Archiv der Kategorie: AFU

Mein Leben ist kein Pony Hof

Fr.,14. Aug.15, Gran Canaria, Tag 440, 2.728 sm

Gestern ist Bine nach Hamburg geflogen. Für uns hieß das, um 5 Uhr aufzustehen. Da ich immer etwas mehr unter Reisefieber leide, war ich bereits um 4 Uhr wach. Alles lief wie am Schürrchen und auch Bines Transport zum Flughafen war pünktlicher als die Maurer am Steg. Um 5:45 war Bine dann weg, aber meine Nacht war vorbei….und so blieb es auch…ich konnte nicht mehr einschlafen und den ganzen Tag war ich einfach nur müde.

Heute war die Welt dann wieder in Ordnung. Ich hatte eine geruhsame Nacht und bin frisch um 7:00 aufgestanden. Es war nun an der Zeit, mich um die Projekte zu kümmern, die ich besser mache, wenn Bine nicht da ist.

Unter der Achterkoje hatte ich vor einigen Monaten Kupferfolie als Erdung für das Kurzwellengerät gelegt. Leider ist es dort nicht immer ganz trocken, was aber nicht an Bine liegt, die normalerweise darüber schläft. Ich habe die Folie daher heute einfach einmal überlaminiert, um sie dauerhaft vor Feuchtigkeit zu schützen. Bei den gegenwärtigen Temperaturen (30° im Schiff) war das eine schweißtreibende Arbeit, die insbesondere auch durch die Atemmaske nicht wirklich angenehmer wurde.

ohne das Teil wär ich wohl erstickt

Morgen geht es dann weiter und das Ganze wird mit Bilgefarbe gestrichen. Das stinkt dann auch nochmal 20 Stunden und somit werde ich wohl die nächsten Nächte im Salon schlafen müssen. Da muss ich mir wohl einen kleinen auf die Lampe gießen, damit das klappt.

Bilder vom Werk gibt es dann mit dem nächsten Post, wenn alles geklappt hat

Achterstag Anschlussklemme für die Kurzwellenantenne

Mo., 03. Aug.15, Gran Canaria, Tag 429, 2.728 sm

Bislang hatte ich die Zuleitung vom Antennentuner zum Achterstag mit Froschklemmen (Seilklemmen) angeschlossen. Diese Variante wird von vielen Seglern verwendet und sie funktioniert. Die großen Nachteile liegen jedoch darin, dass Wasser in das Kabel eindringen kann, was unweigerlich zu Korrosion führt und in der sehr kleinen Kontaktfläche zwischen Achterstag und Froschklemme.
Natürlich gibt es fertige Achterstagklemmen aus Edelstahl im Fachhandel zu kaufen.
In der Regel sind diese Klemmen für den Anschluss von 2,5mm² Litzenkabel geeignet. Da unsere Zuleitung einen Litzenquerschnitt von 12 mm² hat, wäre das Teil etwas unterdimensioniert. Ich könnte das Kabel ändern, aber aufgrund der guten Korrosionseigenschaften unseres Kabels, ist das keine Option für mich.

Die Klemmen kosten zwischen 40 und 50 Euro und hier ist spätestens der Punkt erreicht, an dem der Igel in meiner Tasche seine Stacheln ausfährt.

Mein Plan war also, eine solche Klemme in Messing nachzubauen. In Las Palmas besuchte ich daher den Laden, in dem ich auch die Kupferfolie für unsere Funkerdung gekauft hatte. Nur nebenbei bemerkt….dieser Laden ist einfach göttlich, da es hier alles gibt…Kupfer, Messing, Alu, Edelstahl in allen Formen und Längen. Hier erwarb ich einen massiven Messingquader (35x35x40mm), den es nun zu formen galt.

Kosten unschlagbare € 6,80 für ca. 0,4 Kg Messing.

Die einzelnen Schritte:

  • Bohrständer einstellen und Stagbohrung (10mm) über die gesamte Länge (45mm) vornehmen
  • Bohrungen für die Halteschrauben (3,5mm)
  • Bohrung für das Antennenkabel ; 15mm mit 5mm zur Aufnahme des Kabels inkl. Isolierung und dann noch
  • 25mm mit 4mm zur Aufnahme der Litze.
  • Bohrungen im Verlauf des Kabelkanals für die Klemmschrauben
  • Das Teil der Länge in der Mitte der großen Bohrung aufsägen
  • Schneiden aller notwendigen Gewinde

 

Ich werde die Klemme jetzt erst einmal testen und dann noch einmal für die finale Anpassung abnehmen (das Stag ist mikromäßig dicker als 10mm und die Schrauben müssen noch etwas gesenkt werden). Das Ganze ist allerdings jetzt schon so stabil, dass man ein Pferd daran aufhängen könnte.

