Die Büchse der Pandora

Sa., 01. Aug.15, Gran Canaria, Tag 427, 2.728 sm

Die Büchse der Pandora enthielt gemäß der griechischen Mythologie drei bis dahin unbekannte Übel: Arbeit, Krankheit und Tod.
Die Hoffnung war das einzig Positive, was die Büchse enthielt.
Bevor diese ebenfalls entweichen konnte, wurde die Büchse wieder geschlossen und die Welt wurde zu einem tristen Ort voll Übel und Leid. Erst als Pandora erneut die Büchse öffnete, entwich die Hoffnung und gab den Menschen Trost.
Aber das wunderbare Zeitalter in dem die Menschheit von allem Übel verschont war, ist endgültig vorbei.

Unsere Büchse der Pandora heißt: Atlantik-Überquerung.

Einmal geöffnet, entströmen bis dato unbekannte Übel wie

  • Ersatzteil-Beschaffung drüben unmöglich
  • fleischlose Zeiten auf See
  • die tropische Sonne zerstört alles
  • Kakerlaken bevölkern das Schiff

Einmal geöffnet, spricht man über nichts anderes mehr. Jedes Gespräch findet automatisch seinen Weg zur „Atlantik-Überquerung“. Als ob es keine anderen Themen gäbe auf der Welt.
Einmal geöffnet, stößt man überall auf Hinweise, was zu beachten sei, vorher, während und danach.

Auf der anderen Seite des Atlantiks, so heißt es, gibt es entweder alles, wie in den französischen Departements (Martinique, St. Lucia, französisch Guyana), jedoch zu horrenden Preisen, oder es gibt nichts.
Überall lesen wir oder bekommen aus erster Hand von Mittseglern die Infos, dass die Kanarischen Inseln die letzte gute Gelegenheit zum Bunkern, Besorgen und Organisieren sind.

Allerdings steckt auch in unserer Büchse die Hoffnung und heißt bei uns: gut vorbereitet sein.

Die meisten Segler, die noch in diesem Jahr über den Atlantik wollen, sind noch nicht eingetroffen, aber mit der La Joya haben wir schon jetzt tolle Freunde gefunden, die mit uns gemeinsam die Hoffnung aus der Büchse lassen.

Einkochen für die Atlantik-Überquerung

Gabi und ich widmen uns dem Übel „fleischlose Zeiten“.

Dafür kaufen wir gemeinsam ein und treffen uns zum Einkochen auf der La Joya (deren Pantry ist einfach riiiesig). Ich rücke mit unserem halben Hausstand dort an. Elektrokocher, Schnellkochtopf und gesammelte Twist-Off-Gläser.

Wir versuchen uns an Hack, Schwein, Hähnchenbrust und Rindfleisch.
Das Fleisch braten wir jeweils nur mit Salz und Pfeffer an, füllen Bratensaft auf oder kochen es trocken ein.
Die andere Hälfte unserer Fleischsorten verarbeiten wir weiter zu Rinder-Gulasch mit Pilzen und Schweine-Gulasch mit Möhren und Kartoffeln. Außerdem eine Tomaten-Hack-Soße für Spaghetti und Hähnchenbrust, einmal als Curry zubereitet und einmal mit Zwiebeln und Tomaten.

Die Aktion dauert Stunden. Die Einkochzeit beträgt 20 Minuten, aber der Schnellkochtopf darf dann nicht abgedampft werden, sondern wir müssen warten, bis der Druck von alleine entwichen ist.
Die Fleisch-Konserven sehen ein wenig aus wie frisch aus der Pathologie. Sie schmecken aber hervorragend, wie die Probe eines einzigen Glases ohne Vakuum zeigt.

Eine schöne Aktion, die mit Gabi sehr viel Spaß macht. Alles, was nicht mehr in die Gläser passt, kochen wir zu einer großartigen Nudelsauce zusammen und verbringen einen weiteren netten Abend mit Gabi und Michael.

Achim ist begeistert, da er sich über unseren Anteil der Gläser hermachen wird, wenn ich in Deutschland bin und er nicht wie im letzten Jahr ekelige U-Ravioli essen muss.
Ich hätte die einzelnen Gläser zwar auch gerne selber probiert, um zu beurteilen, was sich lohnt einzukochen, aber Achim wird mir schon berichten.

Übrigens hat Nietzsche, die alte Spaßbremse, die Hoffnung als das übelste der Übel in der Büchse bezeichnet: Sie verlängere nur das Leiden der Menschheit. :mrgreen:

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