Archiv der Kategorie: La Palma

Die Caldera – Ein überraschender Aussichtspunkt

Di., 23. Jun.15, La Palma, Tag 388, 2.587 sm von HH

An unserem letzten Tag mit dem Leihwagen, erleben wir noch eine Überraschung.
Und das, obwohl wir die hochalpine Strecke am Rande der Caldera bereits zweimal gefahren sind.

Ein Blick in die Caldera am Roque de los Muchachos

Es gibt genau drei Straßen auf La Palma auf denen die Insel in Ost-West-Richtung gequert werden kann.
Die spektakulärste Straße ist die Caldera-Route in 2.300 Meter Höhe. Hier befinden sich die Observatorien und die endemischen Natterköpfe.

Ich bin meistens Beifahrerin und plane und recherchiere unsere Ausflüge. Somit darf ich unterwegs die entsprechenden Kommandos geben: „Jetzt rechts, im nächsten Ort links“ oder „stopp, anhalten, Sehenswürdigkeiten-Alarm.“
Diese Anweisungen werden meistens willig befolgt. ;-)

Jeder Reiseführer und Reise-Blog erwähnt die Caldera Straße.
Natürlich erwähnt jeder Reiseführer und Reise-Blog die Caldera Straße. Hat man doch von hier aus den besten Blick in den Schlund des riesigen Vulkans.
Es wird auch immer eifrig auf den Mirador Roque de los Muchachos hingewiesen.
Dass dieser sich am Ende einer kurzen Stichstraße oberhalb der Observatorien befindet, steht allerdings nirgends (oder ich habe es die ganze Zeit überlesen). Für mich machte es den Eindruck, diese Straße bedient nur die Sternegucker.

Als wir heute wieder an dieser Stichstraße vorbeikommen, habe ich eine Eingebung: „Jetzt rechts“!
Ein gut besuchter Parkplatz, Infohäuschen, Infoschilder, ein gepflasterter Fußweg zum Mirador und ein einmaliger Ausblick in die Caldera erwarten uns.

Zwar müssen wir dafür ein Stück wandern (gehen in der Landschaft), was wir heute auf gar keinen Fall machen wollten. Aber so kommen wir doch noch in den Genuss des besten Ausblicks von La Palma. :-)

La Fajana

So schön wie La Palma ist, so hat diese Insel doch einen kleinen Makel.
Es gibt nur wenige Straßen, die ans Wasser führen. Der Norden hat, außer Wanderwegen, nur zwei Stück vorzuweisen.

Wir fahren in La Fajana ans Meer.
Dort gibt es einige Meerwasser-Schwimmbecken, die bereits seit 1976 als Schwimmbecken dienen. Zuvor wurden diese von den Einheimischen als Waschstelle genutzt. Mittlerweile haben sich aber zwei Appartement-Häuser, ein Campingplatz und ein Restaurant dazu gesiedelt.

Besonders einladend wirkt der kleine Naherholungsort auf uns allerdings nicht.
Auf den Kanaren wird überall mit viel Aufwand jeder Kreisel und jeder Aussichtspunkt mit großem Aufwand verschönert und bepflanzt.
Aber eine der wenigen Stellen an denen man das Meer erreicht, wird so vernachlässigt.
Das finden wir sehr schade.

 

Cascada de Colores – Wanderung im Flussbett

Mo., 22. Jun.15, La Palma, Tag 387, 2.587 sm von HH

„Wandern ist eine Form des weiten Gehens über mehrere Stunden. Wandern ist Gehen in der Landschaft.“
Was bei Wiki so lapidar einfach klingt, trifft auf unseren heutigen Ausflug nicht zu.

Unser Ziel ist die Cascada de Colores in der Caldera de Taburiente.

Um dorthin zu gelangen müssen wir sechs Kilometer dem Barranco de las Angustias -der Schlucht der Todesängste- folgen.
Nach starken Regenfällen ist dieser Weg gesperrt, da es in der engen Schlucht kein Entrinnen vor heran rauschenden Wassermassen gibt. Die gesamte, riesige Caldera entleert sich dann über diese Schlucht.