Und immer wieder der Funk

Mo., 18. Mai 15, La Palma, Tag 352, 2.587 sm von HH

Nachdem wir auf unserer Überfahrt von Teneriffa nach La Palma endlich die Maschine gestoppt hatten, war es an der Zeit die Funke zu testen.
Nun, da wir allein waren, war das Eingangssignal auf allen Bändern (auch 20m) auch nach Einschalten des Tuners bei S0.
So konnte ich das erste Mal in der Intermar Funkrunde auf 14313 mit machen.
Mit Carsten von der SY Namastee verlief die Kommunikation sowohl auf 20 und 15m super und Verbindungen über Pactor waren so schnell wie lange nicht.

In der Marina von La Palma habe ich das Ganze dann noch einmal getestet, als wir noch am Steg der Rezeption lagen und alles schien einigermaßen OK. Jetzt liegen wir in einer Box, die maximal 100m vom Rezeptionssteg entfernt ist und alles ist wieder fast so wie in den anderen Marinas. Offensichtlich bekommt uns die Nähe anderer Schiffe nicht gut.
Zumindest weiß ich jetzt aber, dass die Anlage auf See super funktioniert und dafür war ist die Anlage ja auch in erster Linie gedacht.

KW – Funk…. Störungen….Licht am Ende des Tunnels

Mi., 13. Mai 15, Teneriffa, Tag 347, 2.477 sm von HH

Seit Anbeginn der Zeit hatte ich insbesondere mit dem Empfang Probleme. Nach Einschalten des Antennentuners (SG 230) schnellte die Anzeige des Transceivers (IC-718) auf S8/S9 hoch, wodurch praktisch alle schwachen Signale unhörbar in den Rausch- und Störgeräuschen untergingen. Überraschenderweise hatte ich beim Senden selbst keine Probleme. Was hatte ich nicht alles (erfolglos) unternommen, bis ich gestern einmal angefangen habe, mir die Megapulser vorzuknöpfen….. immerhin hatte ich Zeit und Ruhe auf dem Schiff, da Bine ja hilflos und verzweifelt durch die Stadt irrte.

Diese kleinen Biester sind direkt an den Batterien angeschlossen und sollen durch Abgabe von extrem kurzen Stromstößen einer Sulfatierung vorbeugen bzw. diese sogar rückgängig machen können. Nur nebenbei sei bemerkt, dass dies bei einer meiner alten Batterien tatsächlich funktioniert hat…nach ca. 3 Monaten war die Ruhespannung von 12,4 auf 12,6V angestiegen.

Bislang hatte ich die Pulser nicht im Verdacht, da auf See der Empfang immer besser war als im Hafen und wir auch schon in Marinas lagen, wo tatsächlich gar nichts zu empfangen war. Ich wollte einfach glauben, dass die Störungen durch den Hafen und die Nähe zu den anderen Schiffen bedingt waren.

Jetzt muss man wissen, dass die Pulser erst bei ca. 12,9V anfangen zu arbeiten. Diese Spannung überschreiten wir im Hafen ständig, da die Solarpanele während des gesamten Tages fleißig arbeiten und kaum Verbraucher eingeschaltet sind, die Strom benötigen. Auf See sieht das jedoch total anders aus, da Plotter, Navigationsinstrumente, Autopilot etc. ständig Strom abfordern und somit die Spannung an der Batterie in der Regel auf unter 12,9V absinkt. Somit arbeitet zumindest der Pulser an den Verbraucherbatterien nicht mehr und stört dementsprechend auch nicht. Für den Pulser an der Starterbatterie trifft das jedoch nicht zu, sodass er sein zerstörerisches Werk auch auf See fortführen kann.

Nach dem Abklemmen der (arbeitenden) Pulser sank das am TX angezeigte Signal um fast 3 S-Stufen (15-18dB) und plötzlich konnte ich mit sehr gutem Ergebnis Kontakt mit der SY Namastee auf dem Atlantik aufnehmen. Durch den deutlich verbesserten Empfang stieg auf der Durchsatz im Pactorbetrieb hier im Hafen signifikant an. Wo ich eben noch traurig auf 300 Bytes/min blickte verlief der erste Versuch mit abgeklemmten Pulsern gleich bei 2000Bytes/min.

Diesen deutlichen Effekt konnte ich bislang jedoch nur auf den Bändern oberhalb von 18MHz beobachten. Zumindest hier im Hafen von Santa Cruz mit und somit auch in direkter Nähe zur Großstadt ist es jedoch noch nicht klar, ob die Störungen auf 20m und insbesondere 40m nicht eine Ursache haben, die nicht auf dem Schiff zu suchen wäre. Das wird sich final aber erst klären lassen, wenn wir wieder auf See sind.

