Auf der anderen Seite

Mo., 09.Apr.2018, Panama City/Balboa, Tag 1402, 12.404 sm von HH

Jetzt sind wir auf der anderen Seite und wissen nicht, was wir machen sollen. Der Plan sah eine schnelle Weiterreise auf die Las Perlas Inseln vor. Nur knappe 40 sm entfernt, ein Tagestrip. Aber wir haben keinen Wind. Erst am Donnerstag soll es welchen geben.

Ich bin nicht böse drum. Wir liegen im verschrienen Balboa Yacht Club direkt hinter dem Kanalausgang: „der Platz ist schwellig, das Wasser hat schlechte Qualität.“ Stimmt beides. Und trotzdem gefällt es mir. Den ganzen Tag ziehen die großen Pötte dicht an uns vorbei, die durch die Schleusen kommen oder wollen. Lotsenboote und Schlepper düsen geschäftig hin und her und sorgen für den beklagten Schwell. Ich mag das den ganzen Tag beobachten. Nach drei Monaten Shelter Bay Marina freut sich das Auge über Abwechslung. Ich mochte im Nordostseekanal auch schon immer gerne in Brunsbüttel liegen.

Schlepphilfe vom Tug-Boot, die unglaublich Schwell verbreiten

Schlepphilfe vom Tug-Boot, die unglaublich Schwell verbreiten

Jakobsleitern sind auch nicht mehr das, was sie mal waren

Jakobsleitern sind auch nicht mehr das, was sie mal waren

Mit dem Kanal vor Augen können wir unsere eigene Fahrt stimmungsvoll verdauen. Das braucht einige Zeit. Am Samstag sind die Jungs und ihre Leinen plus Fender vom Wassertaxi abgeholt worden. „Thank you Ma’m, thank you Sir“, artig bedanken sie sich für ein extra Trinkgeld (300 USD beträgt übrigens der vereinbarte Lohn). Nette Jungs.
Wir sind trotzdem froh wieder allein zu sein. So ein Schiff wird zum Hühnerstall mit so vielen Menschen. Platt sinken wir in die Kissen.
Was für ein aufregendes Erlebnis durch dieses Wunderwerk der Technik auf eigenem Kiel zu reisen.
Seit 1914 läuft der Kanal störungsfrei – drei kleine Ausfälle hat es erst in über hundert Jahren Betrieb gegeben.

Wir hängen an der Boje mit Blick auf die ‚Brücke der Amerikas‘, einem Teil der berühmten Panamericana. Das Stück Brücke, das den durchgeschnittenen Kontinent wieder zusammenfügt; Nordamerika und Südamerika wieder zusammenkittet.
Die Panamericana verbindet über 27.000 Kilometer Alaska mit Feuerland. Wenn ich den Verkehr auf der Brücke so betrachte, fahren morgens mehr Leute nach Alaska. Die meisten kommen bereits abends wieder zurück.

Ein Stück Heimat kommt vorbei

Ein Stück Heimat kommt vorbei

 

Brücke der Amerikas - großartig

Brücke der Amerikas – großartig

Ein toller Liegeplatz, der in jeder Hinsicht nach der großen weiten Welt riecht.

Er hat nur einen Haken: er ist schweineteuer. Ankern ist verboten und die Bojen kosten schlappe 35 USD am Tag. Dafür gibt es gutes Internet und ein kostenloses Wassertaxi, was uns 24 Stunden am Tag an Land bringt.

Gleich um die Ecke gibt es zwei Ankerbuchten, die kosten nix. Die haben mehrere Haken: wir müssten das Dinghy zu Wasser lassen (okay, machbar, aber für zwei Tage sind wir nicht motiviert), das Dinghy Dock kostet 55 USD Miete in der Woche und ist nicht für einzelne Tage buchbar. Somit spart nur, wer nicht an Land geht. Ist doch verhext.
Und der Blick auf die Brücke ist weg. Dafür gäbe es allerdings einen Blick auf die sagenhafte Skyline von Panama Stadt. Wir wissen nicht, wozu wir uns durchringen sollen. eiern den ganzen Tag herum und dann fällt die Entscheidung: Morgen geht es um die Ecke zu den kostenlosen Ankerplätzen und falls Wind sein sollte, starten wir einfach zu den Perleninseln durch. :-)

Panama Stadt - Weltstadt

Panama Stadt – Weltstadt

2 Gedanken zu „Auf der anderen Seite

  1. Steffi

    Glückwunsch und Daumen hoch zur Durchfahrt durch den Kanal!

    Noch kurz ein Kommentar zur Panamerikana: da wir ja ziemlich lange reine Landeier waren, haben wir uns natürlich ein wenig dami beschäftigt als wir durch Südamerika gefahren sind. Leider ist die Straße nicht ganz so durchgängig wie man vermutet. Der Darien Gap im Süden Panamas ist meines Wissens immernoch ein Problem und wenn überhaupt nur in der Trockenzeit über Lehmpiste zu durchqueren. Meist wird deshalb dort „umschifft“ bis nach Kolumbien.

    Viele Grüße
    Steffi

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