Ausgangssperre!

Sa., 21.Mrz.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2120, 20.254 sm von HH

Bewegungsbeschränkung, Lock down, Ausgangs-Beeinträchtigung oder wie man es auch immer nennen will: wir sitzen fest auf dem Kahn! Gültig seit gestern Mitternacht.
Uns Seglern ist es noch erlaubt zum Einkaufen zu gehen. Spaziergänge sind verboten. Wir sollen nach dem Einkauf zügig zum Schiff zurück kehren, wie uns über Funk von den Gendarmen mitgeteilt wurde. Segeln zwischen den Inseln ist jetzt komplett verboten, auch unbewohnte Inseln dürfen nicht mehr angelaufen werden. Schwimmen und jede Art von Wassersport ist nicht erlaubt.
Die Beschränkung betrifft die Einheimischen ebenso. Gestern Abend ist die Genarmerie die einzige Dorfstraße auf und ab gefahren und hat über Lautsprecher die neuen Regeln bekannt gegeben. Mit Blaulicht. Wahrscheinlich das erste Mal, dass es je eingeschaltet war.
Das ist schon etwas eigenartig und macht ein unangenehmes Gefühl.

Frankreich stülpt seine Entscheidungen bezüglich Corona Vorsorge auf Tahiti. Tahiti nickt, obwohl eigentlich für Innenbelange die Regierung von Französisch Polynesien zuständig ist. Aber hey, Frankreich schickt das Geld. Diese Hand beißt man nicht. Tahiti nickt also und gibt die französischen Anordnungen auf die Inseln weiter. Die Inseln nicken, denn hey, Tahiti schickt das Geld. Somit stehen jetzt hier bei uns im kleinen Mini-Hafen Pylonen und Flatterband wurde gespannt. Drei Gendarmen und mindestens vier Helfer in gelben Warnwesten stehen dicht beieinander. Endlich mal was los.
Die Polynesier erscheinen uns sehr gefügig zu sein. Sie schlagen die Hacken zusammen und befolgen alle Anordnungen. Ziviler Gehorsam scheint ihnen in in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Kinder sind im Haus zu halten – seit Tagen sind keine Kinder mehr im Dorf zu sehen. Mundschutz wird empfohlen – fünfzig Prozent tragen ihn. Man soll zu Hause bleiben – man bleibt daheim. Mir-doch-egal-Treffen wie Corona-Parties werden wir hier wahrscheinlich nicht sehen.

Was uns etwas nervös macht, sind die dauernd wechselnden Regeln für Segelschiffe vor Ort. Zunächst hieß es, die lange Anreise sei für Neuankömmlinge Quarantäne genug. Dann verlangte man Tage 14 Quarantäne oben drauf. Jetzt will man neue Segler gar nicht mehr haben. Ihnen bietet man zwei Optionen: 1. Such dir einen Platz für Dein Schiff und flieg dann nach Hause (neue Flüge aus dem Land sind in Planung) oder 2. Kauf dir Proviant und segel weiter. :shock:
Jede neue Regel hat eine Gültigkeit von wenigen Tagen oder nur Stunden. Segler, die länger als 30 Tage im Land sind, werden nach wie vor akzeptiert. Auf den Marquesas war allerdings kurz im Gespräch, dass auch diese ‚long stay‘-Segler ausgeflogen werden, während das Schiff zurück bleiben soll. Die Wogen haben sich wieder geglättet, man darf bleiben.
Die Nerven liegen blank bei den Polynesiern und als Segler kann man sich auf nichts verlassen. Im Augenblick gibt es keine Rechtssicherheit.

Wir glauben, so lange hier in Gambier kein Corona-Fall auftaucht, werden wir wohl bleiben dürfen. Wo sollen wir auch hin? Andere Länder Richtung Westen wollen uns ebenfalls nicht. Außerdem haben wir noch zwei Monate Zyklonsaison. Für die USA haben wir kein Visum, die würden uns sofort an die Kette nehmen. Und jahrelang auf dem Ozean zu segeln ist für die Crew, die lieber ankert auch keine Option. :mrgreen:
Die Menschen auf der Straße sind nach wie vor ausgesprochen freundlich zu uns. Taucht hier allerdings ein Corona-Fall auf (wie auf den Marquesas) könnte sich das ändern. Heute ist noch einmal ein Flugzeug aus Tahiti gekommen und das Versorgungsschiff. Hoffentlich beides ohne Viren.

8 Gedanken zu „Ausgangssperre!

  1. Robert Zagler

    Hi, das gleiche betrifft uns in den Staedten. In Palermo duerfen wir auch nur noch zum Einkaufen bewegen. Es hat auch nichts anderes mehr als die Pharmazie und der Lebensmittelladen geòeffnet. Wir wollen aber von Palermo aus Segel setzen und in Internationales Gewaesser gelangen. Hier wird unter umstaenden bald Chaos ausbrechen und man kann sich dann des Lebens nicht mehr sicher sein, in einer Stadt wie Palermo, Italien. Liebe Gruesse und geniest die Zeit, es war schòen mal wieder von euch gelesen zu haben

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    1. Sabine

      Hallo Robert,
      Viel Glück und das richtige Händchen bei Eurer Entscheidung. Man weiß nicht mehr, was man noch raten soll. Ich glsube, um so kleiner ein Ort idt, desto besser.
      LG zurück.

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  2. Stefan

    In der Karibik nicht viel anders. Wir sind heute Hals über Kopf von den BVIs in die USVIs geflüchtet. Denn dort haben wir Dank Visum 6 Monate Aufenthaltsrecht.
    Aufgrund Aussagen des Gouverneurs im TV waren wir uns nicht mehr sicher, ob die USVI die Grenze für ankommende Yachten schliessen.
    Und da in den BVIs unklar ist ob die 1 monatige Aufenthaltserlaubnis verlängert wird, haben wir schweren Herzens die leergefegten BVIs verlassen und sind in die vollen USVIs.

    Jetzt haben wir zumindest etwas Zeit die Sache zu beobachten und hoffen drauf, vor Beginn der Hurrikansaison irgendwohin zu dürfen wo wir sicher sind. Aktuell sind alle südlichen Inseln wie Curaçao und Trinidad usw. zu.

    Stefan
    sail-invia.com

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    1. Sabine

      Hallo Stefan,
      das Schlimmste für Euch Karibik-Segler ist ja im Augenblick die nahende Hurrikan-Saison. Kein Spaß. Ich hoffe, es gibt bald Nothäfen, die Ihr anlaufen dürft mit Quarantäne.
      Wie wäre es mit French Guyana? Ist immerhin Europa?

      LG
      Sabine

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    1. Sabine

      Hi Willi,
      ich bin noch in einer Ecuador Gruppe aus unserer Zeit als wir in Bahia waren. Ecuador scheint mir sehr rigoros mit seinen Maßnahmen zu sein. Etwas unverhältnislos, scheinbar.
      Kopf hoch!
      Liebe Grüsse,
      Sabine

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  3. Michael

    Für den Fall dass ihr die Zusammenfassung nicht kennt

    noonsite.com/news/novel-coronavirus-2019-ncov-special-procedures-being-introduced-in-ports-of-entry-worldwide/

    Puh, aktuell beneide ich euch deutlich weniger als noch vor 2 Wochen.
    Handbreit
    Michael

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