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Uns gehört halb Las Palmas

Di., 06.Okt..15, Gran Canaria, Tag 493, 2.728 sm

Morgen Mittag verlassen wir endgültig Las Palmas.*
Die letzten vier Wochen bestanden hauptsächlich darin Las Palmas aufzukaufen.
Wir hatten noch ein paar Ausflüge auf dem Programm, aber mit einem lahmenden Gaul kommt man nicht recht voran.  ;-)

Somit konnten wir die Zeit nutzen und uns Gedanken machen, was wir überlebensnotwendig, unbedingt und in jedem Fall noch benötigen:
Ersatzteile, Lebensmittel-Vorräte und Drogerie-Produkte.
Wischtücher, Zahncreme, Zewa-Rollen und Toilettenpapier. Vor allem Toilettenpapier.
Mit 70 Rollen Toilettenpapier währten wir uns auf der sicheren Seite. Bis die tückische Rückfrage von der SY Gegenwind kam, die seit einem halben Jahr in der Karibik weilt, ob wir wirklich der Meinung sind, das dies reichen wüde?? Drüben würden Rollen einzeln für viel Geld verkauft.
Panisch bunkere ich heute noch mal 40 Rollen nach.  ;-)

Zwischenzeitlich kam ich mir schon vor wie diese drolligen Leute, die vor Weihnachten glauben, es gäbe nie, nie wieder etwas zu kaufen.

Jetzt ist Atanga rappel voll.
Nichts geht mehr.
Noch die fehlenden 150 Liter Diesel nachtanken und dann ist Schluss.

Wir sind so fett beladen, dass unser Wasserpass schon längst in den Fluten verschwunden ist.
Der Wasserpass ist ein, meistens farblich abgesetzter, Streifen und befindet sich oberhalb der Wasserlinie. Er soll den Übergang vom Unterwasseranstrich zum Freibord überdecken, da dieser häufig etwas schmuddelig ist.

Die Wasserlinie ergibt sich konstruktionsbedingt bei einem von der Werft angenommenen Gewicht eines Schiffes.
Diese Linie schwangt natürlich, je nach Zuladung. Da soll der Wasserpass helfen, diese theoretische Linie zu kaschieren.

Der Wasserpass gehört nun aber auf keinen Fall dauerhaft unter Wasser.
Er wird nicht mit Antifouling gestrichen, bewächst somit doppelt so schnell.

Unser Wasserpass ist nun leider schon zur Hälfte dauerhaft verschwunden.

So leicht wir uns von unserem Land-Hausstand trennen konnten, funktioniert auf dem Schiff nicht.
Beide bunkern wir was unsere Hamster-Mentalität hergibt. Und beide wissen wir dem anderen eine Horror-Geschichte zu erzählen, wie schwierig es in Übersee ist bestimmte Artikel zu bekommen, um den jeweiligen Kauf zu rechtfertigen.

Ich kann Südamerika ein Vierteljahr ernähren und Jahrzehnte mit Shampoo und Duschgel versorgen. Und Achim kann Atanga 1:1 nachbauen und hat noch Teile über.

Da kann man nichts machen außer feststellen, dass die Werft das angenommene Gewicht von Atanga wohl falsch eingeschätzt hat. :mrgreen:
Unser Wasserpass wird mit Antifouling Bekanntschaft schließen müssen.

 

*nach La Gomera sind es 110 sm, mit dem Bewuchs am Schiff dauert es mindestens 24 Stunden. Habt eine schöne Zeit, wir melden uns wahrscheinlich am Freitag.

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort

Sa., 03.Okt..15, Gran Canaria, Tag 490, 2.728 sm

Meine kleine Schwindelei, dass Achim noch mal ins Krankenhaus muss, wird prompt geahndet: Um 9:30 Uhr erfahren wir, dass wir heute doch nicht kranen können.

Schiffe, die ins Wasser zurück sollten, sind mit ihren Arbeiten nicht fertig geworden.
Montag wäre erst wieder ein Platz frei. Die Verlängerung unseres Liegeplatzes war somit für die Tonne. Wir überlegen kurz, ob Montag kranen eine Option wäre, entscheiden uns aber dagegen.

Achim wäre, trotz Knie, gerne in Las Palmas aus dem Wasser gegangen, denn unser Unterwasser-Schiff sieht wirklich schlimm aus.

Zudem erweckt die Werft einen professionellen Eindruck. Die haben einen sensationell kräftigen Hochdruck-Reiniger und Roll-Gerüste zum Arbeiten am Überwasser-Schiff.
Über La Gomera steht in unserem maritimen Reiseführer (Stand 2010), dass die Gegebenheiten dort ‚fragwürdig‘ seien. Die Werft dort krant üblicherweise nur Fischerboote und die Böcke sollen nicht so toll sein.
Sobald wir vor Ort sind, schauen wir uns das selber an. Vielleicht hat sich ja etwas getan in den letzten fünf Jahren.

Sollte es uns dort allerdings nicht gefallen, so haben wir noch Plan B in der Tasche. Dann segeln wir nach La Palma, nach Tazacorte auf der Westseite. Dort sind die Bedingungen in jedem Fall hervorragend.

Aber nichts ist aber so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist:
Ab Mittwoch soll der Wind wieder kommen, der sich in den letzten acht Tagen als sehr mau und unzuverlässig aus falschen Richtungen gezeigt hat.
Und Achim kann noch weitere vier Tage sein Knie schonen.

Also fällt die Beurteilung meiner kleinen Sünde wohl in die Kategorie ‚belanglos‘.

Pläne, Änderungen, Verschiebungen

Do., 01. Okt..15, Gran Canaria, Tag 488, 2.728 sm

Achims Knie wird besser. Die Schwellung ist zurück gegangen und die Beweglichkeit nimmt zu. Trotzdem verbringt er viel Zeit unter unserer Sonnenabdeckung im Schatten und überlegt wohin er mich denn noch einmal schicken könnte.
Die letzten zwei Wochen bin ich bestimmt Hundert Kilometer Fahrrad gefahren. :cry:

Nun rückt er damit raus, dass er es für sinnvoll erachtet, dass wir für unser großes Vorsegel neue Schoten (Tüttelbänder) kaufen sollten.
In der Marina gibt es nichts passendes also muss ich nach“ El Sebadal“ ins Industriegebiet fahren.

Klar, mach ich, gerne… logisch, da war ich ja auch grad neulich erst…

El Sabadal liegt am äußersten Ende der Bucht von Las Palmas.
Warum stehen in jeder Hafenstadt am Ende der Bucht so steile Berge? – außer in Hamburg natürlich, Grüße an dieser Stelle an die schönste Stadt der Welt.

Die Anfahrt zum ultimativen Baumarkt und Marine-Laden von Las Palmas (King Hogar) ist zum radeln zu steil, ich muss schieben.
Zur Belohnung für das Erklimmen eines Hügels erhält man ungeahnte Ausblicke auf den unattraktiven Teil der Stadt.

Während ich so durch die Stadt hechel, sinnt Achim sich noch weitere Dinge aus:
Er organisiert einen neuen Krantermin für Samstag, hier in Las Palmas.
Dann gehen wir, wie ursprünglich geplant, drei Tage an Land und am Dienstag, den 6. Oktober wieder zurück ins Wasser.

Da wir nicht direkt vom Kranen in See stechen, sondern noch eine Nacht bleiben wollen, ist es an mir eine weitere Verlängerung für die Marina heraus zu holen.

Diesmal sitzt im Büro eine Dame hinterm Tresen.
Der Trick ‚ich habe ein Problem mit meinem Mann‘ funktioniert also nicht.

Genau genommen funktioniert gar nichts. (Zicke ;-) )
Nein, sie ist unerbittlich, erst am 6.ten darf ich nach einer Verlängerung um einen Tag fragen.
So sind die Hafen-Regeln. So sind die ARC-Regeln. Immer nur einen Tag vorher gibt’s Verlängerung.
Ich schwindel ein wenig und flüstere etwas von einer Nachuntersuchung im Hospital.
No go!

Ich gebe mich geschlagen und bin schon fast draußen…
Ich dreh um… einen Versuch starte ich noch: Ich frage sie, was ich mit dem Schiff machen soll, wenn ich am 6.ten eine negative Antwort bekomme während mein Mann im Hospital ist?
Das kann sie nicht beantworten, wird unsicher und das Eis ist gebrochen. Sie geht zum Chef und kommt mit meiner gewünschten Verlängerung wieder.

Somit bleiben wir nun bis zum Mittwoch-Mittag hier, aber dann sind wir hier wirklich weg. :-) Jetzt wird es auch Zeit, denn am 09. Oktober wartet Besuch auf La Gomera auf uns.

 

Es gibt auf Yachten ein Sprichwort…

Di., 29.Sep.15, Gran Canaria, Tag 486, 2.728 sm

…was kaputt gehen kann, geht auch kaputt.

Aber warum bitte muss es bei uns ausgerechnet die Klobrille sein?
Das ist doch nicht zu fassen. Mitten durchgebrochen.
Und dann auch noch als ich drauf saß. Unverschämtheit!

Das gute Stück stand bereits auf meiner ’sollte-mal-dringend-gemacht-werden-Liste‘.
In die Jahre gekommen war der Lack ganz schön ab.
Aber ich mag es nicht, wenn ich von Gegenständen zwangsverpflichtet werde.

Auf der nackten Porzellan-Schüssel zu hocken ist nicht wirklich toll. Die Brille bekommt somit Prio 1.

Achim leimt sie mir. Das gelingt ihm auch sehr gut.
Allerdings hinterlässt er große Mengen Leim, die ich mühevoll abschleifen muss. Deshalb darf er auch bei uns nicht malern oder lackieren.
Er verteilt mehr Farbe an seinen Händen und dem Fussboden als auf dem Malobjekt.

 

Ich habe schon eine ganze Menge lackiert. Allerdings ist der Unterschied bei 30 Grad auf dem Vorschiff, statt 20 Grad im heimischen Keller zu pinseln enorm.
Einschlafen darf man dabei nicht. Der Lack trocknet einem unterm Pinsel weg.

Der Vorteil: der Lack ist so schnell staubtrocken, dass Fliegen oder irgendwelche Fusel-Pflanzen-Samen keine Chance haben fest zu kleben.
Somit kann ich beide Seiten mit zwei Schichten am Tag pinseln.

Übermorgen sollten wir wieder gemütlicher auf der Toilette Platz nehmen können.

Puma an Bord

Fr., 25.Sep.15, Gran Canaria, Tag 483, 2.728 sm

Meine letzten Tage waren sehr verwirrend.

Während ich sonst morgens gemütlich im Cockpit bei einem Becher Tee auf frisches Brot warten darf, musste ich die letzen Tage selber los, um Brot zu kaufen. Da werde ich normalerweise sehr vom Brötchen-hol-Dienst verwöhnt.

Mit dieser ungewohnten Aufgabe ist nun Schluss, denn heute kommt der Verband von Achims Knie ab.
Der Doc ist sehr zufrieden und ordnet an: das Knie muss bewegt werden, moderat zwar, aber laufen sei jetzt ganz wichtig.
Zum Fäden ziehen muss er nicht, denn die Fäden an den beiden kleinen Schnitten lösen sich von alleine auf. Seine Schmerzen halten sich in Grenzen, nur ein wenig geschwollen ist das Knie noch.

Somit ist der weite Weg zu den Duschen auch endlich wieder erlaubt.
Zum Glück! Atanga erinnerte kurzzeitig an einen Puma-Käfig.
Nicht duschen können und nur Katzenwäsche bei 30 Grad im Schatten haben den Skipper mehr und mehr in einen pumösen Zustand versetzt :mrgreen:

Jetzt herrscht wieder reinliche Frische an Bord und Brot bekomme ich auch gebracht. :-)