30.11-04.12.24, Australien/VIC+NSW/Myrtlefort+Cooma+Narooma, Tag 366-370 Roadtrip, 28.281 km total, Tages-km 357+182
Wir verlängern in Myrtlefort. Der gesamte Osten von Australien liegt unter Regenwolken. Es gibt kein Entkommen. Selbst in Sydney kommt es noch zu Überschwemmungen.
Myrtlefort ist gut geeignet zum Abwettern. Wir suchen noch weitere der versteckten Mosaike im Dorf und stoßen auf einen skurrilen Laden: Import von Asien-Trödel aller Art. Die Geschäfte-Kultur in Australien ist dünn. In jedem Ort gibt es die gleichen Hardware Stores, Autoläden, Camping-Shops und Boutiquen. Individuelle Geschäfte findet man selten. Dieser Laden ist eine Fundgrube für den extravaganten Geschmack.
Der Campingplatz liegt direkt neben einem Rasen-Bowling-Platz. Dieser hat zwei Spielfelder und wenn es nicht regnet, finden sich tatsächlich jeden Tag Spieler ein. Und nicht nur Rentner!
Am Abfahrts-Morgen werden wir durch ein gurgelndes Rasenmäher-Geräusch geweckt. In der Nacht hatte es geregnet und zwei ältere Herren schieben Rasenmäher, die gleichzeitig Regenwasser absaugen können über die Flächen. Ich hatte das Grüne von weitem für Kunstrasen gehalten. Falsch, es handelt sich um fein gepflegtes ‚Golf Green‘. Mindestens fünf Mal in der Woche wird gemäht.
Die letzte Zeit ist unsere Strecke ja recht zahm gewesen, daher hatten wir die Idee, die Australischen Alpen quer zu durchfahren. Das ist ein drei Tages Trip auf unbefestigten Wegen abseits der Highways. Aber das unbeständige Wetter – zwei Tage schön; ein Tag Regen – hält an. Bei Nässe ist das ‚Alpine Crossing‘ nicht angeraten. Die Wege sind zu steil, die Flüsse zu voll.
Wir wählen also den asphaltieren ‚Tourist Drive‘. Und sind enttäuscht. Besonders abwechslungsreich ist die Strecke nicht. Serpentinen führen durch dichten Wald. Selten wird eine Aussicht geboten. Oder die Bäume sind abgebrannt. 2019/2020 haben fürchterliche Buschfeuer in Australien gewütet. In den Alpen hat es 60 Tage gebrannt. Die Wunden sind noch deutlich zu erkennen. Im Nachgang sind wir froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat.
In dem Katastrophen-Sommer verloren 33 Menschen ihr Leben, sind 13 Millionen Hektar Wald und Landwirtschaftsflächen vernichtet worden und über eine Milliarde (höhere) Tiere verbrannt. Durch extrem heiße Buschfeuer steigen die Feuer kilometerweit in die Atmosphäre auf. In diesen Hitzesäulen kondensiert die Feuchtigkeit und es entstehen Gewitter. Diese können weitere Brände auslösen und bringen durch Windböen und wechselnde Winde Feuer weiter außer Kontrolle.
In den ‚Snowy Mountains‘ fällt mehr Schnee als in den europäischen Alpen, obwohl sie vergleichsweise flach daher kommen. 2.228 Meter, mehr schafft der höchste Berg Australiens nicht. Allerdings sorgen 140 Tage Schnee für einen ausgiebigen Winter-Tourismus.
Mächtige Seen und die Schneeschmelze in den Bergen dienen 16 Staudämmen, 225 Kilometer Tunneln /Aquädukten und sieben Wasserkraftwerken mit so viel Wasser, dass die Hauptstadt Australiens mit Wasser und Strom versorgt werden kann. Und bewässern gleichzeitig noch 2.500 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche. Eines der komplexesten Stauwerke der Welt. Nur zwei Prozent davon sind oberirdisch sichtbar. Knapp 4.000 Megawatt Strom werden hier erzeugt – so viel wie drei bis vier mittlere Atomkraftwerke schaffen.
Hinter den Bergen legen wir einen kurzen Übernachtungs-Stopp in Cooma ein (schlechter Griff) und flüchten vor Regen an die Küste nach Narooma (guter Griff). Der Campingplatz liegt direkt am Meer. Der schmucke Touri-Ort schlummert noch Vorsaison.
Draußen brandet die Tasman Sea, aber durch eine schmale Zufahrt kann ein verzweigter, von Flachs und Inseln durchzogener, Meeresarm auch von größeren Booten angefahren werden. Am Rand der aufgeschütteten Wellenbrecher tummelt sich eine Herde Seelöwen. Nur fünf Meter oberhalb der Steine haben wir eine super Sicht auf die Tiere.