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Ausflug in die Umgebung von Lagos

28.Okt.14, Lagos, 1.714 sm von HH

Heute sind wir mit Edith und Bernd verabredet. Die beiden haben seit 16 Jahren ein Haus in Alvoa (5 km von Lagos entfernt), sind Rentner und alte Freunde von Ulla und Gert. Über Ulla haben sie erfahren, dass wir uns ganz in ihrer Nähe aufhalten und bieten an, dass wir uns bei Bedarf gerne bei ihnen melden können. Wir haben keinen „Bedarf“, sind aber trotzdem sehr interessiert daran, die zwei kennen zu lernen.

Also verabreden wir uns für 10:30 Uhr bei uns in der Marina. Die Chemie stimmt sofort, wir zeigen ihnen unsere Atanga, plauschen ein wenig und dann beginnt eine nette Rundreise mit dem Auto in die nähere Umgebung. Bernd fährt uns geduldig durch die Landschaft und Edith erweist sich als kundige und unterhaltsame Fremdenführerin.

Zuerst geht es Richtung Cabo de Sáo Vincente. Dieses Kap beherrscht schon in jeder Hinsicht stark die Gegend. Oben auf den Felsen hocken die Angler in mehr als 60 Meter Höhe (5 bis 6 überleben pro Jahr diese Art des Angelns nicht) und hoffen auf den Fang ihres Lebens. Unten, an der Ostseite des Kaps, dominieren eher die Strand-Sonnen- und Badegästen, während an der Westseite des Kaps sich in den einzelnen Buchten zig Wellenreiter treffen. Wir bekommen eindrucksvoll vorgeführt, was für Tricks wahrscheinlich auch mit unserem neuen Bord möglich sein dürften. :shock:


Über Mittag ist das Wetter nicht so gut, diesig und trüb, aber nach einer kleinen Rast, noch an der Steilküste, verzieht sich der Dunst mehr und mehr, so dass wir prima Sicht haben, als wir durch das Monchique-Gebirge fahren. Auf halber Strecke sehen wir plötzlich einen Gänse-Geier auf einem Hausdach sitzen. Als wir mit dem Auto anhalten, landet er direkt neben uns auf dem Parkplatz. Gänse-Geier sind überwiegend heimisch in Spanien, selten so weit im Westen von Portugal zu sehen und Edith und Bernd berichten von nur einer einzigen Sichtung, seit sie in Portugal leben. Umso mehr freuen wir alle uns an diesem überraschenden Anblick.

Gänse-Geier

Gänse-Geier

Im Mocheque-Gebirge findet kein Delphin-Sightseeing-Speed-Boat-PS-Tourismus mehr statt, sondern wir kommen viel an Zitronen-Landwirtschaft in Terrassen-Anbau und an Korkeichen-Farmen vorbei.

Korkeichen dürfen nur ale 9 Jahre geerntet werden und das sollte erfolgen ohne dass die Eichen Schaden nehmen – dies bedarf wohl einer hohen Fähigkeit und Kenntnis des Schälvorganges. Die frisch geschälten Eichen bekommen mit weißer Farbe eine Jahreszahl auf den Stamm notiert, so dass die Einhaltung der Jahresfristen immer gewährleistet werden kann.


Ein weiterer Höhepunkt unserer Rundtour ist ein Stopp im Tal  Monchique. Im Gebirge Sierra de Monchique entspringen Quellen, die umliegende Stauseen füllen und die, insbesondere für ihre Thermalquellen – durchaus auch international, bekannt sind. Ein wunderschöner Ort, tief eingebettet, schattig, verzaubert in einem tiefen, schmalen Tal mit hübschen Gebäuden der Jahrhundertwende.

Ein toller Abend in einem ursprünglichen Restaurant mit leckerem Hähnchen, unterhaltsamen Gesprächen, kühlen Weißwein und guter Laube, schließt diesen netten Tag mit Edith und Bernd total stimmig ab. Die beiden bringen uns noch nach Lagos und wir verabreden ein weiteres Treffen für die nächsten Tage.

 

Strände in Lagos

26./27.Okt.14, Lagos, 1.714 sm von HH

Gleich am Ortsausgang von Lagos fängt die Fels-Algarve an, wie man sie von Bildern aus Reiseprospekten kennt. Eine zerfurchte, bis 50 m hohe, Steilküste mit malerischen Formationen, Nischen, Grotten und kleinen, sehr feinsandigen Buchten aus gelben bis rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen. Es gibt eine Vielzahl an Treppen, die zu den kleinen Buchten führen. Häufig sind die einzelnen Strände mit, manchmal nur bei Ebbe zugängigen, Durchbrüchen miteinander verbunden. Wenn man Glück hat, dann hat eine der romantischen Buchten für sich ganz alleine.

Überall im Sandstein kann man zu Hauf Muscheln finden, die zwischen den Stein geschichtet sind und gemeinsamt mit dem Sandstein die bizarren Formationen bilden. Diese malerische Küste wird nicht nur von Urlaubern genutzt, sondern dient auch als Traum-Kulisse für Dreharbeiten eines Fernsehkochs. Leider handelt es sich nicht um Chakall, der in Porto und Lissabon zwei Restaurants betreibt.

