Archiv der Kategorie: Kanaren

La Palma – Nordtour

Fr., 29. Mai 15, La Palma, Tag 363, 2.587 sm von HH

Unser neuester Leihwagen ist ein cooler Fiat 500. Wir bekommen ihn für vier Tage für nur 66,00 EUR.  :-)

Mit diesem kleinen Gerät schrauben wir uns heute die Berge hoch. La Palma trägt zwei Beinamen: Die Schöne und die Grüne. Einer fehlt dabei, die Steile.
Schon bei der Fahrt aus Santa Cruz müssen wir uns die Serpentinen hochquälen.
Zweiter Gang, keine Chance, oft geht es nur im Ersten.

Eine schroffe Schlucht folgt der nächsten. Selten hat ein Hang weniger Gefälle als 45 Grad. Selbst die weitläufigen Bananen-Plantagen sind terrassenförmig in die abschüssigen Hänge angelegt.
Bananen, soweit das Auge reicht. Sicher eine unschöne Monokultur, aber für uns allemal ungewohnt und exotisch.
Zum Glück sind die Stauden nur selten in blaue Mülltüten gehüllt. Das sieht dann immer besonders unschön aus.

Nach einiger Zeitführt uns die Straße von der Küste weg und es wird wild und ursprünglich. Mischwald, Lorbeerwald, Nebelwald, Kiefernwald, Farne und ein Blütenmeer an Wildblumen. Gräser haben schon ausgeblüht, sich strohgelb verfärbt und täuschen Hochsommer vor.
Der Rest ist saftig, üppig grün.

Im Gegensatz zu Teneriffa, gibt es hier viele, alte, knorrige Kiefern. Mal als Einzelkämpfer taper an den Hang gekrallt. Mal als dichter Pinienwald seinen Duft verströmend. Mit ihren, bis zu 30 cm langen nadeln „kämmen“ sie die Feuchtigkeit aus den vorbeiziehenden Wolken.

Unser Cinquecento bringt uns taper über die Baumgrenze.
Hier auf knapp 2.400 Meter sind die Felsen gerade gelb blühend von kriechendem Ginster überzogen. Das nimmt der großen Ansammlung der Observatorien ein wenig den Space-Charakter.
Diese Anlage gilt als eine der weltweit besten ausgerüsteten Sternwarten. 19 Länder betreiben hier an 15 Teleskopen Grundlagenforschung.

Nach 140 km sind wir wieder zu Hause, haben dafür aber den ganzen Tag benötigt. Serpentinestrecken sind wirklich dreimal so lang.

Unsere Jungfrau vom Schnee

Mi., 27. Mai 15, La Palma, Tag 361, 2.587 sm von HH

ist die reichste Frau der Insel.
Diese Beschreibung hat sie ausschließlich ihren, mit Edelstein verzierten, wertvollen Kleidern zu verdanken. Mit diesen Kleidern verhüllt sie dann auch geschickt ihr hohes Alter.
Die Señora ist nämlich bereits fast 600 Jahre alt.
Sie ist 82 cm groß, aus Terrakotta, stammt ursprünglich aus Antwerpen und ist die offizielle Schutzheilige von Santa Cruz. Und Sofia, die Ex-Königin von Spanien ist bereits seit 1977 ihre Hofdame.

Passend zu ihrem Alter wohnt sie in einer ebenso alten Kirche. Die liegt vier Kilometer oberhalb von Santa Cruz in Las Nieves. Und dort besuchen wir sie.
Der steile Weg führt uns aus der Stadt, parallel zu einem Barranco, heraus. Nach den Hochhäusern am Stadtrand, ändert die Bebauung sich und wir kommen wir an schönen Fincas vorbei.
Die abenteuerlich in die steilen Felswände gebaute Behausungen sehen sehr ärmlich aus.
Zum Teil stehen diese leer oder dienen als Stall. Aber vielfach sind sie bewohnt. Auch das ist Europa.

