überlebbar. Es dämmert.

7:00 Uhr – Wind NNO dauerhaft über 30 Knoten – Achim löst mich ab. Wellenberge rollen hinter uns her.

7:30 Uhr – Wind NNO 25 bis 28 Knoten – es erscheint uns wie ein laues Lüftchen. Es gallert weiterhin wie aus Eimern

8:00 Uhr – Wind Nord 20 Knoten

8:20 Uhr – Wind West 15 Knoten – Wind steht gegen Welle. Das Meer sieht aus, wie mit übergroßen Pickelhauben überzogen. Atanga wird zum Rodeo Pferd. Wir bocken, wackeln und schaukeln von einer Seite zur anderen. Gegenstände fliegen durch den Salon, die eigentlich gut verlascht gewesen sind.

8:45 Uhr – Wind Süd-West 12 Knoten – hallo, genau da wollen wir hin. Dem Skipper muss man den Mund mit Seife auswaschen. Es fällt jetzt häufig das böse F-Wort.

9:30 Uhr Wind Süd-West 5 Knoten – Maschine an. Kurs Opua. Müdigkeit macht sich breit. Werden wir alt? Vor 30 Jahren konnte man doch auch locker eine Nacht durchmachen.

12:00 Uhr – Wind NNO 10 Knoten, Regen, Regen, Regen 12:05 Uhr – 15 Knoten, 12:10 Uhr – 20 Knoten – Maschine aus, Kurs Opua 12:20 Uhr – 28 Knoten, Atanga läuft stabil, Schotten dicht, wir gehen nach unten und das Wetter kann uns mal.

 

der Skipper kann sich kaum halten

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Jetzt geht’s los

Sa.,16.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2695, 22.204 sm von HH

Alle Einkäufe sind gemacht. Die Wanderschuhe und Fahrradreifen sind vom Staub befreit – nicht, dass sich doch noch ein Samenkorn irgendwo verbirgt. Und Achim hat den Rumpf von Atanga geschruppt. Dreimal musste er tauchen, um die letzte Pocke zu entfernen. Die Neuseeländer mögen weder Sonnenblumenkerne noch  Schnecken. Der Rumpf muss glänzen wie ein Kinderpopo. Meine bescheidene Muschelsammlung werde ich beim Einklarieren brav vorzeigen. Mal sehen, ob ich sie behalten darf. Jetzt muss nur noch Lizzy, unser Boot-Gecko, den Kopf einziehen, wenn wir ankommen. Lizzy wohnt unter dem Schiebe-Luk am Niedergang und wollte sich nicht fangen lassen. In Vor-Corona-Zeiten sind Lebensmittel-und verbotene Substanzen-Schnüffel-Hunde an Bord gekommen. Das soll zurzeit entfallen. Somit wird Lizzy wohl unentdeckt bleiben.

Achim kann übers Wasser gehen – Foto-Schnappschuss von Jana von der Jajapami

Meine bescheidene Sammlung nach sieben Jahren – regelmäßig trenne ich mich wieder von Fundstücken – man kann sie nicht alle behalten

Für das letzte Drittel der Fahrt haben wir Fleece-Jacken und unsere Bettdecken (seit 5,5 Jahren ungenutzt) her gekramt. Im Zielhafen sind es derzeit nur zehn bitterkalte Grad in der Nacht. Das kann ja was geben – ohne Heizung. Wir verlassen definitiv die Tropen. Damit wir überhaupt was zum Beziehen der Decken haben, habe ich noch schnell Bettwäsche aus Fenua-Stoff genäht. „Da muss man nachts mit Sonnenbrille schlafen“, findet Achim. Eine schöne Erinnerung an die allgegenwärtige bunte Fröhlichkeit.

Stoff-Zuschnitt erfolgt auf dem Steg – der größte Tisch weit und breit

Die fertige Bettwäsche wartet auf ihren ersten Einsatz

Jetzt geht’s los. Ich tippe auf 26 Tage. Länger darf es auch gar nicht dauern, denn ich habe genau 26 Zwiebeln gekauft. Eine Zwiebel ist unser Tagesbedarf. Was kochen wir heute? Egal, im Prinzip beginnt jedes Essen mit dem Schnippeln einer Zwiebel. Achim tippt auf eklige 32 Tage. Spaßbremse. ;-)

Wie es uns unterwegs ergeht, werden wir wie immer berichten. Es könnte sogar sein, dass wir die ersten zwei Tage noch Internet an Bord haben. Vom monatlichen Daten-Volumen ist noch etwas übrig und wenn wir nahe genug an den westlichen Gesellschaftsinseln vorbei segeln, könnten wir Empfang haben. Mal etwas ganz neues für uns.
Jetzt geht’s los und wir sind hibbelig und aufgeregt. Tschüss – macht es gut in der Zwischenzeit.

