Archiv der Kategorie: Portugal

Wartezeit in Lissabon

15.Okt.14, Lissabon, 1.565 sm von HH

Was man nicht ändern kann, muss man für sich zu Nutze machen.

Unser gestriger Besuch in Belém ist nett und von Erfolg gekrönt, denn beim örtlichem Yacht-Höcker erstehen wir ein Großfall (Band zum Hochziehen des Segels) welches noch ausgetauscht werden muss und nur halb so teuer ist wie in DE.

Also verbringt Achim heute seine Zeit damit ein Auge in das Fall zu spleißen. Wie man sieht, wird er immer besser… Und er baut eine neue 12 Volt Steckdose für unsere WLan-Antenne ein, damit ich auch am Ankerplatz Internet haben kann.

Der beste Spleiß bisher...

Ich dagegen nehme mich der überfälligen Abdeckung für den Außenborder an. Im Yacht-Shop gibt es zwar fertige Hüllen für 33,90 EUR, aber die will ich mir verdienen.

Allerdings, auf einem Schiff „macht man nicht mal eben was“, ohne dass nicht etwas anderes dazwischen kommt: Als Achim mir die Nähmaschine unter der Salon-Sitzbank herausholt, findet er in dem angrenzenden Schuh-Schapp auf unseren Wanderschuhen Schimmel. Also alle Klappen ausgeräumt, mit Essigwasser ausgewischt, die Schuhe entschimmelt und alles wieder eingeräumt. Schimmel ist auf Segelyachten nichts Ungewöhnliches, aber natürlich total unerwünscht. Die Luftfeuchtigkeit ist seit Wochen hoch (sogar das Salz ist nicht streufähig), die Temperaturen mit um die 20 Grad nicht gerade heiß und alle Schränke sind voll gestopft und schlecht belüftet. Vor allem die Schapps „ganz unten“ an die man nur selten ran muss.

Nachdem dieser Zwischenfall abgearbeitet ist, geht es aber endlich ans Nähen…Zur Mittagspause gibt es aus ein paar gekochten Kartoffeln vom Vortag, Zwiebeln, Tomaten, Eiern und einer Dose Würstchen (5 Dosen hab ich freigegeben zum Verzehr noch in Europa) einen kleinen Imbiss. Ein Würstchen wird für dieses Mahl nicht benötigt und bleibt in der Dose.

Beim Abwasch nach dem Essen, kippt diese Dose, zunächst unbemerkt, um. Aber sie kippt nicht einfach irgendwo um, sondern direkt am bzw. über dem Kühlschrank (zur Erinnerung: Toplader). Das fettige Wurstwasser findet problemlos seinen Weg an der Klappe vorbei in den Kühlschrank hinein.

Das Ausräumen, Saubermachen (ich möchte meinen, dass alle Teile etwas von der Brühe abbekommen haben) und Wiedereinräumen zieht sich. Das aller Ärgerlichste daran ist, dass ich das vor 10 Tagen erst gemacht hatte, der Kühlschrank war also nicht sowieso gerade „fällig“ zum Putzen.

Eigentlich ist der Tag gelaufen, aber ich nähe tapfer weiter und bin zufrieden mit dem Ergebnis. Das entschädigt etwas für die Zwischenfälle.

Die beste Hülle bisher ;-)

Wir sitzen fest in Lissabon

14.Okt.2014, Lissabon, 1.565 sm von HH

Wir hatten ja gehofft, dass wir am Mittwoch weiter kommen könnten, aber daraus wird nichts. Sonntag und gestern hat es fast ununterbrochen, zum Teil sogar sintflutartig, geregnet. Straßen standen unter Wasser und wir hatten für ca. 2 Stunden Stromausfall.

Heute Morgen sieht es ganz friedlich aus, es scheint die Sonne und der Wind ist eingeschlafen. Aber das ist wohl nur die Ruhe vor der nächsten Front, die reinkommen soll. Und dieser Wind kommt dann auch noch aus Süd und genau da wollen wir hin…

Es ist auch in den Temperaturen deutlich runter gegangen. Morgens haben wir nur noch 15 Grad im Schiff und erreichen dann mit 19 Grad den Tageshöchstpunkt :shock: So wie es ausschaut, kommen wir frühestens Samstag hier weg. Da es heute ruhig sein wird, fahren wir noch einmal nach Belem und hoffen vor dem nächsten Regen wieder zurück zu sein :mrgreen:

Flohmarkt

11.Okt.14, Lissabon, 1.565 sm von HH

Melly und Dirk sehen wir nach unserem schönen Abend nicht wieder, da ihr Flieger sie  bereits um 7:30 (Ortszeit oder Bootszeit ist jetzt bei mir durcheinander :mrgreen: ) Heim bringt. Mit Petra und Andreas halten wir noch ein Schwätzchen, bevor auch sie sich auf ihren weiteren Weg machen.

Wir warten jetzt auf den richtigen Wind, der uns an die Algarve bringen soll. Leider hält die Störung, die auch für den Regen an meinen Geburtstag gesorgt hat und heute nur eine Temeratur von 20 Grad bringt, noch etwas an. Mit Chance kommen wir aber am Mittwoch weiter.