Die Kirche für Nuestra Señora de las Nieves – „unserer Frau vom Schnee” ist in einem winzigen Dorf hübsch gelegen zwischen Brunnen und gerade üppig blau blühenden Palisanderholzbäumen (Jacaranda).


Die Kirche ist nicht sehr groß, schummrig und die Jungfrau, indirekt beleuchtet, überstrahlt alles.
Winzig klein das Gesicht, überfrachtet von den wertvollen Klamotten.
Aber die kleinen Putten-Engel, die sie singend und Harfe spielend umrahmen, sind sehr hübsch.

Als wir um die Kirche streifen, duftet es verführerisch nach Gesottenem und Gebratenem.
Hier gibt es endlich gegrillte Ziege, die ich schon alle Kanaren-Inseln vergeblich gesucht habe. Aber für eine komplette Mahlzeit ist es noch zu früh.
Der Bärenhunger ist noch nicht wirklich da. Daher setzten wir uns gemütlich unter die schönen Jacarandas und knabbern an unseren mitgebrachten Brötchen.
Aber wir werden wieder kommen mit großem Hunger. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Dafür essen wir abends in der Marina eine ganz gute Pizza.
Noch immer lassen die wirklich milden Abende auf sich warten, so dass wir leider nicht auf der Terrasse sitzen können. Dabei hätten wir so einen schönen Blick auf Atanga gehabt.

Wind, Salz, Dreck und Schwell

Mo., 25. Mai 15, La Palma, Tag 359, 2.587 sm von HH

Was haben diese vier Dinge gemeinsam? Alle weg!

Nach einer Woche hat nun endlich der Wind nachgelassen und wir entschmutzen das Schiff.

Seit zwei Monaten hat es nicht mehr geregnet und wenn man den Statistiken Glauben schenken darf, dann ist auch so schnell keiner in Sicht.
Daher klettert Achim mit dem Wasserschlauch sogar in den Mast, um unseren gerade für viel Geld reparierten Windanzeiger von der Schmier-Salzschicht zu befreien.
Nicht, dass der dort oben noch von der Sonne festgebacken wird und größeren Schaden anrichtet.

Ich nehme mir unsere Fender vor.
Obwohl diese nur zwischen unserer „weißen“ Atanga und den Stegen eingequetscht werden, sind sie ständig schwarz. Manchmal sind die Stege mit Gummi ummantelt, dann ist es besonders schlimm.
Gut geht das nicht ab.
Aber ein heißer Tipp (La Joya) WC-Reiniger zu nehmen, ist sehr effektiv. Nur den hartnäckigsten Stellen muss ich noch mit Scheuermittel zu Leibe rücken.

Jetzt fehlt uns nur noch jemand, der den ganzen Edelstahl poliert. ;-)

Santa Cruz de La Palma

Sa., 23. Mai 15, La Palma, Tag 357, 2.587 sm von HH

Nach dem vielen Großstadtflair auf Gran Canaria und Teneriffa sind wir jetzt in einer Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern gelandet.
Die Stadt ist bezaubernd.
‚Schatzkästlein Santa Cruz‘
, ‚Schatzkästchen der Kanaren‘, so müsste der Ehrenname lauten.

Die Stadt kam schon früh nach der Besiedelung durch die Spanier zum Wohlstand durch Zuckerrohr und Weinbau. Dieser Wohlstand lockte allerdings auch Piraten an und 1553 gelang es einem französischen Kaper-Kapitän, genannt Pie de Palo -das Holzbein-, die Plünderung von Santa Cruz.
Er war der erste Pirat, dessen Holzbein urkundlich belegt ist.

Bei diesem Überfall wurde die Stadt komplett ausgeplündert und niedergebrannt.
Aber nun war man vorbereitet, verstärkte die Befestigungsanlagen und baute die Stadt prächtiger auf als zuvor.
Bedingt durch die neuen Verteidigungsanlagen, biss sich der berühmte Francis Drake 1585 hier die Zähne aus, zog unverrichteter Dinge wieder ab und überfiel die Kap Verdischen Inseln.