Ein letzter Sonnenuntergang hinter Moorea – beim letzten Sundowner

Noch einmal Roulotte essen gehen – Straßen-Food in Papeete

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Unsere Segel-Taktik nach Neuseeland

Di.,12.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2692, 22.204 sm von HH

Zwischen „Verstehe die Sorge“ und „Mach dir nicht so einen Kopp“ schwanken die Kommentare auf meine Anfrage in einer Kochgruppe zu Rezepten bei rauem Wetter auf See. Wie die Kommentare, so unsere Gemütslage.

Dass es unsere längste Reise werden wird, macht uns keinen Kummer. Auch die ersten vierzehn Tage, sprich 1700 Seemeilen nicht. Da werden wir schick nach West-Süd-West segeln, den Wind im Nacken. Ab und an wird uns ein Squall mit dreißig Knoten besuchen, mehr Aufregung erwarten wir auf dieser Strecke nicht. Leider müssen wir an vielen Trauminseln vorbei segeln. Samoa, Cook und Tonga – alle haben noch geschlossen.
Irgendwann müssen wir dann nach Süden abknicken – Kurs Neuseeland. Je nachdem, wie südlich wir dann schon gekommen sind, liegen noch 700 bis 800 Meilen vor uns. Und von da ab wird uns der gemütliche Passatwind verlassen.

Der Norden von Neuseeland wird im steten Wechsel von einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet gestriffen. Hoch folgt auf Tief, folgt auf Hoch. Beide Systeme bilden sich in der Tasman Sea, dem Seegebiet zwischen Australien und Neuseeland. Und beide Systeme zeichnen sich durch viel Wind aus. Begleitet von nennenswerten Wellenhöhen, wenn man den Aussagen von Zeitzeugen Glauben schenkt.

Hochdruckgebiete drehen sich auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Das bedeutet, dass die Front eines Hochdrucks uns Gegenwind bescheren würde. Es gilt also die Rückseite eines Hochdruckgebietes zu treffen und mit dessen nördlichen Winden Strecke gut zu machen. Das folgende Tiefdruckgebiet (im Uhrzeigersinn drehend) bringt zunächst ebenfalls Nordwind. Und mit diesem Wind sollten wir dann Neuseeland erreichen, bevor uns die Rückseite des Tiefs trifft und der Wind uns auf die Nase blasen würde. So die Theorie.
„Schaffst du es, genau zwischen den beiden Systemen nach Opua zu segeln, hast du optimale Bedingungen. Schaffst du es nicht, hast du Bedingungen“, lautet Achims Analyse.

Die Systeme kommen zwar in der Kette, aber sie sind leider unterschiedlich schnell. Manchmal ist ein Drucksystem nach drei Tagen durch, manchmal benötigt es sechs Tage. Das macht es noch schwer berechenbar, wann ein guter Zeitpunkt zum Abknicken nach Süden ist. In Vor-Corona-Zeiten haben Segler am Minerva-Riff einen Stopp eingelegt und aufs richtige Wetterfenster gewartet. Das ist uns leider verboten. Das Atoll ohne Land (Minerva ist ein bereits komplett im Meer versunkenes Atoll) wird von einem Marine-Schiff von Tonga bewacht und Segler, die dort Schutz suchen, werden vertrieben. Außerdem würde ein Stopp unterwegs unsere Quarantäne-Zeit nach Neuseeland auf Null zurück setzen und wir müssten in ein bewachtes Quarantäne-Haus umziehen. Nein, danke. Das ist erstens teuer und klingt zweitens nach wenig Spaß.

Um Zeit für die richtige Gelegenheit zu schinden, bliebe uns nur in der Nähe vom Minerva-Riff beizudrehen – sprich auf der Stelle treiben. Dafür werden wir das erste Mal den Dienst eines Wetter-Routings nutzen. Unsere Wahl ist auf Met-Bob gefallen, den Wetter-Guru im Westpazifik. Er wird uns täglich Empfehlungen geben, welchen Kurs er für am sinnvollsten hält.

Ein Hoch zieht über Neuseeland und bringt zunächst unerwünschten Gegenwind

Die Rückseite des Hochs bringt den gewünschten Nordwind mit dem wir südwärts rauschen könnten

Optimal – Die Idee lautet vor dem roten Teufel links unten am Ziel zu sein

Ein typischer Wetterverlauf im Norden von Neuseeland!

