Archiv der Kategorie: Kanaren

Ein Kreuz mit dem Kreuz in Santa Cruz

So., 3. Mai 15, Teneriffa, Tag 337, 2.477 sm von HH

Zu Ehren des heiligen Kreuzes im Namen von Santa Cruz werden am Gründungsdatum der Stadt übermannshohe Kreuze auf der Prachtallee aufgestellt.
Diese werden aufwändig mit unzähligen Blumen geschmückt. Mir gefällt so eine Art von Floristik eigentlich nicht so gut, aber einige der Kreuze sind wirklich toll und aufwendig gestaltet.

Aber es gibt auch moderne Interpretationen dazwischen. Ein Kreuz ist mit Nägeln beschlagen und zwischen diesen sind Fäden in Blütenform gespannt worden.
Oder ganz minimalistisch, nur ein paar Bänder und Orangen.

Es gibt noch weitere Kreuze vor vielen Privathäusern oder öffentlichen Gebäuden. Wo man geht und steht, sind über Nacht diese Kreuze aus der Erde gestampft worden. Die ganze Show unterliegt dann noch einem Wettbewerb, aber am Siegerkreuz 2015 sind wir leider nicht vorbei gekommen.

 

 

Auf dem Rückweg vom Kreuz-Spektakel kommen wir unfreiwillig doch noch zu unserem Tanz, den wir gestern verpasst haben. In einem Park spielt zufällig gerade eine professionelle Folkloregruppe auf.

Die Musik ist angenehm, aber so gar nicht spanisch. Einzelne Elemente erinnern eher an griechische Klänge. Auch der Tanz ist sehr einfach, unaufgeregt, schlicht und bäuerlich. Ohne Dynamik, sondern total brav und unsexy.
So gar kein Vergleich mit den exzentrischen Klängen und Tänzen des Flamencos, den wir in Sevilla gesehen haben.
Diese schlichte Musik hat natürlich den Vorteil, dass sie von jedem Hilfscherif gespielt und getanzt werden kann und man nicht erst einen Gitarrenvirtuosen einfliegen lassen muss.

 

 

Fiestas de Mayo

Fr./Sa., 01./02. Mai 15, Teneriffa, Tag 335/6, 2.477 sm von HH

Hierbei handelt es sich nicht etwa um Feierlichkeiten rund um die Mayonnaise, sondern um Festivitäten aufgrund der Gründung von Santa Cruz am 03. Mai 1494.
Zur Eröffnung der Feier gibt es einen Blumen- und Kunsthandwerksmarkt im größten Park vor Ort.
Da Achim sich ja nicht so für „son Zeugs“ interessiert, gehe ich mit Gabi zum Bummeln.
Der Markt ist ganz nett und es gibt über die Blumenauststellungen hinaus, noch viele Freßstände mit lokalen Spezialitäten.

 

Der Höhepunkt der Gründungsfeierlichkeiten ist allerdings der Baile de Magos.
Diese Einladung zum Tanz findet im schönsten Altstadtviertel von Santa Cruz satt und bereits mittags ist der gesamte Bereich gesperrt.
Hunderte von Tischen mit Stühlen stehen bereit, wie ich nach dem Einkauf entdecke.

Da man zu den Feierlichkeiten nur Zugang hat, wenn man in einer kanarischen Bauerntracht erscheint, bleibt für uns der Bereich gesperrt.
Aber von einer Brücke aus kann man gut von oben zuschauen. Das hat dann zwar etwas den Charakter eines Zoobesuches, aber die Tinerfeños scheint das nicht zu stören.

Zu tausenden strömen sie in ihren Trachten herbei.
Hierbei kommen die Frauen noch ganz gut weg. Ihre Tracht besteht aus dreifarbig gestreiften Röcken in Wadenlänge unter denen ein weißer, spitzengesäumter Unterrock hervor scheint. Dazu tragen sie ein besticktes, westenartiges Bustier über weißer, schlichter Bluse.
Den Kopf ziert ein Strohhut. Entweder ist der winzig klein, dann wird ein Tuch darunter getragen, welches den Nacken bedeckt oder er ist groß, dann kommt er alleine.

Die Kluft der Männer dagegen ist etwas bedenklich.
Die Herren tragen schwarze, knielange Hosen, die an der Seite geschlitzt und zu allem Überfluß noch mit roter Stickerei eingefasst sind. Darunter trägt Mann weiße, lange Unterhosen, die ebenfalls deutlich hervor lugen. Wollweiße Garmaschen mit Strickbommeln an der Seite machen den Herren untenrum nicht schicker.
Oben rum ist es dann besser. Er trägt Weste zum weißen Hemd und einen schwarzen Hut.

Die Familien haben alle einen Tisch reserviert. Da ist der Spanier geradezu überorganisiert. An jedem Eingang zum Tanzplatz befindet sich ein Plan über die 611 Tische und es steht eine Hostess bereit, die behilflich ist, den korrekten Tisch zu finden.

 

Die Gäste bringen sich ihr Essen und Getränke mit. Meistens sogar stilecht zur Tracht, in hübschen Körben, abgedeckt mit einem Leinentuch.
Und Essen wird in Massen herbeigeschleppt. Auf die Tische kommen Papier- oder Stofftischdecken und bald schon biegen sich die Tische von den Lasten der Fressalien förmlich durch. Der absolute Wahnsinn.
Dies ist noch umso erstaunlicher, da sich die Veranstaltung in einer absoluten Restaurant-Gegend abspielt. Das wäre in Deutschland undenkbar. Ob die Gaststätten geschlossen haben oder zumindest noch Getränke ausschenken, können wir nicht erkennen.
Wer neben Gesottenem und Gebratenem noch eine Hand zum Tragen freit hat, schleppt eine Gitarre herbei.

Während sich das Areal langsam füllt, fangen die ersten schon an zu essen.

Wir überbrücken die Wartezeit bis zum Tanz in einer kleinen Kneipe, die keinen Kostümzwang hat.

Aber als wir gegen 23:00 Uhr wieder auf unserem Brückenplatz erscheinen, wird noch immer gegessen. An vielen Tischen wird schon Gitarre gespielt und gesungen. Aber jede Gruppe spielt da ihr eigenes Ding und zu uns schallt ein kurioses Durcheinander verschiedener Melodien nach oben.

Von Tanz weit und breit noch keine Spur.

Wir überlassen somit unsere Zoo-Tinefaños sich selbst und machen uns tanzend auf den Heimweg.

Die Hexen vom Nachbarschiff

Do., 30. Apr.15, Teneriffa, Tag 334, 2.477 sm von HH

Letzte Woche hatten wir ja die Dreier-Crew der La Joya bei uns zum Essen. Gabi hat ihre selbst gemachte Sangria mitgebracht, die es in sich hatte.
Meine Zunge, gelöst vom Alkohol der, angeblich harmlosen, Sangria, und Lob über mein Essen, lies mich sagen, dass es dann ab sofort jeden Donnerstag bei uns etwas zu essen gibt (stupido, stupido…).

Heute war es dann an der Zeit, dieses Versprechen einzulösen.
Schon seit zwei Tagen kamen Gabi und Petra mit der Idee um die Ecke, dass sie diesmal ‚gespritzte Melone‘ mitbringen würden.
Mein freundliches Abwinken, das dies nicht nötig, bzw. so gar nicht von mir erwünscht sei, wurde komplett ignoriert.
Auch härtere Geschütze meinerseits, dass sie böse Frauen, ja Hexen seien, hielt die zwei nicht von ihrer „genialen“ Idee ab: „Das sei gar nicht so schlimm, sie würden wenig Bacardi nehmen, es gäbe auch eine light Version…usw., usw., usw.“

Damit Achim und ich nicht wieder mit dem Abwasch belastet werden, kommt mal ein vernünftiger Vorschlag von den beiden. Wir sollen mit dem fertigen Gulasch zu ihnen rüber kommen gegessen wird dann auf der La Joya. Gesagt, getan.

Als wir an Bord kommen sind die beiden Giftmischerinnen voll in ihrem Element: In Zitrone (nur Alibi-Funktion) und Bacardi gebadete Wassermelone, aufgefüllt mit Sekt. Ja, geht’s noch?
Weiß doch jeder, dass die Früchte sich komplett mit Alkohol vollsaugen.

 

Meiner Verweigerung des Teufelsgetränk wird kein Gehör geschenkt, und zack, hat schon vor dem Essen jeder ein Glas vor der Nase stehen.
Wir haben einen super lustigen, netten Abend gemeinsam. Ob trotz oder dank des Hexentranks bleibt unklar. Aber es macht mächtig Spaß mit der Dreier-Truppe.
Unser Gelächter schallt bestimmt durch den ganzen Hafen.
Egal! Ist noch was von der Melone da?
Besonders Achim haben es die fruchtigen Dinger angetan.

Ich fülle mein Glas regelmäßig mit Wasser auf (die light Version) und bin somit top fit am nächsten Morgen und bin sauber von neuen Versprechen „jetzt auch jeden Dienstag“.
Dafür liegt diesmal der Skipper in sauer.
Sein erster Gang nach dem Frühstück führt zum Hexenschiff, um sich zu beschweren, dass da Alkohol in den Früchten gewesen sein muss.
Viel mehr bekommt er den Tag dann auch nicht mehr auf die Reihe. Und wir sind uns beide sicher, dass wir leises Gekicher auf der La Joya hören können.

 

Wandertag

Di., 28. Apr.15, Teneriffa, Tag 332, 2.477 sm von HH

Das Anaga-Gebirge liegt direkt vor unserer Haustür, aber die Anreise hat es in sich, wenn man mit dem Bus dorthin möchte.

Der zweite und letzte Bus des Tages fährt um 13:30 Uhr in die Berge.
Da wir ja nicht so dicke mit dem frühen Vogel sind, kommt uns diese späte Abfahrt sehr entgegen. Und außerdem sind vormittags häufiger Wolken in den Bergen als am Nachmittag.

Also brechen wir um 12:00 Uhr auf, fahren erst mit der Tram nach La Laguna, müssen umsteigen und erreichen kaum zwei Stunden später das Cruz del Camen auf 920 Meter Höhe. Aber unsere Rechnung geht voll auf, alle Wolken sind verschwunden und das Thermometer zeigt auch hier oben auf T-Shirt.
Was für ein Unterschied zu letzter Woche als wir mit der La Joya hier in den Bergen waren, da war es noch bitter kalt.

Der Wanderweg runter nach Las Mercedes ist ein Traum. Und das nicht nur, weil es kontinuierlich bergab geht. ;-)

Die Wege führen durch einen immergrünen Lorbeerwald und sind zum Teil bis zu zwei Meter tief ausgewaschen durch abfließenden Regen. Bereits die Ureinwohner Teneriffas, die Guanchen, sind auf diesen Wegen gewandert. Die Bäume stehen an den Kanten des Weges so dicht, dass es fast so ist, als ob man durch einen grünen Tunnel ginge. Bei dem Lorbeer handelt es sich um Laurissilva, der nicht als Küchenlorbeer geeignet ist. Auf Teneriffa existiert nur noch hier im Anaga-Gebirge der letzte Lorbeerwald der Insel. Alle anderen Wälder wurden bereits abgeholzt.

 

Da es schon längere Zeit trocken gewesen ist, sind die beschrifteten Wege gut zu bewandern. Dass es hier auch anders sein kann, zeigt dichter Moosbewuchs an den Ästen der Bäume, welches heute allerdings eingetrocknet und erstarrt an den Bäumen klebt.

Im Unterholz des Lorbeers wächst vor allem Farn, an den Waldrändern in voller Blüte stehender Ginster und Baumheide. Dazu kommt Schöllkraut, überall wuchert diese wunderschöne Schattenstaude. Sie blüht zwar gelb, ist aber trotzdem eine Schönheit.

Nach einer Stunde Wanderung wird der Wald etwas lichter und zum Farn gesellen sich zig verschiedene Wildblumen. Als wir dann noch an einem gurgelnden Wildbach vorbei kommen, ist die Wanderidylle perfekt.

Für die Küche finde ich dann sogar auch noch was und zwar wilden Fenchel, der in großen Mengen zwischen den Wildblumen auf seine Ernte wartet.

Unser Weg endet nach 2,5 Stunden in Las Mercedes, einem netten Ort auf dem Hochplateau von La Laguna. Von hier aus fahren die Busse alle 50 Minuten und die Haltestellen haben eine hohe Dichte, so dass wir bequem zur Tram zurück kommen.

Flohmarkt in Santa Cruz

So., 26. Apr.15, Teneriffa, Tag 330, 2.477 sm von HH

Endlich mal wieder ein Flohmarkt. Und hier in Santa Cruz ist er riesig und klasse.
Es gibt zwar ein paar zu viele Händler mit ramschiger Neuware, natürlich alles „echt“ Adidas, Hilfiker und Co.
Aber der Rest ist typisch Flohmarkt.

Auffällig ist, das extrem viele DVDs angeboten werde. Scheinbar alles Originale.
Aber ein Händler fällt uns auf. Der hat auf seinem Tisch handgeschriebene Karteikarten liegen. Auf diesen Karten sind akkurat drei bis vier Filmtitel (internationale, bekannte Werke) notiert. Unter den Filmtitel stehen die Darsteller, das Erscheinungsjahr und einige Infos mehr.
Nun kann man diese Karten bei ihm käuflich erwerben und bekommt dann, wohl an einem konspirativen Ort, die DVDs ausgeliefert.
Unsere unbestätigte Vermutung lautet, dass es sich dann bestimmt nicht um Originale handelt….

Wir selber kaufen uns auch eine DVD. Auf Spanisch.

Wir dachten, dies sei eine gute Idee, um unsere Spanisch-Fähigkeiten weiter nach vorne zu puschen.
Um uns selber das Leben nicht zu schwer zu machen, entscheiden wir uns gegen Laber-Problem-Filme und solche, die man auf Deutsch schon nicht begreift: Inception und Matrix bleiben also liegen.
Es soll aber unbedingt etwas sein, was wir kennen.
Und dann finden wir „Pippi Calzaslargas“, die gute alte Pippi Langstrumpf.

Unsere geniale Idee erweist sich allerdings als mega Flop.
So ein Kinderfilm aus den 60er Jahren ist unguckbar. Wir beide tun uns sowieso schon schwer mit ollen Kamellen, aber das geht gar nicht.
Und außer „dies ist meine Schwester Annika“ verstehen wir kein einziges Wort…da hilft auch nicht, dass die Story hinlänglich bekannt ist.

Da ist Buch für junge Mädchen „1.000 Hexentricks, wie ich Jungs kennen lerne“, schon der bessere Griff. Und wer weiß, vielleicht stehen da ja brauchbare Infos drin… ;-)