Am nächsten Tag widmen wir unsere Aufmerksamkeit nicht den touristischen Vergnügungen, sondern nehmen eine gründliche Reinigung unseres Decks vor. An einigen kleinen Bereichen, die fast den ganzen Tag im Schlagschatten liegen (rund um den Mast, an Klampen usw.), hat sich ein wenig Moos gebildet. Dies sieht sehr unschön aus und ist zudem höllisch glatt.

Und da wir schon mal den Schlauch draußen haben, wird gleich noch unsere neueste Errungenschaft sauber gemacht. Auf der Fahrt von Lissabon hierher, haben wir ca. 10 sm draußen auf hoher See, ein Wellenreiter-Brett aufgefischt. Wir sind froh, dass an der Fußfang-Schlaufe nicht noch ein Surfer unten dran hängt. :oops:

Das Brett hatte nur ein wenig Bewuchs angesetzt, befindet sich aber sonst in einem tadellosen Zustand. Eine Recherche im Internet ergibt, dass diese Art Brett wohl ca. 250 EUR kostet. Hm, wer hätte das gedacht… wir sind erstaunt. An der Algarve ist ja das Surfer-Paradies – mal sehen, ob wir das Brett sinnvoll zum Einsatz bringen können. Erste Stehversuche von Achim, im Trockenversuch sozusagen, sind erst mal nicht von großer Eleganz und Erfolg geprägt. :mrgreen:

 

 

Lagos an der Algarve

25.Okt.14, Lagos, 1.714 sm von HH

Lagos ist eine Kleinstadt mit ca. 25.000 Einwohnern, einem hübschen Altstadtkern und mit dem wahrscheinlich ältesten Sklavenmarkt Europas, gegründet 1444. Von hier aus wurden über 400 Jahre lang Sklaven, überwiegend nach Brasilien, verkauft und verschifft.

Außerdem konnte sich Christoph Kolumbus nach einem Piratenüberfall hier schwimmend an Land retten. Heinrich der Seefahrer hat von Lagos aus eine Kadetten-Schule gefördert und hat hier einen bedeutenden Stützpunkt zur Entwicklung der seetüchtigen Karavellen errichtet. Dieser neue Schiffstyp konnte höher am Wind segeln und hat maßgeblich zur weiteren Entdeckung und Erforschung der westafrikanischen Küste beigetragen.

Es handelt sich also um einen sehr geschichts-trächtigen Ort. Heutzutage ist hier allerdings die große Touristen-Maschinerie am Laufen: Speedboat-Delphin-Touren, Whale-Watching, Grottentouren wahlweise mit kleinem Motorboot oder Kajak, Hochsee-Angeln und was sonst das Herz begehrt. Lagos ist ganz in der Hand englischer Touristen, die mit allen britischen Tageszeitungen und Fish&Chips versorgt werden.

Zum Glück ist jetzt schon Nebensaison, so dass der Rummel sich in Grenzen hält und somit gefällt es uns recht gut.

Bei der ersten Dorfrunde landen wir mal wieder auf dem, ganz in weiß gehaltenen, Friedhof. Hier in Portugal hält man es mit Gardinen vor den Fenstern der Grabnischen. Gehäkelt, aus Spitze, schlichter Tüll, gerüscht oder mit Bordüre und Bommelbesatz, ganz nach persönlicher Vorliebe. Zusätzlich wird meistens noch ein Bild des Verstorbenen mit in die Nische hinein gestellt. Oder es wird für die Familie eine aufwendige Gruft spendiert. Diese stehen im Mittelgang des Friedhofs sauber in Reihe aufgesäumt.

Passend zu unserem Friedhofsbesuch und dem nahen Halloween, gibt es bei uns abends Kürbissuppe mit Hähnchenbrust-Spieß. Den weiteren Abend verbringen wir mit einem sehr netten Plausch auf der SY Max mit Elke und Thomas. Die beiden haben wir das erste Mal in La Coruna kennen gelernt und uns seit dem immer mal wieder unterwegs getroffen.

Vor Anker

23./24.Okt.14, Cabo de Sáo Vicente, 1.714 von HH, Strecke 23 sm

Die Nacht ist friedlich, der ablandige Wind schläft fast ein und wir verbringen eine ruhige Nacht. Erst gegen 7:30 Uhr weckt uns der Ankeralarm. Dieser Alarm ist aber nur der sehr knappen Einstellung geschuldet, dass er schon bei 100 ft. (33 m) Abweichung vom ursprünglichen Platz, Signal geben soll und nicht etwa, weil unser Anker nicht hält.

Abends liegen wir noch mit dem Heck zum Meer, da der Wind aus Richtung Land weht (ein Schiff am Anker dreht sich immer mit dem Bug in die Richtung aus der der Wind kommt). Morgens hat der Wind nun gedreht und auf einmal liegen wir mit dem Heck sehr nahe an den Felsen. Da wir ca. 45 Meter Ankerkette abgelassen haben, hat Atanga einen entsprechenden Schwoj-Kreis, den wir nun voll ausnutzen.

Solange der Anker hält (und darauf vertrauen wir ganz fest) kein Problem, aber in dieser Situation entscheiden wir nicht das Schiff zu verlassen, ohne dass einer von uns Ankerwache hält. Von uns hat aber keiner Lust alleine an Land zu gehen und somit begnügen wir uns damit diesen herrlichen Sommertag auf dem Schiff zu verbringen. Unser Leidensdruck hält sich aber in Grenzen mit dieser Entscheidung ;-) .

Vor_Anker

Uns beiden ist das Wasser hier zum Baden noch immer zu kalt (vielleicht 20 bis 21 Grad), somit entfällt der Frühsport vor einer Süßwasser Dusche im Cockpit. Endlich ist es warm genug, dass wir draußen duschen können. Wir haben in unserem Bad zwar eine Dusche, aber die zu benutzen ist nicht so beliebt, da hinterher viel trocken gewischt werden muss in dem kleinen Raum. Es ist viel bequemer an Deck zu duschen.

Abends unternimmt Achim von Deck aus erneut Angelversuche, da das Schleppen auf der Überfahrt wieder nicht von Erfolg gekrönt war. Und diesmal, wer hätte es gedacht, Petri heil, zwei Makrelen (eine ist noch arg klein, aber sie hat den Köder so tief verschluckt, dass sie nicht zu retten ist) sind die Beute. Das sind nun nicht unsere Favoriten-Fische, aber wichtig ist, dass Achim sein Fischgesicht wieder hat. Ihr Thunfische, zieht euch warm an :-)

Angler

Leider ist es auf Grund der Windrichtungs-Änderung ab Nachmittag und die ganze Nacht sehr schwellig an unserem gestern noch so schönen Ankerplatz. Wir harren aber aus und brechen erst am Morgen Richtung Lagos auf.

Hier erwartet uns ein hübscher Ort und eine sehr schöne Marina. Da wir noch einen 20% Rabatt-Gutschein aus Porto haben, ist der Preis in dieser großzügigen Marina mit 21 EUR für die ersten vier Tage und 25 EUR für die folgenden Tage, annehmbar.

Abends gibt es dann die beiden Makrelen (gebraten mit getrockneten Tomaten) mit geschmorrtem Porree und Kartoffelmus.

Makrelen

Ankunft in der Algarve

21./22.Okt.14, Cabo de Sáo Vicente, 1.691 sm von HH, Strecke 126 sm

Jetzt haben wir so lange in Lissabon ausgeharrt um den richtigen Wind abzuwarten und dann ist uns das Glück doch nicht holt. Der Atlantik liegt um 15:00 Uhr vor uns wie ein Ententeich, weder Windwelle noch eine alte Dünung sind zu sehen und spüren. Als um 20:00 Uhr ein zaghafter Wind einsetzt und wir endlich Segel setzten können, gleiten wir aufrecht und fast geräuschlos über den Ozean in eine mondlose Nacht hinein.

Eigentlich klappert oder bewegt sich immer etwas beim Segeln oder Wellen klatschen an den Rumpf, aber heute erleben wir einen besonderen Augenblick der Stille. Ein sehr erhabener Moment, mystisch, geheimnisvoll. Wir haben ein wenig Leuchtplankton und ziehen mit dem Ruder unserer Windsteueranlage einen Kometenstreifen hinter uns her.

Um 4:00 Uhr morgens, meine Wache endet gerade, interessiert sich ein Trupp Delphine intensiv für diesen Schweif. Anders als sonst, wenn diese schönen Tiere eher mit der Bugwelle schwimmen, bleiben sie eine halbe Stunde am Heck von Atanga und schwimmen eifrig um unseren Leuchtstreifen umher. Dabei erzeugen sie selber ebenfalls kleine Kometenschweife. Da es nach wie vor sehr ruhig ist, können wir sogar ihr intensives Gepiepe deutlich hören.

Das ist so wunderschön und ich opfere gerne eine halbe Stunde Schlaf für dieses Erlebnis.

Mit Beginn der Morgendämmerung schläft der Wind wieder ein und wir müssen motoren. Aber es kommen uns am Vormittag noch einmal ein paar Delphine besuchen. Bislang waren uns längere Besuche tagsüber verwehrt genlieben. Aber jetzt haben wir Glück und sie schwimmen lange in unserer Bugwelle. Nur leider sind die schlüpfrigen Biester so schwer zu fotografieren.

Dolphins

Um 16:00 Uhr erreichen wir, bei strahlend blauem Himmel und 28, Grad Cabo de Sáo Vicente, den südwestlichsten Punkt des Kontinents,  und den Anfang der Algarve. Wir fahren direkt hinter dem Kap in eine kleine, menschenleere Bucht und lassen, von drei Seiten von Felsen geschützt, unseren Anker fallen.

Die erste, fast laue Sommernacht seit langem, rundet den tollen Tag ab und wir genießen die Abgeschiedenheit und Ruhe. Zum Abendessen gibt es Caprese und Fertigpizza ;-) – die gibt es hier viel aus der Kühltheke und nicht tiefgefroren.