Am Samstag geht es los. So hat die Atanga-Crew gemeinsam beschlossen. Und beschlossen, ist beschlossen. Flexibilität bringt einen durchs Leben, aber nicht aus dem Hafen …
Die Vorbereitungen laufen gut und sind fast abgeschlossen. Außerdem haben wir ein Boot mit drei Neuseeländern kennen gelernt, die vier Tage nach uns starten wollen. Ihre Taktik sieht eine viel weitere Strecke nach Westen vor als unsere. Wer liegt richtig? Die drei segeln einen Katamaran, der schlecht hoch am Wind segeln kann, allerdings haben sie mehr Erfahrungen als wir. Gespräche mit ihnen über Gruselgeschichten in diesem Seegebiet machen dann wieder das Wechselbad zwischen ‚verstehe die Sorge‘ und ‚mach dir nicht so einen Kopp‘.

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Au Revoir Französisch Polynesien

So.,03.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2683, 22.204 sm von HH

Die Tage bis zur Abfahrt zählen runter. Und wir wissen jetzt schon, dass wir weinen werden Französisch Polynesien nun doch zu verlassen. Zweieinhalb Jahre waren wir hier – davon die Hälfte ungeplant.
Eine lange Zeit. Eine wunderbare Zeit. Längst haben wir uns halbwegs mit dem Französisch arrangiert. Haben uns an den Overkill von Vokalen in der lokalen Sprache gewöhnt. Wobei das ‚a‘ der Beliebteste zu sein scheint.
Punaauia – fünf Vokale hintereinander. Faaa – der Name des Flughafens. Schön auch: Faaaha auf Tahaa. :lol: Gesprochen wird jeder Vokal einzeln, sie werden nicht zusammengezogen. Das ergibt eine angenehm klingende Sprache mit viel Singsang und Melodie. Wir werden es vermissen!

Mädchen, die sich beim Spaziergang eine Blüte vom Straßenbaum pflücken, um sie hinter ihr Ohr zu stecken. Ukule spielende Männer auf den Fußwegen. Frauen, die im Supermarkt vor der Fleischtheke mit den Hüften zur polynesischen Supermarktmusik wackeln. Wir werden es vermissen! Die gelassene Freundlichkeit. Die Geduld. Die Hilfsbereitschaft und die Fähigkeit alle Probleme mit einem Lächeln wegzuwischen.

Nicht nur die Frauen tragen Blumen hinter dem Ohr

Vor Corona – als noch Heiva gefeiert wurde – zum Niederknien schön

Das Lächeln Polynesiens

 

Wir haben Wale gesehen, sind mit Haien Auge in Auge getaucht, hatten sensationelle Sonnenuntergänge und mussten so manches Mal über 40 Knoten Wind am Ankerplatz abwettern. Zeitweise sind die Lagunen zum Sterben schön, so dass man sich kneifen muss. Den Blick auf die rot im Meer versinkende Sonne, im Hintergrund schallt der liebliche Gesang des Chors aus der Kirche. Das kann man sich nicht ausdenken.

Ananas-Beute auf Moorea

Die Tuamotu – ein Grund zum Jubeln

Gambier - unser Lieblingsatoll. Warum sieht man hier.

Gambier – unser Lieblingsatoll. Warum sieht man hier.

Manchmal kann es sogar kalt sein in Französisch Polynesien

Zum Abschied gibt es eine kleine Auswahl an Fotos und ein letztes Video. Über unsere Zeit auf Bora Bora, Tahaa und Fakarava. Wie so häufig kommt das Beste am Schluss des Films. Wir hatten eine tolle Zeit in Französisch Polynesien, aber nun ist es Zeit zu gehen. Wir sagen danke – mauruuru – und auf Widersehen. Nana, Servus und Goodbye.

 

 

 

Zweimal Weihnachten auf den Gesellschaftsinseln - das nächste Mal soll es in Neuseeland sein

Zweimal Weihnachten auf den Gesellschaftsinseln – das nächste Mal soll es in Neuseeland sein

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Der Countdown für Neuseeland läuft

Fr.,24.Sep.21, Franz.Polynesien./Tahiti/Papeete, Tag 2674, 22.204 sm von HH

Unsere Visa-Verlängerung für Neuseeland ist da. Somit liegen alle Genehmigungen für eine Einreise vor. Super. Jetzt quält Achim sich mit den „Declaration“-Formularen. Die Master-Declaration und Declaration of Arrival, um nur zwei zu nennen. Übertriebener Bürokratismus, trifft es wohl am besten. Eine Vorankündigung der Ankunft muss mindestens sieben Tage vor Ankunft, aber nicht länger als einen Monat vorher gemeldet werden. Die Ankündigung der Ankunft muss nicht weniger als 48 Stunden gesendet werden. Das ganze bitte per Mail oder als Fax. Oder telefonisch. :roll: Für uns bedeutet das, dass wir beide Ankündigungen gleichzeitig abschicken werden.