Die Pulser werden nun alle einen Schalter bekommen, sodass man sie vor dem Funken ausschalten kann. Ganz auf die Pulser verzichten möchte ich nicht, da die bisherige Erfahrung eigentlich eher positiv war.

Ein Traum in Kupfer

Sa., 07.Feb.15, Gran Canaria, Tag 252, 2.421 sm von HH

Vor einigen Monaten hatte ich den Wunsch, eine kapazitive Erdung für unsere KW Anlage einzurichten. Dazu habe ich ca. 3m² auf der Innenseite des Rumpfes (unterhalb der Wasserlinie) mit Haushaltsalufolie ausgelegt. Das Ergebnis dieses Versuchs war sehr vielversprechend und die Übertragungsraten, die ich im Pactorbetrieb hatte, haben sich durch diese Maßnahme deutlich verbessert.
Haushaltsalufolie hat unglücklicherweise nur eine Dicke von ca. 0,004 bis 0,02 mm, was etwas zu wenig ist, wenn man die Eindringtiefe von Hochfrequenzströmen bei verschiedenen Frequenzen betrachtet (Skin-Effekt) und ist darüber hinaus weder mechanisch ausreichend stabil noch ausreichend korrosionsbeständig. In Kombination mit Wasser löst sich die Folie mehr oder weniger schnell in „Luft“ auf.
Den Einsatz der allgemein bekannten kupferhaltigen Farbe eines Anbieters aus Deutschland habe ich sehr schnell verworfen, da mir die Kosten hierfür einfach astronomisch erschienen.

Seit Lagos war ich daher auf der Suche nach Kupferfolie von ca. 0,1-0,3mm. Ich weiß nicht mehr, wie viele Läden ich abgelaufen bin, aber solche Folie war einfach nicht zu bekommen….bis wir nach Las Palmas kamen. Hier bekam ich auf die Frage, ob es Kupferfolie gäbe, nur die Antwort, welche Stärke ich den wolle (Danke noch einmal an Carsten von der Namastee, der mit mir die Fahrradtour auf den Berg gemacht hat). Schnell waren 10m der 40cm breiten und 0,1mm starken glänzenden Schönheit gekauft (ca. 85€ für 3,6Kg).

Ich habe also die alte Alufolienkonstruktion komplett entfernt und die frei gewordenen Flächen mit Kupferfolie ausgekleidet. Im Nachhinein war ich froh, dass ich keine dickere Folie genommen habe, da sich schon 0,1mm als recht störrisch erweisen können. Ich halte es im Moment auch für beliebig unwahrscheinlich, dass die Folie je einreißen wird.
Um zu verhindern, dass sich die Folie selbständig macht, habe ich sie mit etwas Montagekleber an der Bordwand fixiert (das hat mir ein paar Minuspunkte eingebracht, da der Kleber nicht ganz geruchsneutral war und die Klebungen unter Sabines Schlafstätte waren…).
Beim Verlegen lohnt es sich Handschuhe zu tragen. Die Schnittkanten sind teilweise rasiermesserscharf, verursachen üble Schnitte und können die ganze Aktion im Blutbad enden lassen.

Leider gibt es auf unserem Schiff keine durchgehenden Flächen unter den Böden und Kojen. Alles ist in einzelne Fächer aufgeteilt, was sich zumindest beim Packen des Schiffes als recht praktisch erweist. Die Verbindung der Flächen in den Fächern war genau genommen der schwierigste Teil. In die Trennwände habe ich ca. 8 cm breite Schlitze geschnitten und Kupferband durchgezogen. Den Anschluss habe ich dann mit Hilfe kupferumwickelter Holzknebel erstellt (zu verbindende Folien zwischen 2 Knebel und mit mehreren Schrauben fest verschrauben).
Die Folien selbst habe ich überlappend verlegt (ca. 10cm) und in Abständen von ca. 20cm verlötet. Da ich ja nun schon dabei war, die Erdung neu zu machen, habe ich auch das Anschlusskabel vom Erdausgang des Tuners an die Folie durch ein ca. 15-20cm breites Kupferfolienband ersetzt.
Im Sprechfunk konnte ich die neue Installation noch nicht testen, da der Empfang hier am Steg L in Las Palmas einfach unterirdisch ist. Hier mitten im Mastenwald hört man außer Störungen eigentlich nur wenig Verwertbares. Wenn Nichts mehr geht, dann geht aber meist noch Pactorbetrieb.
Um es kurz zu machen….die Connects mit der Schweiz und mit Halifax konnten mehr oder weniger auf Anhieb erreicht werden. Meist waren die Übertragungssraten unter 1000Bytes/min. Eine Ausnahme war allerdings über 5000Bytes/min auf dem 20m Band kurz vor Sonnenuntergang.

Natürlich bin ich sehr gespannt, ob sich diese Variante als nachhaltig haltbar erweisen wird.