Wassermassen sind heute nicht unser Problem.
Wir finden den Rio de Taburiente als ein schmales Bächlein vor. Über weite Strecken folgen wir dem langsam ansteigenden Flussbett. Häufig ist es erforderlich die Bachseite zu wechseln, um trockenen Fußes weiter zu kommen. Wir queren den Bach mit größeren Sprüngen oder suchen uns über Trittsteine einen Weg auf die andere Seite.
Eine ist schweißtreibende Angelegenheit! Schatten Fehlanzeige!

Zeitweise verläuft der Weg auch 20 bis 30 Meter oberhalb der Schlucht.
Natürliche Hindernisse, wie glattgeschliffene Felsen an Stromschnellen, verhindert an einigen Abschnitten ein Weiterkommen am Bach. Außerdem existieren zwei Staustufen, da das Wasser des Taburiente für die Trinkwasser und die Bewässerung der Bananen-Plantagen genutzt wird.

Somit ist es wichtig, dass wir die weiß-gelben Markierungen nicht übersehen, die eine Nebenstrecke markieren. Denn zurück laufen möchte keiner von uns.
Ärgerlicherweise passiert es uns dann doch zweimal.

Diese Nebenstrecken sind ebenso schweißtreibend. Verdoppeln sich wahrscheinlich doch mal eben die zu erklimmenden Höhenmeter.

Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, wird der Rio Taburiente noch so breit, dass wir nur barfuß auf die richtige Seite gelangen. Springen unmöglich.

Schon kurz danach kommen wir an die Stelle, wo sich der klare Taburiente mit dem gelben Almendro Amargo vereint.


Und dann ist es nicht mehr weit und wir stehen vor der knapp 10 Meter hohen, bunten Kaskade, der Cascada de Colores.
Eine Sackgasse, die nur über das kleine, gelbe Bächlein zu erreichen ist.
Sehr mystisch und idylisch ist der Ort. Da fällt es auch nicht negativ auf, dass es sich um eine künstliche Staustufe handelt.
Die mineralischen Ablagerungen sind es auf jeden Fall echt. Die stammen aus dem vulkanischen Inneren der Caldera.

Nach kurzer Mittagspause machen wir uns auf den Rückweg und benötigen für die zwölf Kilometer hin- und zurück knapp fünf Stunden.
Wir sind fußlahm, staubig und durstig. Unsere Wegzehrung von drei Liter Wasser ist getrunken, aber im Auto finden wir in einer Flasche noch einen Rest Wasser. Dies ist zwar kurz vorm Kochen, aber egal, löscht auch den Durst.

Diese Wanderung ist großartig, hat uns viel Spaß gemacht und wir empfehlen sie unbedingt weiter.
Aber diese Wanderung ist kein Sonntagsspaziergang und weit davon entfernt ein „Gehen in der Landschaft“ zu sein.

 

Spielplatz für Erwachsene

So., 21. Jun.15, La Palma, Tag 386, 2.587 sm von HH

Bei unserem letzten Versuch hatte der Kletterpark im Kiefernwald auf der Ruta de los Volcanes ja leider geschlossen. Aber heute gibt es kein Zurück mehr.

Der Kletterpark verkauft drei Schwierigkeitsgrade: Maximale Höhe 1 Meter, 2,5 Meter oder 9 Meter. Da wir beide noch nie in einem Kletterpark waren, wählen wir 9 Meter.  :-)

Wir erhalten ein Klettergeschirr mit zwei Karabinern und einer Rolle für die Seil-Rutschen, ein Paar Handschuhe und einen Helm. Wobei sich letzter als nützlich erweist, damit man sich nicht die Kopfhaut am Drahtseil aufschrammt. Bei einem Absturz wäre er wohl witzlos.

Auf einem Übungs-Parcours in 80 cm (!) Höhe bekommen wir den Umgang mit dem ganzen Gerät gezeigt und müssen uns mit dem kompletten Gewicht in das Klettergeschirr hängen. Damit ist bewiesen: das hält.

Achim ist mir gegenüber im Vorteil, da er ja hin- und wieder in den Mast klettern muss. Dementsprechend schreitet er zur Tat und ist ruck zuck auf der ersten Plattform in 9 Metern Höhe. Das bekomme ich auch noch hin.