Viele Fragen sind im Grunde für große Schiffe bestimmt, die massenhaft Crew und Passagiere an Bord haben.  Oder eine Kompostier-Anlage für Bioabfall. Unsere Antwort, ob wir ein Müll-Management haben, kann nur simpel lauten: Plastik und Dosen werden abgewaschen und so klein wie möglich gepresst und zerschnippelt, damit sie während der Überfahrt möglichst platzsparend im Bad aufbewahrt werden können. Bio kommt über Bord. Niemand möchte Bananenschalen und Reis-Reste wochenlang durch die Gegend schippern. Und genau das wollen die Neuseeländer nicht lesen. In ihren Hoheitsgewässern ist die Entsorgung von Küchenabfällen verboten.  Somit wird für die letzten Meilen eine extra Tüte für Bio eingeführt.

Unsere Windsteueranlage ist inzwischen auch wieder gangbar. Das wichtigste Crew-Mitglied (Herta) hat ein paar Ersatzteile bekommen. Knapp, ganz knapp hat das 86m Zentimeter lange Rohr in meinen Koffer gepasst. Peter, dem Vater von unserer Windpilot, habe ich in Hamburg einen Besuch abgestattet. Hilfreiche Mails waren zwischen ihm und Achim hin und her gegangen und mir wurde ein Segler freundlich verpacktes Paket überreicht. Dass ich dann auch noch zum Bahnhof gefahren wurde, war die Krönung einer vergnüglichen Plauderstunde. Wir sind sicher, dass Herta nach dieser Pflegeeinheit wieder einen großartigen Job leisten wird.

Peter in seiner Werkstatt

Ansonsten haben wir abgespeckt. Also, wir nicht, aber die Zuladung von Atanga. Unsere beiden Kajaks haben wir verkauft. Sie sind an Deck, festgezurrt  an der Reeling, dann doch etwas zu lästig. Die Bewegungsfreiheit erschien uns zu eingeschränkt. Beim Kreuzen zwischen den Inseln fällt es nicht so sehr ins Gewicht, aber auf der vielleicht etwas holprigen Strecke (im letzten Drittel) nach Neuseeland wollten wir sie nicht mehr dabei haben.

Das halbe Vorschiff ist (war) voll durch die Kajaks

Die Fressmittel-Schapps sind ebenfalls deutlich geleert. Nirgends dürften Lebensmittel so teuer sein wie vor Ort, da nehmen wir nur das Nötigste mit. Außerdem sind die Neuseeländer kritisch, was ins Land eingeführt werden darf. Keine getrockneten Hülsenfrüchte, keinen Reis, keine Körner wie Sonnenblumenkerne. Keinen Honig, keine Fleischkonserven. Keine Lorbeerblätter oder Kümmelkörner, keine Trockenfrüchte.  Und vieles mehr. Übrigens keine Corona-Maßnahme, sondern seit Jahren etablierter Umweltschutz für die beiden abgelegenen Inseln.
Was verboten ist, wird einem beim Einklarieren abgenommen und (kostenpflichtig? – darüber finden sich wenig Hinweise – was man deklariert, scheint man kostenlos los zu werden zu können) entsorgt. Damit wir nicht zu viele Lebensmittel über Bord werfen müssen – Achtung, nicht im Hoheitsgebiet von Neuseeland – ist eine gute Planung erforderlich. So gut das eben geht. Wie lange wir brauchen, wissen die Windgötter. Vielleicht 25 Tage, vielleicht 32 Tage. Am Ende gibt es dann halt Wasser und Brot. ;-)

Falls wir 32 Tage brauchen sollten, kollidiert das zwar mit der Vorankündigung der Ankunft, aber darüber können wir uns Gedanken machen, wenn es soweit ist. Und wann geht es nun los? Der geplante Abfahrtstag soll der 14.Oktober werden. Unser (Arrival)-Visum läuft am 8.Dezember aus – bis dahin müssen wir auf jeden Fall dort sein. Sonst gäbe es richtig Ärger mit den Behörden. Da kennt der Kiwi keinen Spaß.

 

P.S. Wochentags ist der Lockdown aufgehoben worden. Alle Geschäfte haben wieder geöffnet. Nur am Samstagnachmittag, sonntags und nachts gibt es noch Einschränkungen bzw. Ausgangssperre.

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