Schoene Bescherung

Fr., 25.Dez. 15, Atlantik, Tag 573, 3.375 sm von HH, etmal 131 sm Das Schlimmste, was Heiligabend an Land passieren kann, ist dass der Tannenbaum brennt. Auf See passieren andere Katastrophen. Den Nachmittag verbringen wir noch ganz friedlich mit Stollen, Brot backen und einer kleinen Bescherung. Der Alkoholverzicht wird kurzfristig aufgehoben und wir teilen uns einen Pikkolo. Die 6 Windstaerken halten an. Ebenso die Rollerei und unsere hohe Geschwindigkeit. Statt Gaensebraten oeffne ich ein Glas selbst eingekochtes Gulasch und koche Nudeln dazu. Alles tutti, alle sind zufrieden. Direkt nach dem Essen holt Achim die Angel ein, damit wir nicht mitten in der Nacht mit einem 5 kg Bonito kaempfen muessen (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt). Während dessen fange mit der Backschaft (Kueche aufraeumen) an: fuer die uebrig gebliebenen Nudeln benoetige ich eine Tupper-Schuessel, die sich im oberen Schrank unserer Pantry befindet. Der Schrank wird mit zwei Schiebetueren geschlossen, die auf Kunststoff-Schienen laufen. Um an die Schuessel zu kommen, muss ich mich weit ueber die Ablage strecken und die Schranktuer komplett aufschieben. Gerade als ich schwungvoll schiebe, legt Atanga sich kraeftig auf die Schrank abgewandte Seite. Mir bleibt nur, mich schnell an der Schiebetuer festzuhalten, um nicht durchs Schiff zu schleudern. Dabei hebe ich die Tuer an und gleichzeitig aus ihrer Nut. Die Tuer schlaegt mir gegen das Handgelenk, rutscht mir weg, ueber den Herd auf den Boden. Nudeltueten, Plastikflaschen mit Zucker und Mehl, Reis und eine grosse Flasche Chili ’suess-sauer‘ stehen nun freigelassen und ungeschuetzt im Schrank. Atanga kippt zurueck auf die andere Seite. Alles legt sich im Schrank brav an die Wand. Ich starre auf den Inhalt. Den Blick auf die Chili-Flasche geheftet. Mir bleiben zwei Sekunden, dann kommt der naechste Schlag zurueck. Die Chili-Flasche kann ich retten. Dann gehen mir die Haende aus. Alles andere prasselt an mir vorbei. Im hohen Bogen fliegt eine Dose mit Spaghetti in den Salon. Beim Aufprall auf den Boden platzt der Deckel auf und die Spaghetti ergiessen sich ueber unsere Bodenbretter. Dort breiten sie sich schnell wie Wasser aus. Einige der schluepfrigen Biester sehe ich zwischen den Bodenbrettern verschwinden. Mit jeder Welle wird der Spaghetti-Teppich groesser. Ich koennte heulen. Vor Wut, Schmerz und Frust. Ich tu das dann einfach auch. :-( Eine Stunde spaeter haben wir das Chaos beseitig. Der Nachtisch wird ersatzlos gestrichen. Ich geh‘ ins Bett, ein wenig vorschlafen, da ich um 22:00 Uhr ja meine Wache antreten muss. Beim Einschlafen ueberlege ich mir, dass ich mir naechstes Jahr zu Weihnachten einfach einen Katamaran wuensche, die sollen ja nicht so rollen. ;-)

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