Dann stehe ich vor der ersten Seilrutsche.
Tief durchatmen, Po-Backen zusammen kneifen und los. Hat man einmal losgelassen, ist das Unheil nicht mehr zu stoppen und in einer Rauschefahrt saust man dem gegenüberliegenden Baum entgegen. :shock:

Der ist zwar gepolstert, aber stoppt mich doch etwas unsanft auf.
„Nicht mit dem Körper stoppen…Füße nach vorne“ ruft Achim mir helfend zu.
Zu spät. Okay, beim nächsten Mal. :oops:

Es folgt eine Schikane nach der anderen. Mal wackelt das Seil, mal schwingen Trittstufen hin- und her oder ich muss von einem schaukelnden Balken auf einen anderen zu wechseln. Dazwischen taucht immer mal wieder eine Seilrutsche rauf. Aber das macht Spaß – wenn man an die Füße denkt.

Nach Schikane Nr. 10 bin ich ausgepuppt.
Die Höhe habe ich schon lange komplett vergessen. Die Balance zu halten, benötigt so viel Konzentration und Kraft, dass für andere Dinge kein Platz ist.
Das habe ich nicht erwartet, dass es so anstrengend sein würde.
Achim, der Doofmann, schwitzt noch nicht mal richtig, während ich zu kämpfen habe.

Am Ende des Parcours brauche ich dringend ein Päuschen.
Aber eine zweite Runde, mache ich auch noch mit. Danach bin ich fix und alle.

Ich kann allen, die so etwas „schon immer mal machen wollten“ dringend empfehlen: machen! Das bringt eine Mords-Laune und eine große Befriedigung über die eigene Leistung breitet sich (neben dem Muskelkater) im Körper aus.

Als nächstes klettere ich jetzt auf den Mast komplett nach oben.
Bis zur ersten Saling war ich schon mal, aber dann verließ mich der Mut. Seit heute kann mich nichts mehr erschüttern, ob neun oder sechzehn Meter kann den Kohl ja auch nicht mehr fett machen, oder?

Bajada in Santa Cruz

Sa., 20. Jun.15, La Palma, Tag 385, 2.587 sm von HH

Ab heute kommen große Feierlichkeiten in Santa Cruz de la Palma auf uns zu.
Diese dauern sechs Wochen und das Programm des Festausschusses beträgt sage und schreibe 28 Seiten.

Bajada – eine Stadt macht sich fein

Es handelt sich um die Bajada de la Virgen de las Nieves.
Die Terrakotta-Madonna aus der benachbarten Wallfahrkirche wird in einer feierlichen Prozession nach Santa Cruz getragen. Ein nur alle fünf Jahre stattfindendes Spektakel.

Seinen Ursprung findet die Prozession im Jahre 1676, um eine lang anhaltende Dürre-Katastrophe abzuwenden.
Da das herunter tragen (Bajada) der Jungfrau den erwünschten Regen brachte, legte der damalige Bischof der Kanaren fest, dass diese Prozession, sicher ist sicher, alle fünf Jahre stattfinden solle.

Die Madonna hilft nicht nur gegen Trockenheit, sondern wehrt wahlweise auch Piratenangriffe, Vulkanausbrüche oder eine Heuschreckenplage ab.
Gar nicht abergläubisch haben wir uns eine Miniatur an den Navi-Tisch gehängt. Man weiß ja nie.

Seit wir im Hafen von Santa Cruz liegen, beobachten wir, wie die Stadt sich für dieses Groß-Ereignis fein macht:
Überall wird aufgeräumt, gewerkelt und vor allem gepinselt.
Alle fünf Jahre werden die Anwohner Santa Cruz aufgefordert, ihre Häuserfassaden neu zu streichen. Letzter Termin zur Fertigstellung dieser Verschönerungen war der 30. Mai. Da die knappe Vorgabe nicht von allen geschafft wurde (Bajada ist wie Weihnachten – kommt ganz plötzlich) wird sogar am Sonntag und abends um acht noch gestrichen.