Also machen wir weiter alleine Lissabon unsicher. Heute besuchen wir den Flohmarkt, der samstags bezeichnender Weise auf dem „Markt der Diebin“ abgehalten wird. Das haben wir letzte Woche verpasst und wollen das unbedingt nachholen. Wir sind zu Hause schon immer gerne auf Flohmärkte gegangen und sind also sehr gespannt. Wir werden nicht ettäuscht, denn ein sehr schöner und recht großer Markt mit viel Trödel erwartet uns. Wenig Händler mit Neuware und wenig Stände, die nur absoluten Mist verkaufen. Ein großer Unterschied zu Deutschland ist, dass es an jedem 10.ten Stand Ersatzteile für Kronleuchter gibt und dass alte Kacheln (nach Jahrhunderten sortiert) angeboten werden. Auch bei uns eher unüblich, dass lauthals Space-Cookies offeriert werden und Manschettenknöpfe mit SS-Runen ausliegen. :shock:

Ein netter Bummel, der etwas den Abschieds-Schmerz schmälert.

 

Drei Tage Feierlichkeiten

08.bis10.Okt.14, Lissabon, 1.565 sm von HH

An alle, die an mich gedacht haben, herzlichen Dank für Eure vielen, lieben Wünsche. Ganz besonderen Dank an diejenigen, die auf die mal so richtig alte machende Floskel „halbes Jahrhundert“ verzichtet haben. Danke! :-D

Drei Tage haben wir gefeiert, hatten sehr viel Spaß, aber die Gäste sind nun wieder abgereist und der Skipper ist jetzt wieder allein mit der alten Frau. Aber der Reihe nach…

Bereits am 8.Oktober kommen Melly und Dirk am Vormittag in Lissabon eingeflogen. Die beiden haben sich entschieden, nicht auf Atanga zu übernachten und ihr Appartement ist, nicht zuletzt wegen einer dazu gehörigen Terrasse, für kleines Geld eine wirklich super Unterkunft. Nach einem späten Frühstück auf dem Schiff, erkunden wir gemeinsam Lissabon und treffen am frühen Abend dann auf Petra und Andreas, die mit ihrem Wohnmobil direkt an der Marina stehen können. Sogar die sanitären Anlagen dürfen sie umsonst benutzen.

Wir verbringen den Abend zu sechst auf Atanga, es gibt das bereits gestern von mir gekochte Orangen-Rotwein-Gulasch und orientalischen Milchreis mit Orangenkaramel. Wir feiern richtig gemütlich in meinen Geburtstag hinein und um Mitternacht wird mir das Altwerden mit einem Geburtstagskuchen und Paketen versüßt. Von Achim bekomme ich wunderschöne Bettwäsche und da er am liebsten was mit Stecker verschenkt, noch Vor- und Rücklicht für mein Fahrrad. Eine sehr schöne Kette mit passendem Armband gibt’s von Gert und Ulla.

Und unsere Gästen bringen Pfanni-Knödel, Hela Ketch up (in Summe 8 kleine Tuben, die haben in der Südsee irgendwann den Gegenwert eines Außenborders ;-) ), Würstchen in der Dose und Sauerkraut. Ach ja, und wir haben jetzt auch ein Sauf-Spiel an Bord: Jumping Frog.

Vielen lieben Dank für Alles, ich freue mich riesig darüber.

An Tag zwei besuchen wir gemeinsam eine sehenswerte Markthalle, beglücken Straßen-Cafés mit unserer Anwesenheit, unternehmen getrennt etwas von einander und verabreden uns abends in der Nähe vom Hotel zum Essen.

Einige Lokale waren uns bereits am Nachmittag positiv aufgefallen. Da ich Geburtstag habe, darf ich die finale Entscheidung treffen. Aber alle (ohne Ausnahme) sind mit meiner Wahl einverstanden. Das muss ich an dieser Stelle so überbetonen, denn für uns sechs ist das Essen dort das mit Abstand schlechteste was wir ever gegessen haben…ever, ever.

Besonders schlimm (schlimm, schlimm) trifft es Petra, Achim und mich, da wir uns vom Kellner einlullen lassen: „typical portuguese, mixed meat with vegetables, rice, very strong, very good. Uns erscheint lecker Eintopf vor dem geistigen Auge…

Mixed meat ist das wohl, einmal quer durch den Stall, aber das meiste davon zittert noch nach 10 Minuten, wenn man am Teller wackelt. Melly fragt mich, was das lange, blasse auf meinem Teller sein könnte. Ich muss ihr „Schweineschwanz“ zuflüstern, sonst hätte Achim seinen Teller gar nicht angerührt. Die Vegetables entuppen sich im wesentlichen als schladdriger Kohl, der als riesen Berg unter dem Fleisch liegt. Das Ganze ist fade, salzlos, einfach grauselig, schlicht ungenießbar bis auf ein wenig Huhn und Möhren. Darüber hinaus fängt es auch noch genau beim Essen an wie aus Eimern zu gießen. :cry: Zum Glück ist der Rotwein gut und auch noch sehr preisgünstig.

Ein Gutes hat dieses Geburtstagsessen in jedem Fall, es bleibt mit Sicherheit unvergessen. :lol:

An Tag 3 fahren wir dann mit der Straßenbahn. Ein wirklich nettes Erlebnis, wie in der wilden Maus auf dem Dom. Durch den schmalen Radstand fährt das Ding total eckig und kantig und macht beunruhigend viel Speed auf den steilen Hängen. Unbedingt machen, wen man in Lissabon ist! Man kann den Kopf während der Fahrt aus dem Fenster stecken, ob einem dieser an einem parkenden LKW abgefahren wird, ist eigenverantwortlich zu kontrollieren.

Bereits am Vorabend hat Melly in unserem Horror-Restaurant die geniale Idee, dass wir doch abends bei ihnen im Apartment auf der Terrasse essen könnten. Gesagt, getan, Brot, Oliven und Tomaten, zig Sorten Käse, Salami und Schinken, dazu ein Chateau de Karton und ein paar Biere und das perfekte Abendessen für eine laue Nacht wird zusammen getragen.

Besser geht nicht! Ein unvergessener, schöner Abend.