Facebook

Fr., 01.Sep.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1189, 11.850 sm von HH

Wir hatten Besuch. Besuch von Beatriz. Beatriz ist eine Internet-Bekanntschaft, genauer gesagt eine facebook-Freundin.
Beatriz stammt aus Bogota, hat Deutsch studiert und baut sich in Santa Marta ein Business als Deutsch-Lehrerin auf. Ihr Traum ist, als digitale Nomadin von überall auf der Welt Unterricht zu geben. „Meine Hobbies sind reisen und essen. Und wenn ich es verbinden kann, ist es perfekt.“

Von ihrem Studentenaustausch in den Allgäu und nach Frankfurt an der Oder (man kann nicht immer gewinnen ;-) ) hat sie Kässpatzn und Germknödel im Wortschatz mitgebracht.

Kennen gelernt haben wir uns über die facebook-Gruppe ‚Alemanes en Colombia‘ über meine Frage, wo ich in Santa Marta internationale Bücher bestellen könne.
Meine Frage, deren Antwort leider noch aussteht, ruft Beatriz auf den Plan, die sich über Deutsche in ihrer Stadt freut.
Sie ist begeistert zu hören, dass wir auf einem Segelboot leben, war noch nie auf einem „großen“ Boot, will das mal sehen und steht einen Tag später vor der Tür.

Sowas kann nur facebook.

Facebook. Gehasst und geliebt. Tummelplatz der Eitelkeiten und Plattform für unerträgliche Dummheit.
Facebook, als Zeitfresser Nummero 1 verschrien. Es wird gepostet, was die Welt nicht interessiert. Posen nur für Fotos, um diese mit Banalitäten in die Welt zu senden.
Viele Haustiere und Kinder erkennen ihre Herrchen und Eltern nur noch, wenn sie ein Handy vors Gesicht halten. Das Internet ist voll mit Ratgebern ‚wie lösche ich mein facebook-account und komme mit dem anschließenden Entzug zurecht‘.

Geliebt von Stalkern, die der Ex und verkrachten Chefs hinterher spionieren wollen. Informationsquelle darüber, was der Nachbar gerade isst, warum sein Rasenmäher streikt und wer letztes Wochenende besoffen vom Stuhl gekippt ist.

Vernetzung. Das war die Vision von Mark Zuckerberg als er facebook gründete.
Vernetzung ist auch mein Grund zur Nutzung von facebook (und zum Stalken natürlich ;-) ).

Für Segler gibt es ein gut ausgebautets Netz aus Vernetzung: ‚Langfahrtsegeln‘, ‚Blauwassersegeln‘, einfach nur ‚Segeln‘ und für Segler die aus der Gruppe ‚Segeln‘ ausgeschlossen wurden, die neue Gruppe ‚Seglergruppe‘.
Segelblogger, Segelnblogs, Reiseblogger, erfolgreich bloggen, erfolgreich reisebloggen…

Nicht alle Gruppen sind hilfreich.
Ganz schlimm ist ‚Segeln‘. Da wird viel Falsches und wirklich, wirklich dummes Zeug geschrieben. Schnell wird sich angeschrien, beleidigt und mit „auf die Fresse“ gedroht.

Wie in allen Foren, auch außerhalb von facebook, muss man mit Antworten rechnen, die an Blödheit nicht zu übertreffen sind: Ich habe mal gefragt, welcher Herd auf Schiffen empfohlen wird. Die erste Antwort lautete: „Warum willst Du überhaupt kochen, wir gehen immer essen.“ :cry:

Neben den gruseligen Gruppen, gibt es kleine, aber feine Seiten. Dort erhält man brauchbare Informationen. Und sogar zu der Frage, die man gestellt hat.
Dort wird die Vision von Zuckerberg zur Realität. Vernetzung. Diese Gruppen machen Spaß und Sinn.

Die Facebook-Seite ‚Caribbean Safety and Security Net‘ unterhält mit einer Landkarte, wo es in der Karibik die meisten Überfälle in den letzten 12 Monaten gegeben hat. Von vielen geschätzt, mag ich diese Seite nicht. In der S-Bahn auf dem Weg nach Hause, schaut man ja auch nicht nach in welchem Viertel man zum Opfer wird.

‚Eventos en Santa Marta‘ zeigt stundengenau die Überschwemmung in der Stadt, Fahrradunfälle und berichtet über sportliche Großereignisse. Bei Festnahmen von Drogendealern ist ‚Evontos en Santa Marta‘ hautnah dabei. Datenschutz ist etwas für Angsthasen. Die Festgenommenen werden mit Foto gezeigt.

Für die Vorbereitungen auf Panama sind wir schon mal Mitglied in drei Gruppen geworden. :shock: Eine Gruppe zu verlassen ist ja einfach, wenn dort nur Quatsch gepostet wird.

Facebook. Fluch und Segen.
Zeitfresser? Ja, unbedingt. Aber häufig sinnvoll.
Zumindest theoretisch weiß ich nun, wo ich mein Roggenmehl in Santa Marta bekommen kann (auch wenn ich bis jetzt dreimal vergeblich dort gewesen bin – zwei Blocks weiter) und es hat uns einen unterhaltsamen Abend mit Beatriz geschenkt.
Wir wollen das wiederholen. Diesmal zusammen mit ihrem holländischen Freund, der Das Marketing für ihre Online-Schule betreibt.

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