Der Barranco am Kastell, welcher noch eine große Rolle bei den Feierlichkeiten spielen soll, ist vom Unkraut und Buschwerk der letzten fünf Jahre befreit.
Der Ortskern ist noch ein wenig schnieker als sowieso schon.

Direkt neben der Marina wurde in den letzten Tagen eine große Bühne aufgebaut. Und wir durften gestern Abend bereits am Sound-Check teilhaben.
Die modernen Feierlichkeiten werden von einer Reihe Konzerten, Tanzdarbietungen, Wettkämpfen, einer Regatta, Trachtenumzügen und sonstigem Kurzweil begleitet.

Knapp zwei Millionen EUR stehen dem Festausschuss zur Verfügung. Die Ausgaben werden zu rund 2/3 durch Eintrittsgelder, Sponsoren und dem Verkauf von Werbeartikeln wieder hereinkommen – hofft man.
Die Differenz steuern die Stadt Santa Cruz und die Inselregierung zu.

Gespart werden muss aber auch hier: hatte die Bajada doch im letzten Jahr noch 800.000 EUR mehr zur Verfügung.
Trotz gekürztem Etat, kommt da was Großes auf uns zu. Und wir sind mitten drin.
Also haben wir einen weiteren Monat in Santa Cruz bezahlt. Der Schwell hält sich zur Zeit auch in Grenzen und unsere selbst ertrunkenen Ruckdämpfer erledigen fleißig ihre Arbeit.

 

Raab hört auf

Do., 18. Jun. 15, La Palma, Tag 383, 2.587 sm von HH

Was wir heute im Internet lesen mussten, birgt ganz neue Herausforderung für unsere Weiterfahrt. Die Konsequenzen des Rücktritts von Stefan Raab könnten auch Langfahrtsegler betreffen.

Achim steht morgens meistens eine halbe bis eine Stunde vor mir auf.
Das ist für ihn angenehm, da er mit einem Kaffee im Cockpit sitzen und in Ruhe im Internet surfen kann. Ohne, dass ich ihn vollquatsche.

Für mich ist es sogar noch angenehmer. Sobald ich dazu komme, werde ich erst mit einem Tee und dann mit den News versorgt. Ohne, dass ich selber lesen müsste.

Heute kam Achim aber mit der Horrormeldung des Tages rüber: Stefan Raab hängt seine „Fernseh-Schuhe“ an den Nagel!
Das ist erst mal noch keine schlimme Nachricht.
Nichts gegen Raab. Wir haben früher auch ganz gerne kurz vorm ins Bett gehen, TV-Total geguckt und manchmal auch Schlag-den-Raab.
Da wir nun ja gänzlich ohne Fernseher leben (gut leben), macht uns die Nachricht des Rücktritts nichts aus.

Aber eine kleine Randnotiz aus dem Jahr 1999 erregt unsere Aufmerksamkeit.
Bei „zeitonline“ heißt es, dass Stefan Raab einen Traum habe, einen Riesentraum: „Ich will für ein paar Jahre mit einem großen Katamaran um die Welt segeln“.

Was könnte dies nun für uns bedeuten?
Vor meinem geistigen Auge taucht auf, dass man mit Raab in einer Marina im Päckchen liegt. Oder ihn im Ankerfeld als Nachbarn hat.

Wird man dann von seinem wiehernden Lachen geweckt?
Nicht ganz unwahrscheinlich, wie die Sy Eligius zu berichten weiß:

„Nach ein paar Tagen stellten wir fest, dass der neben uns ankernde Katamaran mit Prominenz bestückt war. Stefan Raab machte mit seiner Familie Urlaub. Er versuchte unerkannt zu bleiben, aber Uwe erkannte ihn an seiner Stimme und Gestik.“

Oder landet man auf einem seiner „hallo-ich-bin-doof-Knöpfe“, weil man bei einer paddeligen Aktion gesehen wurde?
Wäre durchaus im Bereich des Möglichen, wenn man liest, dass er ein Studio mit auf Weltumsegelung mitnehmen will.

Gerüchteweise sollen ja sogar die Geissens eine Weltumsegelung planen.
Schlimme Vorstellung, dass ein „Roooobert“ über die Ankerbucht schallen könnte. :mrgreen: