Mo., 27.Mrz.17, Mexiko/Puerto Morelos, Tag 1030, 9.971 sm von HH
Tulum ist die einzige Maya-Stätte am Meer. Und die am meist besuchte in Mexiko, weil sie dicht an den Touristen-Zentren liegt.
Die Ruinen von Tulum gelten aus Archäologen-Sicht als unbedeutend.
Sie sind trotzdem das (!) Fotomotiv. Kein Reiseführer, kein Prospekt, der nicht vom malerischen Palast Tulums geziert wird.
Blauer Himmel, weißer Strand, türkis Wasser, ein Fotografen-Traum.
Beate und Reiner sind noch Maya-Tempel unbefleckt und machen den Vorschlag: „da wollen wir hin“.
Dass Tulum nicht mit den großartigen Anlagen im Hochland mithalten kann, liegt auf der Hand. Es gibt keine Pyramiden. Nur kleine Tempel, keine endlosen Treppen.
Wir wollen trotzdem gerne mit und los geht es mit dem Bus. Eine Stunde dreißig Fahrt Richtung Süden.
Wir warten an der Landstraße auf unseren Bus und spätestens jetzt hätte uns auffallen müssen, dass Hunderte Busse an uns vorbei fahren. Richtung Süden.
Im Süden kommt nicht mehr viel, was solche Massen an Touristen anziehen könnte, außer Tulum.
Beim Aussteigen merken wir es dann auch. Wir sind nicht allein.
Die Besichtigung ist eine große Enttäuschung.
Alle Tempel sind weiträumig abgesperrt. Das ist schade, hat aber Sinn. Aktiver Tempel-Schutz. Spätestens nach einer Saison hätten die Besucher-Massen die Ruinen nieder getrampelt.
Es bleiben schmale Wege, die sich durch die Anlage winden. Inklusive Stau.
An den schönsten Stellen spürt man schon mal die Ellenbogen von ungeduldigen Fotografen, die ebenfalls einen Platz ganz vorne wollen.
Selfie-Sticks geraten gefährlich in Augen Nähe.
Gruppenfotos vor der Ruine, vor dem Meer, mit Leguan, ohne Leguan, nur mit Mutti. Dazwischen Reisegruppen, die tatsächlich einen Lern-Auftrag haben. Sie umringen einen, lauthals Erklärung schwingenden, Reiseführer.
Achim und ich waren in den anderen Ruinen ganz ergriffen von der Schönheit der alten Städte. Ein wenig andächtig sind wir zwischen den Überresten der Pyramiden gewandelt. Die Stimme automatisch gedämpft, so wie man es in der Kirche macht.
Hier möchte man einfach nur noch weg.
Dieser Besuch ist wie in Disney-Land. Ein Tollhaus.
Es gibt sogar einige Badewillige. Als ob es rechts und links von Tulum keinen Strand gäbe.
Nein, genau hier muss gebadet werden. Gut, wer’s braucht.
Bereits zwischen den Ruinen wird in Badekleidung gelaufen. Große Bäuche und schlaffe Hintern an unpassender Stelle gezeigt.
Am Ausgang tummeln sich vom Rummel unbeeindruckt ein Nasenbär und eine Mexikanische Schlank-Natter. Das ist doch mal was. Somit hat sich der Ausflug tier-technisch gelohnt.
Und ein Wunder findet sich am Ausgang. Der Massenansturm ist schlagartig vorbei. Keine Warteschlangen mehr an den Drehkreuzen.
Unser ultimative Besucher-Tipp für Tulum lautet: Komm nach 14:00 Uhr. Besser erst um 15:00 Uhr. Die Busladungen an Menschen sind dann bereits wieder in ihren Hotels oder auf ihren Segelschiffen. Du kannst dann in Ruhe eine, eigentlich schöne, Maya-Stätte besichtigen. Es ist die einzige am Meer.