Viele Gebäude dieses Wiederaufbaus sind heute in einem hübschen Altstadtkern erhalten. Prunkvolle Häuserfronten mit geschmückten Holzbalkonen, schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster und Renaissancefassaden, die als die schönsten der Kanaren gelten, sind in fünf Minuten Fußweg von der Marina aus zu erreichen.

Durch die räumlich begrenzte Lage zwischen zwei Barrancos (Schluchten) ist die Stadt überwiegend an die steilen Hänge gebaut.
Lediglich eine zweispurige Uferstraße verläuft ebenerdig.
Bereits 1590 beschrieb Leonardo Torrani (italienischer Ingenieur) sehr treffend:
„Die Stadt ist 700 Schritte lang und man kann sagen, sie besteht nur aus einer einzigen Straße, weil alle anderen kurz und steil sind.“

Die Häuser scheinen nicht nebeneinander, sondern übereinander zu stehen.
So ist es möglich aus einem achtstöckigen Hochhaus aus einem oberen Ausgang auf eine höher gelegene Straße zu treten.
Leider sind dies die üblichen, gesichtslosen Wohnwürfel-Hochhäuser.
In der zweiten und dritten Reihe fällt auf, die alten Gebäude stehen leer und verfallen langsam. Der moderne Palmero wohnt lieber in einem der anonymen, neuen Reihenhäuser.

Die Fahrräder brauchen hier nicht ausgepackt zu werden, sondern können an Bord bleiben.
Die steilen Kopfsteinplaster-Wege laden nicht zum radln ein.
Die Infrastruktur ist trotz Kleinstadtgefüge gut. Es gibt einen kleinen, aber netten Markt, Supermärkte, Shops, Bars und Restaurants. Die Geschäfte zu erreichen, da bedarf es der Wanderstiefel.

 

Der Wind hält an…

Do., 21. Mai 15, La Palma, Tag 355, 2.587 sm von HH

…und geht uns langsam auf die Nerven.
Zusätzlich zum Schwell bringt er auch noch Unmengen an Salz und Staub mit sich. Da der Wind eigentlich von See kommt, ist gar nicht zu verstehen, woher der Staub überhaupt kommt. Calima, der fiese Sahara-Wind ist es jedenfalls nicht.
Denn dieser Sand schwarz und mikrofein. Zusammen mit dem Salz bildet er eine glitschige, fettartige Schicht mit der alles Windzugewandte dick überzogen ist.
Auf den Edelstahlteilen kann man förmlich den Flugrost wachsen hören.

Bäh, gruselig.
Wenn man sich irgendwo festhält, dann sind die Hände schmierig und riechen nach Rost.

Deswegen haben wir auch wieder unsere Kuchenbude aufgebaut.
Auf Teneriffa hatten wir diese die letzten 14 Tage schon gar nicht mehr gebraucht.
Im Gegenteil, tagsüber wurde man darunter ganz schön gebacken.
Für die Überfahrt haben wir sie dann sauber gemacht und siegesgewiss tief verstaut.
Da war eindeutig zu früh. Merke: wer die Welt umsegeln will, braucht dringend eine Kuchenbude.
Es ist ein Märchen, dass dieses nur für Ost- und Nordsee von Nöten ist.

Das Knarzen der Tampen hält natürlich auch an.
Michael, von der La Joya, geht da ganz pragmatisch vor. Er sprüht die Scheuerstellen einfach mit WD40 ein. Er sagt, der Tampen werde dadurch nicht fettig oder unansehnlich, aber sie hätten himmlische Ruhe an Bord.
Dazu können wir uns, trotz Überzeugungsarbeit von Michael, noch nicht zu durchringen.

Heute wird die, wegen unserer verspäteten Ankunft, verschobene Einladung zum Essen nachgeholt. Das entbindet mich von meiner donnerstags-wird-auf-Atanga-gekocht-Pflicht und wir werden lecker mit Steak und Salat verwöhnt.
Davor, dazu, danach gibt es wieder diese getränkte Melone.
Die La Joyas sind ja wirklich super, super nett und wir haben viel Spaß miteinander, aber diese Obstgetränke…